Posts Tagged: Beleuchtung

Es gibt keine Sonne, nur den Tag

2014


"Ich habe es mit meinen eigenen Augen gesehen", der Spruch dient häufig dazu, die Authentizität von Ereignissen zu untermauern. Was man gesehen hat, kann nicht falsch sein. Oder? Mir wurde eine wissenschaftliche Studie einer ausländischen Universität bekannt, die den Nachweis geführt haben soll, dass es keine Sonne gibt, sondern nur etwas, was "Tag" heißt. Nur der Tag beleuchtet die Welt, die naturgemäß eine Scheibe ist.

Gemach! Die Uni soll eine Expedition nach Tromsø geschickt haben, um zu sehen, ob dort nachts hell ist. Siehe da - es ist! Nu haben die Forscher darauf geschlossen, dass die Welt nicht von der Sonne beleuchtet wird, sondern von dem Objekt "Tag". Denn es gibt Licht ohne Sonne. Stimmt! So etwa wie die Existenz von Indern auf Amerika anno 1492.

Der Protagonist dieser Story ist ein Professor, dem es wohl daran gelegen ist, nachzuweisen, dass alle Weisheiten der Wessies keine sind. Viel reisen hätte er nicht müssen, um zu seiner neuen Weisheit zu gelangen. Denn auch in seinem Land gibt es Tageslicht ohne Sonne. Nennt sich Dämmerung. Und die dauert in Tromsø etwa zwei Monate. Zwei Monate Sonnenlicht ohne Sonne? Das kann nur der Tag sein!

Der Mann ist nur dem Umstand zum Opfer gefallen, der da heißt, Nacht ist, wenn die Sonne unter´m Horizont steht. Das gilt in der Seeschifffahrt. In Berlin war das nach dem Krieg anders. Nacht war eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang. Trotzdem hatte man da noch Tageslicht in Berlin. Denn astronomisch wird unter Nacht maximale Dunkelheit verstanden, also die Spanne zwischen dem Ende der astronomischen Dämmerung am Abend (bei uns etwa 1½ bis 2½ Stunden nach Sonnenuntergang) und deren Beginn am Morgen. Denn der Grenzbereich zwischen Tag und Nacht, Tag-Nacht-Grenze bzw. Terminator genannt, ist auf der Erde wie ebenso auf Himmelskörpern, die eine merkliche Atmosphäre besitzen, zu einer Dämmerungszone verbreitert. Wer nach Tromsø fährt, erlebt sein blaues Wunder. Die "Dämmerungszone" ist so breit wie Hägar der Schreckliche, wenn er nach Hause kommt. Nicht  der welsche Prof., der eine Expedition losschickt, um der Physik ein Schnippchen zu schlagen. Er ist als Muslim stocknüchtern.

Mit der Physik ist nicht zu spaßen! Das haben die Experten, diesmal Wessies, erleben müssen, die eine Beleuchtungsnorm erstellen wollten für draußen. Sie sollte nachts gelten. Ach nee! Welche Nacht denn?

 

Nachtlichter der Erde

Gibt es Tageslicht in Gebäuden?

2014

Was bleibt vom „Stoff des Lebens“, wenn es durch das Fenster geht?

Was erzählt man Leuten, die mit Stoffen umgehen, mit Stoffen, aus denen man Möbel macht, oder Kleider, mit Stoffen, mit denen man seine Räume wohnlich macht? Als ich ein Kind war, ging meine Mutter mit mir einkaufen. Häufig kaufte sie Stoffe, Knöpfe oder Nähseide ein, aus denen später Anzüge, Röcke oder Blusen wurden. Sie kaufte zunächst den Stoff ein, danach erst die "Zutaten". Diese legte sie im Laden auf den Stoff und beobachtete alle zusammen. Dann ging sie damit vor die Tür. Sie stellte sich mal in die Sonne mal in den Schatten. Warum sie so handelte, lernte ich nach vielen Jahren Studium. Es handelt sich um eine Geschichte der Lichtqualität.

Seit dem Ende der 1960er Jahre, einer Ära, in der man sich auf einen endgültigen Abschied vom Tageslicht in der Architektur geeinigt zu haben schien, vollzieht sich eine phänomenale Kehrtwende. Experten des Lichts erkennen, was der Laie schon immer wusste: Das Sonnenlicht ist der Stoff, aus dem Leben gemacht wird. So weit, so gut!

Die Techniker des künstlichen Lichts haben sich viele Jahrzehnte bemüht, das Tageslicht zu simulieren. Tageslichtersatz wurde aber nie mehr als nur Ersatz. Kein Wunder, man wusste ja nicht, was man da simulieren wollte. Genau genommen wissen wir auch heute nicht, welche Eigenschaften des Tageslichts es zum „Stoff des Lebens“ machen. Was macht die Qualität des Tageslichts aus?

Während man auf eine allgemeine Antwort auf diese Frage vermutlich noch lange warten wird, gibt es Antworten bezüglich spezifischer Qualitätsmerkmale des Lichts, die jeden interessieren, der mit Textilien umgeht, sei es als Macher, sei es als Verbraucher. Sie hängen eng zusammen mit Farbe, Farbwiedergabe, Farbkonstanz u.ä.; kurz gesagt mit dem Spektrum des Lichts.

Anders die Sichtweise der Lichttechnik, die sich vornehmlich mit Helligkeiten beschäftigt. Ihre Grundgrößen (z.B. Beleuchtungsstärke und Lichtstrom) sind vom Spektrum des Lichts „befreit“. In der Beleuchtungstechnik wird sogar häufig die Einfallsrichtung des Lichts ignoriert. „Lux“, die Einheit der Beleuchtungsstärke, enthält keine Auskunft über die Einfallsrichtung des Lichts. Sogar etwas weiter geht die Energieeffizienz, bei der nur die Menge der Energie eine Rolle spielt, die in dem Licht enthalten ist. Wo sie her kommt und wie sie beschaffen ist, spielt kaum eine Rolle.

Bereits bei der Definition des Begriffs „Licht“ sind zwei lebenswichtige Teile des Tageslichts außer Acht gelassen worden: Ultraviolett und Infrarot. Durch das Bemühen um Energieeffizienz der Gebäude wird auch der sichtbare Teil des Spektrums durch die modernen Fenstergläser beschnitten und zuweilen zusätzlich insgesamt um die Hälfte oder mehr herabgesetzt. Während ein einscheibiges Fensterglas ca. 90 % des einfallenden Lichts farbneutral durchlässt, weisen manche modernen Fassaden nur noch 30% Transmissionsgrad auf und verfälschen zudem das sichtbare Spektrum.

Das Tageslicht im Innenraum ist nicht nur in seiner Intensität um ca. 2 Zehnerpotenzen gegenüber dem im Freien geschwächt, sondern wichtigen Bestandteilen beraubt und häufig spektral verfälscht. Während der Intensitätsverlust nach unserer Lebenserfahrung noch erträglich scheint, weil wir uns auch mal draußen aufhalten, fallen die Veränderungen des Spektrums durch Verfälschen von Farben stärker ins Gewicht. Keine gut klingenden Erkenntnisse für eine Branche, die wie kaum eine andere von Farbe lebt.

Ergonomie und farbiges-dynamisches Licht

2014

Heute fiel mir ein Beitrag von mir in die Hände, den ich für einen Kongress verfasst hatte, der sich mit Licht und Lebensqualität befassen sollte. Bekanntlich beleuchtet man Arbeitsumgebungen fast immer mit "weißem" Licht, es sei denn, der Arbeitsprozess zwingt einen dazu, eine andere Beleuchtung zu wählen. Kann man sich vorstellen, dass auch Arbeitsräume "farbig" beleuchtet werden? Nicht als Demo, sondern um die Wahrnehmung zu unterstützen?

Mein Ergebnis war ernüchternd, weil unser Instrumentarium, mit dem wir Licht bewerten, nicht einmal zur Berücksichtigung der Farbe ausreicht. Und das, obwohl die Farbe mit Sicherheit die wichtigste Eigenschaft unserer visuellen Umgebung ist. Hinzu kommt, dass auch die circadiane Wirkung des Lichts bei dessen Bewertung unberücksichtigt bleibt. Man hat zwar die "melanopischen" Wirkungen definiert, um deren Berücksichtigung zu forcieren. Ich habe aber nicht das Gefühl, dass allzu viele Fachleute begeistert sind.

So wird wohl "Helligkeit" noch lange die Währung sein, mit der in der Lichttechnik bezahlt wird.

Beitrag abrufen: Farbig-dynamisch

Think!
Unhappy

Das einzigartige Illuminations-Projekt von der EU

2014

 

Wer sich vor einigen Jahren gewundert hat, wie vehement die Politik sich in das Glühlampenverbot gehängt hat, bekommt dieser Tage die Erklärung. Doch zunächst zum Vorgang: Die EU betrieb das Ende von Leuchtmitteln mit geringer "Energieeffizienz" mit brachialer Gewalt und war auf dem Ohr blind, auf dem sie wahrnehmen sollte, dass man die Effizienz von Lampen nur mit ähnlichen Eigenschaften, sprich Lichtqualität, vergleichen kann. Ansonsten gleicht der Vergleich einer Betrachtung von Äpfel gegen Nüsse bezüglich der Härte der Schale. Wenn sie denn Äpfel mit den sprichwörtlichen Birnen vergleichen täte! Zum einen war und ist die Lichtqualität immer noch undefiniert. Zum anderen war und ist das (damals) in den Himmel gehobene Objekt, die "Energiesparlampe", ein Meisterstück der Schlamperei. Die betreffenden Aspekte wurden in diesem Blog ausführlich diskutiert (z.B. hier und da oder dort). Vor allem, dass die Lampen geeignet sind, das deutsche Land und seine Nachbarn mit einem Umweltgift zu beglücken, Quecksilber. Und dass ein erheblicher Teil der "eingesparten" Energie auf den Leitungen als Blindstrom die Landschaft heizen würde.

Gemach! Offenbar wollte die EU das doch gar nicht. Sie fördert nämlich die LED-Technologie. Dagegen lässt sich wenig sagen, im Prinzip. In diesem Blog wurde mehrfach dargestellt, dass man mit diesem Leuchtmittel Dinge tun kann, für die herkömmliche Lampen nicht mal etwas ungeeignet sind. Nicht nur so witzige Anwendungen wie die Integration des Bildschirms eines Computers und einer Tischleuchte in ein Objekt mit OLED. Ein Teil präsentiert die Daten, der andere beleuchtet den Tisch. Wenn man das eine oder das andere nicht braucht, hat man zwei Lampen oder zwei Bildschirme, bis man sich das anders überlegt. Soweit, so gut.

Was mich gewaltig stört, ist aber die Einäugigkeit, mit der man die Vorteile der neuen Technik sieht, und die Nachteile übersieht. Das Ganze erinnert mich an die Marktschreier, die früher vor Kaufhäuser Wundermittel verkauften. Möhre reiben? Zack, zack, fertig! Zitrone ausdrücken? Schwuppdiwupp, entsaftet! Die Herrschaften haben sich in andere Gegenden verzogen, weil es kaum noch Kaufhäuser gibt. Großen Schaden an unseren Kulturgegenständen haben sie nicht hinterlassen. Doch die LED-Mania droht just dies, weil die EU ihr Projekt mit der Illumination von illustren Kulturobjekten vermarktet. Über die Sistina habe ich in den letzten Tagen genug geschrieben. Früher ärgerte mich das Schicksal der H.M.S. Belfast, die sich auf der Themse der Gaffern aus aller Welt präsentieren muss. Jetzt mal eine Bilanz mit Bildern, mit denen die EU selbst Werbung betreibt:

Darf ich mich darüber aufregen, dass man die europäischen Städte und deren Kulturdenkmäler in Bonbonfarben hüllt, wie die Amis die Niagara Fälle?

Museen, Rathäuser, Gotteshäuser, Kriegsschiffe, Aquarien… Allesamt beleuchtet in Bonbonfarben. Nicht einmal vor der deutschen Geschichte machen die Macher halt (hier). Technologie ist, wenn man Technik beherrscht und für seine wohlüberlegten Ziele sich untertan macht.  Wer über die Scheußlichkeiten, die angeblich nur die Amis bewerkstelligen können, die Nase rümpft, sollte nicht versuchen, die zu übertrumpfen.

Mein Doktorvater hatte einem forschen Lichttechniker, der eine unpassende Lampe als Beleuchtung empfehlen wollte, damit gedroht, diese zuerst bei der Sekretärin des Herrn zu installieren, wenn der Mann nicht von seinem Vorhaben ablässt. Heute müsste man drohen, auch noch sein Schlafzimmer mit dem Licht zu dekorieren.

Hoffen wir auf die neue EU-Kommission.

Nicht verpassen: Sixtinische Kapelle wird eingeweiht!

Bitte nicht verpassen: Neelie Kroes, Vizepräsidentin der Europäischen Kommission wird heute über die Erleuchtung der Sixtinischen Kapelle sprechen. Obwohl ihre SPEECH/14/728 hier erscheinen sollte, bekomme ich gerade Error 404. Wenn das kein Omen ist. Sie hat sich aber bereits schriftlich verewigt: " „Aufgabe der Kunst ist es, inspirierend und erhellend zu wirken. Nachdem wir in der Sixtinischen Kapelle nun LED-Lampen installiert haben, kann Michelangelos Kunst diese Aufgabe noch besser erfüllen, als sie dies bereits über ihre ganze Geschichte hinweg getan hat.“ Armer Michi, ich meine Michelangelo. Sein Werk musste seit dem 15. August 1483 auf die Erleuchtung warten. Heute, ach was, jetzt gerade, geschieht es. 

2104

 

Konklave in der Sixtinischen Kapelle

Die Bild ist wie immer dabei: 
"Fiat Lux – es werde Licht…!
In der weltberühmten Sixtinischen Kapelle im Vatikan wird das Bibelwort am Mittwoch Realität: Die Fresken Michelangelos werden – 500 Jahre nach ihrer Erschaffung in einem Glanz erstrahlen wie noch nie zuvor.
Und es ist deutsches Licht, das die bisher eher düstere Kapelle in ungekannten Farben leuchten lässt.
Die Münchner Firma Osram hat 7000 LED-Lampen installiert – zehn Mal heller als die bisherigen Leuchten. Bei 90 Prozent weniger Stromverbrauch. …"

Wie sich die Sixtinische Kapelle im Glanze der LED zeigen wird, werden wir spätestens in der Tagesschau erleben. Man sollte sich aber nicht dabei bewenden lassen und nach Rom begeben. Denn Bilder lügen, und niemand lügt besser als das Fernsehen. Das ist keine Anklage, sondern nur eine Feststellung. Denn jeder, der über etwas berichten will, zeigt das Etwas aus seiner Perspektive - egal wie sehr er/sie sich um Neutralität bemüht. 

Was mich skeptisch macht, sind die Bilder aus den anderen EU Projekten im Rahmen von ILLUMINATE. Die Kommission bedient sich der "göttlichen" Worte "Es werde Licht", besser bekannt als "Fiat Lux". Leider hören Lichttechniker häufig auf Lux und lassen Gott einen lieben alten Mann sein. Und der ist so lieb, dass er in seinem wichtigsten christlichen Gotteshaus, dem Petersdom, Scheinwerfer im Zenit der Kuppel duldet. Die machen Lux auf dem Boden, und es dem Betrachter der Deckengemälde unmöglich, diese zu sehen. Der Effekt ist bekannt als Blendung. Die gibt es in der Lichttechnik aber nur für Blickrichtungen bis 45º, weil alle Nutznießer der Beleuchtung brav nach unten gucken. Wer  wird sich denn eine Decke ansehen?

Blendung am Bildschirm

Was hat ILLUMINATE bislang so erreicht? Das erste - einzige? - Rathaus (der Welt?), das auf jeden wichtigen Tag mit einem neuen Lichtkleid antworten kann, steht in Belfast und sieht - sah - so aus. Aber nicht immer. Es ändert sein Gesicht nach Wunsch. Wie? Das steht in Youtube zu bewundern. Manchmal  sieht es aus wie unten. Wer es schön finden will, bitte!

A propos Belfast. Ein Schiff mit dem Namen H.M.S. Belfast liegt auf der Themse. Es hat bereits auf der Jagd nach Bismarck furchterregend ausgeschaut. Später ballerte sie noch schlimmer im Korea Krieg. In dem Film "Sink the Bismarck" spielte sie die Sheffield, die auf die Bismarck ballert. Hier sieht man, was man mit LED aus einem großen Krieger machen kann. Das rechte Bild wurde Weihnachten 2012 aufgenommen, das linke sieht eher nach Navy-Propaganda aus.