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Putin und Cinderella

 

2015

Moskau and Merkel
Kreml 2015 under LED
Kreml 2015 under LED
Kreml 2015 under LED

Das Böse ist so nah, man spürte es - seit dem großen Krieg saßen die Russen in Deutschland, und der Kreml war der Hort des Bösen. Bis ein Herr Gorbatschow kam und den Spuk des Sowjetimperialismus im Mäntelchen des Kommunismus beendete. Seitdem war das Böse verschwunden, und der neue Herr, der den Kreml hat in neuen Glanz erstrahlen lassen, war ein lupenreiner Demokrat geworden.

Gestern zeigte das Fernsehen das Unfassbare in Europa, Millionen von Menschen auf der Flucht, getrieben von Separatisten, denen man schwere Waffen allenfalls hätte im Museum vorzeigen dürfen. Wie die an das gefährliche Zeugs gekommen sind, weiß keiner. Zwei europäische Führer, Mme. Merkel und M. Hollande eilten nach Moskau, um zu retten, falls es noch was zu retten gibt.

Als Nicht-Politiker hat mich eher das Setting interessiert. Wie kriegt man das hin, dass der Hort des Bösen, der Kreml, wie Cinderella Castle erscheint? Richtig! Alles in Bonbon. Ob die EU-Kommission den Lichterschmuck von Moskau finanziert hat? Ich füge Moskau zu meiner Hauptstädtesammlung mit LED-Schäden hinzu. Vorher waren London, Ankara, Rom, Belfast und Berlin dran. Istanbul habe ich ausgespart, weil keine Hauptstadt mehr. Den Beitrag über Male (LED im Paradies bzw. Hölle) muss ich noch schreiben.

Visuelle, gesundheitliche und ökologische Vorteile von Fenstern in Gebäuden am Tag

Hurra! Jemand will die Fenster endlich aufwerten. Vor drei Tagen hatte ich ein sehr häufig zitiertes Papier kommentiert, in dem stand: "Feldstudien unter Büromitarbeitern besagen, das Menschen ein Fenster haben wollen." (hier). Ob das des Gedanken Vater war, kann ich nicht behaupten. Bemerkenswert ist, dass man 50 Jahre nach der Feststellung, Fenster seien überflüssig, weil man Räume ohne diese besser beleuchten und klimatisieren kann, und noch eine bessere Akustik obendrein bekommt, anfängt die Vorteile von Fenstern wissenschaftlich zu untersuchen.

Allerdings nur am Tage. Denn nachts sind Fenster echt überflüssig. Die saugen förmlich das Licht aus dem Innenraum und mischen es draußen mit der Dunkelheit. So erzeugen sie Zwielicht. Und wenn man sie aus Versehen offen lässt, schneien Einbrecher hinein. Von Fledermäusen ganz zu schweigen. In einem Gruselroman, dem echten Dracula-Buch von Bram Stoker, kriechen die Vampire durch die Fensterritzen als Nebel in die Bude und nehmen da drinnen ihre gruselige Gestalt an. Brrrr!

Die CIE hat sich der Aufgabe angenommen und ein TC gegründet. TC heißt Technical Committee und ist sehr mächtig. Nur noch JTC, also Joint TC, sind mächtiger. So zeichnet sich z.B. ISO/IEC JTC1 verantwortlich für 3278 internationale Standards, die nicht von Pappe sind. Ohne die kann keiner etwas auf dem Computer schreiben, weil sie die Fonts normen. Videos u.ä. wären nur analog möglich, weil sie die MPEG-Standards produziert haben. Smart cities, cloud computing, autonome Fahrzeuge … Da die Fenster immer mehrere Seiten haben, wurde für sie auch ein JTC gegründet. Mit drei guten Experten als Führung. Das war in 2013. Eigentlich hätte man vier TCs gründen müssen. Denn Fenster haben auch Nachteile am Tag. Und Vorteile in der Nacht (zumindest in Bayern, fensterln). Die Nachteile würde ich auch durch ein TC bearbeiten lassen.

Im Jahre 2021 hatte der Berg zwar mächtig gekreist, aber nicht mal ein Mäuschen geboren. Das TC wurde ohne Ergebnis geschlossen. So bleibt vorerst mal der Verantwortliche für den Durchblick der Fensterputzer.

Psychedelisch - dynamisch - infelicitous

 
Gestern war ich in einer Burg. Eigentlich nichts Besonderes außer dass die Burg Schloss heißt, denn sie befindet sich in Burg. Eigentlich sollte der Ort Berg heißen, weil es das Stammschloss der Grafen und Herzöge von Berg ist. Zudem ist sie eine der schönsten, die ich gesehen habe. So sieht sie laut Wikipedia aus:

SchlossBurg

Was macht man mit so einem Kleinod (!), das seit etwa 1130 fast 900 Jahre überstanden hat? Richtig! Man verschönert es so gut es geht. Und das sieht so aus:

Schloss-Burg-Rittersaal

Ich muss gestehen, dass der Rand in Lila in Natura nicht so grässlich ausschaut wie hier. Die Verfälschung ist der Steuerung der LED zu verdanken, die meine Kamera irritiert hat. Bemerkenswert finde ich die Rüstung des Ritters, die wohl noch nie so ausgesehen hat, bis ein geschickter Lichtplaner dem Schlossherrn ein dynamisch Licht verkauft hat.

Nix mit Fackeln oder so. Das Psychodelische besorgt eine RGB-Steuerung die von Schwarz bis Tief-Lila alle Farben in den großen Saal zaubert. Da die Burg, Pardon das Schloss, die größte Anlage ihrer Art in NRW ist, muss der Denkmalschutz entweder geschlafen haben oder noch schlimmer: überhopft gewesen sein.

Was würde der Mann machen, der diese Burg gebaut hat, bevor er den nächsten Kreuzzug nach Jerusalem genommen hat? Leider können wir nicht feststellen, wie schnell er sich im Grabe dreht. Er ist in Ägypten gefallen. Sein Leben ist sozusagen im Sande verlaufen.

Lichtspiele sind keine Lustspiele. Gerne redet man davon, dass Licht den Raum macht. Stimmt auch. Meistens … Wer schlägt diesen Künstlern die Lichtsteuerung aus der Hand? Sie haben meine Heimat zerstört (hier), sie überziehen Hauptstädte mit Lichtverschmutzung (da), ihre Artifakte schreien zum Himmel (dort). Man darf offensichtlich nicht nur Inseln versenken mit Licht (hier) oder deutsche Fliegerhelden vom Himmel holen (dort), sondern die ganze Historie in unbeschreibliche Farben tunken, die sich auch noch dauernd ändern.

Heute klagten Kollegen über maue Absätze mit neuem Licht. Ich das ein Wink Gottes? Oder des guten Geschmacks? 

Licht fühlen und Ambiente schaffen

 
Heute staunte ich nicht schlecht, als ich von einem Projekt einer Kollegin erfuhr, die sich einen Namen mit der Erforschung von "fühlenden" Computern gemacht hat. Ihr Buch von 1997 "Affective Computing" - bitte nicht als affektierter Computer übersetzen - schlägt bis heute Wellen, weil sich viele Leute von ihrem Computer unverstanden fühlen. Der Computer von Rosalind Picard hingegen soll meine Emotionen verstehen - und sich darauf einstellen.

Das neue Projekt heißt "Lux Meter: Real-Time Feedback in Ambient Light Environment". Es geht davon aus, dass das Licht für alle möglichen circadianen Rhythmen des Körpers ein wichtiger Steuerungsfaktor sei, was stimmt, und will die visuelle Umgebung des Menschen messen, um "real-time feedback" zu geben. Leider, leider, konnte ich nirgendwo etwas über die Ergebnisse finden.

 
Reicht uns "human centric lighting" nicht mehr? Es scheint, der Wettbewerb um den Menschen nimmt an Tempo zu. Wir wollen dem Menschen ……? Ich weiß nicht, zu was man dem Menschen verhelfen will. Aber halt intelligent … Moment mal, war alles, was wir bislang getan haben, etwa nicht intelligent? Gott verhüt´s! Ich kenne Menschen, die mich Kommunist beschimpft haben, weil ich flexible Beleuchtung forderte. Das war nicht etwa eine revolutionäre Technik, sondern lediglich eine Möglichkeit, das Licht am Arbeitsplatz ein- und auszuschalten, Leuchte umdrehen und etwas zu ändern, wenn nötig - eine Arbeitsplatzleuchte etwa.

Ich erinnere mich noch, dass auf einer Firmenwebsite zu lesen stand, dass Arbeitsplatzleuchten in Deutschland verboten seien. Warum, stand nicht dabei. Berufsgenossenschaften verboten ihren Betrieb, weil dadurch die Leuchtdichteverhältnisse am Arbeitsplatz so schlimm würden, dass man vorzeitige Ermüdung befürchten müsste. Falls man so etwas installieren wollte, müsste sichergestellt sein, dass beim Einschalten des unsäglichen Objekts gleich die Allgemeinbeleuchtung angehen musste. Wer denkt sich denn so etwas aus?

 So doof, wie es sich anhört, ist das Ganze nicht. Denn eine Leuchte, die nur ein kleines Stück des Arbeitsplatzes erhellt, schafft eine Störung durch den Kontrast zur dunklen Umwelt. Stimmt! Aber seit wann ist die Umwelt im Büro bei Tage dunkel? Genau seit dem 20. März 1975. An diesem Tage erschien die Verordnung über Arbeitsstätten, aka Arbeitsstättenverordnung. Dort hatte das Tageslicht keine Funktion als Beleuchtung - fast 30 Jahre bis zur Revision im Jahre 2004. So gab es für die Berufsgenossenschaften diese Beleuchtungsart nicht.

Anders für den Staat, der nicht nur aus Bund, sondern auch aus Ländern besteht. Und die letzteren hatten und haben die Oberherrschaft über das deutsche Bauwesen. Das Tageslicht als Beleuchtung war bei deren Landesbauordnungen geregelt. Der Bund hat lediglich die Sichtverbindung vorgeschrieben, die aber halt keine Beleuchtung ist. Sie beleuchtet zwar, ist aber keine Beleuchtung. Punkt!

Noch viel intelligenter als der Staat haben es die Normer gemacht. Die hatten bereits 1935 Tageslicht und künstliches Licht getrennt. Ein genialer Schachzug. Aus damaliger Sicht sogar eine Notwendigkeit, denn niemand käme 1935 auf die Idee tagsüber die Jalousien herunterzulassen und eine künstliche Beleuchtung mit ca. 10 - 20 W pro Quadratmeter zu betreiben. Lampen wie Strom waren zu teuer, um verschwendet zu werden. Genau genommen, war 1935 die künstliche Beleuchtung eine Art Notbeleuchtung. Im Jahre 2015 hatten wir zwar Strom im Überfluss - Pardon aus der Nordsee - den man verbraten musste, weil der Großfürst von Bayern keine Leitungen erlaubte. Aber gegen das Tageslicht anstinken, war immer noch nicht möglich. Ergo: In deutschen Arbeitsstätten gibt es - Gott und Edison sei Dank - Tageslicht und künstliches dazu.

Wenn dem so ist, was macht unser Luxmeter-Projekt im Jahre 2016? Misst einmal die Umgebung, und dann die Emotionen des Menschen, und dazu seinen circadianen Zustand, und ? Regelt es die Sonne und den Mond? Nicht doch, bestenfalls die künstliche Beleuchtung. Und wie kommt man auf diese grandiose Idee, das Tageslicht wegzudenken? Hört sich blöd an, ist aber so: in US-Amerikanischen Forschungslabors scheint keine Sonne. Schiene sie doch und würde der Computer die Emotionen der Menschen richtig bewerten, um danach die visuelle Umgebung zu steuern, könnten wir schlagartig viele Kraftwerke abschalten. Tagsüber. Und  nachts? Einen Großteil der Beleuchtung auch abschalten. Menschen brauchen nachts keine große Helligkeit! Man hat sogar den begründeten Verdacht, dass nächtliche Beleuchtung bei der Arbeit Krebs fördert.

Liege ich falsch in der Vermutung, dass das Luxmeter Projekt nicht von der lichttechnischen Industrie gesponsort wird?