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Kalifornien für bessere Farbwiedergabe von LED

 
Jetzt reicht es auch den Vereinigten Staaten - zumindest einem aus denen. Kalifornien - einst Wegbereiter des mieffreien Luftraums, zuerst durch den Katalysator, später durch Rauchverbote - erlässt Vorschriften für eine bessere Farbwiedergabe. In dem LED Magazine von 25. Februar 2016 heißt es:
"The California Energy Commission (CEC) has approved the new Title 20 Appliance Efficiency Regulations document that includes regulations on the performance of LED-based replacement lamps. Both general-service A-lamps and small directional lamps sold in California will now have to meet more stringent color rendering requirements that some in the industry believe will both cost more and use more energy than do the most popular lamps on the market today. Indeed, the National Electrical Manufacturers Association (NEMA) lobbied the CEC against the rulemaking, but the CEC also received numerous comments in support of the new lighting regulations."

Was hat denn eine Energiekommission mit Lichtfarbe zu tun? Viel! Es ist eine uralte Weisheit, dass man für ein gutes Spektrum, das eine gute Farbwiedergabe ermöglicht, mehr Energie aufwenden muss. Das Geheimnis, das keines ist, liegt in der Empfindlichkeitskurve des Auges. So wird grün/gelbes Licht mit etwa 1 multipliziert, während rotes und blaues eine miese Bewertung erfährt. Deswegen haben viele "energieffiziente" Leuchtstofflampen, einen Grünstich. Die die sich mit dem Titel "Energiesparlampe" schmücken, einen noch tieferen Stich. Übrigens, "Wärmeschutzgläser" auch. Der Champion - uneinholbar - ist die Natriumdampflampe - und rühmt sich als einzige, drei Plüsse in dem Energisparklassement - A+++ - aufzuweisen. (mehr hier oder da)

Zwar sind die neuen Herren der LED nicht mehr die alten. Den Trick beherrschen sie aber aus dem ff. Es ist aber weder Trick, noch Betrug, sondern so lange legal, bis es den Leuten zu viel wird. Na, ja. Ein klein bisschen Betrug ist auch dabei.

 
Der wesentliche Grund ist älter als die ältesten LED und liegt tiefer in der Historie verbuddelt. Einst, als man froh war, nur ein bisschen Licht zu machen, wurde die Helligkeitswirkung zur Grundlage der Lichtwirkung gemacht. Darauf baut der Handel mit Lichtprodukten. Zwar weiß jeder Lichttechniker, dass auch andere wichtige Faktoren gibt, die Basis bleibt aber halt die Helligkeit - Lumen und Lux - und nicht die Farbwiedergabe. Es ist so ähnlich wie mit der holländischen Tomate, sie wird in Kilo verkauft und nicht in olf (neuerdings als European odour unit benutzt), womit ein Maß für den Geruch der Tomate gemeint wäre. Wenn man auch noch den Geschmack erfassen wollte, müsste man eine gustometrische Skala anwenden. Es wäre auch nicht schlecht, etwas Haptik da hinein zu bringen - wie fühlt sich die Tomate an?

Ist es ein Wunder, dass die Lichttechnik nicht zu besseren Bewertungsmethoden als Helligkeit gekommen ist? Man lebte ja nicht schlecht mit dem herkömmlichen Wissen. Jetzt wird aber eine neue Technologie mit Macht in dem Markt gepresst. Dieser ist bereits einige Jahrzehnte auf Energieeffizienz vorgepolt, die man ins Deutsche auch noch als Energiesparen übersetzt hat. Und Energiesparleute verstehen unter Lichtqualität nur Beleuchtungsstärke. Was denn sonst, wenn die ganze Lichtbranche seit Jahrzehnten dasselbe getan hat?

Wir haben ihn - den ersten Blaulichtdoktor

Doktor

Wunder gibt es immer wieder! So schaffte das Thema "Blau macht schlau" zu akademischen Ehren, so in Null-Komma-Nichts. Der erste Doktor ist fertig.  Das Forschungsvorhaben, auf dessen Boden der neue Doktor aufgewachsen ist, wurde vom BMWi gefördert und heißt: „Energieeffiziente Schulen“. Ich weiß zwar nicht, wie die Effizienz gemessen wurde, so etwa am Umsatz an Schülern oder am Lernerfolg, Egal.

Ja, über das Ergebnis werden sich die Blaulichtfreunde aus der Industrie nicht allzu laut freuen, schätze ich. Denn in dem Bericht steht zu lesen (Original hier) :

"In einem Hörsaal der Hochschule – entsprechend umgebaut und mit blau angereichertem LED-Licht ausgestattet – führte er - Anm.: der Doktorand - verschiedene Tests und Messungen durch. „Das Kohlenstoffdioxid und die Temperatur im Raum haben Auswirkungen auf die studentische Leistungsfähigkeit. Der Fensteranteil ist ausschlaggebend dafür, ob sich Kunstlicht mit einem höheren Blauanteil auszahlt. Denn die Beleuchtungsstärke von Tageslicht ist bisweilen um 300 Prozent größer als die des Kunstlichts, daher bietet sich dieses Kunstlicht in fensterlosen Räumen an“, fasst Manuel Winkler seine Ergebnisse zusammen. "

Und in diesen darf laut Arbeitsstättenverordnung kein Mensch arbeiten, auch nicht Lehrer und Professoren. Ob Schüler da rein dürfen, ist so´ne Sache …

Immerhin kann man daraus lernen, dass die schlauesten Deutschen - wer wohl, wenn die Studie an einer Müncher Uni durchgeführt wurde - CO2 nicht so einfach wie alle anderen schreiben.

Ein Lampenhersteller wird zum Full Solution Provider

 
Irgendwie hatte ich mir den Werdegang des Osramischen Reichs anders vorgestellt. Das ist bekanntlich das Reich, über dem die Sonne nie aufgeht, damit wenigstens irgendwo auf der Welt ein kleines (künstlich) Lichtlein brennt. Davon lebte Osram - und wir mit. Nun ist der Tag gekommen, Abschied von der Vergangenheit zu nehmen. Im HighLicht vom 1. Februar ist die Story vom Neustart von Osram zu lesen. Erzählen tut die Geschichte Dr. Eladia Pulido, CEO BU Lighting Solutions.

Ich dachte zunächst, das Ganze würde durch den Spruch "Wenn Intelligenz ans Licht kommt" eingeleitet werden. Der gehört aber der Werbung einer anderen Firma, zufällig auf der gleichen Seite erschienen. Ja, wenn Intelligenz ans Licht kommt. Ich warte ja schon sehr lange darauf. Bevor sie denn kommt, muss man mit viel Denglish seine Kompetenz für den deutschen Markt unter Beweis stellen. Eigentlich erwartet dies niemand von Osram, die Kompetenz unter Beweis stellen. Die Firma gehört zum deutschen Wesen wie … Ach, weiß ich wer. Sie gehört einfach dazu! Punkt!

OSRAM-nu-wieder

Bisschen hatte sie sich ja von uns entfernt, als sie z.B. mit Sylvania anbandelte. Das ist zum Glück vorbei. Im gleichen Heft ist die Meldung zu lesen, dass Sylvania in neuen Händen sei. Ein Fachunternehmen scheint sie zu kaufen, Shanghai Feilo Acoustics Co. Ltd. Aus welchem Fach das Unternehmen stammt, sieht man an dem Namen. Mit Licht neue Töne anschlagen - ist doch was. 

Osram habe ich bei der Meldung vermisst. War ja nicht mehr dabei. Denn der Verkäufer heißt Havells und ist ein indischer Konzern. Der verkauft halt ein amerikanischen Unternehmen an ein chinesisches.  Und Osram guckt in die Sylvania-Röhre? Nicht doch - die Story ist viel älter. In der guten alten Zeit war Sylvania aus Unternehmen entstanden, die ausgebrannte Glühfäden in Lampen erneuerten. Sowas gibt es? Es gab so viel zu tun, dass man davon sogar reich werden konnte.

Später, in den 1930ern fusionierte Sylvania ein paar mal bis sie wirklich zum Full Solution Provider wurde, sie fertigte neben Lampen und Radioröhren auch Leuchten, Radarsichtgeräte und Unterhaltungselektronik wie Fernseher und Radios. Eine zündende Idee hatte sie auch, einen Näherungszünder nannte sie ihr eigenes Produkt. Der fliegt vor jeder Granate und Rakete an prominenter Stelle mit und zündet die Sprengladung halt bevor das Ganze zu Schrott wird.

 
Die Mama von Sylvania (GTE General Telephone) hatte Ende der 1980er Jahre die glorreiche Idee, die z.B. Mannesmann zum Verhängnis wurde, sich im Mobilfunkbereich auszubreiten. So wurde Sylvania, immerhin Besitzer des globalen Lichtkuchens zu 25%, verkauft. Das ist leichter gesagt denn getan, denn die heißesten Kandidaten besaßen jeweils 25% von dem Kuchen und hießen Philips, Osram und General Electric. So etwas nennt sich Oligopol und lässt sich nicht etwa deswegen aus der Ruhe bringen, weil da einer Funken will statt über Draht zu telefonieren. Die Kartellwächter wollten nicht, dass die verbliebenen Mitglieder des Oligopols eine neue Mutter präsentierten. So kam Osram an die Rechte in Europa, Nordamerika, Mexiko - und nicht zu vergessen - Puerto Rico. Das tropische Land ist zwar ein Zwerg in Lampenverbrauch, eben weil tropisch, und ein amerikanisches Protektorat dazu. Man gibt aber nie freiwillig was von seinem Machtbereich ab.

Was abgegeben werden musste, waren Europa, Asien und Lateinamerika. Wie das Ganze vonstatten gegangen sein soll, kann man auf diversen Sylvania Websites lesen, freilich ohne Gewähr. Denn nur Kinder glauben, dass hübsch aufgemachte Webseiten Information enthalten, die der Wahrheitsfindung dienen soll. Wär ja auch dumm, Kartellbehörden Munition frei Haus zu liefern. Diese Sylvania wird nun verkauft.

 
Jetzt kommt´s … Die neue Mutter von Sylvania will nicht irgend eine Glühlampenfabrik gekauft haben, sondern "Feilo is proud to partner with Sylvania to create a world leading lighting brand." Auf Deutsch: Wir wollen die führende Marke für Licht aufbauen. Das hat Zhuang Shenan, president of Shanghai Feilo Acoustic gesagt. Und die Großmutter von Sylvania, Yaming, will noch größer werden.

Full Solution Provider - anstelle einer Lampenfabrik, die früher nicht einmal Leuchten herstellen durfte - ist ein Wort. Ich denke, einige andere wollen auch ein Wörtchen mitreden. Yaming kommt übrigens auf Light&Building 2016. Mit LED Series IntEco - nicht zu verwechseln mit SiTeCo. Die ist eine Osram Tochter. Früher hieß sie anders und war so´ne Art Mutter.

Blendend schönes Licht über dem Islamischen Staat

Blendung-Tornado-Syrien

 
Noch vor Sonnenaufgang heute Morgen berichtete ZeitOnline: Deutsche Tornados dürfen nur tagsüber über Syrien fliegen. Nicht wg. IS, die sie dann besser abschießen kann. Wegen der Beleuchtung.

Tornado-Bledung-am-Boden

 
Die Maschinen hätten neue Soft- und Hardware bekommen. Nun würde die Cockpitbeleuchtung so blenden, dass man nur noch am Tage fliegt. Damit würde die Bundeswehr endlich ihrer Bestimmung zugeführt: Feierabendarmee, die nur an Arbeitstagen einen Krieg erlaubt (Montag bis Freitag, 09:00 bis 17:00, Freitag bitte nicht nach 14:00, nicht am Samstag, da wird gebadet und geschlafen). Ansonsten findet der Einsatz in den Bahnzügen statt, die die Soldaten von der Kaserne nach Hause bringen, u.U.

An sich eine friedliche Vorstellung. Wenn sich die islamischen Armeen an solche Regeln hielten, würde der Krieg nur noch an 3,5 Tagen  der Woche stattfinden, weil die Muslime ihr Wochenende Donnerstag/Freitag feiern. Dass moderne Hardware (was bedeutet die wohl bei Beleuchtung?) für ruhige Nächte für Freund und Feind im Kriegsgebiet sorgt, hätte wohl keiner gedacht. Denn Blendung ist nicht so friedlich.

Die Blogger werfen sich ins Zeug. Von welchem Ingenieur reden die aber da? Offensichtlich ist ist der Ruf der Branche doch nicht so gut. Vielleicht ließe sich dem abhelfen, indem man darauf verweist, dass die ach so modernen LED aus asiatischer Fertigung stammen? Vor Jahren hatte ich dargestellt, wie man Inseln mit Licht versenken kann (hier). Auf die Idee mit den Tornados wäre allerdings kein Satiriker gekommen.

Tornado-Blendung-Brille
Aber keine Sorge - für Abhilfe ist gesorgt. Warum dürfen unsere Piloten nicht so schnieke aussehen wie weiland TopGun alias Tom Cruise beim Anmachen seiner Ausbilderin Charlie (Kelly McGillis)? It´s Krieg, Stupid!

Geht doch …

 
Nachdem sich die Lampenindustrie heldenhaft um die Effizienzsteigerung der Glühlampe bemüht hatte, deren letztes Ergebnis die Halogen(glüh)lampe war, hat sie irgend wann mal die Hoffnung aufgesteckt, dass man mit einem Temperaturstrahler hohe Wirkungsgrade erzielen könnte. Die letzte ernsthafte Bemühung, die ich gesehen hatte, war ein Projekt, bei dem man die Fertigungstoleranzen des Glühfadens verringern wollte. Denn der Glühfaden verdampft an der dünnsten Stelle am stärksten, und wenn es keine dünnste Stelle gibt …

Eigentlich gibt es immer eine dünnste Stelle. Fragt sich, wie dünn die ist im Verhältnis zum Gesamtfaden. Davon lebt die Glühlampe länger. Früher gab es Projektionslampen mit Niedervolt, weil dann der Glühfaden dicker werden darf, und dessen dünnste Stelle bei gleicher Toleranz eben nicht so dünn.

Jetzt gibt es eine neue Hoffnung. Ognjen lIic'*, Peter Bermel', Gang Chen', John D. Joannopoulos'. Ivan Celanovic' and Marin Soljacic' ('Research Laboratory of Electronics, Massachusetts Institute of Technology, Cambridge, Massachusetts 02139, USA. 'School of Electrical and Computer Engineering, Birck Nanotechnology Center, Purdue University, West Lafayette, Indiana 47906, USA. 'Department of Mechanical Engineering, Massachusetts Institute of Technology, Cambridge, Massachusetts 02139, USA.) haben gestern eine Studie veröffentlicht über eine neue Methode, die der Glühlampe höhere Effizienz ermöglichen soll als die existierenden Lichtquellen. Mit der Methode soll etwa das theoretisch erreichbare Maximum realisiert werden.

Die Studie "Tailoring high-temperature radiation and the resurrection of the incandescent source" wurde gestern in nature.com online veröffentlicht. Die Methode arbeitet mit einem Interferenzsystem um den Glühfaden herum, das die IR-Strahlung auf den Faden zurück reflektiert. Die Idee, IR wieder zurück an den Entstehungsort zu bringen, um sie nützlich zu machen, ist so neu nicht. Neu ist indes, wie man das bewerkstelligt.

 
Wie immer sei vor voreiliger Freude gewarnt, denn in der Leuchtmittelindustrie herrschen lupenreine Demokraten, die mit technischen Daten etwa so umgehen wie weiland Konrad Adenauer mit Statistiken. Oder war es Sir W. Churchill? Egal, der Öffentlichkeit (einschließlich der Studenten) wird erklärt, dass die Lebensdauer der Glühlampe von 1.000 h ein Optimum aus Energieaufwand, Herstellungskosten, Betriebskosten etc. sei. Wie das Optimum berechnet wird? Muss man nicht wissen, sie wird nicht berechnet … Die Story stammt nämlich aus 1924 und da wird jemand schon gerechnet haben. So oder ähnlich hören sich viele Stories an, von denen die Branche lebt, z.B. "Indirektbeleuchtung erzeugt langweiligen Raumeindruck" (so etwa seit 1935), "Allgemeinbeleuchtung fördert Arbeitsleistung" (seit etwa 1932), "Arbeitsplatzleuchten sind verboten" (seit 1980), "Beleuchtungsstärke steigert Sehleistung" (seit etwa 1920). Die Mär, dass Märchen nur im Morgenland verbreitet erzählt werden, gehört zu den weit verbreiteten Mären im Abendland. 

Ob bei dem derzeitigen Tamtam über LED solche Forschungen Gehör finden? Ich denke ja, weil diejenigen, die immer die gleichen Stories erzählen, nicht mehr so mächtig sind, wie sie es mal waren. Lesenswert ist der Bericht allemal (hier oder da). Den ertsen Autor kann man auch per mail ansprechen (ilico@mit.edu).

Mein AMpelmann