Die verbliebenen Jünger der SW-Fotografie mögen wegsehen oder verzeihen: Ich denke, Licht dient der Beleuchtung der Welt, und die ist farbig. Das Maß für die Beleuchtung, die Beleuchtungsstärke, misst aber nur grau. Die Währung, mit der die Lichttechnik bezahlt wird, ist Helligkeit. Was die ist, weiß keiner bzw. Jeder. Das vermaledeite Ding lässt sich aber nicht messen. Schwamm drüber. Wie bekommt die Welt aber ihre Farbe?
Das ist einfach. Da die dummen Lampen sich im Allgemeinen weigern, nur eine Linie aus dem Spektrum abzustrahlen - das ist die Domäne der Laser -, sehen die Dinge nicht grau bzw. gar schwarz aus. Wie bunt sie aussehen, hängt indes davon ab, welche Spektralbereiche eine Lampe abdeckt. Übrigens, die Natur hat es so eingerichtet, dass wir Menschen am besten mit grün-gelbem Licht etwas anfangen können, was die Helligkeit angeht. Pflanzen brauchen zum Leben andere und weisen das grüne Licht einfach zurück. Deswegen sehen Pflanzenblätter mehr oder weniger grün aus. Menschen hingegen recht selten im Gesicht.
Die Fähigkeit von Lichtquellen, Farben zu beleuchten, musste irgendwie beschrieben werden, weil die nicht alle gleich sind. Selbst unsere liebe Sonne lässt das Meer mal blau erscheinen, gen Abend aber auch mal rötlich. Ganz dumm, wenn sie mit dem Himmel in Konkurrenz steht. Unter den Wolken sehen die gleichen Dinge anders aus, wenn sie aus der Sonne in den Schatten wandern. Das Auge indes, gar nicht so dumm, hat ihre sog. Konstanzsysteme und bügelt die unterschiedlichen Farben aus. In Maßen. Also musste ein "objektives" System her. Und das ist die Bewertung der Farbwiedergabe. Abgekürzt R wie Richard.
Da System allgemein als gut gilt, gibt es gleich mehr als 25 davon, alle zur Farbwiedergabe. Was macht man mit dem Segen? Reduzieren einfach auf das, was man versteht. Und das ist der Farbwiedergabeindex. Fachleute glauben, dass es in der Lichttechnik für die Farbwiedergabe eine fest definierte "Metrik" gäbe. Metrik ist nicht wie in der Literatur "die rhythmische Bestimmung von Texten", auch nicht wie in der Musik "die Lehre von der Bewertung der Töne" aber was Ähnliches. Maß für eine Bewertung, z.B. Na, ja. Leute, die nach dem Fundament der festen Definition suchen, fanden viel Erstaunliches. So z.B., dass die Farbproben, mit denen man die meist-gebrauchte "Metrik", den allgemeinen Farbwiedergabeindex Ra bestimmt haben wollte, ganz oder teilweise unauffindbar sind. Nicht gerade gut, denn die Farbproben sind genormt (DIN 6169, von Altrosa bis Fliederviolett). Es gibt zwar auch noch schönere Farben wie Blau gesättigt oder das zarte Rosa der menschlichen Haut. Die haben aber in der Metrik nix verloren. Die unterscheidet feinfühlig zwischen Aster- und Fliederviolett. Was will man mehr?
Sei´s drum. Auch das Urmeter in Paris schrumpft seit Jahren vor sich hin wie das Urkilogramm in Sévres. Bekanntlich sind Farben nicht so farbecht, wie sie sein sollten. Das ist aber nicht das eigentliche Problem. Vermutlich fehlten gesättigte und halbwegs gesättigte Farben ganz in der Palette, weil künstliche Lichtquellen die halt nicht so gut wiedergeben. Sie können das zwar, dann schlucken sie aber viel mehr Energie. Und der Unterschied ist nicht von Pappe. Allein der Unterschied zwischen einer Lampe, die für Büromenschen gut genug sein soll, und einer Vollspektrumlampe kann 65 % ausmachen. Warum allerdings die menschliche Hautfarbe Rosa in dem Index keine Gnade fand, weiß man nicht. Vielleicht weil rosa nur für weiße Menschen gilt, und das im Monat März auf der nördlichen Halbkugel. Es scheint fast, man wollte nicht eine Kennzeichnung, weil es viele Farben für menschliche Gesichter gibt.
Der Verdacht, dass die Sache nicht koscher ist, liegt nahe, denn die Festlegung der "Metrik" sieht eher nach dem Gummimeter aus. Ra kann maximal 100 sein, was man durchaus verstehen könnte. Es gibt viele Dinge, die zwischen Nix und 100 liegen. Und die werden meist mit einer Zahl "%" dahinter angegeben. Bei Farbwiedergabe, Fehlanzeige. Die Zahl kann nämlich sogar negativ sein. Schwer zu verstehen, wenn man Metrik hört. Kann eine Lampe weniger als Nix an Farben wiedergeben? Sie kann. Und das ist die Tragik des Lebens. Ra ist also eine Metrik mit 100 am Ende und ohne unteres Ende. Die Farbwiedergabe kann nicht nur unterirdisch sein, sondern auch ihre Skalierung. Irgendwo hat sie auch ihre "Mitte". Die ist 50. Das konnten die allseits geliebten Leuchtstofflampen damals gerade noch schaffen, etwa 1930.
Wenn das das einzige Problem wäre. Die tolle Metrik verstößt auch noch gegen den gesunden Menschenverstand. Dieser besagt im allgemeinen, wenn ich ein Objekt mit bestimmten Reflexionseigenschaften habe, und mit einem Licht beleuchte, bedeutet Ra = X , dass ich auf meinem Objekt die gleichen Farben sehe, egal um welches Licht es sich handelt. Es gibt aber mindestens zwei genormte Lichter, die Ra = 100 erreichen, und die Farben sehen sich nicht einmal ähnlich aus. Da irrt sich leider der gesunde Menschenverstand. Nichts hat eine Farbe, außer es wird beleuchtet, Selbstleuchter ausgeschlossen. Was gesehen wird, bestimmt zwar das Gesehene mit, leider unvollkommen. Das darauf fallende Licht spielt eine mächtige Rolle. Da sind wir aber noch nicht am Ende. Das Auge des Betrachters kommt noch mitbestimmend hinzu. Alles? Immer noch nicht. Auch die Umgebung spielt eine nicht zu kleine Rolle. Während dies physikalisch gesehen ausreichen dürfte, gibt es noch die Kultur und die persönliche Erfahrung. Rot ist eben mal so rot, mal so. Und manchmal benutzen Leute, die bei dem Wort Rot rot sehen, Rot für ihr Logo. Logo?
Nun soll der Unsinn ein Ende haben. Die internationale Beleuchtungskommission CIE führte deswegen einen Farbwiedergabeindex Rf ein. Das soll so etwas wie der allgemeine Ra sein. Manchmal auch nicht. Z.B. für RGB-LEDs nicht. Die berücksichtigt der ebenfalls neu eingeführte Farbgamut Rf besser. Die beiden Größen korrelieren wenig, sind daher theoretisch unterschiedlich bzw. unabhängig. Warum die beide R heißen? Ich denke, der Klarheit willen. Gamut wird von manchen als Umfang übersetzt, was nicht falsch ist. Ebenso richtig sind Spektrum (Pons-Wörterbuch), Skala, Facette u.ä.
Das Ganze wird in einem schönen Artikel in Licht dargestellt und kulminiert unter anderem in der Aussage: "Damit ist die Frage verbunden, ob ein Leuchtenentwickler oder ein LED-Systemdesigner die Farbwiedergabe zu Gunsten oder zu Ungunsten des Farbgamuts entwickeln kann." Ich bin dafür, dass man dem Farbgamut kein Unrecht antun sollte. Und dem LED-Systemdesigner nicht zu viel zumuten. Lassen wir ihn in Ruhe lernen, was Farbwiedergabe ist.
Aber keine Sorge, im weiteren Text wird die Sache wieder relativiert. Nach Untersuchung von 387 Lichtquellen fand man heraus: " … dass die beiden Farbqualitätsmerkmale unabhängig voneinander gestaltet bzw. optimiert werden können". Da bin ich beruhigt. Ein Blick auf die 387 Spektren zeigt, dass die Sache in trockenen Tüchern ist. So alle alle LEDs haben einen Blaustich, den sonst kein anderes Leuchtmittel aufweist.
Klartext: Es wird noch ein Jahrzehnt dauern, bis wir die Studien loswerden, die ständig neue Vorteile für bläuliches Licht lobpreisen. Vielleicht erfindet die Branche bis dahin neue Begriffe mir R. So vielleicht Rabumsel, Rabumsel …
Pánta chorei kaì oudèn ménei
Heraklit
Es gibt eine schlechte Nachricht und eine sehr schlechte. Zuerst die schlechte: In der Lichttechnik wurde ein Verein "Lauterer Wettbewerb e.V." gegründet. Und die sehr schlechte: In der Lichttechnik wurde ein Verein "Lauterer Wettbewerb e.V." gegründet. Warum soll das so schlecht sein? Weil man solch einen Verein nicht braucht! Man ist ja über ein Jahrhundert ohne ausgekommen. So haben z.B. Lampenhersteller 1924 ein Kartell (Phoebus) nicht gegründet. Die Nichtgründung erfolgte in Genf. Es hat auch nie die Lebensdauer von Glühlampen auf 1.000 Stunden begrenzt und 100 Jahre Lichtingenieure nicht ausgebildet, die glauben sollten, dass die Zahl aus einer Optimierungsbetrachtung entstanden sei. Wie die Herren das Kartell nicht gegründet haben, kann man in der ARTE-Dokumentation "Kaufen für die Müllhalde" verfolgen (hier, ab Minute 2:30, aber der Rest ist auch empfehlenswert). Dort wird z.B. dargestellt, wie das Kartell monatlich Strafen für die Mitglieder berechnete, deren Lampen doch länger brannten als vereinbart.
Bei den Leuchtenherstellern war die Kartellbildung ungleich schwieriger. Es gab zu viele davon, war doch das Leuchtenbiegen ein gutes Geschäft seit tausend und mehr Jahren, auch wenn man damit eher das Backen von Ton gemeint hat. Da hilft aber, dass die Branche relativ klein ist und jeder jeden kennt. Wozu denn ein Kartell bilden, bei dessen Bildung oder später man erwischt werden kann? Also wozu muss es einen "Verein Lauterer Wettbewerb e.V." geben?
Den wichtigsten Grund hatte ein sehr guter Kenner der Branche, Prof. Wout van Bommel, seines Zeichens früherer CIE President und Chefentwickler der Firma Philips, auf einer Konferenz gegeben: Er bezeichnete LED als "Lügenlampe", nicht weil das Licht uns was vorschwindelt, sondern weil man keinem der Daten Glauben schenken kann bzw. soll. Die "objektiven" Messwerte können um den Faktor 3 falsch sein. Das ist zum einen der Tatsache geschuldet, dass die erforderliche Messtechnik noch "im Entstehen" ist. Und zum anderen, dass man mit den Daten "kreativ" umgeht.
Den gesamten Bericht kann man im Licht Heft 2/2018 lesen. Hier ein Highlight: Licht: "Ist unlauterer Wettbewerb im Lichtsegment stark ausgeprägt?" Vorstand des Vereins: "Ja und stark wachsend …" Dazu folgt warum. Durch den vielen Online Handel und Plattformen wie eBay oder Amazon. Dass die eigenen Mitglieder zur Misere beigetragen hätten? Nööö, sind alles weiße Engel.
Zum Thema Engel, hier ein Kracher: Licht: "Ist es nicht schwierig, Werte wie z.B. die Lebensdauer einer Leuchte oder Lampe juristisch anzufechten?" Vorstand Verein Lauterer Wettbewerb: "Nein. Juristisch gibt es zu den klaren gesetzlichen Bestimmungen eindeutige Urteile …" Wo ist der Kracher? Es gibt nur zu den klaren gesetzlichen Bestimmungen Urteile. Wenn Großverbraucher wie Bahn und Post Jahrzehnte ein eigenes Lampenlabor betreiben, weil den Angaben der Hersteller zur Lebensdauer nicht zu trauen ist? Ist klar. Wie klar ist es, wenn man so Lebensdauerangaben wie hier macht: L80B10C20? Will sagen: wenn das Ergebnis 50.000 h ist, haben 10 % danach 80% des Lichtstroms und 20% weilen in den ewigen Jagdgründen. Wenn ich in einem Array 100 LEDs habe, wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass bei dem Ding alle 100 beisammen leuchten?
Die Super-Formel L80B10C20 ist leider, leider auch nicht die einzige, die man benutzt. Vor Jahren hatte ich festgestellt, dass Philips und Osram jeweils eine eigene benutzten und deren Verband eine dritte. Man stelle sich die Doofen vor, die bei dieser klaren Sachlage 1.190 € + MWSt + Reisegeld (Düsseldorf Hilton) ausgeben und zwei Tage vor Ort opfern, um die Veranstaltung "Lebensdauer und Zuverlässigkeit in der LED-Beleuchtung" zu besuchen. (hier). Wer den Nachweis braucht, dass die nicht doof sind, kann hier lesen warum. Zu den Super-Doofen gehörte ich ebenso wie ein sehr erfahrener Planer. Wir beide, beide mit einem Doktor-Titel in dem Metier, glaubten an eine bestimmte Formel für die Berechnung von Lampen. Denkste, man hatte die geändert, ohne viel Aufhebens zu machen. Selbst der amtierende und gewesene Umweltminister, die damals Werbung für die Energiesparlampe machten, wussten nichts davon.
Noch lustiger wird es, wenn man die Angaben zum Lichtstrom ansieht. Seit Ewigkeiten plant der Lichtplaner nach den Katalogangaben und schlägt 10% darauf, weil den Katalogangaben nicht zu trauen ist. Seit jeher ist der Lichtstrom ein Geheimnis der Hersteller. Nu wissen wir, dass die einen Verein für den lauteren Wettbewerb gründen mussten, weil sie von anderen schwarzen Schafen bedrängt werden. Aber das Lichtgeschäft birgt noch viel mehr dunkle Geheimnisse. Hier etwas, was bestimmt keiner dachte, außer dass er im Keller Omas alte Bettlampe gefunden hat:

Gestern entdeckte ich die Innovation einer eigentlich uralten Anwendung: behandeln von Neugeborenen mit Blaulicht bei einer Gelbsucht. Die Leber wächst mit ihren Aufgaben, und das nicht erst, wenn ihr Träger so viel schluckt, dass sie es nicht mehr zu ertragen vermag. Eine Gelbsucht (Ikterus) entsteht, wenn der Gallenfarbstoff Bilirubin im Blut ansteigt. Bei Babys merkt man die Krankheit, wenn sie nicht mehr so zartrosa sind - wie Babypopos eben aussehen. Das betrifft etwa 60 % der Neugeborenen. Manche müssen in eine Behandlungskiste mit blauem Licht. Das wäre nicht so schlimm, wenn das Licht nicht so energiereich wäre und die Augen der Babys so klar. Deswegen müssen sie eine Augenbinde tragen. Das wäre vielleicht auch nicht so schlimm, wenn nicht dazu käme, dass die Mutter nicht mit in den Kasten darf. (Nach neuesten Erkenntnissen der Forschung besteht die Gefahr, dass sie durch Blau schlau werden kann.) Das Baby anstrahlen und die Mutter zu verschonen, lässt sich bei üblichen Lampen halt nicht machen. Sollen sie energieeffizient sein, müssen sie exakt 1,20 m lang sein. (Anm.: Früher hieß es, sie müssten 1,50 m lang sein. Das hat man aber schnell vergessen. Ist doch etwas zu unhandlich.)
Mit LED ist das Ganze ein Klacks. Ich meine aber nicht das Lullaby LED System, das immer noch mit einem recht großen Modul für die Lichterzeugung arbeitet. Nein, es ist ein Leuchtpyjama, entwickelt - man glaubt es nicht - von Forschern der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (EMPA). Das Gewebe besteht aus optisch leitenden Fasern, eingewoben in Textilgewebe. Mit einem Durchmesser von 160 Mikrometern entspricht ihre Geometrie regulären Garnen. Gemeinsam mit gängigen Fasern ließen sich die Lichtleiter zu einem Satin-Stoff verweben, der eingespeistes Licht gleichmäßig über die Stoffbahn verteilt. Die Sache scheint so interessant zu sein, dass der Bundesrat der Schweiz die Nachricht auf ihrer Website berichtet (hier) . Blaues Licht statt Blutaustausch - das ist die Quintessenz. Und kein Seemansgarn. Garantiert nicht!
Es geht nicht um den berühmten Spruch des Bartbeauftragten des Kaisers, Haby, der seine Kreation "Es ist erreicht" benamste, als der Kaiser ihm erlaubte, dieselbe ihm ins Gesicht zu kleben. Nein, es ist nicht der Bart des Kaiser Wilhelm, sondern der Schnurrbart des Willem Zwo. Bei unserem Thema handelt sich um einen viel himmlischeren Traum. Der kleine Lichttechniker hat es endlich geschafft, den Himmel nachzubauen. "Hell wie der lichte Tag" war vorgestern. Heute bauen wir nicht nur den Himmel als Attrappe, sondern auch noch den ganzen Tag ... nach. Wird demnächst in Schwedt in einer Raffinerie stehen.
Wie man weiß, gibt es in Deutschland einen Staat, der seine Nase in alle privaten Dinge steckt. Z.B. in Arbeitsstätten. Ich sage bewusst nicht Spürnase, denn der Staat hat kein Gespür dafür, was er da anrichtet. Wenn der geahnt hätte, was Leute daraus machen, hätte er bestimmt nicht verordnet, dass alle deutschen Arbeitsplätze einen Blickkontakt nach draußen haben müssen. Zwischendurch, als Deutschland der Arbeitsminister abhanden gekommen war, dessen Amt durch den Wirtschaftsminister Wolfgang Clement verwaltet wurde, war die Vorschrift weg. Endlich sagten die Bauherren und schwärzten schnell alle Fenster. Nicht ganz, denn es gibt Gebäude, die haben gar keine. Da ist nichts mit Schwärzen. Seit Nahles haben wir wieder den Salat. Deutsche Arbeitsstätten müssen wieder eine Aussicht haben.
Was, wenn es nicht geht? Da ist Verlass auf die Kreativität deutscher Forscher. Wir bauen die Aussicht nach. Fehlen Fenster, so installieren wir welche von M$, das ist die Firma von Bill Gates, der Computerfenster baut, Windows. Also Monitore an die Wand und Kamera an. Hat den Vorteil, dass man das deutsche Schei..wetter draußen lassen kann. Da kann es alleine rumsauen. Innen machen wir nur schöne Aussichten. (Kein Scherz, die Anlage wird gerade fertig.)
A, ja. Da war noch was. Der Himmel. Da spielt ja der Tag ab. Also nachbauen … So ein paar Tausend LED (genau sollen sie 28.000 sein), die schlappe 9,4 kW verbrauchen. Damit der Himmel nicht allzu pixelig ausschaut (wie die Fremont Street in Las Vegas, böse Anm.), müsste man ein paar mehr an die Decke nageln. Dann würde der Verbrauch des Himmels vielleicht so zunehmen, dass man damit vielleicht noch eine kleine künstliche Hölle mit beheizen könnte? Blödsinn. Genauso wie der von doofen Leuten, die behaupten, künstliches Licht könne kein Ersatz für Sonnenschein sein. Aber Hand auf´s Herz: wer will bei Sonnenschein arbeiten? 
So also wird da nLichtened Workplace realisiert, von dem ich vor schlappen acht Jahren berichtet hatte (hier). Nur kurz danach kam "LightFusion" (hier). Das Vorhaben wurde seinerzeit von den Protagonisten so dargestellt: „Der LightFusion-Ansatz zielt auf eine integrierende Betrachtung aller drei Aspekte von Licht (Anm.: direkte, indirekte Wirkungen, Dimensionen der visuellen Wahrnehmung, der emotionalen Lichtstimmung und der physiologisch-biologischen Wirkungen) unter Nutzung der Gestaltungsmöglichkeiten, die sich durch LED- und OLED-Technologien ergeben, insbesondere großflächige Displays, präzise steuerbare Lichtquellen und Flächenleuchten auf OLED-Basis. Darüber hinaus wird auch das Tageslicht einbezogen, was unter Gesichtspunkten der Energieeffizienz und Gesunderhaltung gleichermaßen wichtig ist.“
Etwas besser als damals ist man schon geworden. Da man mittlerweile weiß, dass sich LEDs beim Altern genauso doof verhalten wie Menschen, sie werden - sagen wir mal - selten schöner, brennen in einem Nebenraum 1736 Stück ununterbrochen parallel zur Lichtdecke, "damit man bei Defekten zum Austauschen LED desselben Nutzungsalters zur Verfügung hat". Ein besonderer Beitrag zur Nachhaltigkeit.
Da ist allerdings etwas ganz dummes. Der nächtliche Himmel lässt sich nicht darstellen. Eigentlich lässt sie sich schon schön abbilden, so mit Sternen und Mond und so. Allerdings sollen die Kollegen arbeiten und nicht träumen. So etwa von der Karibik bzw. angesichts der Tatsache, dass das ganze auf dem Gebiet der verblichenen DDR abspielt, eher von Malle. Das Ganze dient nämlich gar nicht deren Amusement. Ein Kritiker, der die Sache sorgfältig unter die Lupe genommen hat, meint "Wichtiger als der bildhafte Unterhaltungswert ist die “nichtvisuelle Lichtwirkung” auf die Mitarbeiter. In das von ... und ... entwickelte Beleuchtungskonzept sind die Erkenntnisse des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO eingeflossen. Das Institut erforscht, wie der Mensch durch die Intensität und das Spektrum der Beleuchtung beeinflusst, angeregt oder ermüdet wird."
Au backe. Hoffentlich hört das Institut nicht von der Sache. Es mag nämlich gar nicht, dass behauptet wird, es würde sich mit fremden Federn schmücken. Dass Menschen durch die Beleuchtung ermüdet werden, geht schon gar nicht. Beleuchtung dient der Sehleistung und Leistung überhaupt. Sagt die Leuchtenindustrie. Die Lampenindustrie auch. Und das schon ein Hundert und paar zerquetschte Jahre lang.
In der guten alten Zeit gab es eine Ergonomie. Die sollte dem Menschen dienen. Manche haben deren Methoden kopiert - leider nicht perfekt - und wenden sie an wie Schweizer Bauern nach dem Motto "Glückliche Kühe geben mehr Milch". Deswegen heißt deren Methode Kuh-Ergonomie. Dass so etwas hier vorläge, will ich nicht behaupten. So böse bin ich nie gewesen.
Zu guter Letzt, ein Wort zum bösen Staat. Der war nie so doof, wie Leute ihm unterstellen, die mit der Angst von anderen Geschäfte machen wollen. Der Raum, in dem ein Stückchen ehemalige DDR in Karibikstimmung versetzt wird, ist eine Warte, die aus Sicherheitsgründen geschützt sein muss. Die Mauern, die die Sonne abschirmen, dienen auch dem Schutz derer, die dort drin sitzen. Und sie ist nicht die erste Warte von Deutschland. Dafür gibt es Ausnahmegenehmigungen. Z.B. wenn der Raum groß genug ist, gilt die Sicht auf andere Teile des Raums als hinreichend. Auch wenn er klein wäre, gibt es Ersatzmaßnahmen. So z.B. Pausenräume mit Tageslicht. Ganz, ganz schlaue Leute aus Wien haben etwas ausgeheckt, was auch nicht schlecht ist, Lichttage (hier). Da bekommt der Kumpel, der aus sicherheitstechnischen Gründen im Bunker sitzt, einige Tage extra frei. Malle statt Mallebilder in LED. Auch nicht schlecht. So spart man pro Jahr 86.344 kW/h Energie + die die Standby-LED schlucken. Von dem Geld kann man jede Menge Bier und Sangria kaufen. Und das Pfand reicht für den Flug aus.
"Wissenschaftliche Erkenntnisse oder Forschungsberichte zur Blendung durch Tagfahrleuchten mit Leuchtdioden sind der Bundesregierung nicht bekannt."
Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage von Abgeordneten (Drucksache 17/2042)
Unsere liebe Regierung hat also im Jahr 2017 den Deutschen Bundestag informiert, dass keine wissenschaftlichen Erkenntnisse über die psychologische Blendung von Tagfahrleuchten vorlägen. Könnte stimmen. Es gibt auch keine wissenschaftlichen Erkenntnisse über das dritte Bein, rechts, von Ameisen. Bestimmt! Über die linken Beine auch nicht. Dennoch weiß man sehr gut Bescheid über Ameisen. Bei den Tagfahrleuchten weiß sogar jeder Bescheid, der an einer Stadtstraße entlang schlendert. Die blenden bei hellem Sonnenschein. Der Effekt nennt sich Absolutblendung und ist seit mindestens 60 Jahren unter diesem Namen bekannt. Die Ursache auch: Wenn die Helligkeit (Leuchtdichte) eines Objekts einen bestimmten Wert übersteigt, blendet es unabhängig von seiner Umgebung. Ansonsten ist Blendung von der Umgebung abhängig. Deswegen blenden übliche Autoscheinwerfer nur nachts. Tagsüber hingegen sind sie harmlos. Nie wird man jemanden klagen hören, dass sie bei Tagesfahrten an sind. Anders hingegen die LED. Deren Leuchtdichte ist einfach zu hoch. Sie blenden nicht nur den, der darauf guckt. Auch im Rückspiegel blenden sie tagsüber, weil man andere Verkehrsteilnehmer nicht erkennen kann. Das nennt sich Relativblendung. Wenn man in den Rückspiegel guckt, sieht man den Blender, weil die anderen dem gegenüber relativ dunkel sind. In der Dunkelheit ist der Rückspiegel abgeblendet. Und man sieht den Blender nicht so deutlich.
Zudem scheinen die Autobauer bzw. deren Lieferanten sich im Ziel geirrt haben. Ich sitze zum Arbeiten im ersten Stock am Fenster. Die Autos blenden mich tagsüber. Was hat das Licht eines Autos nach oben zum Himmel gerichtet zu suchen? Hingegen blenden die gleichen Autos nachts nicht. Sie fahren aber mit wesentlich stärkeren Scheinwerfern. Ergo: Die Tagfahrleuchten sind eine Misskonstruktion. In einem Land, in dem jede Schraube an einem Kfz vom TÜV abgenommen wird, und jedes Lämpchen an einem Fahrzeug eine Zulassung braucht, eine bemerkenswerte Situation.
Moderne Autos verpesten Städte nicht nur mit ihren Dieselschwaden. Es gibt auch eine Lichtverschmutzung. Wenn die Bundesregierung dies nicht glaubt, sollte man deren Mitglieder einer Strafe unterziehen, die man sich in China ausgedacht hat. Autofahrer, die andere blenden, werden dazu verdonnert, eine zeitlang in helle Scheinwerfer zu gucken. Körperverletzung? Ja. Warum nur ich? Man müsste alle, die dazu beigetragen haben, dass die dummen Autos blenden, der Strafe unterziehen. Mindestens die letzten drei Bundesminister für Verkehr. Den kommenden auch, prophylaktisch.
Jetzt zu den fehlenden wissenschaftlichen Erkenntnissen:
Ergo: Offensichtlich weiß nur nicht die Bundesregierung davon, dass blaueres Licht mehr blendet. Man müsste ihr allerdings nachsehen, weil das Buch, in dem das geschrieben steht, im Jahre 2017 gedruckt wurde (hier). Dummerweise handelt es sich dabei um eine Bilanzierung der Erkenntnisse, die bis zum Jahre 2006 bekannt waren. Der Bundesminister für Verkehr informierte den Bundestag im Jahre 2017 also mit Konserven mit abgelaufenem Haltbarkeitsdatum.
So stammt die Erkenntnis
"mit Anstieg der Farbtemperatur steigt die Blendung"
aus dem Jahr 1999 (Quelle Alferdinck, 1999). Sie besagt, dass Scheinwerfer mit bläulicherem Licht bei sonst gleichen Bedingungen mehr blenden. Diese Weisheit wurde auch aus anderen Quellen zusammengefasst und so formuliert:
"Je größer der Blauanteil einer Lichtquelle, desto unangenehmer und blendender wird sie empfunden" (Autor Bullough, 2003, zitiert aus Völker, 2017).
Das war im Jahr 2003. Also vor 15 Jahren.
Ja, was schert uns (oder unsere Politik) die "psychologische" Blendung? Die ist ja nicht doof und argumentiert so: "In der Wissenschaft wird unterschieden zwischen physiologischer und psychologischer Blendung. Die physiologische Blendung setzt die Sehleistung des Auges herab. Bei der psychologischen Blendung wird eine Blendungserhöhung empfunden, die nicht messbar und individuell verschieden ist. Verkehrsteilnehmer können sich geblendet fühlen, ohne dass dies zu einer verringerten Sehleistung führt." Für Leute, die sich von dieser "wissenschaftlichen" Argumentation doch in die Irre führen lassen: Die psychologische Blendung ist tatsächlich nicht messbar, wenn man dazu nur einen Zollstock benutzt. Ansonsten ist die bestens messbar. Und das schon mehrere Jahrzehnte. Der Autor, dessen Skala man häufig benutzt (J.B de Boer), ist schon sehr lange tot. Zudem weiß man seit vielen Jahren, dass eine Unterscheidung der Art "psychologischer" und "physiologischer" Blendung gar keinen wahren Hintergrund hat, außer dass sich Forscher die Aufgabe leicht gemacht hatten. Ließ sich die Blendung etwa mit Messgeräten am Auge ermitteln (z.B. Streuung im Auge), sprach man von "physiologischer" Blendung. Konnte man trotz allerlei Bemühen keinen Bezug zu physikalischen Größen erstellen, war die Blendung halt "psychologisch". So nennt der wackere Ingenieur alles, was er nicht erklären kann.
Was man aber auch ohne Zollstock erkennen kann, ist, dass die Benutzung sehr heller Scheinwerfer am Tage das Erkennen von unbeleuchteten Objekten (Fußgänger, Radfahrer, Kinderwagen, Rollatoren) erschwert bzw. unmöglich macht. Naturgemäß wäre es möglich, der Intelligenz eines Staatsoberhaupts folgend, der Lehrer bewaffnen will, Rollatoren mit starken Scheinwerfern auszurüsten. Mancher Bürger hat schon eine Petition beim Bundestag eingereicht (z.B. Petition 73980 von Geert Closius, hier). Closius schreibt:
"Durch technische Entwicklungen (Xenon-Gasentladungslampe, LED, Tagfahrlicht) wurden Scheinwerfer und andere Leuchten im Strassenverkehr
mit höherer Lichtleistung möglich,
in der Bauform kleiner,
und damit die Leuchtdichte am Austrittsort sehr viel größer.
Zusätzlich wurde Tagfahrlicht auf der Basis von LED eingeführt.
Fahrräder und andere Zweiräder mit LED-Leuchten eingeführt.
Rück- und Bremsleuchten heller ausgeführt.
Alle Veränderungen zusammen führen im Strassenverkehr zu einer deutlich angestiegenen Blendgefahr - gerade für ältere Menschen, deren Augen nicht mehr so gut adaptieren können."
Augenärzte laufen Sturm gegen Tagfahrlichter (z.B. hier oder da oder dort), die zu hell sind. Anders sehen es die Techniker: "LED-Tagfahrlicht ist cool – verleiht Ihrem Fahrzeug die Optik der Oberklasse und dazu ein cooles Licht-Design." oder noch cooler: " Sie werden rechtzeitig und weithin auch bei hellem Sonnenlicht gesehen, …" Ja, so ist es. Man wird auch bei Sonnenschein weithin gesehen. Wer bei Sonnenlicht auffallen will, muss die Sonne übertrumpfen. Das tun die LED nicht nur selten. Heute hat eine Firma die Welt wissen lassen, dass ihre Hochleistungs-LED eine Leuchtdichte von 280 lm/mm2 übertrifft. Hört sich niedlich an. 280 … Wenn man aber die mm2 auf m2 umrechnet, kommt man auf 280.000.000 cd/m2. Eine alte Leuchtstofflampe brachte es gerade mal zu 8.000 cd/m2, die grellsten Lampen im Innenraum liegen bei 40.000 cd/m2. Wie hell leuchtet denn ein Fußgänger an einem Novembertag? Sagen wir mal 5.000 lx und grauer Mantel. Macht etwa 320 cd/m2. Gegenüber 280.000.000 cd/m2 ist das eher nix. Und wenn der Fußgänger an einem Sommertag mit einem schön weißen Hemd herumläuft? Wenn der sich in die Mittagssonne am Äquator legt und bescheinen lässt, schafft er etwa 30.000 cd/m2. Wenn er den Sonnenuntergang bewundern will, sind es gerade mal 1.000 cd/m2 oder ähnlich. Egal wie man rechnet, die Leuchtdichten der LED sind jenseits von Gut und Böse.