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Earth Hour 2019 - Super Beitrag aus der Lichttechnik

 

Ein Licht ging gestern nicht um die Welt, sondern eher ein Schatten. Für eine Stunde, angefangen auf Samoa, wurden die Lichter auf prominenten Plätzen abgeschaltet. Damit man das Klima rettet.

Nicht jeder denkt so. Ein sehr bekannter Mensch, sogar der mächtigste auf Erden, glaubt einfach nicht, dass es einen Klimawandel gibt. Vielleicht müsste ein Tornado seine Frisur ordentlich durcheinander bringen, damit er mal anders denkt. In guter Gesellschaft befindet er sich, der Europäischen Lichtbranche ist eine einmalige Innovation gelungen: die Wiederbelebung der 1000 lx-Bewegung aus den 1960ern. Jetzt darf das Licht an europäischen Arbeitsplätzen nicht mehr nie nie unter 500 lx fallen - nein, nie nie unter 1000 lx. Jedenfalls, wenn man tippt, schreibt oder liest. Begründung? Das ist gesund!

Die neue Größe, die die heilige 500 lx ablöst, ist die neue obere Untergrenze (hier). Man erhöht die Beleuchtungsstärke einfach um 50% oder 100 % - und schon hat man gesundes Licht. Wie gesund? Wenn man in einer Warte eines Kernkraftwerkes die Beleuchtungsstärke so einfach von 300 lx Nennwert (bis 2001) auf 500 lx Wartungswert steigert, dann ist das real 108% mehr, also mehr als das Doppelte. Wenn man dann demnächst auf 1.000 lx geht, ist das ein atemberaubender +216%. Ist doch gesund? Von wegen! Die hatten schon bei 300 lx Probleme mit den Spiegelungen auf ihren Instrumenten und Bildschirmen. Wenn man das Licht nun verdreifacht oder gar vervierfacht, sehen die womöglich gar nichts mehr. Und wenn die Helden in der Warte eines Atomkraftwerks mal nichts sehen …?

Bei manchen Leuten - so scheint's - ist das ganze Jahr Karneval. Doch, wenn wir Aschermittwoch haben, ist die Party aus. So wie gestern Nacht, aber nicht nur für eine Stunde.

P.S.: Wir haben zur Feier des Übergangs von DIN 5035-2 auf EN 12464-1 berechnet, wie viel mehr man an Licht installieren muss, ohne dass es dafür einen Grund gibt. Bitte die Werte aus der Studie (hier) merken. Wenn die neue Version der Norm erscheint, können Sie die Daten aktualisieren. Da geht Ihnen ein Licht auf.

Andy kann nicht mal 5G - Ich kann schon 6G! Ach, was, Super-G!

 

Deutschland ist voller Löcher, schwarze, in denen die Gespräche am Handy abrupt versacken. Der zuständige Minister, Andy Scheuer, der auch den Verkehr lenkt, hat sich ein Funklochsucher bauen lassen. Damit sollen Findige etwa 600.000 davon gefunden haben. Allerdings bekommt man keinen Finderlohn. Ganz im Gegenteil, die App frisst 150 MB Daten pro Suche. Dem Andy glaube ich die erfolgreiche Erfindung, war doch ein anderer Lochsucher ein Produkt seines Landes, Isetta alias Schlaglochsuchmobil. Jetzt will Andy die Löcher stopfen. Ein ganz schnelles Netz soll her. Vorbei die Zeiten, wo der Buchstabe G noch nicht im Namen stand. Das war das A-Netz. Mit dem telefonierte man halt so wie man telefoniert, analog. Dann folgte 2G wie grottenschlecht, aber digital. Es ging dann Schlag auf Schlag, 2.5G, 2.75G und endlich 3G wie UMTS. Die brachte dem Hans im Glück 100 Milliarden in die Kasse.

Seit gestern läuft die langweiligste Auktion der Geschichte der Telekommunikation seit dem Ende des Pony Express1 (s. unten). Die Frequenzen für Mobilfunk 5G werden versteigert. Pro Stunde darf nur ein Angebot eingereicht werden. welch ein Tempo! Da soll mal einer im Wilden Westen eine Viehauktion sehen. Dies hier ist das Gegenteil davon. Die Viecher, die zuschauen, haben nix von 5G. Es wird für die Industrie gebraucht, die ihre rußenden Diesel autonom fahren lassen möchte. Das sind so Autos, die ein LKW mit einer Kuh darauf für eine Kuh halten und voll darauf. Wenn unsere Digibärin (in voller Pracht Frau Dipl. Pol. Dorothea Bär, Staatsministerin für Digitalisierung bei der Bundeskanzlerin im Kabinett Merkel IV) ihr Lufttaxi ruft, gleitet dieses auf den Wellen von 5G sanft gegen das Kanzleramt und vergisst Ebelsbach, den Ort, durch den der gleichnamige Ebelsbach fließt. Dessen 3750 Bürger werden noch geraume Zeit bei 2G bleiben, also dem Standard der 1990er. Anstelle autonomer Autos könnten sie autonome Eselskarren betreiben. Dafür reicht der Speed. Das müsste sich Frau Bär gefallen lassen in ihrem Geburtsort beim Heimaturlaub. Ich denk' so oft an Piroschka …

Doch Rettung naht. Mir fielen in der Nacht die vielen Straßenlaternen ein, die jahraus jahrein sich den Mast in den Bauch stehen und auf einen Fußgänger warten, dem sie den Weg nach Hause zeigen dürfen. Es sollen schlappe 9 Millionen sein. Wenn wir sie alle mit LED bestückt und blendend schön gemacht haben, brauchen wir keine 5G-Masten mehr, die alle 1000 Meter herumstehen und auf ein autonomes Auto warten müssen. Jetzt können die dem Auto den Weg über LiFi weisen, nachdem ihr Licht nicht mehr benötigt wird, weil die Autos ja auto-nom fahren. Da sitzt kein Mensch drin. Die Autos fahren nur so. Und die Masten stehen nur so da. So-da Masten sozusagen. LiFi soll im Test 224 Gigabyte pro Sekunde übertragen haben. Da stehen die 5G-Masten staunend da. Das Speed reicht für SuperG. Da können die autonomen Autos ohne Tempolimit durch die Stadt wie weiland Batmobil mit 370 km/h.

Frau Bär muss sich nur mit ihrem Landsmann Andy Scheuer anfreunden (Ebelsbach befindet sich momentan in der Bayrischen Kolonie Franken), dem der Verkehr in Deutschland untersteht. Schnell die Lichtmasten zu Funkmasten umfunktionieren und jede Isetta kann die Dorfstraße autonom runter fahren. Obwohl … das taten die Isettas manchmal auch ohne 5G, auf dem Heimweg vom Frühschoppen.

1 Pony Express: Der Pony Express verkehrte ganze 18 Monate zwischen St. Joseph, Missouri, und Sacramento in California. Die Reiter legten die 3.100 km in jeweils 120 km Abschnitten, Rekord 7 Tage und 17 Stunden. Der berühmteste Reiter war Buffalo Bill, der ausdauernste Pony Bob Haslam mit 190 km im Stück. Bei der Rekrutierung der Reiter wurden Vollwaise bevorzugt. Bei 5G Autos wäre die Idee auch nicht schlecht.

 

Was zieht man sich als Beleuchter an?

 

Schlappe 50 Jahre nachdem ich meinen weißen Laborkittel endgültig auszog, ist es wieder so weit. Angesichts der neuen Berufsaufgabe für Lichttechniker muss ich ihn wieder ausmotten. Damals, noch Student, hatte ich mich während meines Praktikums fünf Damen genähert, die im Werk auf der Treppe klönten. Als sie mich sahen, preschten sie davon. Eine konnte ich noch einfangen. Ich fragte sie, warum die weggelaufen waren. Sie sagte schlicht "Du bist Chef!"

Was? Da guckte ich mich im Labor herum und entdeckte die kapitalistisch-hierarchische Farbenlehre. Ich als angehender Akademiker hatte einen weißen Kittel. So ein Kleidungsstück war ungemein nützlich, weil wir manchmal mit Hochspannung arbeiteten. Ich meine, mit hoher Spannung. Wenn zu viele Teile nackicht waren, konnte man richtig einen gewischt bekommen. Deswegen hatten die anderen Kollegen auch Kittel an, aber graue. Bis dato dachte ich, die hätten sich halt für grau entschieden. Ne, neee! Die waren Arbeiter, die Angestelltenarbeit leisteten. Die dritten im Bunde waren Arbeiter, die Arbeiter-Arbeit erledigten. Im Labor hatten sie blaue Kittel. Nur Arbeiter, die als Arbeiter Arbeit von Arbeitern ableisteten, hatten den Blaumann an.

Damals lernte ich Licht machen, Lampen prüfen oder Sender abstimmen. Was halt so ein Lichtingenieur macht, wenn der Tag lang ist. Seit ein paar Wochen muss ich die neue lichttechnische Literatur prüfen. Die Jungs dilettieren als Mediziner, was das Zeug hält. Da wäre eine neue Berufstracht angezeigt. Vielleicht ergänzt durch ein Lichtsymbol oder so?

Verstehen Sie Spaß? Vielleicht? Dies verstehen Sie aber garantiert nicht …

 

Heute versuchte ich, die Definition der wichtigsten Größe der Lichttechnik zu finden. Die kenne ich so seit 1967, wollte aber nachsehen, ob es eine gibt, die man verstehen könnte. Ich selbst hatte so schlappe 7 Jahre gebraucht, bis ich begriffen hatte, was die bedeutet. Da hatte ich fast meinen Doktor in Lichttechnik in der Tasche. Andere sollen es schneller und leichter können.

Mein erster Versuch, in einer Norm die Größe Leuchtdichte verständlich auszudrücken, schlug grandios fehl. Man sagte, man dürfe diese heilige Größe nicht anders definieren als die CIE. Im Lichte besehen, haben die Leute recht. So wurde meine Erklärung gestrichen und durch die Definition aus dem CIE Wörterbuch von 1970 ersetzt.

Im Jahr 1987 würde sich eine Gelegenheit ergeben, den Begriff besser verständlich auszudrücken, Aber, njet, die CIE bestand auf ihrer Definition. So musste ich Noch viele Jahre warten, bis die CIE ihren Schatz ins Internet gestellt hat. Jetzt kann jeder sehen, wie die CIE Begriffe definiert. Eine wahre Heldentat, denn andere Normer kneifen da. Auch heute ist nicht gewährleistet, dass Sie Käse bekommen, wenn Sie nach der ISO Definition Käse bestellen. Jede ISO Norm darf für den eigenen Bedarf Begriffe anders definieren. Muss nur sagen, dass dem so ist. Das ist Käse. Nur in der Lichttechnik werden alle relevanten Begriffe international definiert, und das seit 1938! Die Elektriker behaupten gar, deren Begriffe wären seit 1905 einheitlich definiert. (Die Gerätestecker allerdings nicht!)

So sieht die Definition der Leuchtdichte also aus. Wer sie versteht, soll mir bitte eine Mail schicken und erklären, was er/sie verstanden hat. Und warum er auch die Anmerkungen 2 bis 7 zu radiance lesen musste. Leider kann ich etwas Besseres nicht bieten. Egal wie man sie beschreibt, ist etwas falsch. Kein Wunder, es gibt keine andere wissenschaftliche oder technische Disziplin, die dieses Wort benutzt. Die müssen sich auch nicht mit dem Sehen beschäftigen.

(Anm.: Die Leuchtdichte ist selbst Physikern und Elektrotechnikern ein Rätsel, die sich mit Strahlung oder Antennen beschäftigen. Denen fehlt nicht nur die Größe, sondern auch noch der Begriff.)

Wie viel Licht braucht man?

 

Der nachfolgende Text ist 10 Jahre und 40 Tage alt. Der sieht aber gar nicht so alt aus. Mittlerweile umfasst dieser Blog weit über 400 Beiträge. Ich habe inzwischen einige Tausend Literaturstellen gelesen, gesichtet, bewertet. Die Frage stelle ich dennoch neu.

Wenn man nach der „Strahlenschutzverordnung“ geht (das ist die nach dem Atomgesetz, sondern nach EU-Richtlinie Optische Strahlung), müssten die Bauarbeiter auch im Sommer die Straßen unter einem Zelt bauen, weil sie sonst der Sonne ausgesetzt wären. Sobald sie aber Urlaub bekommen, düsen sie nach Malle oder Antalya und knallen sich in die Sonne. Krebsspezialisten hingegen empfehlen, sich mit Faktor 50 zu schützen, sobald die Sonne um die Ecke guckt.

Die Lichttechnik erzählt, es müssen 500 lx sein. Wo sie diese heilige Zahl hernehmen, wäre eine Untersuchung wert. Das Ergebnis wird aber nicht erheiternd sein, oder vielleicht eher Lachsalven auslösen. Diese Zahl, die viele Milliarden Investitionen in Lampen und Leuchten verursacht hat, ist eine reine Erfindung. (Wer sich wirklich dafür interessiert, wie die 500 lx entstanden sind, kann hier die gesamte Historie lesen: Basis der Festlegung von Beleuchtungsstärkewerten in Beleuchtungsnormen)

Ich meine eher, die Menschen brauchen bei der Arbeit tagsüber mehr, viel mehr Licht und abends sehr viel weniger. Das mit dem Tage ergibt sich aus unseren Studien. Je mehr Licht die Leute in ihrer Umgebung haben, desto gesünder fühlen sie sich. Die Sache mit der Nacht hat Heinrich Kramer thematisiert.

Auf jeden Fall zeigt die heute von mir analysierte Studie von Youngstedt et al, dass es nicht gleichgültig ist, wann man den Menschen Licht verabreicht. Eigentlich müsste man dies wissen, wenn man behauptet, Licht übe eine Wirkung auf den Menschen aus wie eine Droge oder ein Lebensmittel. Die nimmt man doch nicht jederzeit und in beliebigen Mengen in sich. Oder?