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Corona und kein Ende - Hilft Vitamin D? Wenn ja, wem?

Heute werden die Weichen in die Zukunft gestellt. Das "Corona-Kabinett" mit der Bundeskanzlerin als Hauptdarsteller:in und 16 Laienschauspielern, Pardon Ministerpräsidentin:nen nebst diverser Virologin:nen werden vermutlich bis Mitternacht diskutieren, wie lange wir noch eingesperrt bleiben. Wie einfach wäre es, wenn man einfach welche Pillen nehmen würde und … Alles wäre vorbei!

Das haben sich wohl Hersteller von Vitaminpillen auf die Fahnen geschrieben, so sinngemäß "Vitamin D gegen Corona!" Oder so. Nun hat sich die DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung), bislang in keiner Personality-Show (amerikanisch Vanity Fair) aufgetreten, eingeschaltet. Gestern stand im Spiegel Online

Da durfte die Tagesschau nicht fehlen

Waren unsere Meldungen von neulich (hier und da) etwa falsch? Von wegen. Falsch sind die Schlagzeilen, wenn auch unbeabsichtigt. Wie soll die Tagesschau in 100 Minuten oder Heute express vom ZDF mit solchen Titeln umgehen?

In Wirklichkeit handelt es sich um eine schon seit einem Monat vorliegende Fachinformation, mit der die DGE die Wirksamkeit von zusätzlichen Mittelchen untersucht hat, die jetzt beworben werden. Wer die damit beauftragt hat, steht nirgendwo. Es war aber bestimmt nicht die Pharmaindustrie, die gerade ihre Pillen öffentlich bewirbt. Die wäre nämlich ganz schön doof. Denn man kann mit Vitamin D-Pillen pro Frau oder Knabe gerade mal 20 € Umsatz machen, im Jahr, während Krebsmedikamente für eine einzelne Therapie im Monat 20.000 € bringen können.

Es handelt sich vielmehr um eine nüchterne Analyse, eine Meta-Studie. Ihr Fazit lässt sich wirklich nicht als Teil einer 100 Sekunden-Sendung oder gar einer Schlagzeile verwenden. Hier ist die:

Bei fehlender endogener Synthese liegt der D-A-CH-Referenzwert für die Zufuhr von Vitamin D bei 20 µg/Tag; damit wird ein adäquater Vitamin-D-Status (25[OH]D ≥ 50 nmol/l im Serum) gewährleistet. Gerade in den Wintermonaten reicht in unseren Breitengraden die UVB-Strahlung für die Vitamin-D-Synthese in der Haut nicht aus, wodurch sich in dieser Zeit die Häufigkeit einer unzureichenden Vitamin-D-Versorgung deutlich erhöht. Eine Supplementation von Vitamin D in Höhe des Referenzwerts kann daher zur Sicherstellung eines adäquaten Vitamin-D-Status erforderlich sein. Unter der Voraussetzung, dass ein kausaler Zusammenhang besteht, hätte ein adäquater Vitamin-D-Status einen präventiven Effekt auf das Risiko einer SARS CoV-2-Infektion bzw. eines schweren COVID-19-Verlaufs. Eine andauernde Überdosierung mit Vitamin-D-Präparaten (> 100 µg/Tag bei Erwachsenen) ist wegen unerwünschter Nebenwirkungen dringend zu vermeiden.

Die DGE wollte lediglich mitteilen, dass ein hinreichender Vitamin-D Spiegel im Blut als Immunabwehr lebenswichtig ist. Dass der die Covid-19-Mortalität mitbestimmt, steht auf einem anderen Blatt, z.B. hier: (bitte aufs Bild klicken)

Corona und Licht - Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker II

Vor ein paar Tagen hatte ich das Thema Vitamin D und Corona bearbeitet (hier). Die Sache sieht manch Anderer weitaus dramatischer als ich. Allerdings kann man sie nicht dramatisch genug sehen. Denn die Warnung gilt: Wenn man mögliche Folgen eines mangelnden Vitamin D-Spiegels nicht ernst nimmt, kann der nächste Sommer ohne uns kommen.

Heute erreichte mich eine Nachricht von einem Prof. Spitz, der uns von einer Tagung Vitamin D-Update bekannt war (hier). Die Liste der damaligen Themen, bei denen die Rolle von Vitamin D besprochen wurde, war wahrlich imponierend:

  • – Krebsvorbeugung (z. B. Brust-, Dickdarmkrebs)
  • – Blutdrucksenkung bei Hypertonie
  • – Reduktion von Diabetes mellitus Typ 1 und 2
  • – Stabilisierung der Herzkraft bei Herzinsuffizienz
  • – Verringerung von Atemwegsinfekten
  • – Stärkung der Muskelfunktion
  • – Schutz der Nervenzellen bei MS

Von besonderer Bedeutung ist der Einfluss von Vitamin D auf das Immunsystem, das Herz-Kreislauf-System, den Glucose- und Fettstoffwechsel sowie auf die Zelldifferenzierung und das Zellwachstum. Genau das ist das Thema des Videos von Prof. Spitz in Verbindung mit der derzeitigen Pandemie. Die Impfung, so man sie irgend wann hoffentlich bekommt, hilft gegen Covid-19, Vitamin D ist die Gesundheitspolizei, die unser Körper über Millionen Jahre entwickelt hat. Er zeigt, wie die akuten Atemwegerkrankungen und der Mangel an Vitamin D über die Jahreszeiten korrelieren.

In welchem Maße Vitamin D Opfer von Covid-19 schützen kann bzw. hätte schützen können) läßt sich an einer Studie aus einem Altenheim demonstrieren.

Der Coronaherbst und Licht

Dass man mit Licht Wunder bewirken kann, kann man seit Jahrzehnten lesen. Gerade im Herbst der mittlerweile milden Breitengrade macht sich fehlendes Licht bemerkbar. Gegen Ende des Herbstes hatten bis letztes Jahr viele Deutsche arg wenig Vitamin D im Blut. Und das ist zwar nicht fatal, aber nicht viel gesünder. (hier)

Was aber hat das mit Corona zu tun? Heilt man Corona mittlerweile mit Licht? Könnte klappen. Aber was bestimmt wirkt, ist die Stärkung der Immunabwehr durch Licht. Es ist nicht nur das UV-Licht, dass sich da durch die Vitamin-D Bildung in die Lebensvorgänge einschaltet. Viele Menschen verbringen etliche Tage und Wochen im Herbst in Gefilden, wo die Sonne noch für die Vitamin-D Produktion genügend UV aussendet. Denn im Zeitraum von November bis Februar reicht die Lichtintensität hierzulande nicht aus, um die körpereigene Synthese überhaupt in Gang zu setzen. Wir bleiben dieses Jahr brav zu Hause. Und das wird sich im Winter rächen.

Viele Leute, darunter auch Ärzte, denken, Vitamin D hätte etwas mit den Knochen zu tun. Falsch ist es nicht, nur nicht hinreichend. Die Kommunikation zwischen den Körperzellen hängt ganz wesentlich von Vitamin D ab. Und das Institut, dessen Chef derzeit die Bundesunke* gibt, das Robert-Koch-Institut, schreibt dazu dies
"Darüber hinaus ist Vitamin D an weiteren Stoffwechselvorgängen, bei der Bildung von Proteinen beziehungsweise der Steuerung einer Vielzahl von Genen beteiligt. Dies ließ in den vergangenen Jahren die Vermutung zu, dass Zusammenhänge zwischen der Vitamin-D-Versorgung und chronischen Krankheiten bestehen und damit gleichzeitig neue Präventionsmöglichkeiten entdeckt werden könnten. Im Hinblick auf Bluthochdruck, Diabetes mellitus Typ 2 sowie kardiovaskulären und Krebskrankheiten konnten zwar Zusammenhänge in Beobachtungsstudien gefunden werden, bislang jedoch keine Beweise für kausale Beziehungen. " (2019)

Wer sich bis Oktober nicht genügend Vorräte an Vitamin D angespart hat, tut gut daran, seinen Arzt oder den Apotheker zu fragen. Nicht Wenige haben nach der Bestimmung des Vitamin D-Spiegels in seinem Blut nicht mehr gewundert, warum sie so schlapp waren. Die allgemein nützliche Medizin, die man auch ohne ärztliche Hilfe verschreiben darf, Lebertran, will ich lieber nicht erwähnen. Sonst kehren die Leser nicht zurück. Aber Abhilfe tut Not. Weihnachten werden wir nicht nur deswegen in den Sielen hängen, weil die Weihnachtsmärkte ausfallen. Und die alljährliche Grippe kann dieses Jahr auf einen mächtigen Verbündeten zählen.

  • Die Bundesunke war der legendäre Präsident der Bundesanstalt für Arbeit, Josef Stingl. Er handelte sich als Verkünder der monatlichen Arbeitslosenstatistiken den Spitznamen „Bundesunke“ ein.

Zum internationalen Tag des Lichts - Wackelpudding als Basis einer Wissenschaft

Einer nicht vermeidbaren Verschwörungstheorie zufolge hat alles, was um uns herum länger Bestand hat, eine wissenschaftliche Basis oder einen Erfahrungshintergrund. So sind angeblich die Tasten auf einer Computertastatur nicht zufällig so komisch verteilt, dass die wichtigsten Buchstaben wie A oder E mit dem falschen Finger (A mit dem linken kleinen Finger) bedient werden. Vielmehr sei die Verteilung auf die Sprache zurückzuführen. Wäre dem so und hätte ein Linguist die Buchstaben über die Tastatur verteilt, hätte er das E (17,40% aller Buchstaben in deutschen Texten) bestimmt nicht dorthin gepackt und das zweithäufigste Zeichen (N 9,78%) ganz woanders. Die Wahrheit ist, dass die Verteilung der Buchstaben auf einer deutschen Computertastatur bedingt ist a) durch die englische Sprache und b) durch die Typenhebelmaschine. Es sollte vermieden werden, dass man beim Tippen häufiger Wörter wie "the" Typenhebelsalat produziert. Der Spuk hätte im 2. Weltkrieg beendet werden können, als die Kugelkopfmaschine erfunden wurde. Wurde aber nicht. So werden wahrscheinlich die Tastaturen unserer Enkelkinder immer noch mit dem Erbe des 19. Jahrhunderts belastet sein.

Nicht so von Laien angenommen wie das obige Beispiel, sondern von hohen Gesellschaften beschworen, werden Empfehlungen zur Beleuchtung wie auch eventuell vorhandene Vorschriften streng auf der Basis von wissenschaftlichen Erkenntnissen gegeben. Richtig so. Denn Licht hat - angeblich - eine sehr hohe Bedeutung für das menschliche Leben.

In Cyberlux hatte ich vor etwa zwei Jahrzehnten einige teilweise sehr alte Erkenntnisse zusammengestellt, die dafür sprachen, dass man möglichst schnell handeln möge, um die Licht-Wissenschaft auf den neuen Nenner zu bringen. Denn einer der Großen dieser Wissenschaft, Prof. Gall, seinerzeit Vorsitzender der Lichttechnischen Gesellschaft Deutschlands, hatte äußerst deutlich gesagt: "Spätestens nach dem Bekanntwerden der spektralen Wirkungskurve der optischen Sensoren für die Steuerung der circadianen Sehbahn im Jahr 2001 ist die Frage nach der Gestaltung der Lampenspektren für Beleuchtungszwecke erneut aktuell geworden. Die Berücksichtigung lediglich der spektralen Hellempfindlichkeitsfunktion V(λ) und der Normspektralwerte wird künftig nicht mehr als Bewertungskriterien in der Beleuchtungstechnik ausreichen."

  • Beleuchtung von Arbeitsstätten beeinflusst Gesundheit und Wohlbefinden (Çakir, 1990)
  • Licht kann Winterdepression mildern [Lewy AJ, Kern HA, Rosenthal NE, Wehr TA. 1982]
  • Licht kann die Dauer und Tiefe sowie Qualität von Schlaf erhöhen [Lack L, Wright H. 1993]
  • Licht kann den Schlaf-/Wachrhythmus von Alzheimerpatienten regulieren [Van Someren et al, 1997]
  • Licht kann die Leistungsfähigkeit von Nacht- und Schichtarbeitern erhöhen [Boyce et al, 1997, Figueiro et al, 2001]
  • Licht kann die Gewichtszunahme von Frühgeborenen verbessern [Miller et al, 1995, Brandon et al, 2002]
  • Die Aktivierung des circadianen Systems wird durch ein jüngst entdecktes Wahrnehmungssystem geregelt [Berson et all, 2002, Hattar et al, 2002]
  • Licht reguliert den Melatoninpegel [Lewy et al, 1980], von dem nachgewiesen wurde, dass er das Wachstum von Brustkrebs verringert [Dauchy et al, 1999, Blask et al, 1999]
  • Licht beeinflusst die Hirnrindenaktivität direkt [Badia et al, 1991]

Der Artikel, der diese Aufzählung enthielt, wurde im Jahr 2002 geschrieben und 2003 in Cyberlux frei verfügbar veröffentlicht, im Jahr 2009 wieder erneut veröffentlicht. Und dann? Die sich für das Licht weltweit allein zuständig fühlende Organisation hat im Jahr 2019 angekündigt, sie will tatsächlich was tun. (hier) Die Ankündigung erfolgte indes 70 Jahre nach der ersten Veröffentlichung mit dem Titel "Über die Bedeutung des Lichts für die Lebensvorgänge"

Was wird denn künftig anders gesehen als so etwa seit 1924? Wenn man böse ist, wird man sagen, nichts Neues. Denn die wesentliche Grundlage der gesamten Lichttechnik, die Definition von "Licht" bleibt. Dabei hatte ich 2003 den Artikel "Warum wir ein neues Bewertungssystem für die Strahlung und das Licht benötigen" geschrieben, um die Frage zu klären: "Wer bestimmt, was „Licht“ ist?" Eine sich seltsam anmutende Frage, da wir alle wissen, was Licht ist. Oder? In Wirklichkeit wissen wir zwar sehr viel über Licht, jedoch auch nicht näherungsweise auf welchem Wege Licht gemessen und bewertet wird und warum. Solches Wissen ist nur den „Fachleuten“ zugänglich. Aber auch denen ist fast nie bewusst, wovon sie reden. Denn so ist Licht seit etwa einem Jahrhundert definiert: "Licht ist sichtbare Strahlung" Und was sichtbar ist, hat die CIE 1924 definiert. Basta. Dummerweise hält sich die Natur nicht an das, was so Ingenieure definiert hatten.

Nach der Definition des Lichts ist Tageslicht folgerichtig "Teil der globalen Strahlung, die eine Sehempfindung hervorrufen kann." Ergo: Es hat noch nie einen Menschen gegeben, der das Tageslicht je erlebt hat. Die kommt nämlich in der Natur nicht vor. Sie kümmert sich nämlich nicht um Definitionen von Elektrikern.

Ob es irgendwelche Auswirkungen hat, dass man das Licht so und nicht anders sehen will? Eine ganz bestimmt: Menschen können ohne UV-Strahlung nicht leben. Und die ist nach CIE kein Licht. Einfach nicht. Zwar reden alle Ärzte von "UV-Licht" oder "Infrarotes Licht" und therapieren fleißig damit. Dennoch bleibt es dabei.

Ob das jemand der CIE melden sollte, dass die seit fast 100 Jahren was Falsches definieren? Braucht man nicht. Das hatte ein berühmter Lichttechniker nämlich schon damals in einem Buch auseinandergenommen.

Das Buch von Luckiesh und Pacini wurde 1926 veröffentlicht und sagte u.a. aus, dass der Ausschluss der UV -Strahlung von der Definition des Lichts sich schädlich auf die Volksgesundheit auswirken werde. Die CIE weiß die Sache also schon seit ihrer Entstehung. Ergo: Die Grundlage der Lichtwissenschaft ist fest wie Wackelpudding.

Allerdings ist eine Abgrenzung des Betrachtungsgegenstandes weder in der Technik noch in der Wissenschaft grundsätzlich falsch. Man tut es, um bestimmte Wirkungen zu kennzeichnen oder zu studieren. So trägt UV z.B. der Sehschärfe nicht bei, also kann man mit der Lichtdefinition der CIE durchaus leben, wenn es um die Sehschärfe geht. Man kann dies auch auf die Sehleistung erweitern. Und um diese geht es bei der Beleuchtung. Oder?

Ein kurzer Satz, und schon drei Fehler. Erstens, um die Sehleistung ging es früher, als es offiziell hieß : "Beleuchtung ist Anwendung des Lichts, um Dinge und Umgebungen sichtbar zu machen." Jetzt heißt es - von allen Experten unbemerkt geändert - "Beleuchtung ist Anwendung des Lichts". Was hat man davon? Wo ist die Aufgabe abgeblieben, die da hieß, Dinge sichtbar machen? Solange man künstliche Beleuchtung betrieb, also seit der Erfindung des Holzscheits, macht man Licht, damit man was sieht. Jetzt nicht mehr.

Kommen wir zum zweiten Fehler in dem kurzen Satz. Man weiß seit langem, dass Sehleistung allein nicht glücklich macht. Die Beleuchtung soll die Umgebung auch in ein nettes Licht tauchen. Daher war den deutschen Lichttechnikern Sehleistung nie genug. Sie wollten auch die Umgebung berücksichtigt sehen. Das hat sich ein Ausschuss zum Ziel gewählt, der Normen für Europa macht. Man bestimmt für jeden Arbeitsplatz, für den es einen Namen gibt, z.B. "Zentraler Korridor der Logistik (starker Verkehr)" die Beleuchtungsstärke, deren Gleichmäßigkeit, Farbwiedergabe, zulässige Blendung, zylindrische Beleuchtungsstärke, mittlere Beleuchtungsstärke an der Wand und an der Decke, und dient so den "Anforderungen an den Sehkomfort und die Sehleistung von Personen mit normalen oder auf normal korrigiertem Sehvermögen entsprechen" . Die Aufzählung der Arbeitsplätze füllt 42 Seiten. Und die wollen mit wissenschaftlicher Methodik gefüllt werden.

Fangen wir mit der Sehleistung an. Was ist das? So steht es in der Norm definiert: Sehleistung - Leistung des visuellen Systems. Wer hätte das gedacht? Und Sehkomfort? Subjektives Wohlbefinden. Man leitet aus diesen beiden Begriffen Anforderungen für alle Europäer an ihre Arbeitsumgebung ab. Und wie kommt man zu den vielen Zahlenwerten? Beispielsweise kommt die Zahl 500 466 Mal vor. Man muss also fast 500 unterschiedliche Arbeitsplätze unter die Lupe genommen haben und dabei "Leistung des visuellen Systems" zu Grunde gelegt.

Da man aber gleichzeitig Subjektives Wohlbefinden berücksichtigen muss, muss etwa 500 Mal sowohl danach als auch nach Leistung des visuellen Systems der Wert 500 Lux herausgekommen sein. Ein Zufall aber auch.

Halten wir fest: Es geht nicht um Sehleistung. Wenn es darum ginge, hätte man sich dafür eine bessere Definition ausgedacht. Außerdem ist die Realität noch viel komplizierter, Denn die 500 x 500 Lux ergeben sich nicht allein aus Sehleistung und Sehkomfort: Die Norm führt etwas mehr an:

"Die Werte gelten für übliche Sehbedingungen und berücksichtigen die folgenden Faktoren: — psychophysiologische Aspekte wie Sehkomfort und Wohlbefinden; — Anforderungen an Sehaufgaben; — visuelle Ergonomie; — praktische Erfahrung; — Beitrag zur Betriebssicherheit; — Wirtschaftlichkeit." Das scheint echt solide Ingenieurarbeit zu sein, aus so vielen Faktoren für übliche Sehbedingungen 500 x 500 Lux zu ermitteln.

Jetzt noch schnell zu dem dritten Fehler in dem Satz, der da besagt, dass Beleuchtung der Sehleistung diene. Die Lichttechnik hat entdeckt, dass die Beleuchtung das gesamte Leben des Menschen beeinflusse und damit auch seine Sicherheit und Gesundheit. Die Vorstellung ist so neu nicht, aber mancher Held der Geschichte wie Columbus wurde auch als Entdecker gefeiert, dafür dass er nach vielen Tausend Jahren in 1492 ein Land gefunden hat, auf dem ca. 100 Millionen Menschen lebten. Es kommt halt auf das Marketing an. Künftig soll alles so bleiben wie es seit 100 Jahren geregelt wurde. Die Beleuchtung soll zusätzlich der Gesundheit dienen. Und das geschieht bestimmt auf felsenfester Basisi der Wissenschaft.

Was ist gefährlicher als Blau?

 

Wem die Frage unbekannt vorkommt, ist in guter Nachbarschaft. Mir ist die auch neu, bzw. war neu bis gestern. Jemand hat eine LED kreiiert, die nicht mehr Blau daherkommt, sondern eher zum Violetten hin strahlt. Damit man das Richtige sieht, füge ich die gemeinten Spektren bei. Die Logik hinter der Frage: Wenn man einen Teil des Spektrums in Richtung kurzwelliger schiebt, hat jedes Photon mehr Energie. Daher wäre die neue LED gefährlicher als die altbekannte (d.h. die altbekannte mit einem Peak bei Blau).

Ich will die Diskussion nicht etwa anfeuern, sondern einen Hinweis darauf geben, dass eine neue Baustelle entstanden sein kann. Wenn Blau gefährlich ist, ist kürzerwellige Strahlung nur noch gefährlicher. Wer hat aber gesagt, dass das Blau von LEDs gefährlich ist? Vielleicht sollte man die Diskussion ohne LED fortsetzen, dann hört sie vielleicht auf. So wie bei der Leuchtstofflampe. Die Behauptung, dass sie Krebs auslöse, beschäftigte ganze Generationen. Es hatte zunächst mit behaupteten Sehstörungen angefangen Ich denke, das erste Gutachten dazu hatte der Sehphysiologe Schober im Auftrag der LiTG in 1950 geschrieben (hier*). Er verneinte die behauptete Wirkung. Offenbar reichte es nicht allen, so wurden im Laufe der Jahre weitere gutachterliche Stellungnahmen durch seinen ehemaligen Assistenten Hartmann, den Arbeitsmediziner Müller-Limmroth u.ä. veröffentlicht. (hier**). Meine Meinung dazu hatte ich zur ersten Tagung mit dem Titel "Licht und Gesundheit" veröffentlicht. Bereits der Titel sagt eigentlich das aus, was ich meine: "Licht als Stressor oder Stimulans". Man kann es so oder anders sehen. (hier)

Das war die einzige Lehre, die ich aus den genannten Gutachten gezogen hatte: Die Wirkung wird nicht durch die Lampe bestimmt, sondern durch ihre Anwendung. So löste sich das Rätsel nach Jahrzehnten auf: Licht kann vermutlich krebsauslösend wirken (WHO 1987= Weltgesundheitsorganisation). Wenn die Vermutung stimmt, entsteht die Wirkung über die Verhinderung der Melatoninausschüttung bei Licht in der Nacht. In der Frage wird übrigens seit den 1980er Jahren geforscht. (Anm.: Ich will niemanden verunsichern, aber die angehängte Studie fiel mir auch gestern in die Hände. Es handelt sich um Praktiken, die Wissenschaft zu instrumentalisieren. Ein echter Krimi - nicht mit einem Toten, sondern Millionen. Bitte)

Ob Violet nu gefährlicher ist als Blau? Man warte seriöse Forschung ab. Deren Mühlen mahlen zwar langsam, sie produziert aber weniger von spektakulären Ergebnissen, die man zurückrufen muss. (Artikel kurz arc-magazine) Man könnte natürlich ein UV-Filter vorschalten, und das ganze Problem vergessen. Wär aber zu einfach.

*Schober, H.: Die angeblichen Sehstörungen bei Beleuchtung durch Entladungslampen. Lichttechnik (1950) 2, 8.103 und Lichttechnik (1954) 6, S. 215-218.
Schober, H.: Asthenopische Beschwerden durch Leuchtstofflampen. Klin. Mbl. f. Augenheilk. (1953) 123.
Schober, H.: Gutachtliche Denkschrift über die gesundheitliche Verträglichkeit des Leuchtstofflampenlichtes. Herausgegeben vom Technisch Wissenschaftlichen Ausschuß der LiTG e. V., Karlsruhe, 2. Aufl, 1971
**Stellungnahme zur Frage der Verträglichkeit des Leuchtstofflampenlichtes, Technisch-Wissenschaftlicher Ausschuss der LiTG, bearbeitet von E. Hartmann und W. Müller-Limmroth, Juli 1981