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Identische Wahrnehmung von Farben

Wie wahr, wie wahr. Jeder hat einen Anspruch auf die Wahrheit. Und wenn es auch um das Erkennen der wahren Farbe geht. Man liest nicht selten, die Farben in einer Umgebung - meist künstlich beleuchtet - wären natürlich. Was auch die Best-informierten nicht begreifen können, ist dass natürliche Farben auch in der Natur nicht möglich sind. Wie dass? Eine Farbe, die man sieht - vielmehr zu sehen glaubt - gibt es physikalisch gesehen nicht. Selbst das physikalisch Existente sehen wir nicht. Was man sieht, existiert nur im Gehirn des Menschen. Wenn derselbe Mensch sich dasselbe Objekt anschaut, sieht er eine andere Farbe je nach Beleuchtung. Aber auch bei gleicher Beleuchtung sieht das gleiche Objekt anders aus, je nach Umgebung. Das lernt jeder Fotograf oder Innenarchitekt begreifen. Sonst wird er/sie weder Fotograf noch Innenarchitekt.

Wie kommt es aber, dass man z.B. immer die gleiche Farbe sieht, wenn man ein bekanntes Objekt an verschiedenen Orten betrachtet? Das Geheimnis ist die Lüge. Unser Gehirn lügt uns was vor. Etwas vornehmer geht die Wissenschaft vor und nennt die Geschichte Konstanzphänomen. Besser sogar ist die Bezeichnung Kontextphänomen: die Wahrnehmung von wesentlichen Ding-Eigenschaften (Reflexionskoeffizient, Form, Farbe, Größe) zurückzuführen, die auch unter wechselnden Bedingungen als solche wahrgenommen werden. Der wahre Hintergrund ist die Faulheit unseres Gehirns. Es klammert alles aus, was für das Erkennen eines bekannten Objekts unerheblich ist. Konstanzleistungen des Gehirns sind erfahrungsabhängig; sie bilden sich im Laufe der ersten Lebensjahre fast völlig aus. Auch wenn Konstanzleistungen häufig optische Täuschungen genannt werden, sie sind es nicht.

Konstanz hin und her, wie kommt es, dass man einen Topf Farbe kaufen kann, dessen Inhalt immer dasselbe ist? Also, den Topf nehmen, Hauswand streichen. Und immer das gleiche sehen? Leider nicht. Wenn Sie vier Seiten eines Hauses mit dem gleichen Topf Farbe beglücken, haben Sie mindestens vier unterschiedlich aussehende Wände. Gleich ist nur das Material im Topf. Was muss man tun, um die "wahre" Farbe zu sehen?

Man fragt einen, der es wissen muss. Am besten jemanden, der andere Leute berät, die sehr, sehr "farbempfindlich " sind, also mit Farbe professionell umgehen müssen. Das ist zweifellos der Handel (und auch die Lieferanten des Handels, z.B. Wohnmöbelhersteller). Für den gibt es eine wunderbare Broschüre, in der die Wahrheit steckt.Was sagt die Nu zum Problem der Erkennung der wahren Farbe:
"Der Farbwiedergabeindex Ra bewertet, inwieweit die Farben eines Objekts bei künstlicher Beleuchtung richtig wiedergegeben werden. Ein Wert von Ra = 100 bedeutet eine identische Wahrnehmung." Das lernt den Shop-Besitzer oder deren Berater unter "Licht-Spezial: Lichttechnische Grundbegriffe". Aber nicht nur das. Z.B. Reflexionsgrad heißt dort "Der Reflexionsgrad ρ, der von Farbe und Oberflächenbeschaffenheit abhängt, gibt Auskunft darüber, welcher Anteil des auf eine Fläche treffenden Lichtstroms reflektiert wird." Falsch ist das nicht. Aber der Händler kann damit nichts anfangen. Er will wissen, ob sein Fleisch wie Fleisch ausschaut uns nicht wie Käse. Ergo: Man nehme das Beste. And the winner is … "Halogenlampen sind mit Ra = 100 absolute Spitzenreiter.

Nix wie hin? Der absolute Spitzenreiter wird doch alle Farben so frisch darstellen, dass der Kunde in die Vitrine beißt - aus Versehen natürlich … Der wird es nicht tun. Ra = 100 ist erstens nicht eindeutig. Die (verbotene) Glühlampe und das "Tageslicht" weisen den gleichen Index auf, Ra = 100. Und diese Zahl bedeutet, dass das Licht der Lampe 14 Proben mit Pastellfarben gut wiedergibt. Darunter ist keine einzige "frische", also gesättigte Farben. Aber altrosa ist  auch nicht schlecht? Oder?

"Die „passenden“ Lichtfarben sorgen ebenso wie ein hoher Farbwiedergabeindex der eingesetzten Leuchtmittel dafür, dass die Farben nicht verfälscht, sondern naturgetreu wiedergegeben werden." heißt es in der schönen Broschüre. Schade um die viele Farbe, die für den Druck der Broschüre ausgegeben wurde. Warum Fachleute (die Autoren waren alle Fachleute für den Handel bzw. Shopgestaltung) so einfach in die Falle tappen? Hoffentlich ist der Rest der Info besser der Wahrheit angepasst.

(Anm.: Das Datum der Ausgabe konnte ich leider nicht ermitteln. Im Impressum steht 01/11/20/06II. Heruntergeladen wurde die Broschüre heute am 6. Februar 2020.)

 

LED Talk - Was halten User von der Lebensdauer

Schaut man sich die Werte auf der Verpackung an, erfreuen LED-Lampen mit einer phänomenalen Lebensdauer von 10, 20 oder 25 Jahren, ach was, 50.000 Stunden oder gar deren 100.000. Was für ein Fortschritt, wenn man gewohnt war, seine Glühlampen im Dutzend zu kaufen, da sie gefühlt alle vier Wochen durchbrannten. Aber halten LEDs wirklich ewig? Oder sind die Angaben zur Lebensdauer ein Blendmanöver? Wer es genau wissen will, wie die Lebensdauer einer LED ausschaut, muss sich das eventuell was kosten lassen, wie ich schon vor sechs Jahren kommentiert hatte (hier oder da). So einfach ist die Sache nämlich nicht. Was ist denn überhaupt die Lebensdauer?

Als junger Student hatte ich naturgemäß keine Ahnung davon, dass die Lebensdauer keine Zahl ist. Der Laie denkt, die Lampe muss 1.000 Stunden brennen. Ich meine, der dachte das. Also hat eine Lampe eine Lebensdauer von 1.000 Stunden. Dann brennt sie durch. Oder? So einfach ist es nun auch nicht. Irgendwie klingt 1.000 h nach einer runden Sache. Das war sie - nur für ein Kartell, über dessen Existenz heute noch diskutiert wird. Die Sache war aber großen Verbrauchern wie die Post und Bahn in Deutschland nicht so geheuer. Sie unterhielten eigene Labore, um die Lebensdauer von Glühlampen zu messen.

1.000 h sind doch 1.000 Stunden? Njet. Wie man die misst, ist an den Lichtstrom gebunden, denn die geht mit der vierten Potenz des Stroms der Lampe hoch - oder runter. D.h., was man als Lebensdauer in Stunden misst, hängt davon ab, wie man die Lampe speist. Ein Problem? Nein, bis hierher ist es Physik. Auch noch Physik - bzw. etwa Physik - ist der Skalierungsfaktor Km= 683 lm/W, mit dem man aus Watt Lumen macht. Dessen Grundlage ist die V(λ)-Funktion, die nicht mehr Physik ist. Aber immerhin schon 1924 standardisiert, damit der Handel mit Lichtprodukten weltweit funktioniert. Sie soll die Empfindlichkeit des menschlichen Auges darstellen. Zweifel sind erlaubt - allerdings hier unerheblich. Erheblich ist, was mein Professor eines Tages entdeckte. Die geltende Zahl - immerhin Basis des weltweiten Handels und Handelns - konnte nicht stimmen. Er fragte den zuständigen Ausschuss, wer die Berechnung vorgenommen hätte. Herr Sowieso. Wer hat die Berechnung geprüft? Wieso, Herr Sowieso rechnet doch richtig. Ich bekam den Auftrag, als Diplomarbeit die Größe nachzuprüfen. Sie lag um 10% (!) falsch.

Wenn der Lichtstrom der Lampe, der für die Lebensdauermessung benutzt wird, um 10% falsch angesetzt wird, und dieser sich mit der vierten Potenz des Stroms ändert, wie zuverlässig ist die Angabe der Lebensdauer einer Lampe? Nehmen Sie doch irgend eine Zahl, addieren Sie ihre Kragenweite hinzu und ziehen die Schuhgröße ab. Hauptsache, es kommt eine Zahl raus.

Wenn das in der simplen Welt der 1.000 h-Glühlampe der Alltag war, wie sieht es mit der LED aus? 50.000? Was? Mal Sekunden mal Stunden. Warum nicht? Aber wieso? Ich will hier keine Werbung für teure Produkte machen. Aber der vermutlich wichtigste Faktor ist der Preis. Da niemand schlechte Lampen riechen oder schmecken kann, wird allerhand in den Markt geschoben. Das trifft nicht nur arme Familienväter, die ihre Küche verschönern wollen (s. Kasten an der Seite), sondern auch große Ketten im Einzelhandel. Wir kennen auch große Firmen, bei denen sicherheitsrelevante LED nach paar Wochen durchgebrannt waren, weil ihr Lieferant keine Ahnung hatte, dass LED nicht so einfach vor sich leuchten, egal wie sie betrieben werden. Die Videobeispiele sind in Dezember 2019 aufgenommen worden. Das erste zeigt ein Museum, das zweite eine Dekoration aus einem Juwelierladen. Beide Beleuchtungen sind keine 2 Jahre alt. Und sind von ordentlichen Planern erstellt worden.

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Nicht nur die Kunden dieser Planer hatten mit Zitronen gehandelt, sondern auch mein Lieblingsdiscounter (hatte bereits mal angeführt). Für den gibt es gratis Rat. Er muss manche Dinge anders machen, damit seine LED etwas länger halten als jetzt. Der Einzelhandel bekommt seit 2013 Rat von EHI Retail Institute, allerdings besser als das gemeine Volk. Dem Letzteren wird z.B. als Lebensdauer die Zeit angezeigt, nach der die Hälfte der Module ausgefallen sind (womit man wirklich nichts anfangen kann) oder die Zeit nach der der Lichtstrom auf 70 % abgefallen ist (wie einst bei den Leuchtstofflampen). Der Händler kann damit nur etwas anfangen. Was die Nutzlebensdauer ist, entscheidet der Verlust an Farbwiedergabe (2 MacAdam Ellipsen).

Ach, ja. Da war noch Blendung. Das EHI rät dazu, Blendung zu vermeiden: "Vermeiden Sie Blendungen. Gerade bei der LED ist die Blendung besonders zu beachten, da die LED auf ihrer kleinen Oberfläche eine hohe Lichtintensität erzeugen kann. Testen Sie visuell die direkte Blendung und die Reflexion auf der Oberfläche der Waren." Wenn man den Rat ernst nimmt, sieht es mit den meisten LED-Anwendungen allerdings sehr mau aus. Glanz ist wunderbar, wo der hin gehört. Mit LED kommt der überall hin. Und das ist geschäftsschädigend.

Ich hab vor ca. 18 Monaten in meiner Küche als Arbeitsplatzbeleuchtung zwei LED-Strips montiert und seit einem Jahr fallen immer wieder 3er LED-Gruppen aus.

Inzwischen sind fünf und vier 3er Gruppen ausgefallen, wobei dabei immer die LEDS den Geist aufgeben. Zuerst wochenlang flackern und dann finster. An den Lötstellen oder den Vorwiderständen liegt es definitiv nicht. Da ich auch aus dem Bekanntenkreis ähnliches (mit gleichwertigen bzw. auch mit anderen Bändern höherer Leistung) gehört habe wollte ich mal nach euren Erfahrungen fragen....
Grüße, Euer Erwin

LEDs sollten immer per Stromquelle betrieben werden, sonst kann es leicht passieren dass sie überansprucht werden! Wenn ich die 12V aus deinem Beitrag lese, schätze ich mal dass die LEDs einfach nur per Vorwiderstand betrieben werden oder?
LG Stefan

Hab mal auf der Electronica einen "Hersteller" gesehen der in der Türkei fertigt und laut seiner Aussage gibt es sowohl gute LED Strips (bestückt mit Osram LEDS) und schlechte LED-Strips (bestückt mit irgendwas). Nur wie kann ich als Endkunde feststellen was geliefert wurde wenn nicht mal der Händler weiß welche Ware er bekommen hat ?
Stefan (leicht verärgert)

Mir gehts ja dabie nicht um die paar Euro die diese Streifn kosten
allerdings wird ja überall damit geworben LEDs hätte eine Lebensdauer
von 50.000 Stunden und mehr.
Vor allem mein "Weibchen" mosert rum wenn das achso tolle und neue Licht
flackert....

Seid ihr euch da sicher? Ich hatte bis jetzt zwei Streifen (die billigen RGB aus der Bucht) wo auch jeweils 3er Gruppen ausfielen. Ich dachte zuerst auch an defekte LEDs, der Grund war aber das sich Lötpads vom Streifen gelöst hatten.
Thomas

Gestaltung oder Betrug? Ein vielseitiges Dilemma

Mancher Beruf muss sich gefallen lassen, ob der Lauterkeit seines Tuns hinterfragt zu werden. Z.B. ein Händler.  Preist er seine Ware über Gebühr an und verfälscht Fakten, ist die Lage klar. Er begeht Betrug. Was ist, wenn er seine Ware in tolles Licht setzt? Wenn man so ein Licht zu Hause hätte, wäre es auch kein Problem. Ich kann erkennen, dass ich das Richtige kaufe. Was wenn aber die Ware nur in dem Laden so gut aussieht, ansonsten nicht? Da scheiden sich die Geister. Soll der Händler etwa seine Ware mies aussehen lassen, damit er als ehrlich bezeichnet werden kann? Man würde ihn wahrscheinlich eher dumm nennen. Wer frühere Gemüsehändler in Deutschland kannte und die später entstehenden Läden türkischer Obst- und Gemüsehändler, wird verstehen, was ich meine. Früher bin ich in so einen Laden gegangen, um meinen Bedarf an Lebensmitteln zu decken. Heute gehe ich auch mal hin, wenn ich gar nichts kaufen will. Das Auge will betrogen sein.

Noch vertrackter als beim Obsthändler ist es bei der Architektur überhaupt. Bekanntlich gibt es ohne Licht keinen Raum. Darf Licht einen miesen Raum toll erscheinen lassen? Ein Lehrstück zu diesem Thema lieferte vor Jahren Jonathan Speirs, der Lichtplaner der Scheich-Zayid-Moschee in Abu Dhabi. Er zeigte den Werdegang von einem Haufen Beton zu einem der angesagtesten Bauwerke der Gegenwart. Durch Licht! Sein Vortrag zu dem Thema fand in einem total überfüllten Saal eines Kongresses statt. Die Parallelveranstaltungen hatten das Nachsehen. (mehr dazu hier). Hat er Nu gestaltet oder betrogen? Man sehe selbst.

Das Licht-Heft zum neuen Jahr 2020 hat sich des Themas angenommen. U.a. wird dargestellt, wie eine Borsig-Halle aus der Steinzeit, Pardon aus der Hochzeit der Stahlverarbeitung, durch Licht und Farbe zu einem attraktiven Shopping-Mall wird. Sogar Bio-Läden sollen ihre reservierte Haltung gegenüber LED aufgegeben haben. Sie geben dem Kunden "Qualitätsversprechen durch frischen Look" ab. Was das auch immer heißen mag. Seit der oberste Marketeer Präsident der USA geworden ist, reden wir zwar Marketing-Sprech. Dennoch wüßte mancher genau, was so ein Qualitätsversprechen wäre.

Da lese ich: "… so wurden hier im Hofladen für die Strahler im Bereich der Wurst- und Fleischtheke COB LEDs mit einem speziellen "Meat-Spektrum" verbaut. Es sorgt für eine frische rote Farbe und arbeitet die feine Marmorierung von Fleisch heraus." (Anm.: Hier geht es nicht um Spektren, die die Alterung von Fleisch und Wurst unter Licht verlangsamen. Das ist eine andere Geschichte.) Es geht um Aussagen wie "Bei Beleuchtung mit rötlichem Licht sieht ein blasses, wässriges Schnitzel nach 1-A-Qualität aus". Die Fleischfarbe spielt für die Kaufentscheidung vor allem bei vorverpacktem Fleisch in der Selbstbedienung eine wichtige Rolle, da der Konsument das Fleischstück selbst beurteilen muss.

Die Beurteilung des Frischegrads von Lebensmittlen und Blumen war seit Ewigkeiten Gegenstand von Normen und Gesetzen. Sogar akademische Arbeiten beschäftigten sich ausführlich damit. Die Begründung aus einer Dissertation "Befindet man sich vor der Theke eines Metzgers, wirken die ausgelegten Waren zumeist rosig, frisch und saftig. Der kaufwillige Betrachter wählt ein Produkt, das er aufgrund der appetitlichen Rotfärbung als frisch und qualitativ hochwertig einstuft. Wenn beim häuslichen Entfernen der Verpackung das aufgrund der ansprechenden roten Farbe ausgewählte Erzeugnis auf einmal eine gräuliche, nicht mehr ganz so wünschenswerte Farbe aufweist, stellt man die zuvor getroffene Kaufentscheidung in Frage und zweifelt an seinen Sinnen." Etwas weiter heißt es dort "Für Fisch, Backwaren, Blumen, Obst und vieles mehr existieren ebenfalls entsprechende Speziallampen, die die jeweilige Warenfarbe betonen. Dadurch kann einerseits die Ware (aus der Sicht des Verkäufers) optimal präsentiert werden, andererseits ist es für den Kunden beim bloßen Betrachten schwierig, den tatsächlichen Frischegrad zu beurteilen". Die älteste der zitierten Arbeiten stammt aus dem Jahr 1964. Ich denke, es gab noch ältere. Um dem Problem abzuhelfen, hatte DIN 1996 eine Norm (DIN 10504) speziell für die Beleuchtung von Fleischprodukten entwickelt. Sie verschwand 10 Jahre später ersatzlos. (Kommt aber 2020 noch in den Katalogen der Firma Ledvance vor, die wiederum 10 Jahre danach entstanden ist.)

Durch den Rückzug der DIN 10504 existiert über den eher allgemein gehaltenen Gesetzestext des § 11 LFGB (Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuch) hinaus keine weitere Empfehlung, Richtlinie oder Rechtsprechung, die es dem Verbraucher ermöglicht, sich vor einer „schönenden“ Beleuchtung der Lebensmittel zu schützen bzw. durch die amtliche Lebensmittelüberwachung geschützt zu werden. Während sich die Haustiere kaum über falsch erkannte Farben beschweren werden, haben Menschen doch ein Bedürfnis für Schutz vor Täuschungen. Genau dem dient der § 11 LFGB Vorschriften zum Schutz vor Täuschung " (1) Es ist verboten ... (2) Es ist ferner verboten, …" Doch, es fällt schwer, einen schöneren Schein als real und wahr zu erkennen und dem Verbot des Gesetzes zuzuordnen. DIN 10504 hatte sogar einen eigenen Farbwiedergabeindex RFF (wie FleischFarben) geschaffen.

Wer sich vom LFGB nicht klar genug geschützt fühlt, kann sich an die LMIV machen, das ist die EU-Lebensmittelinformationsverordnung. Wer die Sache nicht begreifen kann, weil diese nur grundsätzliche Regelungen enthalten, muss sich durch detaillierte Rechtsvorgaben in über 250 speziellere Verordnungen, Richtlinien und Gesetze arbeiten. Ähhh? Immer noch nicht klar? Kaufen Sie doch Wurst und Fleisch nur auf dem Wochenmarkt und lassen Sie eventuell vorhandene Lampen ausschalten. Die lassen das Fleisch eh schneller verrotten, als es muss.

Wer immer noch nicht genug hat, kann zwei Dissertationen lesen, die sich mit Beleuchtung und Farbe von Fleischprodukten beschäftigen.Wer sich dadurch qualifiziert genug fühlt, kann noch eine Diss zur Beleuchtung von zusammengeklebtem Brät ohne Farbe und Aroma - rekonstituiertes Fleisch - schreiben. Wie man das Produkt unter Beibehaltung des Rohfleischcharakters erzeugt, hat Dr. Tsedendamba Ulambayar aus Suunmod beschrieben. Fehlt nur noch, dass es wie Rohfleisch ausschaut. Wär doch ein Klacks bei den heutigen LED-Technologien.

Dissertation Wieser_Marie-Luise_Sonja Dissertation Wagner_Jennifer

Loriot irrte sich - Früher war nicht mehr Lametta

Dieser Tage besuchte ich zwei Ereignisse, die mich an Loriot erinnerten, eine Diamantenausstellung und eine Zirkusvorstellung. Eigentlich ist beides das Gleiche, eine Scheinwelt mit viel Glitzer. Wie Lametta. Insbesondere zu Weihnachten glitzert die auf den Weihnachtsbäumen. Allerdings nie so doll wie im LED-Licht. Genau dieses Glitzern erinnerte mich an Lametta.

Was haben eine Zirkusdarstellung eine Ausstellung von Diamantenschmuck gemeinsam? Ohne passendes Licht sehen beide tot aus. Zwar entwickeln Diamanten ihr Feuer auch bei Kerzenlicht, es lodert aber nicht so wie unter'm Kronleuchter. In der Diamantenausstellung erlebte ich das Feuer in einer nie dagewesenen Pracht. Der Ausstellungsraum, angrenzend an eine Diamantschleiferei, war mit Leuchten bestückt, die etwa 5 cm  im Durchmesser hatten. Die wiederum waren in Gehäuse angeordnet, die ihre Form von den einstigen Bewohnern, den Leuchtstofflampen, bekommen hatten. Langfeldleuchten. Da in jeder LED-Leuchte, auch Modul genannt, viele kleine Lämpchen mit hoher Leuchtdichte stecken, erzeugt das Licht bereits durch den Nystagmus der Augen ein bewegtes Bild wie Berlin in der Silvesternacht mit Tausenden Raketen. Wenn man auch noch den Kopf und die Augen etwas bewegt, sieht man, was man früher nie gesehen hat. Bei meinem letzten Besuch in einer Diamantwerkstatt vor etwa 40 Jahren in Antwerpen wurde das Feuer von Diamanten und dessen Entstehung zwar ausgiebig demonstriert. Dass ein ganzer Saal voller Diamanten funkelte, ist mir neu. Man muss es gesehen haben. Sonst kann man sich das nicht vorstellen.

Der Zirkus, der im Berliner Tempodrom gastierte, hatte z.T. sogar echte Lametta. Was aber herrlich glitzerte, waren die Kleider der Artistinnen und ihr Feenstaub. So herrlich habe ich die Szenerie nicht einmal als Kind gesehen. Die Scheinwerfer, angeordnet in allen Himmelsrichtungen plus nach oben oder unten, leuchten nicht mehr nur, sie werfen auch Bilder. Leuchtendes und Beleuchtetes verschmelzen zu einem Gesamtbild. Perfekt ist die Scheinwelt.

Was sich in der Diamantenausstellung und in der Zirkuswelt so toll auswirkt, ist der Pferdefuß der LED für übliche Beleuchtungsaufgaben. Die hohe Leuchtdichte. Nicht alles, was glitzert, ist Gold wert. Man muss halt lernen, wie man die Wunderlampen zähmt.

Licht und Legendenbildung

 

Wer nicht wusste, wie Märchen entstanden sind, konnte in den letzten 15 Jahren erleben, wie so etwas entsteht, live und auf den Kongressen wie in der Presse. Die nebenan angegebene Story habe ich von Anfang an miterlebt und in diesem Blog - fast live - dokumentiert. Die hier angeführte Fassung stammt von einem Bericht eines Kultursenders (hier).

Zum Geleit: von biologisch optimierter Beleuchtung sprach seinerzeit niemand, sondern von einem Versuch - angeblich erfolgreich abgelaufen (hier). Vor etwa 11 Jahren (Anfang 2009) lud die CDU-Bürgerschaftsfraktion von Hamburg - damals Regierungspartei - zur Präsentation. Eigentlich ging es nicht um Kinder, sondern um das Investitionsprogramm zur Rettung der deutschen Banken - sowie Industrie. (hier und da) Das Ergebnis ließe sich in einem Bild ausdrücken

Wer sich aber Bilder der Versuchsstätten anguckt, sieht sofort, dass so ganz optimiert das Licht nicht sein kann. Die Räume haben große Fenster und teils Holz verkleidete Wände. Wirken soll eigentlich das Blaue im Licht. Was ergibt blaues Licht reflektiert auf Holz? Braun oder schwarz. Die Farben sind aber nicht dafür bekannt, den Menschen Erleuchtung zu bringen. Eher das Gegenteil. Vor allem Kinder fliegen nicht auf diese Farben. Was soll der Versuch ergeben haben:

In mehreren Studien wurden Klassenzimmer mit biologisch optimierter Beleuchtung, d.h. stärkerer und spektral angepasster Beleuchtung ausgestattet. In den Vergleichsklassen wurde weiter unter standardisierter Schulbeleuchtung gearbeitet. Untersucht wurden die Schüler in Bezug auf die Konzentrationsfähigkeit und ihre Leistung. Die Ergebnisse waren eindeutig: Die Schüler in den optimiert beleuchteten Klassen waren aufmerksamer und besser konzentriert. Die zu lösenden Aufgaben wurden schneller und mit deutlich niedrigerer Fehlerquote erfüllt.

Wir sehen, wie sich die Versuchsergebnisse über die Jahre verbessert haben. im Jahre 2009 waren es noch 20% "besser", 2012 waren es satte 35% bei Lesegeschwindigkeit, und 45% weniger Fehler bei einem Test. Wer sich für den Test interessiert, bei dem das blaue Licht um 45% besser abschneidet: Es handelt sich hierbei um den d2 Aufmerksamkeits-Belastungs-Test von Rolf Brickenkamp und ist für Personen von 9 bis 60 Jahren validiert. Nicht für die 8-jährigen Teilnehmer dieser Studie. Ach was, wer wird denn so pingelig sein? Und ergibt 7 Kriterien, nach denen das Ergebnis bewertet wird, nicht nur die Fehlerhäufigkeit. Wo sind die anderen geblieben? Auch so eine pingelige Frage!

Eigentlich hatte Brickenkamp diesen Test für den TÜV entwickelt, der die Aufgabe hat festzustellen, ob die ehemaligen Führerscheinbesitzer alle Tassen wieder im Schrank haben, so dass man denen die Pappe wieder zurückgeben kann. Nennt sich in einschlägigen Kreisen Idiotentest. Ich selbst hatte den Test für andere Zwecke missbraucht. Er sollte die Ermüdung durch die Arbeit messen. Tat es auch. Die Menschen waren nach unserem Test nach 8 Stunden intensiver Bildschirmarbeit 25% schneller. Also erholt. Aufgrund dieses grandiosen Befundes haben wir dann die Ergebnisse für uns behalten und nur für eine Doktorarbeit benutzt (zur Ausleihe link hier)

Da ich sehr viel Arbeit in diesen Test gesteckt hatte - er wurde von uns 1976 sogar computerisiert, damit man Massentests abhalten und sofort auswerten konnte -, wollte ich wissen, warum er anzeigt, dass die Leute sich bei der Arbeit erholen. Uns hat Brickenkamp angegeben, dass der Test einen sehr starken Lerneffekt aufweist. So um die 25% … D.h., die Steigerung der Leistung beruhte auf einem Versuchseffekt. In Wirklichkeit haben unsere Probanden vor und nach der Arbeit den gleichen Erfolg mit dem Test gehabt. Und das entspricht genau dem Erstellungszweck des Tests. Er soll persönliche Merkmale prüfen und feststellen helfen und nicht die Wirkung irgendwelcher Umgebungsbedingungen. Ansonsten wären die Idiotentests ungültig. Aber wem sagt man denn sowas?

Es hilft nichts. Das Ergebnis eines Versuchs, das mehr als fragwürdig war, fand seinen Weg in die wissenschaftliche Literatur und auch in einen Standard. Demnach kann man Schulkinder einfach mit Licht Aktivieren, Deaktivieren, Ruhigstellen …

Es hilft nichts. Das Ergebnis eines Versuchs, das mehr als fragwürdig war, fand seinen Weg in die wissenschaftliche Literatur und auch in einen Standard. Demnach kann man Schulkinder einfach mit Licht Aktivieren, Deaktivieren, Ruhigstellen … Um dem Lehrer zu helfen, der nicht weiß, was 4000K sind oder frisches Licht, baute man halt eine idiotensichere Schalttafel. Unsere Kinder mit solchen Methoden aufgezogen, werden später den Technikfreaks ihre Behauptung bestätigen helfen, dass künstliche Intelligenz besser ist als natürliche Dummheit.