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Die neue Erleuchtung: Licht macht mehr als hell …

 

In diesem Blog war häufig von HCL die Rede, human centric lighting. Wozu man die braucht, wissen die Auguren und vielleicht die Götter. In einer Zeitschrift habe ich eine Begründung gefunden, die mir äußerst sympathisch klingt. Es heißt: " … im Büro hingegen erhalten wir tendenziell zu wenig Licht - oder sogar das falsche …" Wie wahr! So etwa 30 Jahre ist es her, dass wir nachgewiesen haben, dass dies sich auch in der Gesundheit der Menschen im Büro nieder schlägt. Jetzt naht Erlösung:

Wer will das wissen? Wer denn sonst? HCL ist ein Konzept von Lichtherstellern, die auch die entsprechenden Studien - sagen wir höflich - angestoßen haben. Fangen wir an: Was lernt uns die zuerst genannte Studie? Viel! Nämlich …

Also Schluss mit der Lagerfeuerromantik in Büros. Die Arbeit ruft, und man muss wach sein. Übrigens, schon 3800 K bedeutet, dass ist die graue Lampe "neutralweiß". Die fanden die Büromenschen schon 1973 unterirdisch, als ein Kollege seine Diss über Lichtfarben machte. Jetzt wissen wir warum. Die stört den gesunden Büroschlaf. Scherz beiseite: Die Studie besagt, dass das übliche Licht im Büro den Schlaf stört, wenn es nachts benutzt wird.

Erst richtig hat eine weitere Studie den Vorteil von HCL unterstrichen. Da war die Beleuchtung nicht nur 4000 K und magere 500 lx, sondern echt bioadaptiv und 800 lx. Das Ergebnis überraschte jeden Psychologen …

Spannungsreduktion von 3,2% zu messen - davon träumt der kleine Psychologe seit Freud. Wer es glaubte, bekam einst von seinem Mentor den Rat, sich bei einem der Nachfahren von Freud auf die Couch zu legen. Stressbewältigung um 5,9% höher! Dann erträgt man die quasselnden Kollegen besser. Insgesamt bekommen die Menschen durch das bioadaptive System einen ausgeglicheneren emotionalen Zustand. Und man kann sogar Studien wie diese lesen, ohne die Wand hoch zu gehen.

Solche Highlights erzeugen bei mir sogar einen echt erheiterten Zustand. Den habe ich auch nötig, seitdem der Verband der hier blau angestrichenen Herstellern meine früheren Vorstellungen über besseres Licht im Büro mit einer Publikation beantwortet hatte, in der sinngemäß was von einer Couch im Büro stand. Wollte heißen: wir machen Licht zum Arbeiten, nicht zum …

So wollte sich eine weitere Studie nicht mit Lappalien wie emotionaler Zustand oder Wohlbefinden befassen, sondern mit echten Zahlen, z.B. mit der Frage "bessere Antwortgenauigkeit durch Licht". Ich bitte um Nachsicht, dass sich die Frage gar nicht wie eine anhört. Ist auch so. Denn es geht immer um den Nachweis einer Verbesserung (in dem Artikel steht allerdings öfter drin, dass eine Verbesserung nicht festgestellt wurde).

Wenn man unter biodynamischem Licht arbeitet, glauben Leute, dass ihre Leistung um 18% höher ausfällt. Könnte auch heißen, dass 18% der Befragten glauben, leistungsfähiger geworden zu sein. Wie schön. Was kann man dafür kaufen? Nicht viel, aber 71% fühlen sich immerhin energievoller, 76% glücklicher! Die Genauigkeit ist bei dieser Studie um 12% gestiegen. Wovon auch immer. Das steht nicht in dem Artikel. Was ein Immobilienberater mit glücklicheren Menschen wollte, ebenso nicht.

Wie dem auch sei. Bei Licht ist einiges in Bewegung geraten, wenn nicht, ins Rutschen. Eherne, ach was, heilige Grundsätze der Beleuchtungstechnik sind plötzlich nicht mehr als Schrott wert. (Ehrlich gesagt, sie waren es auch.) Nichts macht dies deutlicher als die Vortragsfolien für HCL,  die der Verband der Hersteller zur Verfügung stellt. Dort lese ich u.a.
Vorbild Tageslicht - Umsetzung Beleuchtung
und vor allem das:

 

Man vergleiche das mit den Ergebnissen unserer Studie Licht und Gesundheit von 1990 (hier). Welch frappierende Ähnlichkeit! Den letzten Punkt, abends Schreibtischleuchten, hatte mir einst ein Assistent an der Uni erklärt. Da war ich 23 und er geplagt von Kopfschmerzen durch Licht. Ganzen Generationen von Büromenschen wurde von Lichttechnikern erklärt, Tischlampen wären Unsinn. Wenn ich in meinen alten Unterlagen im Keller krame, finde ich garantiert mehrere Artikel mit der Aussage, Schreibtischlampen wären verboten, oder ähnlich. 

Jetzt weiß ich endlich wozu HCL gut ist: Kreide leichter verdaulich machen. Mancher Autor beißt sich irgendwohin, wenn er an seine früheren Schriften denkt. Die weniger gelenkigen fahren nach Rügen und fressen die Felsen auf.  

mehr über HCL hier (Video kurz und lang) 
Artikel online lesen hier

Nutzlose Werte, wertlose Daten aus der Lichttechnik

 

In dem Bemühen, das Wissen um Licht zu erweitern, wurde der Begriff "Beleuchtungsstärke" zu einem ziemlich gefährlichen Wort. Dass auch Experten den Begriff falsch bzw. sogar sinnlos verwenden, hatte ich vor Langem dargestellt (hier). Hier geht es um sehr gefährliche Anwendungen durch Leute, die Experte auf anderen Gebieten sind.

Bereits auch von anderen beklagt, aber ziemlich unausrottbar, ist die Verwendung hinsichtlich "nicht-visueller" Wirkungen von Licht  auf den Menschen. Man kann praktisch alle Experimente, bei denen mit der Größe "Beleuchtungsstärke" als Wirkgröße hantiert wird, gleich in den großen Papierkorb werfen, weil die - echte oder vermeintliche - Wirkung von Strahlung in einem schmalen Spektralbereich erzeugt wird. Genau in diesem Bereich zeigen "Luxmeter" ihre größten Schwächen, weil sie dort ihre größten Fehler aufweisen, auch wenn es sich um Präzisionsinstrumente handelt. Die Messung der Wirkgrößen muss man als potenziell fehlerhaft annehmen. Experimente mit solchen Größen gleich vergessen.

Von potenziell fehlerhaft zu grundsätzlich unbrauchbar ist allerdings ein weiter Weg. Und den begehen gleich mehrere "Experten". Fangen wir mit dem Experten an, der wahrscheinlich nicht zurück schlägt, weil er diesen Blog nicht liest. In dem Beitrag "Die heilige 500 ist wieder da" hatte ich genau den durch den Kakao gezogen. Anlass war ein Beitrag in vielen Tageszeitungen etwa mit dem Titel:

Mir tut der Zimmerspargel, der bei 499 lx sterben muss, richtig leid. (Anm.: Kein Scherz, es gibt einen Forschungsbericht, der eine Wartung der Beleuchtung bei 499 lx empfiehlt.)

Das Wort führte ein Vorstand vom Fachverband Raumbegrünung und Hydrokultur. Und sogar ein leibhafter Professor für Zierpflanzenbau hatte so seine Meinung von sich gegeben. Während laut Vorstand "immer ein Wert von 500 Lux erforderlich ist, um eine Pflanze am Leben zu halten", hatte der Herr Professor was von 800 lx, ein anderer von 800 lx bis 1200 lx erzählt. Im Himmel ist Jahrmarkt. Wetten dass, dass Pflanzen auch bei 2.000 lx elend zugrunde gehen können, weil sie einfach verhungern?

Das liegt exakt an der Größe, deren Wert in Lux gemessen wird. Sie beruht, wie alle lichttechnischen Größen an der V(λ)-Kurve, die oft als die physiologische Empfindlichkeitskurve des Auges für Licht bezeichnet wird. Nicht ganz falsch, aber auch nicht richtig. Die ist die normierte Kurve für die Umwandlung von optischer Strahlung für die sog. Hellempfindung. Na, und? Der Gärtner spricht doch von hellen Lagen, schattigen Blumenfenstern u.ä. Ist was falsch? Es ist grundsätzlich falsch. Denn jegliche Strahlung in dem sichtbaren Bereich führt zu einer Hellempfindung, und im Bereich Grün-Gelb zur höchsten bei gleicher Energie.

Während es dem Spargel egal ist, womit sein Beet bestrahlt wird, so lange er sich im Reich der Maulwürfe aufhält, ist es dem Spinat stellvertretend für alle Pflanzen mit grünen Blättern und sogar den Riffkorallen nicht egal, wie das Licht beschaffen ist. Sie alle leben von der Photosynthese, dem biologischen Wunder, und deren Wirkkurve ist eher das Gegenstück zur V(λ)-Kurve. Und dort, wo die Pflanzen ihre Kraft herholen, haben die Luxmeter ihre größten Schwächen, weil sie nach der V(λ)-Kurve gebaut sind. Die grüne Pflanze lebt einerseits von Blau (linke Seite mit Blatt), wo ein LED bei gleicher "Lux-Zahl" ein Vielfaches an Wirkung entfalten kann als eine Glühlampe. Diese wiederum ist stark auf der rechten Seite, bei Rot. Während die Anhänger der 500-lx-Fraktion und die Energiesparer diesen Bereich des Spektrums eher als lästig und Belästigung ansehen, denkt der Spinat anders. Und die Palme ebenso.

Während Gärtner und Gemüsebauern immer bei ihren Schützlingen sind, und ihren Fehler umgehend merken, weil die Schutzbefohlenen ihre Unpässlichkeit bald durch Verwelken kund tun, bauen Architekten unter dem Zwang Energiesparen zu müssen, Gebäude, in die lebenswichtige Teile der Sonnenstrahlung nicht mehr hineinkommen. Unsere lieben Gebäudeökologen betrachten das Tageslicht in deren Häusern und Arbeitsstätten auch nur i.S. der Helligkeit, auch wenn sie nicht dauernd mit dem Luxmeter umherziehen. Die modernen, teuren Verglasungen schlucken ganz einfach die lebenswichtigen Teile des Sonnenlichts. So preist die Glasindustrie ihre Produkte "EINFACH MEHR ENERGIE SPAREN - Mit unseren Fenstern setzen Sie immer auf den bestmöglichen Wärmeschutz: Dank der modernen 7-Kammer-Konstruktion, Dreifach-Verglasung und zehn Prozent mehr Materialeinsatz minimieren Sie spielend leicht Energieverluste." Ja, wenn man das Schlucken von mindestens der Hälfte des Tageslichts nicht zu Energieverlusten zählt.

Da Menschen nicht einfach Verwelken wie Spinat oder Beamtenpalme, geht das Spiel munter weiter. Vielleicht müssen wir die eingesparte Energie später für Heilkuren und Kurreisen wieder einsetzen. Früher hieß es "Ärzte können ihre Fehler begraben, Architekten müssen Efeu pflanzen." Bald können die Architekten die Opfer ihrer Fehler Ärzten übergeben. Die sie später begraben … Macht nix, es steigert das Bruttosozialprodukt.

Was dient der Wiedergabe von Farben?

Die verbliebenen Jünger der SW-Fotografie mögen wegsehen oder verzeihen: Ich denke, Licht dient der Beleuchtung der Welt, und die ist farbig. Das Maß für die Beleuchtung, die Beleuchtungsstärke, misst aber nur grau. Die Währung, mit der die Lichttechnik bezahlt wird, ist Helligkeit. Was die ist, weiß keiner bzw. Jeder. Das vermaledeite Ding lässt sich aber nicht messen. Schwamm drüber. Wie bekommt die Welt aber ihre Farbe?

Das ist einfach. Da die dummen Lampen sich im Allgemeinen weigern, nur eine Linie aus dem Spektrum abzustrahlen - das ist die Domäne der Laser -, sehen die Dinge nicht grau bzw. gar schwarz aus. Wie bunt sie aussehen, hängt indes davon ab, welche Spektralbereiche eine Lampe abdeckt. Übrigens, die Natur hat es so eingerichtet, dass wir Menschen am besten mit grün-gelbem Licht etwas anfangen können, was die Helligkeit angeht. Pflanzen brauchen zum Leben andere und weisen das grüne Licht einfach zurück. Deswegen sehen Pflanzenblätter mehr oder weniger grün aus. Menschen hingegen recht selten im Gesicht.

Die Fähigkeit von Lichtquellen, Farben zu beleuchten, musste irgendwie beschrieben werden, weil die nicht alle gleich sind. Selbst unsere liebe Sonne lässt das Meer mal blau erscheinen, gen Abend aber auch mal rötlich. Ganz dumm, wenn sie mit dem Himmel in Konkurrenz steht. Unter den Wolken sehen die gleichen Dinge anders aus, wenn sie aus der Sonne in den Schatten wandern. Das Auge indes, gar nicht so dumm, hat ihre sog. Konstanzsysteme und bügelt die unterschiedlichen Farben aus. In Maßen. Also musste ein "objektives" System her. Und das ist die Bewertung der Farbwiedergabe. Abgekürzt R wie Richard.

Da System allgemein als gut gilt, gibt es gleich mehr als 25 davon, alle zur Farbwiedergabe. Was macht man mit dem Segen? Reduzieren einfach auf das, was man versteht. Und das ist der Farbwiedergabeindex. Fachleute glauben, dass es in der Lichttechnik für die Farbwiedergabe eine fest definierte "Metrik" gäbe. Metrik ist nicht wie in der Literatur "die rhythmische Bestimmung von Texten", auch nicht wie in der Musik "die Lehre von der Bewertung der Töne" aber was Ähnliches. Maß für eine Bewertung, z.B. Na, ja. Leute, die nach dem Fundament der festen Definition suchen, fanden viel Erstaunliches. So z.B., dass die Farbproben, mit denen man die meist-gebrauchte "Metrik", den allgemeinen Farbwiedergabeindex Ra bestimmt haben wollte, ganz oder teilweise unauffindbar sind. Nicht gerade gut, denn die Farbproben sind genormt (DIN 6169, von Altrosa bis Fliederviolett). Es gibt zwar auch noch schönere Farben wie Blau gesättigt oder das zarte Rosa der menschlichen Haut. Die haben aber in der Metrik nix verloren. Die unterscheidet feinfühlig zwischen Aster- und Fliederviolett. Was will man mehr?

Sei´s drum. Auch das Urmeter in Paris schrumpft seit Jahren vor sich hin wie das Urkilogramm in Sévres. Bekanntlich sind Farben nicht so farbecht, wie sie sein sollten. Das ist aber nicht das eigentliche Problem. Vermutlich fehlten gesättigte und halbwegs gesättigte Farben ganz in der Palette, weil künstliche Lichtquellen die halt nicht so gut wiedergeben. Sie können das zwar, dann schlucken sie aber viel mehr Energie. Und der Unterschied ist nicht von Pappe. Allein der Unterschied zwischen einer Lampe, die für Büromenschen gut genug sein soll, und einer Vollspektrumlampe kann 65 % ausmachen. Warum allerdings die menschliche Hautfarbe Rosa in dem Index keine Gnade fand, weiß man nicht. Vielleicht weil rosa nur für weiße Menschen gilt, und das im Monat März auf der nördlichen Halbkugel. Es scheint fast, man wollte nicht eine Kennzeichnung, weil es viele Farben für menschliche Gesichter gibt.

Der Verdacht, dass die Sache nicht koscher ist, liegt nahe, denn die Festlegung der "Metrik" sieht eher nach dem Gummimeter aus. Ra kann maximal 100 sein, was man durchaus verstehen könnte. Es gibt viele Dinge, die zwischen Nix und 100 liegen. Und die werden meist mit einer Zahl "%" dahinter angegeben. Bei Farbwiedergabe, Fehlanzeige. Die Zahl kann nämlich sogar negativ sein. Schwer zu verstehen, wenn man Metrik hört. Kann eine Lampe weniger als Nix an Farben wiedergeben? Sie kann. Und das ist die Tragik des Lebens. Ra ist also eine Metrik mit 100 am Ende und ohne unteres Ende. Die Farbwiedergabe kann nicht nur unterirdisch sein, sondern auch ihre Skalierung. Irgendwo hat sie auch ihre "Mitte". Die ist 50. Das konnten die allseits geliebten Leuchtstofflampen damals gerade noch schaffen, etwa 1930.

Wenn das das einzige Problem wäre. Die tolle Metrik verstößt auch noch gegen den gesunden Menschenverstand. Dieser besagt im allgemeinen, wenn ich ein Objekt mit bestimmten Reflexionseigenschaften habe, und mit einem Licht beleuchte, bedeutet Ra = X , dass ich auf meinem Objekt die gleichen Farben sehe, egal um welches Licht es sich handelt. Es gibt aber mindestens zwei genormte Lichter, die Ra = 100 erreichen, und die Farben sehen sich nicht einmal ähnlich aus. Da irrt sich leider der gesunde Menschenverstand. Nichts hat eine Farbe, außer es wird beleuchtet, Selbstleuchter ausgeschlossen. Was gesehen wird, bestimmt zwar das Gesehene mit, leider unvollkommen. Das darauf fallende Licht spielt eine mächtige Rolle. Da sind wir aber noch nicht am Ende. Das Auge des Betrachters kommt noch mitbestimmend hinzu. Alles? Immer noch nicht. Auch die Umgebung spielt eine nicht zu kleine Rolle. Während dies physikalisch gesehen ausreichen dürfte, gibt es noch die Kultur und die persönliche Erfahrung. Rot ist eben mal so rot, mal so. Und manchmal benutzen Leute, die bei dem Wort Rot rot sehen, Rot für ihr Logo. Logo?

Nun soll der Unsinn ein Ende haben. Die internationale Beleuchtungskommission CIE führte deswegen einen Farbwiedergabeindex Rf ein. Das soll so etwas wie der allgemeine Ra sein. Manchmal auch nicht. Z.B. für RGB-LEDs nicht. Die berücksichtigt der ebenfalls neu eingeführte Farbgamut Rf besser. Die beiden Größen korrelieren wenig, sind daher theoretisch unterschiedlich bzw. unabhängig. Warum die beide R heißen? Ich denke, der Klarheit willen. Gamut wird von manchen als Umfang übersetzt, was nicht falsch ist. Ebenso richtig sind Spektrum (Pons-Wörterbuch), Skala, Facette u.ä.

Das Ganze wird in einem schönen Artikel in Licht dargestellt und kulminiert unter anderem in der Aussage: "Damit ist die Frage verbunden, ob ein Leuchtenentwickler oder ein LED-Systemdesigner die Farbwiedergabe zu Gunsten oder zu Ungunsten des Farbgamuts entwickeln kann." Ich bin dafür, dass man dem Farbgamut kein Unrecht antun sollte. Und dem LED-Systemdesigner nicht zu viel zumuten. Lassen wir ihn in Ruhe lernen, was Farbwiedergabe ist.

Aber keine Sorge, im weiteren Text wird die Sache wieder relativiert. Nach Untersuchung von 387 Lichtquellen fand man heraus: " … dass die beiden Farbqualitätsmerkmale unabhängig voneinander gestaltet bzw. optimiert werden können". Da bin ich beruhigt. Ein Blick auf die 387 Spektren zeigt, dass die Sache in trockenen Tüchern ist. So alle alle LEDs haben einen Blaustich, den sonst kein anderes Leuchtmittel aufweist.

Klartext: Es wird noch ein Jahrzehnt dauern, bis wir die Studien loswerden, die ständig neue Vorteile für bläuliches Licht lobpreisen. Vielleicht erfindet die Branche bis dahin neue Begriffe mir R. So vielleicht Rabumsel, Rabumsel …

BGB 2018 - oder wie die Lichtbranche lernte, nur noch haltbare Angaben zu machen

Gestern hatte ich noch einen Kommentar zur Ehrlichkeit bzw. Lauterkeit in dem Lichtsegment geschrieben. Die will ein Verein Lauterer Wettbewerb e.V. erreichen. Im gleichen Heft von Licht wie die betreffende Meldung dazu steht etwas viel viel Lustigeres. Der gemeine deutsche Staat hat der Wirtschaft wieder mal einen bösen Streich gespielt und das BGB novelliert. Diese kaum bekannte Vorschrift stammt aus dem Jahre 1896 und bestimmt so unwichtige Dinge wie das Verwandtschaftsverhältnis eines Vaters mit seinem Sohne. Der ist nur mit der Mutter direkt verwandt, mit dem Vater über diese. Anno 2017 hat der Gesetzgeber auf einem ebenso unwichtigen Gebiet, Bau- und Planungsvertragsrecht, grundlegend neue Regeln eingeführt. Darunter auch eine Änderung der kaufmännischen Mängelhaftung.

Hat das was mit Licht zu tun? Und ob. Denn Leuchten und Lampen sind Bauprodukte und keine mitgebrachten Elektrogeräte wie Taschenlampen. Ist eine mangelhafte Sache irgendwie dumm aufgefallen, kann der Kunde verlangen, dass sie aus seinem Bauwerk entfernt wird. Das war auch früher so. Aber derjenige, der die Ausbaukosten für die Sache und Einbaukosten für den Ersatz zu tragen hatte, war der dumme Elektriker. Besser gesagt: Der Elektriker war der Dumme, egal wie hoch sein IQ ist. Jetzt nicht mehr. Und das ist sehr dumm. Für andere …

Vertragsrecht hin und her. Dieser Blog heißt Healthylight oder Lichtundgesundheit. Wieso soll das BGB interessant sein? Das steht in dem Artikel so geschrieben: "Kauft beispielsweise eine Elektrofirma ein Leuchtensortiment nebst Steuerung von einem Hersteller, der dazu Eigenschaften wie 'folgt dem Tageslicht und den Jahreszeiten' 'motivierende biologische Wirkungen' … verspricht und treten diese derart nachweislich nicht ein, kommt es regelmäßig vor, dass der Bauherr den Rückbau und die Neuerrichtung der aus seiner Sicht mangelhaften Lichtanlage fordert." Aua! Wenn die Kuh mit der biodynamischem Licht nicht die versprochene biologisch-dynamische Milch liefert, steht der Bauherr, der Bauer, gleich vor der Tür vom Leuchtenhersteller. Wenn der die derart mangelhafte Milch aus Versehen an einen anthroposophischen Kinderladen vertickt hat, kann die Mängelhaftung noch weitere Kreise ziehen. 

Wenn ich so die Websites der Hersteller durchgehe, die sich auf das biodynamische Licht und so geschmissen haben, sehe ich dunkel auch ohne eine Lichtsteueranlage, die dem Tageslicht folgend mein Zimmer nachts auf dunkel steuert. Vor allem das Geschäftsmodell, das A.T. Kearney der Branche verkauft hat, wird es schwer haben. Es beruht nämlich, eigenen Worten des Beraters zufolge, z.B. auf einer Ruhigstellung von ADHS Kindern (Zappelphillip) durch Licht. Ehrlich. Auf Heller und Pfennig berechnet.Wenn man nur ein paar der Sauplagen mit dem nebenan abgebildeten Paneel ruhig stellen kann, werden Lehrer weniger krank, und pro ruhiggestelltes Kind entfallen 6.000 € Kosten. Ein Fall für den Kultusminister oder staatliche Bauämter. Noch besser wird die Sache, wenn einer dem Arbeitgeber vorrechnet, wieder in Heller und Pfennig, dass seine Arbeiter produktiver werden. So wie hier:So hatte die Firma Western Electric gerechnet, als sie das wahrscheinlich berühmteste Projekt der Lichttechnik anstieß: Das Hawthorne Experiment von Elton Mayo und andere. Das Ergebnis war nicht der Nachweis der Erhöhung der Arbeitsleistung durch bessere Beleuchtung. Leider nicht. Der durch das Projekt entstandene Begriff Hawthorne Effekt besagt dass die Arbeitsleistung nicht nur eine Funktion "objektiver" physikalischer Arbeitsbedingungen ist, sondern davon abhängt, wie Arbeitsinhalte, Kollegen und Führungskräfte wahrgenommen werden. Ein ungeahnt hoher Beitrag der Lichttechnik zur Wahrheitsfindung. Leider nicht sehr populär auf dem Gebiet. Verständlicherweise … Man stelle sich vor, das VW-Werk würde von der Änderung des BGB Wind bekommen und die Firma verklagen, die eben die genannten 2.000 lx installiert hatte, um die circadiane Rhythmik der Autobauer zu ändern. (Bitte vergessen. Die Firma gibt es nur noch rudimentär.) Übrigens, das Hawthorne Projekt begann 1924.

Adieu HCL? Ach was, davor sind noch andere Werke dran. So z.B. dieses:Was macht der Arbeitgeber, der seine Mitarbeiter nach Sehkomfort durch die Bürobeleuchtung fragt mit dem Ergebnis? Wenn der erfolgreich für eine Entfernung der mangelhaften Sache klagt, hätten wir in Deutschland viele neue Müllberge voller Büroleuchten.

Das ist der Anspruch von DIN EN 12464-1, die Anforderungen beruhen auf:

Und es gibt genügend Studien, die zeigen, dass zwischen Beleuchtungsstärke und Leistung Beziehungen nicht hergestellt werden können. Nicht nur dass sie aus der Lichttechnik selbst stammen. Diese Wahrheit lag schon der DIN Norm DIN 5035 von 1972 zugrunde. Warum dem so ist, hatte eine Führungskraft einer führenden lichttechnischen Firma in Licht, dem Organ der LiTG, veröffentlicht. Und die LiTG hat 2017 ein Stellungnahme zur Lichtqualität veröffentlicht (mehr hier, da und dort und wenn es nicht reicht, auch noch hier und da), die besagt, dass diese nicht viel mit der Beleuchtungsstärke zu tun hat.Falsch ist der Weg nicht. Erzählen Sie aber den Behörden, die nach objektiven Kriterien für die Beleuchtung von Arbeitsstätten suchen, wie Sie 25 Seiten voll Tabellen mit Beleuchtungsstärken aus ehemaligen subjektiven Bewertungen generieren und dies mit Sehleistung begründen. (so viele sind es in DIN EN 12464-1:2011). Für alle zum Mitschreiben: Da man nicht weiß, welche Sehaufgabe man Normen zugrunde legen sollte, und welche Sehleistung man realisieren müsste, nimmt man subjektive Bewertungen von Beleuchtungsniveaus, was das auch immer sein mag, und leitet aus ehemaligen Studien mit Büroattrappen 25 Seiten voll Listen für Schweineställe bis Desinfektionsräume ab. Anschließend zimmert ein Ausschuss daraus ein europaweit, ach was, auch noch weltweit geltende Norm. ISO 8995-1:2002(E)/CIE S 008/E:2001 LIGHTING OF WORK PLACES - PART 1: INDOOR und DIN EN 12464-1: Beleuchtung von Arbeitsstätten in Innenräumen basieren auf DIN 5035-2, und die basierte auf eben so entstandenen Erkenntnissen.

Mal sehen, ob das BGB zur Wahrheitsfindung dienlich ist.

(Artikel lesen in Licht 2/2018, Fragen an den Autor ugm_sv(Kringel)hotmail.com

In der Lichttechnik kehrt Ehrlichkeit ein

Pánta chorei kaì oudèn ménei
Heraklit

Es gibt eine schlechte Nachricht und eine sehr schlechte. Zuerst die schlechte: In der Lichttechnik wurde ein Verein "Lauterer Wettbewerb e.V." gegründet. Und die sehr schlechte: In der Lichttechnik wurde ein Verein "Lauterer Wettbewerb e.V." gegründet. Warum soll das so schlecht sein? Weil man solch einen Verein nicht braucht! Man ist ja über ein Jahrhundert ohne ausgekommen. So haben z.B. Lampenhersteller 1924 ein Kartell (Phoebus) nicht gegründet. Die Nichtgründung erfolgte in Genf. Es hat auch nie die Lebensdauer von Glühlampen auf 1.000 Stunden begrenzt und 100 Jahre Lichtingenieure nicht ausgebildet, die glauben sollten, dass die Zahl aus einer Optimierungsbetrachtung entstanden sei. Wie die Herren das Kartell nicht gegründet haben, kann man in der ARTE-Dokumentation "Kaufen für die Müllhalde" verfolgen (hier, ab Minute 2:30, aber der Rest ist auch empfehlenswert). Dort wird z.B. dargestellt, wie das Kartell monatlich Strafen für die Mitglieder berechnete, deren Lampen doch länger brannten als vereinbart.

Bei den Leuchtenherstellern war die Kartellbildung ungleich schwieriger. Es gab zu viele davon, war doch das Leuchtenbiegen ein gutes Geschäft seit tausend und mehr Jahren, auch wenn man damit eher das Backen von Ton gemeint hat. Da hilft aber, dass die Branche relativ klein ist und jeder jeden kennt. Wozu denn ein Kartell bilden, bei dessen Bildung oder später man erwischt werden kann? Also wozu muss es einen "Verein Lauterer Wettbewerb e.V." geben?

Den wichtigsten Grund hatte ein sehr guter Kenner der Branche, Prof. Wout van Bommel, seines Zeichens früherer CIE President und Chefentwickler der Firma Philips, auf einer Konferenz gegeben: Er bezeichnete LED als "Lügenlampe", nicht weil das Licht uns was vorschwindelt, sondern weil man keinem der Daten Glauben schenken kann bzw. soll. Die "objektiven" Messwerte können um den Faktor 3 falsch sein. Das ist zum einen der Tatsache geschuldet, dass die erforderliche Messtechnik noch "im Entstehen" ist. Und zum anderen, dass man mit den Daten "kreativ" umgeht.

Den gesamten Bericht kann man im Licht Heft 2/2018 lesen. Hier ein Highlight: Licht: "Ist unlauterer Wettbewerb im Lichtsegment stark ausgeprägt?" Vorstand des Vereins: "Ja und stark wachsend …" Dazu folgt warum. Durch den vielen Online Handel und Plattformen wie eBay oder Amazon. Dass die eigenen Mitglieder zur Misere beigetragen hätten? Nööö, sind alles weiße Engel.

Zum Thema Engel, hier ein Kracher: Licht: "Ist es nicht schwierig, Werte wie z.B. die Lebensdauer einer Leuchte oder Lampe juristisch anzufechten?" Vorstand Verein Lauterer Wettbewerb: "Nein. Juristisch gibt es zu den klaren gesetzlichen Bestimmungen eindeutige Urteile …" Wo ist der Kracher? Es gibt nur zu den klaren gesetzlichen Bestimmungen Urteile. Wenn Großverbraucher wie Bahn und Post Jahrzehnte ein eigenes Lampenlabor betreiben, weil den Angaben der Hersteller zur Lebensdauer nicht zu trauen ist? Ist klar. Wie klar ist es, wenn man so Lebensdauerangaben wie hier macht: L80B10C20? Will sagen: wenn das Ergebnis 50.000 h ist, haben 10 % danach 80% des Lichtstroms und 20% weilen in den ewigen Jagdgründen. Wenn ich in einem Array 100 LEDs habe, wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass bei dem Ding alle 100 beisammen leuchten?

Die Super-Formel L80B10C20 ist leider, leider auch nicht die einzige, die man benutzt. Vor Jahren hatte ich festgestellt, dass Philips und Osram jeweils eine eigene benutzten und deren Verband eine dritte. Man stelle sich die Doofen vor, die bei dieser klaren Sachlage 1.190 € + MWSt + Reisegeld (Düsseldorf Hilton) ausgeben und zwei Tage vor Ort opfern, um die Veranstaltung "Lebensdauer und Zuverlässigkeit in der LED-Beleuchtung" zu besuchen. (hier). Wer den Nachweis braucht, dass die nicht doof sind, kann hier lesen warum. Zu den Super-Doofen gehörte ich ebenso wie ein sehr erfahrener Planer. Wir beide, beide mit einem Doktor-Titel in dem Metier, glaubten an eine bestimmte Formel für die Berechnung von Lampen. Denkste, man hatte die geändert, ohne viel Aufhebens zu machen. Selbst der amtierende und gewesene Umweltminister, die damals Werbung für die Energiesparlampe machten, wussten nichts davon.

Noch lustiger wird es, wenn man die Angaben zum Lichtstrom ansieht. Seit Ewigkeiten plant der Lichtplaner nach den Katalogangaben und schlägt 10% darauf, weil den Katalogangaben nicht zu trauen ist. Seit jeher ist der Lichtstrom ein Geheimnis der Hersteller. Nu wissen wir, dass die einen Verein für den lauteren Wettbewerb gründen mussten, weil sie von anderen schwarzen Schafen bedrängt werden. Aber das Lichtgeschäft birgt noch viel mehr dunkle Geheimnisse. Hier etwas, was bestimmt keiner dachte, außer dass er im Keller Omas alte Bettlampe gefunden hat: