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Philips Licht an der Börse
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Gestern meldete die ARD in den Börsennachrichten, dass sich Philips endgültig von der Lichtsparte trennt. Vorerst wurden ca. 25% der Aktien verkauft. Ein toller Start soll es gewesen sein. Die Aktie stieg um 10%. Na, ja! Vorher hatte man den Ausgabepreis genau um den Betrag gekürzt. So macht man Erfolgsmeldungen. Der Chef des Hauses sagte, das sähe nach einem IPO aus (Anm.: Philips-Kenner kennen unter diesem Namen Institut for Perception Research). So guckte ich nach, wonach ein IPO ausschaut. Bingo: "In den meisten Fällen ist ein IPO-Kandidat auf den Kapitalmärkten noch recht unbekannt." steht unter der Rubrik Börsengang zu lesen. Toll! Philips Licht - Dein unbekanntes Blatt! Ich denke mal, den Leuten ist der Grund nicht bekannt, warum eine Gloeilampenfabriek von 1800 + anno tobak sich von Licht trennt. Es steht im Weg, haben mehrere Nachrichten geschrieben. Da wird die Sache von von einer zentralen Quelle kommuniziert worden sein. Sonst hätte sich kein Journalist getraut, eine Nachricht zu kreieren, wonach sich der Lichtkonzern von Licht trennt und Bügeleisen zuwendet. 

Philips steht Licht im Weg, Osram stand Siemens im Weg, weil ihm Licht im Weg stand. Irgendwie atemberaubend die Entwicklung. Die Sache erinnert mich an PC und IBM. Für Kenner wie für Nicht-Kenner ist der PC so ziemlich die Erfindung des Jahrhunderts - jedenfalls für die IT-Leute. Der Erfinder war laut eigener Angabe IBM - und IBM wurde mit der Gottheit verglichen, zwar nur in Witzen, aber immerhin. Im irdischen Leben hatte die Firma es in fast allen Ländern der Erde zum Marktdominator, in den meisten Fällen zum Monopolisten gebracht. Insgesamt reichte es zu einer Größe, dass der Gewinn größer war als der Umsatz des 2. der Branche.  Dieser hieß DEC und war der Liebling aller Ingenieure, die mit IBM wahrlich nichts anfangen konnten. DEC verschlief die Sache mit dem PC und schlief sanft ein. Oder unsanft - wie man´s nimmt. Was macht der Größte mit der größten Erfindung des Jahrhunderts? Nicht Bingo. Er baut Mist statt PC. Etwa 12 Jahre nach der Einführung von IBM-PC hieß PC = Windows = Microsoft. Da das Produkt nunmal das wichtigste der Branche war und ist, ging auch IBM damit zu Grunde. Branchenkenner werden sagen, hoppla, die Firma gibt es doch noch und haben recht, aber nicht ganz.
 

Was es nicht mehr gibt ist IBM Classic - denn die Firma hat sich gehäutet und macht andere Geschäfte. Vorerst immer noch oben, aber schrumpfend im 16. Quartal in Folge. Den IBM-PC gibt es aber immer noch, der heißt aber LENOVO nach ihrer chinesischen Adoptivmutter, die 1984 von einer Gruppe junger chinesischer Wissenschaftler gegründet worden war. Womit wir wieder bei Licht wären. Auch hier treten zwei oder drei der Beinah-Monopolisten in ihren eigenen Schatten und verkaufen ihr Tafelsilber. Die neuen Macher kommen vermutlich wieder aus Fernost (bzw. aus San Francisco gesehen Fernwest).

Muss ja nicht schlecht sein. Der heute strahlende Stern im Weltmarkt für Netzwerktechnik ist keiner der üblichen Verdächtigen, sondern Cisco, gegründet auch in 1984, auch von Wissenschaftlern. Als die alten Mächte auf diesem Gebiet mächtig waren, hatte ich in einem Land 15 Jahre, in einem anderen immerhin 6 Monate auf einen Telefonanschluss gewartet. Heute erwarten Leute in beiden Ländern, der Anschluss möge stehen, sofort nach Unterschreiben des Vertrags. Tut zwar nicht häufig, dauert aber auch nicht lange.

Als ich ein Kind war, hieß unser Radio Philips. Am Kühlschrank stand AEG. Die Lampen waren von Osram. Später arbeitete ich an einem Computer von Telefunken. Noch später reparierte ich Computer von Siemens. Als Forscher musste ich oft an einen DEC-Rechner, später an IBM. Für Rechner von Ericsson und Nokia machte ich sogar kostenlos Reklame. Von allen Untergegangenen der Vergangenheit hatte ich nur nicht mit Produkten von Borsig zu tun. Das lag allerdings an mir - mir fehlt der Lokführerschein.

Wer nie bei Siemens-Schuckert war,
Bei AEG & Borsig,
Der kennt des Lebens Jammer nicht,
Der hat ihn erst noch vor sich.

Da bist du nichts.
da wirst du nichts,
Wenn auch der Magen kluckert.
So ist 's bei Borsig, AEG,
Bei Siemens & bei Schuckert.

Wer nie bei Siemens tätig war &
nicht bei AEG & Borsig,
Der kennt des Lebens Jammer nicht,
Der hat ihn erst noch vor sich.

Egoistenlicht gehört nicht auf die Straße
  

Gestern Nacht guckte ich PlusMinus im Fernsehen. Das Thema hatte ich in diesem Blog mehrfach angeführt: LED an Fahrzeugen, blendet bereits bei Sonnenschein. Die Sendung beschäftigte sich aber mit dem Nachtsehen. Drei Professoren, die sich mit dem Thema beschäftigen, gaben ihre Meinung zum Besten, warum die LED blenden.

Dabei ist das Thema beileibe nicht neu und wurde einst einwandfrei beurteilt. Bereits in meinen Schulbüchern stand, dass die Autoscheinwerfer nicht stark sein dürfen, weil sie den Gegenverkehr blenden. Man könnte mit polarisiertem Licht arbeiten und so die Lichtstärke verdoppeln. Dazu müssten alle anderen Autofahrer mit Polarisationsbrillen ausgestattet werden. Ein Fest für die Firma Polaroid, das zu deren Bedauern ausblieb.
 

Warum redet man jetzt wieder darüber, wenn  alles so schön geklärt war? Weil LED kein übliches Leuchtmittel ist. Normalerweise hat man ein Leuchtmittel (z.B. eine Halogenlampe), das sein Licht in die Welt streut. Dann baut man einen Reflektor drumherum, der das Licht dorthin lenkt, wo es hin soll. Ist das Ergebnis eng gebündelt, spricht man von einem Scheinwerfer. Leider gibt es unbotmäßige Strahlen, die nicht verstehen wollen, wo sie hin sollen. Das ist das Streulicht, das jeder Scheinwerfer außerhalb seines Lichtkegels wirft. Man nennt ihre Wirkung Blendung. Und die ist nach der StVO begrenzt. Übrigens in Europa strenger als in den USA. Jeder Lieferant von Autoscheinwerfern betreibt eine mehr oder weniger aufwändige Messeinrichtung, die entsprechenden Daten zu messen. Heißt Gonio-Photometer. Und ist sehr teuer.

Leider stimmen die Daten nicht mehr, weil sie bewusst oder unbewusst auf übliche Leuchtmittel zugeschnitten waren. Und das nicht erst seit dem Erscheinen der LED auf dem Markt, sondern bereits bei den Entladungslampen (Dränglerlicht). Sie blendeten allerdings nur nachts. Welche Daten sind es, die nicht mehr stimmen? Dummerweise sind es nicht Lampendaten, sondern die Basis der Bewertung. Sie beruht nämlich auf der Lichtstärke, das ist die Größe, die das teure Goniophotometer misst. Egal wie teuer und präzise das Messinstrument - das Ergebnis ist für die Tonne, wenn das Gemessene das zu Messende nicht trifft.

Uff! Was soll das wieder heißen? Das: Licht soll nachts dazu dienen, die Sicherheit des Straßenverkehrs im Allgemeinen, und die der beiden Fahrer, die sich entgegen kommen, zu gewährleisten. Die Lichtstärke des Scheinwerfers des entgegenkommenden Fahrzeugs zu begrenzen heißt, die direkte Blendung des Gegenverkehrs zu mindern. Damit wird aber der Nutzen für den Fahrer des Fahrzeugs ebenso beschränkt, der den Scheinwerfer betreibt. Es ist also ein Kompromiss - und der wurde zu Lasten des Gegenverkehrs aufgekündigt. Allerdings nicht illegal, denn man misst immer noch die zulässige Lichtstärke.
ECE ScheinwerfermessungDie Messung ist präzise, gesetzmäßig und die Messeinrichtung imponierend. Leider misst sie nicht die Ursache der Blendung und der damit verbundenen Gefährdung. Die Messung erfolgt am stehenden Auto, die Blendung wird durch die Nickbewegungen dessen erzeugt. Zudem ist nicht ganz Deutschland so eben wie Berlin. Die Autos, die einem entgegen kommen, kommen einem nicht im gleichen Winkel entgegen. 

Dummerweise sagt die Messung nicht nur deswegen immer weniger aus. Denn man kann eine bestimmte Lichtstärke durch eine große Fläche erzeugen, die relativ schwach leuchtet, oder durch eine kleine und sehr helle. Eben das sind die neuen Scheinwerfer, kleiner und viel, viel heller. Die Blendung, die stört, heißt psychologische Blendung, und wird bei der Kfz-Beleuchtung überhaupt nicht erfasst. Was erfasst wird, ist die "physiologische", so genannt, weil man sie auch an toten Augen messen kann (Anm.: Kein Scherz, der Nachweis wurde mit Augen von Ochsen geführt, die täglich frisch vom Schlachthof abgeholt wurden.) Nun weiß man mittlerweile, dass diese Trennung zwischen psychologisch und physiologisch auch in die Tonne gehört. Die hatte man einst eingeführt, weil man das eine begründen konnte (mittels Augen toter Ochsen) und das andere nicht (tote Ochsen kann man nicht stören). Zum 100. Geburtstag der Lichttechnischen Gesellschaft von Deutschland hatte einer der in PlusMinus auftretenden Professoren dargelegt, dass man nach 100 Jahren Forschung eigentlich recht wenig weiß.

Man muss dazu berücksichtigen, dass die Kunst der künstlichen Beleuchtung in diesen 100 Jahren das Leben auf dem Planeten grundlegend verändert hat - vom Schlafzimmer bis zum Arbeitsplatz, vom Bergwerk bis in die Disco. Was weiß man denn wenig?

Recht wenig wissen betrifft die Blendung. Hingegen weiß man, dass Blendung eigentlich eine Beschönigung der Sache ist. Fährt mir jemand mit starken Scheinwerfern entgegen, werde ich nicht nur geblendet. Die Wirkung meiner eigenen Scheinwerfer wird herabgesetzt, weil die anderen das Helligkeitsniveu hochsetzen. Ist der Störer endlich vorbei, falle ich ins dunkle Loch und muss mich eine Weile erholen. Das hat nichts mit der Blendung zu tun, jedenfalls nicht mit dem, was man Blendung nennt. Fachleute kennen dies und haben auch diverse Artikel veröffentlicht und Vorstöße gemacht. Der Gesetzgeber blieb aber recht stur, was man ihm nicht verübeln sollte. Denn das Thema heißt Kompromiss - und jeder Zweite ist Kandidat für Geblendet-Werden, während die anderen die Blender sind. Und die Rollen werden bei jeder Fahrt mehrfach getauscht.

Was sich mit LED geändert hat, hängt mit ihren Eigenschaften zu tun: Kleine Abmessungen, wenig Streulicht = weiter reichende Scheinwerfer bei Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben. Gleichzeitig: Drastisch mehr psychologische Blendung, die aber niemand erfasst. Wenig beachtet wird auch der Wettstreit der Lichter: Ein Gegenstand, den mir meine Scheinwerfer zeigen, kann plötzlich verschwinden, wenn ein starkes Licht von der Gegenseite kommt. Beim Wettstreit zwischen der Straßenbeleuchtung und der Kfz-Beleuchtung, sind die Verhältnisse bekannt und entsprechend berücksichtigt worden. Nicht bei ungleichen Kfz-Lichtern.

Noch viel schlimmer, weil schlechter zu regeln, sieht die Sache mit den Rück- und Bremslichtern aus. Die sind mittlerweile so stark, dass sie nachfolgende Autos fast wegbeamen können. In der guten alten Zeit hat man die Helligkeit der Rücklichter begrenzt, und man durfte die starken nur bei Nebel und außerhalb geschlossener Ortschaften einsetzen. Heute kann man mit den Schlussleuchten fast schlafende Nachbarn wecken.

Richtig dumm sieht die Sache mit den Bremslichtern aus. Denn deren Aufgabe ist zu blenden, damit der schlafende Nachfahrer geweckt wird. Und zwar notfalls unsanft. Wie unsanft? Weiß man nicht. Was man weiß, ist dass sie rot sein müssen. Weil ein Autohersteller einst das nicht glaubte, Volkswagen, ließ er erforschen, ob nicht grün besser wäre. Tatsache: grün ist heller bei gleicher Lampenleistung. Ergo: Ab in die Tonne mit der Forschungsarbeit. Denn es kommt nicht auf die Helligkeit an sondern auf die Erregung der Aufmerksamkeit. Also rot! Die Helligkeit, die einst fehlte, bringt die LED. Mein Auto! Pflügt vorne die Dunkelheit weg und bremst hinten alle Nachfolger ab!

Summa summarum: Wir haben mit einer schweren Gefährdung des Verkehrs zu tun, deren Ursachen die derzeitige gesetzliche Praxis nicht erfasst. Die erfasst nicht einmal die wahre Ursache der Störung des Sehens. Die Gefährdung ist asymmetrisch gelagert, d.h. diejenigen, die die recht teuren Scheinwerfer leisten, blenden andere, und gefährden sich selbst höchstens mittelbar. Daher meine Bezeichnung Egoistenlicht.

Zukunft des Lichts à la Philips

Was der Derwisch singt ist, was er denkt.
Orientalische Weisheit

Die Firma ist zu bewundern! Seit meinen Studententagen forscht sie über die Wirkung des Lichts auf den Menschen. So sah ich bereits als Lichtanfänger (was für eine Bezeichnung!) den seligen Gerd Söllner - ein Lichttechniker - an Raumklima forschen, weil man seinerzeit der Meinung war, die integrierte Decke, die alle Technik aufnimmt, wäre die Zukunft des Bürobaus. Was liegt da näher als, dass man Licht und Klima integriert? Die so entstandenen Klimaleuchten existieren zwar immer noch, werden aber eher für den eigenen Zweck, Lichterzeugung, klimatisiert. Für den Raum nimmt man doch die Luftdüsen, weil das Vorbeiziehen von verdreckter Raumluft an Lampen und Spiegeloptiken vorbei doch nicht der Weisheit letzter Schluss war. Auch das Einsatzgebiet hat sich nicht so entwickelt wie erhofft. Die Großraumbüros wollten sich nicht vermehren wie Karnickel. Anstelle der von Lichttechnikern für Ende 1970er Jahre erhofften 100% der Arbeitsplätze in Deutschland waren es gerade mal 5 %. Und der integrierten Decke machte der Computer den Garaus. Computerkabel von der Decke baumeln lassen, kann man in Laborumgebungen. Für Büros musste man sich was Neues einfallen lassen.

Etwas ähnlich Geniales wie die integrierte Decke mit eingebauten Leuchten, die deswegen so heißen, könnte die Idee mit den biologischen Wirkungen von Licht werden. Die ganze Branche ist beseelt davon, weil man erstens ein Verkaufsargument hat ("blau macht schlau") und zweitens den größten Mangel von LED-Licht (Blaustich) sogar als Vorteil verkaufen kann. Auf wie vielen Augen blind man dabei vorgeht, möge man an den beiden nachfolgenden Bildern sehen.

Philips Blau

 
Nach Philips Mitteilungen arbeiten Forscher von der Universität Eindhoven an der Zukunft der Beleuchtung und verbesserten so die oben gezeigte Beleuchtung (Originalmitteilung hier). Und so sieht die verbesserte Beleuchtung aus (Anm.: Diese Straße ist die Hochburg des Nachtlebens in Eindhoven.)

Philips Bonbon1

 

Dass grell-blaues Licht nicht zum Nachtleben passt, wussten schon unsere Vorfahren (nicht umsonst heißt einer der berühmtesten Tempel der Sünde Moulin Rouge), daher heißen die entsprechenden Distrikte Rotlichtviertel. Also: Weg mit der grellen Laterne! Und die Lösung? LED-Bonbon als Farbe …

Offenbar haben die Forscher einer der besten Forschungsuniversitäten von Europa noch Lernbedarf bezüglich ihres Berufes: Ingenieurmäßiges Arbeiten heißt gesetzte Ziele erreichen (Effektivität), möglichst wenig dafür Aufwenden (Effizienz) und hierbei möglichst wenige Nebenwirkungen verursachen (minimum footprint). Und was macht die zukunftsträchtige Lösung der Straßenbeleuchtung der Kollegen? Beleuchtet vornehmlich eine Häuserfassade, hinter der man ohne dichte Vorhänge nicht schlafen kann. Blendet die Leute auf der anderen Straßenseite (Standort der Kamera!) und erzeugt sogar Reflexblendung über die Fenster des unfreiwillig in Bonbonlicht getauchten Hauses.

Ich denke, nach den Immissionsschutzgesetzen in Deutschland wäre diese Laterne verboten worden. Dass es früher solche Objekte gegeben hat, war dem Umstand zu verdanken, dass ein Lampe-Reflektor-System halt schwer zu berechnen war und nicht für jede Straße individuell herstellbar. Mit einem Leuchtenkopf, LED bestückt, kann ich das Licht präzise an der Stelle enden lassen, wo das Haus beginnt. LEDs sind Laser zum einen und sehr klein zum anderen. Eine Lichtspritze, die wie ein Schrotgewehr funktioniert, und bei gut Glück auch mal das Ziel trifft, und daneben alles mögliche beeinträchtigt, kann nicht Zukunft sein. Oder jemand hat den Studikern eine alte Lampe in deren Projekt eingeschmuggelt.

 
Braucht jemand noch eine Erklärung über das Entstehen von Lichtsmog über unseren Städten? Was hier stolz als zukunftsträchtiges Projekt dargestellt wird, ist ein erstklassiges Beispiel für Lichtverschmutzung. Dass man so etwas publik macht, ist ein formidables Beispiel für Blendung. Wer Sehen fördern will, sollte nicht aus so vielen Augen blind sein.

Wochenend und Sonnenschein, weiter brauch' ich nichts zum Glücklichsein
 

Wochenend und Sonnenschein, weiter brauch' ich nichts zum Glücklichsein, so haben die Commedian Harmonists 1930 gesungen. Heute würden viele das Wochenend auch gerne genießen, aber mit reichlich Alkohol. Macht auch irgendwie glücklich! In Mitteleuropa oder nördlicher findet der Genuss leider wetterbedingt hinter Glas statt. Und es hat es in sich. Lässt Helligkeit durch, aber die gesunden Sonnenstrahlen draußen. Und es fällt niemandem auf, dass Tageslicht (drinnen) nicht Tageslicht (draußen) ist, seit man in der Lichttechnik den Begriff Licht auf das sichtbare beschränkt hat. Dass war so etwa 1923. Mediziner wissen dass: Luftkurräume in manchem Kurhaus hat keine Fenster - d.h. keine Fenster mit Glas. Sie bestehen aus einem einfachen Loch an der Hausfassade.

Was wir davon haben hat der schwedische Mediziner Pelle Lindqvist am 21. März 2016 veröffentlicht: Die Sonne zu vermeiden ist gefährlich wie Rauchen. Da normale Sterbliche nicht so leicht an den Artikel kommen, kopiere ich einen Teil davon (unten). Das ist ein Auszug aus einem Interview mit ihm in Medscape. Es gibt aus meiner Sicht ein ganz speziellen Grund, seinen Studie zu lesen: Er ist Gynäkologe, und nach anderen Studien hängt die Gefahr von Brustkrebs recht eindeutig mit der Lichtexposition zusammen. Ich nehme an, er beantwortet Fragen auch persönlich (pelle.lindqvist@ki.se).

 
Was man davon lernen sollte, hat Dr. Wewetzer vom Berliner Tagesspiegel zusammen gefasst, die ich anhänge. Seine Bemerkung, dass die Ergebnisse nicht endgültig gesichert seien, muss man verstehen, wie es gemeint ist: Da jede Studie gewisse Mängel hat, wird ein gewissenhafter Autor niemals behaupten, das Endgültige ermittelt zu haben. Falls er es dennoch tut, wird kein gewissenhafter wissenschaftlicher Redakteur die Behauptung veröffentlichen. Ergo: Bei angenommenen und begründeten Gefahren verfährt man nach dem ALARA-Prinzip: Man versucht, mit hinreichend einfachen Mitteln und vernünftigem Aufwand der Gefahr auszuweichen. Im vorliegenden Fall ist die Gefahrenabwehr sogar super angenehm. Man gehe einfach in die Sonne und lebe 2,1 Jahre länger!

Ein Schelm, der sich da Böses ausdenkt, dass diese Studie an einem Märztag veröffentlicht wurde. Es ist bald Saison für Warnungen vor der Sonne. Die kommen regelmäßig um diese Jahreszeit zuverlässig "gesponsort" von Herstellern von Sonnencremes. Die bösen, bösen Sonnenstrahlen erzeugen Hautkrebs! Die Studie sagt dazu, stimmt. Die Wahrscheinlichkeit, dass man Hautkrebs entwickelt, ist etwas höher bei mehr Sonnenlicht.

Dass sich daraus der böse Hautkrebs (malignes melanom = schwarzer Hautkrebs) entwickelt, ist bei den Sonnenflüchtern wahrscheinlicher.

Was tun außer über die bösen Cremehersteller zu schimpfen? Man kann sich auch sachlich informieren. Die gesamte Studie ist hier zu lesen: "Avoidance of sun exposure as a risk factor for major causes of death: a competing risk analysis of the Melanoma in Southern Sweden cohort". Quintessenz in English: "Women with active sunlight exposure habits experience a lower mortality rate than women who avoid sun exposure; however, they are at an increased risk of skin cancer. We aimed to explore the differences in main causes of death according to sun exposure." Auf Deutsch: (von mir übersetzt) Bei Frauen, die mehr dem Sonnenlicht exponiert sind, ist die Mortalitätsrate niedriger als bei denen, die die Sonne meiden. Allerdings ist bei ihnen die Wahrscheinlichkeit einer Hautkrebsentstehung höher. (veröffentlicht am 16. März 2016) (Anm.: … die allerdings seltener zum schwarzen Hautkrebs mutiert, wenn man sich mehr Sonnenschein gönnt.)

Nonsmokers who stayed out of the sun had a life expectancy similar to smokers who soaked up the most rays, according to researchers who studied nearly 30,000 Swedish women over 20 years.

This indicates that avoiding the sun "is a risk factor for death of a similar magnitude as smoking," write the authors of the article, published March 21 in the Journal of Internal Medicine. Compared with those with the highest sun exposure, life expectancy for those who avoided sun dropped by 0.6 to 2.1 years.

Pelle Lindqvist, MD, of Karolinska University Hospital in Huddinge, Sweden, and colleagues found that women who seek out the sun were generally at lower risk for cardiovascular disease (CVD) and noncancer/non-CVD diseases such as diabetes, multiple sclerosis, and pulmonary diseases, than those who avoided sun exposure.

And one of the strengths of the study was that results were dose-specific — sunshine benefits went up with amount of exposure.

The researchers acknowledge that longer life expectancy for sunbathers seems paradoxical to the common thinking that sun exposure increases risk for skin cancer.

"We did find an increased risk of...skin cancer. However, the skin cancers that occurred in those exposing themselves to the sun had better prognosis," Dr Lindqvist said.

Some Daily Exposure Important for Health

Given these findings, he told Medscape Medical News, women should not overexpose themselves to sun, but underexposure may be even more dangerous than people think.

"We know in our population, there are three big lifestyle factors [that endanger health]: smoking, being overweight, and inactivity," he said. "Now we know there is a fourth — avoiding sun exposure."

Sweden's restrictive guidance against sun exposure over the past 4 decades may be particularly ill-advised, the study finds, in a country where the maximum UV index is low (< 3) for up to 9 months out of the year.

Use of sunscreen is also widely misunderstood in the country and elsewhere, Dr Lindqvist said.

"If you're using it to be out longer in the sun, you're using it in the wrong manner," he said. However, "If you are stuck on a boat and have to be out, it's probably better to have sunscreen than not to have it."

Women with more pigmentation would be particularly well-served to stop avoiding sunshine, he said, adding that many people in India, for instance, follow guidelines like those in Sweden to avoid sun year round.

And because melanomas are rare among women with darker skin, benefit goes up in those populations when weighing sun exposure's risk against benefits, Dr Lindqvist said.

Age and Smoking Habits

The researchers studied sun exposure as a risk factor for all-cause mortality for 29,518 women with no history of malignancy in a prospective 20-year follow-up of the Melanoma in Southern Sweden cohort.

The women were recruited from 1990 to 1992 when they were 25 to 64 years old. Detailed information was available at baseline on sun-exposure habits and potential confounders such as marital status, education level, smoking, alcohol consumption, and number of births.

When smoking was factored in, even smokers at approximately 60 years of age with the most active sun-exposure habits had a 2-year longer life expectancy during the study period compared with smokers who avoided sun exposure, the researchers note.

The authors do, however, acknowledge some major limitations. Among them, it was impossible to differentiate between active sun-exposure habits and a healthy lifestyle, and they did not have access to exercise data.

Role of Vitamin D Still in Question

The results add to the longstanding debate on the role of vitamin D in health and the amount of it people need, but this study doesn't resolve the question.

"Whether the positive effect of sun exposure demonstrated in this observational study is mediated by vitamin D, another mechanism related to ultraviolet radiation, or by unmeasured bias cannot be determined. Therefore, additional research is warranted," the authors write.

"From Irish studies we know that vitamin D deficiency makes melanomas more malignant," Dr Lindqvist said.

"This is in agreement with our results; melanomas of [those not exposed] to the sun had a worse prognosis."

This study was supported by the Clintec at the Karolinska Institute; ALF (Faculty of Medicine, Lund University, Region Skane); the Swedish Cancer Society; and the Swedish Medical Research Council. Funding was also received from Lund University Hospital; the Gustav V Jubilee Fund; the Gunnar Nilsson Foundation; the Kamprad Foundation; and the European Research Council. The authors declared no relevant financial relationships.

pelle.lindqvist@ki.se

Ein Lampenhersteller wird zum Full Solution Provider

 
Irgendwie hatte ich mir den Werdegang des Osramischen Reichs anders vorgestellt. Das ist bekanntlich das Reich, über dem die Sonne nie aufgeht, damit wenigstens irgendwo auf der Welt ein kleines (künstlich) Lichtlein brennt. Davon lebte Osram - und wir mit. Nun ist der Tag gekommen, Abschied von der Vergangenheit zu nehmen. Im HighLicht vom 1. Februar ist die Story vom Neustart von Osram zu lesen. Erzählen tut die Geschichte Dr. Eladia Pulido, CEO BU Lighting Solutions.

Ich dachte zunächst, das Ganze würde durch den Spruch "Wenn Intelligenz ans Licht kommt" eingeleitet werden. Der gehört aber der Werbung einer anderen Firma, zufällig auf der gleichen Seite erschienen. Ja, wenn Intelligenz ans Licht kommt. Ich warte ja schon sehr lange darauf. Bevor sie denn kommt, muss man mit viel Denglish seine Kompetenz für den deutschen Markt unter Beweis stellen. Eigentlich erwartet dies niemand von Osram, die Kompetenz unter Beweis stellen. Die Firma gehört zum deutschen Wesen wie … Ach, weiß ich wer. Sie gehört einfach dazu! Punkt!

OSRAM-nu-wieder

Bisschen hatte sie sich ja von uns entfernt, als sie z.B. mit Sylvania anbandelte. Das ist zum Glück vorbei. Im gleichen Heft ist die Meldung zu lesen, dass Sylvania in neuen Händen sei. Ein Fachunternehmen scheint sie zu kaufen, Shanghai Feilo Acoustics Co. Ltd. Aus welchem Fach das Unternehmen stammt, sieht man an dem Namen. Mit Licht neue Töne anschlagen - ist doch was. 

Osram habe ich bei der Meldung vermisst. War ja nicht mehr dabei. Denn der Verkäufer heißt Havells und ist ein indischer Konzern. Der verkauft halt ein amerikanischen Unternehmen an ein chinesisches.  Und Osram guckt in die Sylvania-Röhre? Nicht doch - die Story ist viel älter. In der guten alten Zeit war Sylvania aus Unternehmen entstanden, die ausgebrannte Glühfäden in Lampen erneuerten. Sowas gibt es? Es gab so viel zu tun, dass man davon sogar reich werden konnte.

Später, in den 1930ern fusionierte Sylvania ein paar mal bis sie wirklich zum Full Solution Provider wurde, sie fertigte neben Lampen und Radioröhren auch Leuchten, Radarsichtgeräte und Unterhaltungselektronik wie Fernseher und Radios. Eine zündende Idee hatte sie auch, einen Näherungszünder nannte sie ihr eigenes Produkt. Der fliegt vor jeder Granate und Rakete an prominenter Stelle mit und zündet die Sprengladung halt bevor das Ganze zu Schrott wird.

 
Die Mama von Sylvania (GTE General Telephone) hatte Ende der 1980er Jahre die glorreiche Idee, die z.B. Mannesmann zum Verhängnis wurde, sich im Mobilfunkbereich auszubreiten. So wurde Sylvania, immerhin Besitzer des globalen Lichtkuchens zu 25%, verkauft. Das ist leichter gesagt denn getan, denn die heißesten Kandidaten besaßen jeweils 25% von dem Kuchen und hießen Philips, Osram und General Electric. So etwas nennt sich Oligopol und lässt sich nicht etwa deswegen aus der Ruhe bringen, weil da einer Funken will statt über Draht zu telefonieren. Die Kartellwächter wollten nicht, dass die verbliebenen Mitglieder des Oligopols eine neue Mutter präsentierten. So kam Osram an die Rechte in Europa, Nordamerika, Mexiko - und nicht zu vergessen - Puerto Rico. Das tropische Land ist zwar ein Zwerg in Lampenverbrauch, eben weil tropisch, und ein amerikanisches Protektorat dazu. Man gibt aber nie freiwillig was von seinem Machtbereich ab.

Was abgegeben werden musste, waren Europa, Asien und Lateinamerika. Wie das Ganze vonstatten gegangen sein soll, kann man auf diversen Sylvania Websites lesen, freilich ohne Gewähr. Denn nur Kinder glauben, dass hübsch aufgemachte Webseiten Information enthalten, die der Wahrheitsfindung dienen soll. Wär ja auch dumm, Kartellbehörden Munition frei Haus zu liefern. Diese Sylvania wird nun verkauft.

 
Jetzt kommt´s … Die neue Mutter von Sylvania will nicht irgend eine Glühlampenfabrik gekauft haben, sondern "Feilo is proud to partner with Sylvania to create a world leading lighting brand." Auf Deutsch: Wir wollen die führende Marke für Licht aufbauen. Das hat Zhuang Shenan, president of Shanghai Feilo Acoustic gesagt. Und die Großmutter von Sylvania, Yaming, will noch größer werden.

Full Solution Provider - anstelle einer Lampenfabrik, die früher nicht einmal Leuchten herstellen durfte - ist ein Wort. Ich denke, einige andere wollen auch ein Wörtchen mitreden. Yaming kommt übrigens auf Light&Building 2016. Mit LED Series IntEco - nicht zu verwechseln mit SiTeCo. Die ist eine Osram Tochter. Früher hieß sie anders und war so´ne Art Mutter.