Wer nicht wusste, wie Märchen entstanden sind, konnte in den letzten 15 Jahren erleben, wie so etwas entsteht, live und auf den Kongressen wie in der Presse. Die nebenan angegebene Story habe ich von Anfang an miterlebt und in diesem Blog - fast live - dokumentiert. Die hier angeführte Fassung stammt von einem Bericht eines Kultursenders (hier).
Zum Geleit: von biologisch optimierter Beleuchtung sprach seinerzeit niemand, sondern von einem Versuch - angeblich erfolgreich abgelaufen (hier). Vor etwa 11 Jahren (Anfang 2009) lud die CDU-Bürgerschaftsfraktion von Hamburg - damals Regierungspartei - zur Präsentation. Eigentlich ging es nicht um Kinder, sondern um das Investitionsprogramm zur Rettung der deutschen Banken - sowie Industrie. (hier und da) Das Ergebnis ließe sich in einem Bild ausdrücken
Wer sich aber Bilder der Versuchsstätten anguckt, sieht sofort, dass so ganz optimiert das Licht nicht sein kann. Die Räume haben große Fenster und teils Holz verkleidete Wände. Wirken soll eigentlich das Blaue im Licht. Was ergibt blaues Licht reflektiert auf Holz? Braun oder schwarz. Die Farben sind aber nicht dafür bekannt, den Menschen Erleuchtung zu bringen. Eher das Gegenteil. Vor allem Kinder fliegen nicht auf diese Farben. Was soll der Versuch ergeben haben:
In mehreren Studien wurden Klassenzimmer mit biologisch optimierter Beleuchtung, d.h. stärkerer und spektral angepasster Beleuchtung ausgestattet. In den Vergleichsklassen wurde weiter unter standardisierter Schulbeleuchtung gearbeitet. Untersucht wurden die Schüler in Bezug auf die Konzentrationsfähigkeit und ihre Leistung. Die Ergebnisse waren eindeutig: Die Schüler in den optimiert beleuchteten Klassen waren aufmerksamer und besser konzentriert. Die zu lösenden Aufgaben wurden schneller und mit deutlich niedrigerer Fehlerquote erfüllt.
Wir sehen, wie sich die Versuchsergebnisse über die Jahre verbessert haben. im Jahre 2009 waren es noch 20% "besser", 2012 waren es satte 35% bei Lesegeschwindigkeit, und 45% weniger Fehler bei einem Test. Wer sich für den Test interessiert, bei dem das blaue Licht um 45% besser abschneidet: Es handelt sich hierbei um den d2 Aufmerksamkeits-Belastungs-Test von Rolf Brickenkamp und ist für Personen von 9 bis 60 Jahren validiert. Nicht für die 8-jährigen Teilnehmer dieser Studie. Ach was, wer wird denn so pingelig sein? Und ergibt 7 Kriterien, nach denen das Ergebnis bewertet wird, nicht nur die Fehlerhäufigkeit. Wo sind die anderen geblieben? Auch so eine pingelige Frage!
Eigentlich hatte Brickenkamp diesen Test für den TÜV entwickelt, der die Aufgabe hat festzustellen, ob die ehemaligen Führerscheinbesitzer alle Tassen wieder im Schrank haben, so dass man denen die Pappe wieder zurückgeben kann. Nennt sich in einschlägigen Kreisen Idiotentest. Ich selbst hatte den Test für andere Zwecke missbraucht. Er sollte die Ermüdung durch die Arbeit messen. Tat es auch. Die Menschen waren nach unserem Test nach 8 Stunden intensiver Bildschirmarbeit 25% schneller. Also erholt. Aufgrund dieses grandiosen Befundes haben wir dann die Ergebnisse für uns behalten und nur für eine Doktorarbeit benutzt (zur Ausleihe link hier)
Da ich sehr viel Arbeit in diesen Test gesteckt hatte - er wurde von uns 1976 sogar computerisiert, damit man Massentests abhalten und sofort auswerten konnte -, wollte ich wissen, warum er anzeigt, dass die Leute sich bei der Arbeit erholen. Uns hat Brickenkamp angegeben, dass der Test einen sehr starken Lerneffekt aufweist. So um die 25% … D.h., die Steigerung der Leistung beruhte auf einem Versuchseffekt. In Wirklichkeit haben unsere Probanden vor und nach der Arbeit den gleichen Erfolg mit dem Test gehabt. Und das entspricht genau dem Erstellungszweck des Tests. Er soll persönliche Merkmale prüfen und feststellen helfen und nicht die Wirkung irgendwelcher Umgebungsbedingungen. Ansonsten wären die Idiotentests ungültig. Aber wem sagt man denn sowas?
Es hilft nichts. Das Ergebnis eines Versuchs, das mehr als fragwürdig war, fand seinen Weg in die wissenschaftliche Literatur und auch in einen Standard. Demnach kann man Schulkinder einfach mit Licht Aktivieren, Deaktivieren, Ruhigstellen …
Es hilft nichts. Das Ergebnis eines Versuchs, das mehr als fragwürdig war, fand seinen Weg in die wissenschaftliche Literatur und auch in einen Standard. Demnach kann man Schulkinder einfach mit Licht Aktivieren, Deaktivieren, Ruhigstellen … Um dem Lehrer zu helfen, der nicht weiß, was 4000K sind oder frisches Licht, baute man halt eine idiotensichere Schalttafel. Unsere Kinder mit solchen Methoden aufgezogen, werden später den Technikfreaks ihre Behauptung bestätigen helfen, dass künstliche Intelligenz besser ist als natürliche Dummheit.
Es ist lange her, ich berichtete, OSRAM wird Elektronikbude (hier). Damals gab es noch das Gerücht, dass sich Osram in die LED-Entwicklung vertiefen wollte. Heute ist es kein Gerücht mehr. Eine Firma aus Österreich hat die Mehrheit an Osram gekauft. Damit geht die gesamte Lichtsparte von Siemens nach Österreich. Na, ja. Traunreut war ja auch fast Österreich.
Firmen kommen, Firmen gehen, Wirtschaftszweige bleiben bestehen -- bis sie ihre Bedeutung verloren haben. So ist es mit Licht. Einst konnte es internationale Kartelle ernähren. Als sich Siemens von der Leuchtensparte trennte, waren die Kollegen dort schockiert. Licht nicht mehr Kerngeschäft? Doch, doch. Siemens behielt OSRAM. Alles was in Leuchten leuchtet. Später gingen auch die Leuchten zu Osram, zu einer Firma, die nie Leuchten bauen durfte. So der Konzernzwang. Danach fand man, dass Leuchten weder Kern noch Geschäft wären. Also weg damit. Jetzt ist auch Osram weg.
Der Wirtschaftszweig Licht sorgte nicht nur für Gewinne für die beteiligten Unternehmen, sondern auch dafür, dass wir gewisse Normen hatten, die z.B. für Blendungsbegrenzung sorgten. Wenn die Leuchtmittel in China gebaut, die Vorschaltgeräte in Vietnam gewickelt, die Spiegel in Malaysia gebogen werden, wird sich niemand für verantwortlich erklären, wenn die Beleuchtung blendet oder mit Lärm nervt. Anders als bei Druckern oder Kopierern, die eigenständige Geräte sind, kann man bei Leuchten den Hersteller nicht dafür verantwortlich machen, wenn die Beleuchtung blendet. Einen ganz üblen Vorgeschmack davon kann man auf Straßen erleben. Fahrräder blenden schon bei Tage, eine Überlandfahrt bei Nacht artet in vielen Ländern in Horror aus. Man hat viel Licht, sieht aber immer seltener etwas.
Er ist wieder aktuell - der Stromkrieg bzw. "War of Currents". Gemeint ist der Glaubenskrieg zwischen T.A. Edison, seines Zeichens der "Erfinder" der Glühlampe und G. Westingshouse, der 1886 zur Herstellung von elektrischer Beleuchtung das Unternehmen Westinghouse Electric Company gegründete. Während Edison zeitlebens nur Gleichstrom verkaufte, meinte Westinghouse, nur Wechselstrom könne transformiert und über größere Strecken transportiert werden. Er sollte recht behalten - vorerst! Westinghouses "Erfinder" war Nikola Tesla. Heute wieder sehr in! Noch mehr in ist der Gleichstrom, den man nur so aus Island nach Europa transportieren kann.
Edison tat alles Menschenmögliche, um den Wechselstrom in Verruf zu bringen. Mit seinen 1000 Patenten war der nicht der Großvater von Daniel Düsentrieb. Eher des Teufels General. So zog er auch den Auftrag an Land, den elektrischen Stuhl zu entwickeln. Zwar wurde dieser von seinem Mitarbeiter Harold P. Brown erfunden. Aber Edison legte so sehr Hand an, dass der elektrische Stuhl häufig als sein Werk gilt. Das Interesse begründete sich nicht an der Lust, Verbrecher zu grillen. Nein, der elektrische Stuhl sollte demonstrieren, dass der Wechselstrom tödlich ist. Und die Hinrichtung sollte heißen "to westinghouse".
Edison ließ Katzen und Hunde hinrichten. Und auch vor Pferden machte er nicht Halt. Pferde konnten öffentlich mit Wechselstrom hingerichtet werden. (mehr hier). Das amerikanische Gesetz gab es her. Tiere, die irgendwie "straffällig" wurden, konnten zum Tode verurteilt werden. Nur die Killertomaten kamen glimpflich davon. Sie wurden in Essig und Öl ertränkt. Das wohl spektakulärste Opfer war der Zirkuselefant Topsy. Dieser hatte sich geweigert, eine brennende Zigarette zu essen, die ihm sein Wärter ins Maul stecken wollte. Und hatte ihn umgebracht. Für die amerikanische Justiz ein klarer Mord. So wurde Topsy vor 1500 Leuten auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet. Das Verfahren hieß aber "electrocution", weil sich Westinghouse erfolgreich gegen die Benutzung seines Namens für die Hinrichtung gewehrt hatte. Diese Art Hinrichtung hatte der Tierschutzverein erwirkt, weil er das Hängen von Elefanten nicht akzeptieren wollte.
Ziemlich dumme Frage. Damit man es sieht? Diesem Irrtum sind alle Menschen zum Opfer gefallen, die sich Fackeln, Öllampen oder Glühlampen gekauft haben, um sie in Wohnzimmer oder in die Küche zu hängen. Man dreht den Schalter, und schon sieht man, was man sehen will. So einfach geht es nicht mehr. Die oberste Instanz aller Lichttechniker dieser Welt hat vor Jahren den Stecker gezogen und die Definition der Beleuchtung geändert. Dort steht nicht mehr, dass Beleuchtung "Anwendung des Lichts, um Dinge sichtbar zu machen" ist. Beleuchtung ist nunmehr Anwendung des Lichts.
Ich hatte vor einiger Zeit die neue Beleuchtung bei meinem Lieblingsladen präsentiert und gezeigt, dass man mit viel Licht noch weniger sieht als früher. Dafür aber viele Pünktchen, die auf den Namen LED hören (hier oder da). Vor ein paar Tagen war ich in Schweden und guckte mir die neue Kunst der Beleuchtung dort an.
Die Schweden sind sogar etwas fortgeschrittener als bei uns. Dort überlagern sich die LED-Abbilder auch edlen und weniger edlen Weinen. Kein Wunder, die haben keine deutsche Norm, die vorschreibt, dass alles, was beleuchtet werden möge, matt sein muss. Oder zwischen zwei Leuchtenreihen angeordnet. Matte Flaschen? Bei der Gelegenheit könnte man auch die Dosen matt machen.
Das wichtigste für den Kunden, die Preisschilder bleiben schön unbeleuchtet. Sie könnten den Kunden ja vom Kauf abhalten. Man merke: Beleuchtung ist, wenn man Beleuchtung sieht. Etwas von dem Beleuchteten darf man auch sehen. Immerhin.
Ein Bier gefällig? So sah ich die lokalen Biere auf Zypern in einem Lokal. Man soll ja nicht mäkelig werden. Man sieht, dass es sich um Bierflaschen handelt und kann diese von einer Dose unterscheiden. Das ist doch toll! Oder?
Weil es so schön ausschaut, bitte ein Glas. Hier ist es schon etwas schwieriger, die Sehaufgabe. Der Fachmann misst die Beleuchtung in ihrer Stärke und freut sich, dass da 500 Lux auf dem Glas sind.
Ziemlich dumme Frage. Damit man es sieht? Diesem Irrtum sind alle Menschen zum Opfer gefallen, die sich Fackeln, Öllampen oder Glühlampen gekauft haben, um sie in Wohnzimmer oder in die Küche zu hängen. Man dreht den Schalter, und schon sieht man, was man sehen will. So einfach geht es nicht mehr. Die oberste Instanz aller Lichttechniker dieser Welt hat vor Jahren den Stecker gezogen und die Definition der Beleuchtung geändert. Dort steht nicht mehr, dass Beleuchtung "Anwendung des Lichts, um Dinge sichtbar zu machen" ist. Beleuchtung ist nunmehr Anwendung des Lichts.
Ich hatte vor einiger Zeit die neue Beleuchtung bei meinem Lieblingsladen präsentiert und gezeigt, dass man mit viel Licht noch weniger sieht als früher. Dafür aber viele Pünktchen, die auf den Namen LED hören (hier oder da). Vor ein paar Tagen war ich in Schweden und guckte mir die neue Kunst der Beleuchtung dort an.
Die Schweden sind sogar etwas fortgeschrittener als bei uns. Dort überlagern sich die LED-Abbilder auch edlen und weniger edlen Weinen. Kein Wunder, die haben keine deutsche Norm, die vorschreibt, dass alles, was beleuchtet werden möge, matt sein muss. Oder zwischen zwei Leuchtenreihen angeordnet. Matte Flaschen? Bei der Gelegenheit könnte man auch die Dosen matt machen.
Das wichtigste für den Kunden, die Preisschilder bleiben schön unbeleuchtet. Sie könnten den Kunden ja vom Kauf abhalten. Man merke: Beleuchtung ist, wenn man Beleuchtung sieht. Etwas von dem Beleuchteten darf man auch sehen. Immerhin.
Ein Bier gefällig? So sah ich die lokalen Biere auf Zypern in einem Lokal. Man soll ja nicht mäkelig werden. Man sieht, dass es sich um Bierflaschen handelt und kann diese von einer Dose unterscheiden. Das ist doch toll! Oder?
Weil es so schön ausschaut, bitte ein Glas. Hier ist es schon etwas schwieriger, die Sehaufgabe. Der Fachmann misst die Beleuchtung in ihrer Stärke und freut sich, dass da 500 Lux auf dem Glas sind.