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Energiesparlampe und Halogen-Leuchten ade!

 
Energiesparlampe und Halogen-Leuchten ade! Osram will sein traditionelles Lichtgeschäft in den nächsten sechs Monaten verkaufen und sich auf LED-Chips konzentrieren. So heißt es zu Beginn der fünften Jahreszeit! Närrisches Treiben im Rheinland, in München auch Fasching genannt. Geht das Osramische Reich unter? Oder eher umgekehrt?

Energiesparlampe ade OSRAM wandelt sich OSRAM wird Elektronik Bude

Normalerweise sagt man, die Börse nehme die Zukunftsaussichten vorweg, zuweilen halt nicht so nobel. Die Sache erinnert mich an den Witz darüber, wie man Chef eines kleinen Unternehmens werden kann. Antwort: Indem man ein großes übernimmt und es zugrunde wirtschaftet. Niemand wird davon verschont bleiben, selbst ein Weltmarktführer wie IBM nicht. Einst war die Firma in mehr als 190 Ländern Marktführer zwischen 60% und 80% Marktanteil bis alleiniger Monopolist. Dann kam ein kleines Männchen mit einer dafür umso großen Brille. Angeblich ausgesucht, weil er keinen Bart hatte. Der sollte dem Personal Computer, nach eigener Version Erfindung des Hauses, die Seele einhauchen. Nennt sich Betriebssystem, OS unter Nerds & Co. Er kaufte sich ein Produkt, das sich seinen Namen echt verdiente: QDOS alias Quick&Dirty Operating System, ließ das Q weg. Fertig war das Betriebssystem DOS. Da das Ding sich eher für Programmierer und Nerds denn für den Normalbürger aus Fleisch und Blut eignete, konnte es dem großen IBM nicht allzu gefährlich werden. Dann bekam aber das kleine Männchen den Auftrag, QDOS, Pardon DOS, den Menschen anzupassen. Das Ergebnis schmeckte den Oberen von IBM ganz und gar nicht. So beschlossen sie, die Freundschaft zu beenden und das neue System selber zu Ende zu führen. Der Name: OS/2, für Kenner: OS-halbe. Man könnte es als ein Fast-Betriebssystem nennen oder eben halbes. Das Männchen durfte seine Version davon frei vermarkten, weil sie nach der Meinung der Oberen der obersten Instanz in Sachen EDV, einst Vorbild für einen Computer, der besser denken kann als der Mensch, HAL 7000*, eh keine Chance hatte. Das Produkt des Männchens hieß und heißt Windows. Von IBM hingegen hört der Normalbürger nicht mehr viel. Die Firma macht in Server mit einem OS entwickelt von einem Amateur, das er verschenkt hat, Linux. So ähnlich könnte es mit dem Osramischen Weltreich werden, dem Reich, in dem die Sonne nie aufgeht, damit irgendwo immer ein Lichtlein brennt?
  

Energiesparlampe ade
Mich stört diese Meldung am meisten. Was haben wir für Kämpfe wegen der Energiesparlampe geführt, die keine war! (s. hier und da und dort). Kaum hat sich der Staub auf dem Kampffeld gelegt, verschwand das Ding aus dem Vokabular, weil das neue "Buzzword" LED wurde. Und LED spart wirklich was, z.B. an Gemütlichkeit, die sich in der Lichtbranche irre lange gehalten hatte. Bei Tagungen der LiTG wurden Kataloge verlesen, für mehrere Jahrzehnte Konzepte aus den 1930er Jahren gepflegt (Allgemeinbeleuchtung), Gemeinplätze ausgetauscht, Tausend-und-eine Geschichte aus dem Osramischen Reich rezitiert, während man wahrlich revolutionäre Ideen wie die von Hollwich niedermachte, weil er mal ein Leuchtmittel nicht Dingsbums-Lampe nannte, wie es sich gehört, sondern Dingsbums-Röhre. Jetzt geht es buchstäblich ans Eingemachte. Mal sehen, wer in die Röhre guckt.

 

* HAL 9000 Computer war in Odyssee 2001 von Stanley Kubrick der Gegenspieler des Menschen, der bereits in dessen Gesichtszügen erkannte, was dieser dachte. Was sich mit HAL hat, kann man ausrechnen, wenn man die Buchstaben durch den jeweils nächsten im Alphabet ersetzt.  😎 

HAL 9OOO and Dave

Dave

Guck, was Licht aus Dir macht!

 
Ein wunderschönes Motto, an das man öfter denken sollte. Was macht Licht mit mir, was macht es aus mir? Erst mal sichtbar. Ansonsten würden nur gewisse Kreaturen wie Fledermäuse oder Zitteraale mich bemerken. Ohne Licht ist man nur Schatten. Danach kommt, dass Licht mich steuert. Nicht nur das natürliche. Wenn das künstliche Licht fehlt, gehe ich so um 7:30 ins Bett, im Winter natürlich. Im Sommer je nach Sommerzeit. Wenn ich das künstliche Licht habe, gehe ich sehr spät schlafen. Sommer wie Winter. Mir fehlt Schlaf, wie übrigens allen. So verkürzt wohl Licht mein Leben? Oder? Es verlängert aber meine Wachzeit. Früher bei Lagerfeuer und Kienspan waren es wenige Stunden insgesamt gewesen, heute mindestens vier pro Tag. Erst recht wird das Leben verlängert, wenn man die Stunden zählt, die man mit Licht forschen kann. Die ganz Großen unserer Zunft, Max Planck oder Abbe oder Fraunhofer konnten nur sehr kurz am Tag forschen. Unsereins hatte 24 Stunden Zeit an 365 Tagen. (Lieber kein Wort über den Erfolg reden, da sehen wir eher schlecht aus.)

 

Eigentlich müsste man das Motto umkehren: Versuche, herauszufinden, was Licht nicht mit Dir macht. Mir fällt im Augenblick nur wenig ein. 

Mein AMpelmann

Das Kreuz mit der Farbtemperatur

 LED-Binning
Heute gab es für mich ein Wiedersehen mit einer Erscheinung aus meiner Jugend. Eine seligmachende war die Erscheinung indes nicht. Eher eine Malaise traf ich wieder. Anno Tobak, als der selige B. Kühl im Osram-Labor Entladungslampen mit toller Farbwiedergabe zusammentüftelte, wollte ich 4 (in Worten: vier) gleiche Lampen (des gleichen Typs) bekommen, damit ich ein großes Modell aus vier Richtungen so beleuchten konnte, dass man alle Teile in gleichem Licht sieht. An sich kein Problem, wenn man mit Glühlampen arbeitet. Man kauft vier Stück im Kaufhaus ein, Pardon man kaufte …, und schraubt die in vier Fassungen. Fertich!

 
Nicht so mit den begehrten Lampen, Halogenmetalldampflampen, kurz HCI bei Osram, CDM bei Philips und HSI bei Sylvania, in denen die Gasentladung mit vielen chemischen Mitteln "angereichert" wird, damit das gewünschte Spektrum entsteht. Mit Glühlampen konnte ich damals nichts anfangen, weil die zwar eine exzellente Farbwiedergabe haben, Ra = 100, die aber den Fernsehleuten nichts sagte. Eine Glühlampe hat nämlich eine exzellente Farbwiedergabe, wenn man sie mit einer Glühlampe vergleicht. Die Fernsehleute wollten aber das Licht mit dem Tageslicht verglichen sehen.

 
Kein Problem, wenn man den Großmeister und seine Küche persönlich kennt. Oder doch? Ich durfte mich an ein Los Lampen setzen und mir gleiche aussuchen. Man erklärte, dies sei der Innovation geschuldet, schließlich seien die Lampen erst vor fünf Jahren erfunden worden. So lange ist es her. Man erzählte mir, mein Eindruck sei subjektiv (Was sind Eindrücke sonst?) und das Problem wäre keins, weil man ein 100-prozentige Ausgangskontrolle hätte. Seitdem sind 45 Jahre vergangen, man kann immer noch unterschiedliche Lampen aus dem gleichen Los ziehen, so man die Lampen überhaupt findet. Es gibt nämlich jetzt LED!

 
Ach, ja! Da geht es gleich los mit Los ziehen … Da die Sache jetzt Methode hat, hat sie auch einen Namen: Binning. Bin heißt auf English Mülleimer, Abfallbehälter, Papierkorb u.ä. Binning ist auf Denglisch das, was Aschenputtel macht, die Guten ins Töpfchen, die Schlechten … Aber nicht doch! Man schmeißt nichts weg. Immer wenn man einen Fertigungsprozess nicht voll beherrscht, sucht man sich die Guten raus und verkauft die als Premiumware. Schlecht ist nix, sondern mehr oder weniger von der Spezifikation abweichend. Früher suchte man so Messgeräte aus, später Transistoren, Prozessoren, Solarpaneele, und sogar Zigarren (Davidoff und Petite) und Seidenteppiche. Auch Menschen werden so sortiert. Wenn ein Kind zwei Elternteile hat, die beide Arbeiter sind, stehen seine Chancen, in die gymnasiale Oberstufe zu kommen, bei 20%, bei Kindern von Angestellten steigt die Rate auf 50%. Wenn beide Eltern Beamte sind, muss man ganz schön blöd sein, um nicht in den Olymp zu kommen, die Chancen stehen bei 84%.  Nicht von schlechten Eltern! Warum soll man LEDs nicht genauso bewerten? 

 
Warum nicht? Man hat eh keine Wahl. So werden weiße LED in vier "bins" einsortiert. Und wo liegt das Problem? Es gibt sogar Standards dafür. Dumm ist nur, dass sich LED aus dem gleichen Los in mehreren Eigenschaften (ungewollt) unterscheiden können, so auch im "Spektrum" und "Intensität". Dahinter stecken leider etwas kompliziertere Eigenschaften. Man versucht, LEDs mit der gleichen farblichen Erscheinung des Lichts zu finden. Die als relevant angesehene Größe ist die "Farbtemperatur". Die hat mit der Temperatur eigentlich wenig zu tun und ist zudem irreführend definiert. Ein "kälteres" Licht hat eine höhere Farbtemperatur als ein "wärmeres".

 
Das ist aber nicht ganz so gravierend wie eine Eigenschaft des menschlichen Auges, die Diskriminierungsfähigkeit z.B. für Kontraste, Farben oder Helligkeiten. Nennt sich Unterschiedsempfindlichkeit. Und die ist am höchsten, wenn die verglichenen Objekte oder Flächen aneinander stoßen. Und dummerweise viel höher als bei der Methode der Messung der Farbtemperatur. Die ist nämlich definiert für Wärmestrahler und wird auf andere Lichtquellen angewandt mit einer mehr oder weniger großen Genauigkeit. Man spricht von der "ähnlichsten" Farbtemperatur. Ähnlichst muss aber nicht ähnlich heißen. Bei LED oder Lampen mit vom Wärmestrahlern stark abweichenden Spektren kann man eher von Missbrauch sprechen. Wie weit sich die Farben bei gleicher Farbtemperatur unterscheiden dürfen, wurde vor einer Ewigkeit veröffentlicht. Guckt sich wer solche Diagramme kritisch an? Bestimmt nicht, sonst würde der Hauptbahnhof in Stuttgart in November 2015 nicht so aussehen:

Hauptbahnhof-Stuttgart

 
Lieber Lichtplaner, kommst Du an einem Los LED vorbei, achte darauf, wie fein das Binning war, auch wenn das Verfahren von manchen vor fast einem Jahrzehnt für tot erklärt wurde. Die Preisunterschiede sind nicht hoch, sondern exorbitant hoch, wenn man in dem Töpfchen (fast) identische Exemplare finden will. Man kann aber. Ganz Kluge suchen einen intelligenten Ausweg, indem sie bei der Planung der Unzulänglichkeit der Technik ausweichen. Wie einst der Konzern VW, als man nicht in jedem Werk die exakt gleiche Farbe für die Käferteile vorhalten konnte. Worin der Trick besteht, kann man gleich erkennen, wenn man sich die Karosserie eines alten Käfers anschaut.

Binning

Abenteuer LED bei Fluchtwegkennzeichnung

  
Es ist vollbracht: Selbst skeptische Journalisten halten LED für effizient. Mag sein. Darum geht es hier nicht. Vielmehr um den Begriff "Effizienz". Nach Adam Riese ist etwas effizient, wenn ich damit mein Ziel mit möglichst geringem Aufwand erreichen kann. So z.B. ein Besenstiel bei der Kindererziehung, schlicht, einfach … und effizient?

  
Hier ist ein Bild, das zeigt, was man bei einer Fluchtwegbeschilderung erreichen muss: Das Objekt leuchtet mit den vorgeschriebenen Eigenschaften. Wer die nicht einhält, kann sich warm anziehen, insbesondere im Falle eines entsprechenden Vorfalls, bei dem dieses kaum beachtete Schild im Mittelpunkt des Interesses steht.

  
So sieht die LED (retrofit)-Version davon aus. Ich denke mal, nicht ganz so vorschriftsmäßig. Die leuchtet zwar schön, aber nur nicht dort, wo nötig. Dafür umso stärker dort, wo man eher nichts sieht. Verhindert sogar das Sehen der wichtigeren Teile.

  
O.K. Nächste Tür, nächstes Schild. Die leuchtet da, wo am es besten leuchten sollte, falls nicht überall. Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Also erspare ich mir den Rest.

  
Wem dies nicht gefällt, kann sich die nächste Variante aussuchen. Die leuchtet zur Abwechslung mal auf der anderen Seite. Hat jemand was dagegen?

  
Wem dies immer noch nicht reicht, kann sich die leere Stelle rechts angucken, dort sind die Schilder (nicht) zu sehen, deren LEDs durchgebrannt sind. Und das waren bei einer Besichtigung fast alle, die in entlegenen Ecken angebracht waren. Niemand hat sie gesehen. Und niemand wollte sie inspizieren, weil die Trommeln der Industrie was von 50.000 Stunden Lebensdauer in die Gegend posaunen. 50.000 Stunden! Das sind fast sechs Jahre ununterbrochener Betrieb. Warum soll man Objekte mit einer solchen Lebensdauer inspizieren? Außerdem: Wie viele Stunden im Jahr ist unser Büro in Betrieb?

 
Dummerweise bringt man die Schilder dort an, damit sich die Leute bei einem Brand oder sonstigen unangenehmen Ereignissen möglichst schnell den Weg ins Freie bahnen können. Zudem müssen die ständig in Betrieb sein. LEDs sind Abenteuer, die manchmal ins Auge gehen können. So jedenfalls, liebe Leute, geht es nicht. Die hier gezeigten Objekte stammen nicht aus üblen Kaschemmen oder alten Kasematten, sondern aus Häusern, auf die man stolz ist. Sie sind nur wenige Jahre alt - und haben wohl die 50.000 h schnell hinter sich gebracht. Bei der Qualität der Ausführung kann die Lebensdauer schneller vergehen als 500 Stunden.

Wie bin ich bloß vorhin auf Besenstiel und Erziehung gekommen?

Fluchtwegkennzeichnung

Von w.g. Gleichmäßigkeit

  
Es war einmal ein kleiner Lichttechniker … Klein war er allerdings nur im Wuchs, sein Intellekt war wohl so mächtig, dass man noch Jahrzehnte nach seinem Tod seinen Namen wissen muss. Er hatte das amerikanische System für die Blendungsbewertung in der Innenraumbeleuchtung aufgestellt. Als er hörte, dass ich mich auf eine Doktorarbeit zur Blendung vorbereite, sagte er, ich solle es lieber sein lassen. Er hätte so etwa 25 Jahre seines Lebens darauf vergeudet. Ich habe es trotzdem getan. So ganz vergeudet waren meine Jahre nicht. Ich sehe wenigstens klarer, was in unserem Metier falsch läuft. Und zwar bereits im Grundsatz.

Als der besagte Lichttechniker seine Arbeiten ausgeführt hatte, wurden Büroräume hauptsächlich mit Wannenleuchten beleuchtet. Ich meine, die besseren. Die anderen glänzten durch nackte Lampen an einer Fassung und brachten die Leute bereits damals aus derselben. Er sagte mir, dass die Vorstellungen von der Blendung, die er entwickelt hatte, würden nur dann gelten, wenn die sichtbare Leuchte eine  sehr gleichmäßige Leuchtdichteverteilung aufweisen würde. Der hellste Teil dürfte niemals heller als das 5fache der dunkelsten Teile leuchten. 
  

Leuchte-an-der-Decke

Dann wurde unser Metier richtig effizient. Licht wurde nicht einfach dadurch gewogen, dass eine bestimmte Wattzahl in den Raum installiert und irgendwie an die Decke, Wände und Arbeitstische verteilt wurde. Zählen tat nur noch das Licht, das in die Arbeitsebene fiel. Anstelle der gleichmäßigen Leuchtdichte alter Leuchten traten immer größer werdende Ungleichmäßigkeiten. Und das erhöht die Blendung, weil jedes sichtbare Stück heller Fläche blendet derart, dass in der Summe eine höhere Störung verursacht wird, als wenn man die gleiche Beleuchtungsstärke mit einem Objekt gleichmäßiger Leuchtdichte erzeugt. Dies war übrigens bekannt, bevor ich den kleinen Lichttechniker getroffen hatte.

 
Das tat lange nicht weh, weil die Leuchten immer noch machten, was sie wollten. Sie schickten ihr Licht irgendwohin, natürlich nur in dem Raum, in dem sie installiert waren. (Leuchten, die andere Räume beleuchten als ihren eigenen wurden später erfunden) Doch dann kamen die, die die Optiken haben schön berechnen können. Am Ende kam noch die BAP-Leuchte, die möglichst nur nach unten leuchten sollte, weil man sonst ihre Reflexe auf den Bildschirmen sehen würde. Damit war die Ausrichtung des Lichts (fast) perfekt beherrscht. Was dagegen?  

  
Eigentlich nicht. Wenn man das erreicht, was man will, nennt man das Effizienz. Dumm nur, dass das, was man erreichen wollte, nicht das war, was man erreichen sollte. Zumindest für das Büro ist die Menge des Lichts in der Arbeitsebene ziemlich schnuppe. Das haben übrigens nicht Ahnungslose erklärt, sondern die Leute, die seinerzeit für die Normung von Beleuchtung in Arbeitsstätten maßgeblich waren.

Fischer

  
Diese wussten ziemlich genau, was sie taten. Sie wussten z.B. auch, dass man Wände und Decken anstrahlen müsste, wenn man diese Leuchten mit direktem Licht in die Decke einbaut. Ansonsten blenden sie einmal direkt und nochmal indirekt über Reflexe. Nennt sich Reflexblendung. Was die einsame eingebaute Leuchte an der Decke produziert, nennt man Relativblendung. 

Die Sache mit dem Anstrahlen unterblieb fast immer. Wer soll dem Kunden erklären, was der Unsinn sein soll? (In der neuesten Version der gültigen Beleuchtungsnorm, DIN EN 12464-1, steht so etwas geschrieben. Zum ersten Mal deutlich in einer Norm.)  Nun waren die Erzeuger des visuellen Komforts, die schönen Leuchten, hauptsächlich als Störer unterwegs. Beleuchten taten sie auch, so die Mitarbeiter sie ließen. Sie wurden aber vornehmlich ausgeschaltet und erst ein-, wenn es wirklich nicht mehr ging. Auch heute - gesehen Vorgestern - gibt es Leute, die die Lampen über ihrem Arbeitsplatz ausbauen lassen, weil sie den Unsinn nicht ertragen können. 

 
Seit einigen Jahren gibt es eine noch trübere Entwicklung: Akustikpaneele. Da die Menschen von heute nicht mehr ruhig ihre Akten kauen, sondern zwischen 30% bis 80% ihrer Zeit telefonieren oder Gespräche führen, werden sie durch Stellwände oder sonstige Paneele in meist grauer Farbe voneinander getrennt. Es entstehen Licht- und Luftfallen bis zu einer Höhe von 2,10 m. Da das Licht nicht um die Ecke gehen kann, dienen die Leuchten über der Nachbarschaft nur noch der Blendung, weil ihr Licht nicht mehr den Arbeitsplatz aufhellen kann. 

Auch das Tageslicht findet nicht mehr freien Eingang je nach Fenstergröße. Man bekommt Licht nur noch von den Leuchten über dem eigenen Kopf. Und das, hatte mir der kleine Lichttechniker erklärt, darf nie sein, weil man Reflexblendung vermeiden muss. Auch ganz große Lichttechniker erzählen das.

   
Nun wollen neue Lichttechniker die Methode des ehemaligen Kollegen auf LED-Lampen anwenden, die noch viel ungleichmäßiger leuchten als frühere Leuchtmittel hätten je geschafft. Da die Industrie Interesse daran hat, die "moderne" Technik gesund zu beten, wird wieder mal die Helligkeit gemittelt. Dummerweise liegen die Spitzenleuchtdichten bei LEDs derart jenseits von Gut und Böse, dass sie so oder so blenden. Nur wird die angewendete Methode keine Blendung feststellen.

   
Die Sache hat Methode. Vor Jahrzehnten versuchte ein Computerhersteller das Flimmern seiner Geräte dadurch "erträglich " zu machen, indem er eine Truppe "flicker-looker" beschäftigte, die den Geräten bei 60 Hz Flimmerfreiheit bescheinigten, während sie auch bei 70 Hz flimmerten. Coca Cola beschäftigt Wissenschaftler, die nachweisen, dass die Jugend nicht durch den Zucker in deren Limonade fett wird, sondern durch eigene Schuld. Die bewegt sich zu wenig. Aber auch unsere alt-ehrwürdige Blendungsbewertung nach Söllner, die vor einiger Zeit in Rente geschickt wurde, diente lediglich dazu, Leuchten als blendfrei zu klassifizieren. Geblendet haben sie trotzdem. Denn Söllner hat nie Blendung durch Leute bewerten lassen, die unter den Leuchten saßen. Seine Kurven wurden mit Hilfe eines Modellversuchs ermittelt, bei dem Leute in einen Guckkasten schauten. Und seine Leuchten in dem Versuch leuchteten wie die des kleinen Lichttechnikers - äußerst gleichmäßig. 

Die Zeiten … die sind anders. Statt des angestrebten Sehkomforts ernten wir immer mehr visuelle Störungen - umso stärker, je stärker die realen Leuchten von denen abweichen, die anno tobak für die Versuche zur Blendungsbewertung benutzt wurden. Und LED-Lampen sind jenseits von Gut und Böse. Wer es wissen will, möge Räume bemustern mit gleicher Beleuchtungsstärke aber mit unterschiedlichen Leuchten: (a) LED-Lampen in Rasterleuchten, tiefstrahlend, und (b) groß LED-Paneele gleichmäßig leuchtend. Das ist klüger als Methoden zu glauben, die ein Dreiviertel Jahrhundert alt sind - und ebenso alt aussehen.