Posts Tagged: LED

Meine zerstörte Heimat

LED-in-Beylerbeyi

2015

Man stelle sich vor, man wächst an einem Ort auf, an dem der Sage nach die Sintflut stattgefunden haben soll. Auch ohne Sage weiß man, dass sich dort viel ereignet hat (mehr hier). Der Ort hat sich mit Absicht von der nahe gelegenen Großstadt absentiert. Nachts, wenn alle Leute schlafen, schaut man sich die Lichter der Großstadt an. Es ist so dunkel, dass man nachts im Boot größere Dinge sichtbar machen kann, indem man einen Eimer Wasser vom Meer hinein schüttet. Meeresleuchten reichte dazu vollkommen aus.

Wir träumten von einer Zukunft, in der unser Dorf kein verschlafener Ort sein würde. Warum kann man bei uns auf der Hauptstraße Fußball spielen? Wo doch in New York oder London die Straßen voller schöner Autos sind? Auch in den Hauptstraßen der Großstadt sah man lange Reihen blitzender schicker Autos.

Dann kam einer und baute uns eine Brücke. Davon soll sogar Xerxes geträumt haben, als er Griechenland erobern wollte. Unsere Brücke sollte aber hoch hinaus, damit auch die größten Schiffe der Welt darunter durch können. Leuten, die Angst vor der Zerstörung der einmaligen Landschaft hatten, sagte man, die Brücke würde sich in die Landschaft einschmiegen. Tat auch. Man wählte sogar besondere Straßenleuchten, damit sie die Kapitäne der Schiffe nicht blendeten.beylerbeyi-buntJa - und dann kam LED, und unser Ort sieht so aus. Dort, wo ich nachts die fast absolute Dunkelheit genießen konnte, veranstaltet eine österreichische Firma bizarre Lichtspiele. Die Lichtzacken an den Aufhängeseilen leuchten in allerlei Farben. Und die Stadt? Die sieht eh nachts so aus:

Istanbul at Night

Putin und Cinderella

 

2015

Moskau and Merkel
Kreml 2015 under LED
Kreml 2015 under LED
Kreml 2015 under LED

Das Böse ist so nah, man spürte es - seit dem großen Krieg saßen die Russen in Deutschland, und der Kreml war der Hort des Bösen. Bis ein Herr Gorbatschow kam und den Spuk des Sowjetimperialismus im Mäntelchen des Kommunismus beendete. Seitdem war das Böse verschwunden, und der neue Herr, der den Kreml hat in neuen Glanz erstrahlen lassen, war ein lupenreiner Demokrat geworden.

Gestern zeigte das Fernsehen das Unfassbare in Europa, Millionen von Menschen auf der Flucht, getrieben von Separatisten, denen man schwere Waffen allenfalls hätte im Museum vorzeigen dürfen. Wie die an das gefährliche Zeugs gekommen sind, weiß keiner. Zwei europäische Führer, Mme. Merkel und M. Hollande eilten nach Moskau, um zu retten, falls es noch was zu retten gibt.

Als Nicht-Politiker hat mich eher das Setting interessiert. Wie kriegt man das hin, dass der Hort des Bösen, der Kreml, wie Cinderella Castle erscheint? Richtig! Alles in Bonbon. Ob die EU-Kommission den Lichterschmuck von Moskau finanziert hat? Ich füge Moskau zu meiner Hauptstädtesammlung mit LED-Schäden hinzu. Vorher waren London, Ankara, Rom, Belfast und Berlin dran. Istanbul habe ich ausgespart, weil keine Hauptstadt mehr. Den Beitrag über Male (LED im Paradies bzw. Hölle) muss ich noch schreiben.

Philips auf der Suche nach dem Licht

 

… oder "Philips im Rotlichtbereich" lauteten die Überschriften in den heutigen Börsennachrichten. Philips trennt sich nach Ewigkeiten vom Bereich Licht. Dabei denkt jeder, der in Deutschland an Licht denkt, an Philips, Osram, Siemens, AEG … Die Reihenfolge könnte von Person zu Person etwas anders ausfallen.  Ich denke an Philips + AEG, da die letztere Firma in Sachen Licht gut bei Philips untergekommen war.

In den 1960er Jahren hatte Philips die Führerschaft in Sachen Lichtanwendung und Normung beanspruchen dürfen. Als OSRAM Anfang 1970 schwächelte, sah sich Philips oben. In Sachen Anwendungsforschung für Beleuchtung fällt mir immer wieder Philips ein. Beim Lesen der Börsennachrichten leuchteten bei mir rote Alarmlampen auf, oder soll ich lieber von Alarmglocken sprechen. Unser Berufsbild ist in Gefahr, auch wenn Philips beteuert, die neue eigenständige Lichttochter werde Philips heißen, also nicht (völlig) enterbt werden. Man will sie abtrennen, damit sich auch andere Investoren daran beteiligen können.

Erst mal soll die Amputation 400 Mio Euro kosten, was nicht gerade für ein lukratives Geschäft spricht. Siemens hatte OSRAM immerhin nur verschenkt. Ich denke, dass die Ursache wieder bei dem Wort LED zu suchen ist. Die Revolution frisst ihre Eltern. Mal sehen, wie die Sache weitergeht. Gut?

Die Gefahr für den Lichttechniker liegt schlicht darin, dass andere das Sagen haben werden, und am Ende des Jahres des Lichts dessen Techniker ein Stück ärmer dastehen. Es ist bestimmt nicht das letzte Drama seiner Art. Ich denke da an die Szene mit den Kameras. Die einstige Domäne der Deutschen hatte Japan im Sturm erobert, bis nur noch Liebhaberstücke als Produkt übrig geblieben waren, Leicas. Noch vor drei Jahren machten sie ein gutes Geschäft mit Consumer-Kameras. Jetzt nicht mehr, alles im Handy. Videokameras? Im Handy! Meine Stereoanlage? Im Handy, ich brauche nur noch den Verstärker und die Boxen. Videorecorder? Im Fernseher! Fernseher? Ich brauche nur noch ein Display, den Rest macht mein Apple TV und eventuell ein Receiver. Eigentlich habe ich mein Display am Computer, den Receiver drin, die Boxen unter dem Display. Wer nur Bum Bummm-Musik hören will und sich im Dschungelcamp wohl fühlt, braucht keine Consumer-Elektronik mehr. It´s a Sony? Es war eine Sony!

Weiß einer noch, wie Büromaschinen aussahen? Nicht mal in den historischen Ausstellungen ihrer Hersteller kann man sie bewundern, weil die Hersteller auch die ewigen Jagdgründe aufgesucht haben. Die üblichen Verdächtigen der Computerszene des letzten Jahrhunderts sind fast alle tot, oder sie haben sich neu erfunden, siehe IBM. Das Sagen haben andere, über die man Ende 1980er Jahre noch lachen konnte. Wohin der Weg der Lichttechnik mit LED gehen wird, ist relativ gut vorgezeichnet. In Halbleiterbuden, die natürlich nicht mehr Buden heißen werden. Wie man den Weg bis dahin zurücklegen will, ist mir hingegen nicht klar. Bereits heute kann man allenthalben sehen, wie die guten Sitten den Bach runter gehen. Lebensdauer? 50.000! 50.000 was? Manchmal Stunden, kann aber auch Minuten sein, wenn man die Module falsch einbaut. Lichtfarbe? Ähemm! Müssen wir neu definieren. Farbwiedergabe? Die alten Vorstellungen passen nicht mehr. Am besten neue entwickeln. Leuchtdichte? Schwierig zu messen. War schon mit der alten Technik schwierig genug, sodass die Angaben aussagefähig etwa wie Hausnummern waren. Jetzt ist es etwas schlimmer geworden. Lichtstrom? Messen können wir schon. Bloß weiß ich nicht, was die Nummer auf dem Messgerät besagt. 

Was wir jedenfalls garantiert erleben werden, ist das Verständnis für das Wort Technologie. Technik ist, wenn eine Lampe leuchtet. Technologie ist, wenn man aus Glas, Metall, seltenen Erden, viel Papier (Normen, Kataloge ...), viel Software und viel ungeschriebenem Wissen eine angenehme Beleuchtung zaubert. Die wird aber künftig von anderen gemacht werden.

Korea

2015

 

IDA - Neue Normen für blaues Licht 

2015

Lichtverschmutzung stellt ein altes Problem dar, für das es neue Regeln gibt. Während man sich in der Vergangenheit mit diversen Lichtquellen beschäftigen musste, deren Eigenschaften durch den Prozess der Lichterzeugung mehr oder weniger fest vorgegeben waren, so konnte z.B. HQI nie ganz rotes Licht erzeugen können oder wollen, während die Natriumdampflampen eher gelb denn blau strahlten, kann man mit den LED von Infrarot bis UV viele Strahlungsbereiche wählen. Leider ist sehr häufig Blau dabei, auch wenn es nicht sein muss. 

Was nach Meinung der Industrie Kleinkinder schlau, und Pflegeheiminsassen agil machen soll, alarmiert die Schützer der Nacht, so auch IDA International Dark-Sky Association. Ende Dezember 2014 hat IDA neue "Standards" herausgegeben, die vor den Gefahren für die Natur und den Menschen warnen. Eine Auseinandersetzung mit dem Thema lohnt sich, weil es sich bei LED um eine Zukunftstechnologie handelt. 

Titel: NEW STANDARDS ON BLUE LIGHT
 

Trauer in Bonbonfarben - Je suis …

2015

Als ich den letzten Beitrag einstellte, lachte ich noch laut über die Verschandelung einer Hauptstadt. Uns in Berlin hätte so etwas ja nicht passieren können. Kurz danach schaltete ich den Fernseher ein, um der Kundgebung am Brandenburger Tor zu folgen. Wer war nicht alles da. Die Islamische Gemeinde und die Türkische hatten geladen. Bundespräsident Gauck, die Bundeskanzlerin Merkel, ihre fast gesamte Ministerriege, dazu viele tausend Berliner.

Als die Bärgida hier demonstrieren wollte, hatte die Stadt das Tor abdunkeln lassen. Diesmal ertönte es in Bonbonrosa bis Lila. Ich denke, ohne Licht wäre die Anteilnahme für die Terroropfer angemessener.