Als ich die Nachricht hörte, dachte ich, ich träume: Jemand bekommt den Titel "Meister des Lichts und der Farbe" und natürlich den verdienten Preis dazu. Bei der Suche danach fand ich einen Meister der Farbe und des Lichts, so bezeichnet von der Diözese Rottenburg am Neckar. Seine Website startete mit der Erkenntnis:
So gesehen, war er der Lichttechnik kein Fremder. Ralph Seitz, ein Glaskünstler. Doch der Preis geht auch nicht an William Turner, den man auch Meister des Lichts und der Farbe nennt. Dessen Werk indes, völlig unbewusst, reflektierte den Untergang aus der Hölle. Turners und sonstiger Maler wunderbare Abendstimmungen machten die Asche der großen Vulkaneruptionen unsterblich. Auch der "Schrei" von Edvard Munch soll die Asche von Krakatau zeigen, bzw. deren Ergebnis. (mehr hier). "Meister des Lichts" ist auch ein Film über William Turner (hier). Ich hoffe, dass die zeitgenössischen Maler und sonstige Meister des Lichts nicht etwa neuartige Gelegenheiten haben, ähnliche Bilder zu schaffen - mit Hilfe des neuen amerikanischen Präsidenten, der den Knopf hält, mit dem man die Erde einige tausend Male vernichten kann.
Aber nein, der Preis, vergeben im Namen des Konzerns, mit 250.000 Euro dotiert, geht an einen Musiker, Pierre-Laurent Aimard, an einen Wahlberliner. Der Ur-Urenkel des Gründers Siemens, dessen Firma mit Licht groß wurde, Ernst von Siemens, als Vorstand seinerzeit EvS genannt, belohnt einen Musiker.
Sollten wir nicht ihn bitten, den gleichen Preis für einen Lichtdesigner auszuschreiben? Schließlich kommt sein Vermögen von Licht, auch wenn die späteren Unterteufel des Opas es unter den Scheffel gestellt haben.
… hilft LED. Diese Produkt spricht die Damen an, und zwar solche, deren Göttergatten es mit dem Zielen nicht so genau hinkriegen. Das Wunder der Technik ist die Toilettensitzbeleuchtung Panasonic DL-GWN. Der Hersteller sagt dazu: "Das Licht schafft zudem ein Ziel auf das die männlichen Mitglieder des Haushalts zielen können." Das eigentliche Angebot möchte die Damen davor bewahren, sich in "den John", auf Englisch in die Schüssel, zu setzen, wenn zuvor ein eben männliches Mitglied den Deckel hochgeklappt und so hinterlassen hatte. Zudem wärmt das Licht den Sitz. Sagt Panasonic, natürlich alles auf Englisch (hier). Da sehen frühere Kreationen alt aus, richtig alt (rechts).
Wenn man das DL-GWN in Arbeitsstätten installiert, ich meine, in die entsprechenden Zellen, braucht man keine 200 lx mehr auf der task area, weil nunmehr diese, die task area, selbst leuchtet. Zudem erinnert sie an laue Sommertage am Meer. Ein wunderschönes Beispiel für die Energieeffizienz. Orte, die man nicht einmal eine halbe Stunde am Tag sucht, leuchten 24/7, will sagen dauernd, immer und ewig. Wie die Berliner Flughafenruine, auf der man seit Jahren das Licht nicht ausschalten kann. Oder 9 Millionen Straßenlaternen in Deutschland, die die ganze Nacht auf Fußgänger warten, die in einem der 40 Millionen PKW unterwegs sind. LED macht´s möglich. Ist ja energieeffizient.
Das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) beschäftigt sich neuerdings mit der Zukunft des Büros bzw. mit dem Büro der Zukunft. So schrieb der Berliner Tagesspiegel. Ihr Labor heißt "Living Lab smart office space". Dort soll es so zugehen wie auf dem Bild - also vollkommen praxiswidrig. Anstelle von künstlichen Intelligenzen sitzen darin allerdings ziemlich echt aussehende Figuren. Vermutlich Menschen.
Als ich das Bild das erste Mal sah, rätselte ich, wo wohl die Beleuchtung versteckt wäre. Zuerst dachte ich, die wäre vergessen worden. Schließlich will ja 37% deutscher Führungskräfte einen Arbeitsplatz ohne künstliche Beleuchtung (unglaublich aber hier zu lesen). Das Vergessen musste ich gleich vergessen, denn in der ersten Reihe sitzt nur einer, und der tut nix. Oder denkt, was dasselbe bedeuten kann. Für die dahinter würde bei der besten Befensterung nicht sehr viel Licht auf den Tisch kommen, zumal die Decke bestimmt nicht den erforderlichen Reflexionsgrad aufweist. Sie ist eher so ´ne Art Licht-Schluck-Decke.
Dann las ich, in der Hoffnung, dass der Text dazu was hergibt, weiter. Unsere KI-Kämpfer denken natürlich zuerst an die Stelle, auf der jeder sitzt, wenn er sitzt. Und der (Entschuldigung) Hintern erfährt eine besondere Behandlung: er wird gekühlt. Heizung und Lüftung im Stuhl für schlappe 987 Euro! Der ist durch Einsatz von echt künstlicher Intelligenz optimiert worden, weil früher die Ventilatoren zu laut waren. Gott verhüt´s - mit welchem Körperteil sitzt man denn im Büro der Zukunft? Man sagt man lege sich auf´s Ohr, wenn man einen erfrischenden Büroschlaf einlegt. Aber auf´s Ohr setzen? Die Soundfunktion des Stuhls, womit nicht das Quietschen gemeint ist, wären wir losgeworden, steht in dem Artikel drin. Die Rolle soll nämlich einem anderen technischen Produkt zukommen.
Der wahre Geniestreich sollte sich mir aber erst später erschließen, weil die die Randnotiz zu dem oben angegebenen Bürodesign überlesen hatte: Es gibt tatsächlich eine Beleuchtung - und zwar mit integrierter Soundfunktion, Antilärmlampe genannt. Wow! Auf die Idee muss man erst kommen! Mir fiel da ein, wie die altmodisch-doofen Lichttechniker seit Jahrzehnten versuchen, den Lärm aus den Leuchten zu bekommen. Und zwar so, dass niemand an Lärm denkt, wenn von einer Leuchte die Rede ist. Nun untersucht DFKI, wie man den mühsam aus den Leuchten herausgetriebenen Lärm da wieder hinein bekommt: "In einer weiteren Studie wird untersucht, wie eine Arbeitsplatzleuchte mit integrierter Soundfunktion im Großraumbüro ankommt. Das mannshohe Gerät kann über dem Schreibtisch ein monotones Lüftungsgeräusch produzieren, das wie ein "Rausch-Schleier" störende Stimmen von Kollegen im Büro überdecken soll."
HGaaanz langsam zum Mitschreiben: Man stellt ein mannshohes Gestell auf den Arbeitsplahtz, der als lokaler Lärmsender funktioniert. Da das Ding ja als Leuchte gilt, muss vorher der Lichtingenieur dessen Lärmentwicklung bremsen. Danach emittiert die Kiste Licht und Lärm. Fehlt nur noch Luft, die kommt aber aus dem Stuhl, dessen Lärm ja beseitigt worden ist. Ganz im Sinne des Menschen: "Die Dämpfung soll lokal erfolgen und nicht zentral über ein Lautsprechersystem - das störe die Menschen, sagt Hoffmann - die leitende Professorin - mit Verweis auf Versuche. "Die Leute wollen ihre Umgebungsbedingungen kontrollieren können." Recht so!
Wie, bitte schön, sorgt man dafür, dass mein Lärm nicht den Nachbarn erreicht? Der will nämlich seine Umgebungsbedingungen auch kontrollieren. Wenn ich mir die abgebildete Leuchte angucke, kann der Nachbar sich nicht einmal gegen mein Licht wehren.
Und jetzt stelle man sich vor, man wäre nicht im Wolkenkuckucksheim wie hier abgebildet mit 30 - 40 Quadratmeter Bürofläche wie hier, sondern mit 7, wie es den Facility-Managern lieb ist! Den Quatsch, jedem seine Umgebung zu kontrollieren zu ermöglichen, hatte die längst verblichene Dresdner Bank in ihrem Bürotower 1978 realisiert. Am Ende kontrollierte keiner mehr irgend etwas. Chaos war Alltag. Leider nicht das creative, das das Büro der Zukunft auszeichnen soll. So war denn das Ende der Dresdner Bank besiegelt, bevor die Zukunft des Büros begonnen hatte.
Mir ist rätselhaft, wieso ich seit Jahren Satire und Kritik über Licht und Beleuchtung schreibe. Es gibt offenbar viel ergiebigere Bereiche, wo Satire ausgiebig gelebt wird. Soll ich diesen Blog etwa schließen? Vielleicht warte ich, bis die Lichttechniker sich auch mit künstlicher Intelligenz statt mit künstlicher Bestrahlung befassen. Oder sollte ich lieber eine Theorie aufstellen, dass Menschen, die weitgehend unter künstlicher Beleuchtung aufgewachsen sind, manche ihrer geistigen Fähigkeiten einbüßen? Genügend Beweise hätte ich ja. Einmal die Forscher, und dazu noch der Journalist, der offensichtlich an die künstliche Zukunft glaubt.
Lieber so: In der KI-Forschung gilt der Tag, an dem die künstliche Intelligenz der Maschine die natürliche des Menschen einholt, als "Singularity", der Tag, an dem der Mensch seine Einzigartigkeit verliert. Die ganz Doofen arbeiten an der Verbesserung der künstlichen Intelligenz. Wer sagt aber, dass das Ziel nur so erreicht werden kann? Wie wäre es mit der Reduzierung der natürlichen Intelligenz? Ist um Längen einfacher. Vielleicht haben wir Singularity erreicht und wissen es noch nicht.
Anm.: Unser Akustik Professor hatte uns mit Prügel gedroht, sollte einer von uns versuchen, Lärm mit Lärm zu bekämpfen. Er meinte, dass man Dreck nicht mit Dreck bekämpfen kann. Schade, dass er nicht mehr lebt. Als unterdurchschnittlich begabter Akustiker hatte er so minderwertige Arbeiten abgeliefert wie die Akustik der Berliner Philharmonie. (Dass die nach einem halben Jahrhundert noch berühmt ist, wird dem Glück zu verdanken sein.). Und der doofe Lichtingenieur, das waren einige Kollegen, die ganze Arbeit ganz ohne künstliche Intelligenz geliefert haben. Deswegen macht keine deutsche Leute piep, wenn sie nicht soll. Nicht zu vergessen, die unbekannten Ingenieure, die das deutsche Normenwerk für Bauakustik geschaffen haben. Und daaaan kommt einer mit einer Lärmlaterne ...
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15.12.2016
Der legendäre Ort Schilda, den die bösen Nachbarn eines alpinen Staats im Norden und im Osten gerne dorthin verlegen, damit sie mehr Witze reißen können über Jogger, die vom Gletscher überholt werden, wird bei uns am häufigsten mit dem Bau des Ratshauses erwähnt, bei dem man die Fenster vergessen hatte. Zwar gab es später noch bessere Möglichkeiten, sich über die realen Geschichten lustig zu machen. So etwa über die Hochrheinbrücke, die auf der Schweizer Seite etwas zu hoch geplant wurde (54 cm), so dass in der Flussmitte eine Treppe hätte vorgesehen werden müssen. Das, aber ist eine andere Geschichte. So bleiben wir beim Vergessen der Fenster und den Folgen davon, Licht in Säcken hinein zu tragen.
Natürlich kommt so etwas in der realen Welt der High-Tech Nation nicht vor. Oder? Ach, was, wir schaffen lässig eine Mega-Version davon. Was, berichtet Licht (Heft 11-12, 2016). Über Details kann ich leider nicht berichten, da die wichtigsten Daten nicht lesbar weil gelb auf weiß gedruckt sind, aber den Tenor. Roman Jacobiak hat Gebäude untersucht, deren Hülle thermisch saniert worden war. Ergebnis: Das Tageslichtniveau ist im Schnitt 28% gesunken. In 15 von untersuchten 18 Fällen war eine ausreichende Tageslichtversorgung nach der Fassadensanierung nicht mehr gegeben. Die Abnahme betrug in einem Fall sogar 48%.
Langsam zum Mitschreiben: Eine energetische Sanierung von Gebäuden geschieht, um deren "Energieeffizienz" zu erhöhen. Und Effizienz heißt, dass man das gleiche Ziel mit weniger Aufwand erreicht. Wie viel Heizenergie muss ich einsparen, um 1 W Mehraufwand für die Beleuchtung auszugleichen? Das hängt ganz und gar davon ab, wie man heizt:
Bezieht man seine Heizung aus Nahwärmequellen, muss man für den Betrieb von Beleuchtung (Strom) 24 Mal so viel Primärenergie aufwenden. Bei Holz immer noch 12 Mal. Dabei ist der Strom bei EnEV 2014 noch gnädig weggekommen, weil man in Deutschland mittlerweile die Landschaft so weit verspargelt hat, dass ein erheblich Teil des Stroms aus Windmühlen kommt. Früher betrug der Faktor 3,0, was dem Umwandlungsprozess in einem Kraftwerk entspricht: Mindestens ein Drittel der Primärenergie geht bei der Umwandlung in elektrische zum Schornstein, ein Drittel fressen die Leitungen, die die Landschaft heizen, sowie diverse Prozesse. Und nur das letzte Drittel kommt an der Steckdose an. Die großen Kraftwerksblöcke müssen die Verlustwärme an die Luft oder an Oberflächengewässer abgeben. Deren Wirkungsgrad liegt deswegen bei 30% bis 45%.
Ergo: Man spart Heizenergie ein, und man muss deswegen elektrische Energie zum Beleuchten einsetzen. Anders als bei Schilda kann man über diesen Witz nicht lachen. Vor allem dann nicht, wenn man hinter der verdusterten Fassade arbeiten muss. Ach, ja, gestern wurde die neue Arbeitsstättenverordnung (endlich) veröffentlicht. Die sagt:
(1) Der Arbeitgeber darf als Arbeitsräume nur solche Räume betreiben, die möglichst ausreichend Tageslicht erhalten und die eine Sichtverbindung nach außen haben.
Und in ihrer ASR A3.4 wird die Anforderung so konkretisiert:
(3) Die Anforderung nach ausreichendem Tageslicht wird erfüllt, wenn in Arbeitsräumen
- am Arbeitplatz ein Tageslichtquotient größer als 2 %, bei Dachoberlichtern größer als 4 % erreicht wird oder …
Nach Jacobiak wird es nicht erreicht … oder?
… und wer schützt mich? Dieses Gerät ist angeblich Militärtechnik. Neue Autos werden für zivile Zwecke gebaut - aber leider unzivilisiert benutzt. Könnte sich Herr Minister Dobrindt der Sache annehmen, wenn er mit seiner Mautstory zu Ende kommt?