Heute hatte ich Zeit, das Februar Heft von High Light zu lesen. Ich hatte mit einem Freund gewettet, dass wir keinen Beitrag ohne LED darin finden würden. Bingo! Wär´ auch ein Wunder. Die eignen sich doch bestens als Highlight …
Ein Autor, ein Key Expert von einem der Key Suppliers (Pardon!) versucht sich in Effizienz. Er meint, dass die LED aufgrund diverser Vorteile ein integraler Teil der Allgemeinbeleuchtung sei. Seit geraumer Zeit sei die Effizienz höher als bei "konventionellen" Lichttechnologien. Dann fragt er sich "Wie wird die Effizienz jedoch definiert?"
Das frage ich mich auch. Der Mann hat einen grenzenlosen Humor: "Spricht man umgangssprachlich von der Effizienz von Lichtquellen, so ist meist die Lichtausbeute gemeint." Seit wann redet der Volksmund von Effizienz? Der sagt bestenfalls, "taucht nix, saugt zu viel Strom" oder ähnlich. Dann beschreibt der Autor, was man auch vor 40 oder gar 50 Jahren über die V(λ)-Kurve, das Strahlungsspektrum der Lampe und der Lichtausbeute gelernt hat. So etwa sinngemäß, "setzt Du blaue Lampen ein und willst rotes Licht, kriegst nicht viel raus." (Nicht genau, aber eine ähnliche Story hatte der selige Prof. Helwig auf Lager aus der Zeit, als das blaue Licht deutscher Polizeiautos festgelegt wurde. Da waren die Lampen eher rot und die Signalleuchte sollte blau leuchten.) Dann kommt es: Weil (oder wenn) man zum Erzeugen von weißem Licht blaue LEDs einsetzt, sind sie dann effizient, wenn die Farbtemperatur höher ist. Wär´ ich nie auf die Idee gekommen.
Will man eine gute Farbwiedergabe haben, muss man halt mit einer geringeren Effizienz leben. Der lichttechnische Volksmund kannte dies auch von den konventionellen Lichttechnologien, hat das ganze nur nicht so geschwollen ausgedrückt. "Bisherige Lampentechnik" hätte vollauf genügt.
Der Autor erzählt weiter: "LED wurden im Laufe ihrer Entwicklung immer heller und damit immer effizienter. In manchen Anwendungen ist aber eine höhere Effizienz nicht unbedingt notwendig. Warum ist die Nachfrage nach immer helleren und effizienten LED dennoch so groß? Ein Grund ist gewiss, dass effizientere Leuchtdioden die Kosten auf Systemlevel signifikant reduzieren können." Wenn man nur wüsste, was Systemlevel ist und welche Kosten der Mann meint.
Wenn er gewusst hätte, was ich unter Systemlevel verstehe wie viele andere, hätte er sich den ganzen Artikel sparen können. Auch seine Altvorderen sind vor einiger Zeit in Brüssel vorstellig geworden, weil die "Effizienzexperten" der EU-Kommission Lampen für sich betrachten. Eine Effizienz von Lampen allein zu betrachten, sei Unsinn, lautete deren Argument. Ist es auch! Während man eine Edison-Funzel einfach in eine Fassung schrauben kann, die selbst an einer Strippe von der Decke hängen darf, muss man für andere Leuchtmittel eine formidable Elektronik betreiben. Immer hellere und "effizientere" LEDs freibrennend zu betreiben, kommt einer vorsätzlichen Körperverletzung gleich - oder ist eine Körperverletzung -, ergo muss man sie in Leuchten packen und eventuell auch indirekt betreiben. Baut man die Leuchten falsch, geben die LED den Geist sehr schnell auf, nachdem sie ganz schön ineffizient gelebt haben. Sprich geringere Lichtausbeute, wildes Flackern gegen Ende der (kurzen) Lebensdauer etc. bis Exitus! Da haben die konventionellen Lichttechnologien, so z.B. Glühlampen oder Leuchtstofflampen sogar unschlagbare Vorteile, sie gehen einfach aus. Hingegen leuchten in LED-bestückten nicht-konventinellen Lichttechnologien viele Elemente munter weiter, während manche dunkler werden und andere flackern. Die ganz dunklen toten LEDs runden das Erscheinungsbild eindrucksvoll ab. (mehr hier)
So gesehen ist der Artikel erst einmal für die Katz. Schlimmer ist aber das Fehlende in dem Artikel: Die Eignung, sprich Gebrauchstauglichkeit. LEDs mit hoher Leuchtdichte eignen sich wie gesagt als Highlight, damit macht man Dekoration und keine Allgemein-Beleuchtung. Der Architekt setzt "Lichter", um Glanz in eine Szenerie zu bringen, der Fotograf tut dasselbe, um Gesichter zu beleben. OLEDs weisen hingegen geringe Leuchtdichten auf und eignen sich besser als Leuchtmittel für Allgemeinbeleuchtung. Leider sind sie halt nicht so "effizient". Schert man LEDs im Allgemeinen, und OLEDs im Speziellen, über denselben Kamm, schneiden die letzteren schlecht ab. Somit würgt man durch Vorstellungen, die schon immer falsch waren, eine vielversprechende Technologie ab.
Dieser Effizienzartikel ist neuer Wein in alten Schläuchen. Leider kein Highlight! Ich wäre als Lichttechniker stolz, den Begriff Lichtausbeute zu verwenden, den diese Technik seit Ewigkeiten verfolgt und pflegt, während anderen das Wort "Effizienz" erst neulich ein Begriff zu werden scheint.
Es werde Licht - sagt normalerweise Gott, jedenfalls für Gläubige, die das Testament lesen. (Ich will nicht behaupten, ob es im AT oder NT so heißt). Heute hieß es im Berliner Tagesspiegel so: "In der Stadt gibt es von allem zu viel. Lärm, Schmutz, Bewegung. Auch öffentliche Beleuchtung ist dabei ein Ärgernis. Plätze und Straßen gehen in einer „Soße“ unter, und Energie wird an den Himmel verschwendet. Ein Spaziergang durch einen Berliner Notstand …"
Zum Abkürzen ist der schöne Beitrag zu schade. Deswegen möge jeder selber lesen, was die beiden Autoren, Dagmar Dehmer und Stefan Jacobs uns sagen wollen (hier). (Politically correct wäre "die Autorin Dagmar Dehmer und der Autor Stefan Jacobs" zu schreiben. Der Artikel stammt aber nicht aus der TAZ.). Ich will nur einige Highlights (keine missglückte Anspielung) zitieren, die ich lustig finde:
„das Licht fällt auch auf vieles, was gar nicht
beleuchtet werden müsste“. Etwa den Himmel."
Bis dato dachte ich, der Himmel schwebe über Erden, und den würde der Herr selbst beleuchten. Und fallen tun Dinge bestenfalls vom Himmel, aber nicht darauf.
Viel viel lustiger finde ich die Bemerkung über die Speer-Leuchten, so genannt nach dem Rüstungsminister Hitlers, der ein großer Fan von Licht war:
"Zwar erfüllen die Speer-Leuchten ihren Job, sie
machen hell – den neunspurigen Boulevard mit
Mittelinsel, und die Fußgänger darauf, die
schon von Weitem Gesichter derjenigen erkennen
können, die ihnen entgegenkommen. Sogar
Farben unterscheiden sich voneinander. Doch
Völker bemängelt, dass diese Leuchten die
Straße „mit einer einzigen Lichtsoße übergießen“.
Eine einzige Erleuchtung für mich. Ich wohne seit einigen Jahrzehnten dort, finde die Leuchten toll. Mir ist aber äußerst selten auf dem Kaiserdamm einer entgegen gekommen. Die Lichtsoße ist mir hingegen gut bekannt. Die habe ich mit meinem Professor an der Uni, Vor- Vorgänger von Völker, messen müssen, wenn etwa ein Autofahrer einen Fußgänger angefahren hatte. Auf richterlichen Beschluss wurde gutachterlich festgestellt, ob der Missetäter, Pardon Autofahrer, den Angefahrenen etwa hätte erkennen können. Wenn man anstelle der Lichtsoße womöglich kuschelige Lichtinseln geschaffen hätte, damit sich z.B. Liebespärchen wohlfühlen und einen wichtigen Akt der Erhaltung des Biodeutschen begehen, kämen womöglich motorisierte Totschläger ohne Strafe davon. So müssen die Liebespärchen in den angrenzenden Park am Lietzensee, der ohne Soße kuschelig-heimelig beleuchtet ist.
Für das Kuschelig-Heimelige ist Sabine Röck zuständig, deren Vorstellungen von Vorgestern ist, so jedenfalls nach Meinung von Effizienzexperten:
"Trotzdem schwärmt Sabine Röck für das „zauberhafte
Licht, das funkelt“, wie sie sagt. Röck
hat die Firmenchronik für den Lampenhersteller
Selux geschrieben und 2002 über die öffentliche
Beleuchtung in Berlin promoviert. Sie, die auch
das Gaslaternenmuseum im Berliner Tiergarten
wissenschaftlich betreut, setzt sich seit Jahren
dafür ein, die Gaslaternen zu erhalten. Das Effizienzargument
sei bloß vorgeschoben. Röck sieht „die E-Lobby“ am Werk.
„Das Brandenburger Tor wird ja auch nicht abgerissen, weil es
nicht praktisch ist“, sagt sie.“.
Das Effizienzargument ist leider nicht vorgeschoben, sondern einfach falsch. Denn Effizienz ist, wenn man dasselbe Ergebnis mit geringerem Einsatz von Ressourcen erreicht. Im Falle von Licht wäre das Ergebnis die Lichtqualität. Wer die zauberhaften Abende in Berliner Kiezen kennt, die mit Gaslaternen geschmückt sind, wird sich mit Händen und Füßen dagegen wehren, LED Funzeln dorthin zu pflanzen. Vor dem Brandenburger Tor stehen hinreichend viele, die einem einen Abriss schmackhaft machen wollen. Oder ist die lila Beleuchtung etwa eine neue Qualität, die mir verborgen geblieben wäre?
Niemand in der Lichttechnik weiß, was Lichtqualität ist. Solche die es versucht haben, Lichtqualität zu Papier zu bringen, haben sich daran die Zähne ausgebissen. Solange die Effizienz der Beleuchtung in Lux gemessen wird, und sie wird heute so gemessen, werden Techniker wie ökonomisch Denkende nie verstehen, warum angeblich ineffiziente Beleuchtung die Herzen der Menschen mit Freude erfüllt. Gaslaternen sind keine Beleuchtung, sondern Stadtgestaltung. Na, ja, beleuchten tun sie auch - etwas …
Am Ende des schönen Beitrags kommt der Effizienzexperte zu Wort, in der Person von Sven Lemiss, Geschäftsführer von BIM, das ist der Verwalter der Immobilien des Landes Berlin. Der sagt:
"Etwa sechs Prozent des gesamten
Energiebedarfs in Deutschland gehen auf die
Straßenbeleuchtung zurück.“. Ergo?
"Bei LEDs sprechen wir von einer Lebensdauer von etwa
50000 Betriebsstunden. ... Zum Vergleich:
Herkömmliche Glühlampen haben etwa 1000 Betriebsstunden,
Energiesparlampen etwa 10000 Betriebsstunden."
Der Herr über die öffentliche Beleuchtung (man siehe sich die vom Brandenburger Tor zum Anlass des Terroranschlags von Paris (hier), und vom Olympiastadion, Anlass s. hier) noch einmal an.) weiß über die Lebensdauer von Leuchtmitteln so weit Bescheid, soweit ihm das Marketing von Lichtfirmen das vorgaukeln. Wie mehrfach in diesem Blog dargestellt, gibt es auch LEDs, die ihren Dienst nach 500 Stunden einstellen, weil ihnen die Umgebung nicht behagt. Und die 10.000 h von Energiesparlampen gehören zu den modernen Märchen, denen sogar Politiker des Kalibers Trittin oder Gabriel geglaubt haben (wollen?).
Es kommt aber noch schöner. Wie begründet man seine Vorliebe für LED? Z.B. durch Sachargumente: Während die altmodischen Gaslaternen von Berlin, die einst vom Laternenanzünder angezündet werden mussten, auch in heutiger Fassung leider nur ein- und ausschaltbar sind, kann man die LED steuern, und das millionenfach in der Sekunde, wenn man weiß warum. Sven Lemiss weiß, warum:
"Die LEDs bringen eben nicht nur eine
effiziente und gesetzeskonforme Beleuchtung
auf die Straße, sondern machen auch eine ganz
andere Aufenthaltsqualität möglich. So lässt
sich beispielsweise das Licht so steuern, dass
es heller ist, wenn mehr Licht gebraucht wird,
und es gedimmt wird, wenn kaum noch jemand
unterwegs ist."
Da komme ich zurück auf unser Liebespärchen. Wenn es dem nach Kuscheln ist, dimmt sich die Straßenbeleuchtung? Natürlich nicht, erst wenn kaum noch jemand unterwegs ist …! Mir wird es richtig warm ums Herz. Die Straße wird hell wie der Rummelplatz, wenn sie voller Leute ist. Wenn alle weg sind, wird gedimmt. Tolle Vorstellung z.B. für Frauen, die nachts aus der Bahn steigen und die ansonsten sehr helle Straße zappenduster vorfinden:
Denn die einen sind im Dunkeln
Und die andern sind im Licht.
Und man siehet die im Lichte
Die im Dunkeln sieht man nicht.
Wer sich ein Bild von den tollen Vorstellungen der "Effizienzexperten" und Gleichgesinnten machen will, bekommt hier einige Anregungen. Was von den Vorstellungen über die moderne Straßenbeleuchtung zu halten ist, kann man hier lesen. Sie handelt vom modernen Nachfolger des römischen Laternarius. Und er sieht so urgemütlich aus wie das Exemplar rechts (so hat es sein Hersteller auf der Light & Building 2014 präsentiert). Es ist garantiert, Pardon, zertifiziert gesetzeskonform. Kann mir einer erklären, welche Aufenhaltsqualität mich erwartet, wenn ich an einem Sommerabend am Marheinekeplatz ein Bierchen trinke, nachdem diese Laternen die Gasleuchten ersetzt haben?
LED away - ein neues Wort macht die Runde. Harte Zeiten bei OSRAM - Gewinne fallen, CEO geht von der Brücke - so ähnlich lauten die Kommentare in luxreview. Irgendwie erinnert mich das Ganze an die 1970er Jahre, als es bei OSRAM so düster aussah, dass die Arbeitsrichter den Klägern gegen die Kündigungen von OSRAM im Falle eines positiven Urteils sagten: "Ich kann die Firma verurteilen, Sie an ihrem alten Arbeitsplatz weiter zu beschäftigen. Wollen Sie das wirklich?" Kurz danach kam die Mutter Siemens und sanierte OSRAM. Die Produktpalette wurde bereinigt - und OSRAM war Spitze. Diesmal bereinigt nicht die Mutter die Produktpalette, sondern OSRAM selbst. Die Mutter hat das einst hochgepäppelte Kind schon längst verstoßen. Und die Bereinigung? Sie lautet, schmeiß weg, Alles was Dich groß gemacht hat, mach in LED! Oder so.
Noch in November trommelte OSRAM auf die Brust: Deutsche erleuchten Sixtinische Kapelle. Kurz danach zog der CEO die Reißleine und verließ OSRAM. Der Kommentar: Nach Frank Sinatras Schlager "Riding high in April, shot down in May". Ja, die Beleuchtung von Sixtina war von der EU-Kommission gefördert worden. Die fördert aber LED, und nicht OSRAM.
LED away - noch einer geht weg, Philips CEO sagt "We´re off target for 2016". Heißt so viel wie, wir sind von der Rolle. Die gemeinte Rolle war die oder eine Führungsrolle in der Lichttechnik. Wie früher dargestellt (hier), dachte ich einst immer an Philips, wenn ich an Licht dachte. Mein letzter Blog dazu heißt hingegen "Philips auf der Suche nach dem Licht". Letztes Jahr hat die LED-Sparte 20% mehr Umsatz gemacht, die "konventionelle" 14% weniger. Macht zusammen - 3%. Philips verkauft Licht, will heißen, Philips trennt sich von Licht?
Irgendwie hatte ich recht früh geahnt, was kommen würde, wenn Bauern nicht nur alle Eier in denselben Korb legen, sondern auch ihre Legehennen schlachten. Wie das? Eine Analyse des Tagungsbandes Licht 2012, veranstaltet zum 100. Geburtstag der LiTG, (veröffentlcht in Licht) hatte mir die Augen geöffnet:
Man stelle vor, eine Gesellschaft zieht Bilanz zum 100jährigen Bestehen. Und diese Gesellschaft steht nicht zufällig für künstliches Licht, dessen Beitrag zur gesellschaftlichen Entwicklung weltweit bestimmt mehr beigetragen hat als die viel besungenen Computer. Z.B. dadurch, dass die Arbeitszeit von wenigen Stunden am Tage auf 24 x 365 erweitert wurde. Wie häufig kommt in der Bilanz der 100 Jahre Nachtarbeit vor? Exakt 0 Mal. Man stelle sich vor, eine Technik soll die Arbeitsleistung des Menschen fördern, behauptet man. Wie häufig kommt dies in der Bilanz vor? Exakt 0 Mal. Man kann die Liste der nicht benutzten Wörter, die man aber insbesondere hätte erwähnen müssen, beliebig fortsetzen. Mir ist aber die Spucke weggeblieben, als ich sah, dass die Leuchtstofflampe, die OSRAM und Philips, und damit auch Licht, groß gemacht hatten, 93 Mal erwähnt wurde, während LED (zuzüglich OLED) 1501 Mal vorkam. Da bleibt kein Platz für Behaglichkeit übrig. Wäre auch bei dem Blaustich der meisten LEDs zynisch, wenn man mit Annehmlichkeit oder Behaglichkeit argumentieren würde.
Das kommt davon!
Wer sich vor einigen Jahren gewundert hat, wie vehement die Politik sich in das Glühlampenverbot gehängt hat, bekommt dieser Tage die Erklärung. Doch zunächst zum Vorgang: Die EU betrieb das Ende von Leuchtmitteln mit geringer "Energieeffizienz" mit brachialer Gewalt und war auf dem Ohr blind, auf dem sie wahrnehmen sollte, dass man die Effizienz von Lampen nur mit ähnlichen Eigenschaften, sprich Lichtqualität, vergleichen kann. Ansonsten gleicht der Vergleich einer Betrachtung von Äpfel gegen Nüsse bezüglich der Härte der Schale. Wenn sie denn Äpfel mit den sprichwörtlichen Birnen vergleichen täte! Zum einen war und ist die Lichtqualität immer noch undefiniert. Zum anderen war und ist das (damals) in den Himmel gehobene Objekt, die "Energiesparlampe", ein Meisterstück der Schlamperei. Die betreffenden Aspekte wurden in diesem Blog ausführlich diskutiert (z.B. hier und da oder dort). Vor allem, dass die Lampen geeignet sind, das deutsche Land und seine Nachbarn mit einem Umweltgift zu beglücken, Quecksilber. Und dass ein erheblicher Teil der "eingesparten" Energie auf den Leitungen als Blindstrom die Landschaft heizen würde.
Gemach! Offenbar wollte die EU das doch gar nicht. Sie fördert nämlich die LED-Technologie. Dagegen lässt sich wenig sagen, im Prinzip. In diesem Blog wurde mehrfach dargestellt, dass man mit diesem Leuchtmittel Dinge tun kann, für die herkömmliche Lampen nicht mal etwas ungeeignet sind. Nicht nur so witzige Anwendungen wie die Integration des Bildschirms eines Computers und einer Tischleuchte in ein Objekt mit OLED. Ein Teil präsentiert die Daten, der andere beleuchtet den Tisch. Wenn man das eine oder das andere nicht braucht, hat man zwei Lampen oder zwei Bildschirme, bis man sich das anders überlegt. Soweit, so gut.
Was mich gewaltig stört, ist aber die Einäugigkeit, mit der man die Vorteile der neuen Technik sieht, und die Nachteile übersieht. Das Ganze erinnert mich an die Marktschreier, die früher vor Kaufhäuser Wundermittel verkauften. Möhre reiben? Zack, zack, fertig! Zitrone ausdrücken? Schwuppdiwupp, entsaftet! Die Herrschaften haben sich in andere Gegenden verzogen, weil es kaum noch Kaufhäuser gibt. Großen Schaden an unseren Kulturgegenständen haben sie nicht hinterlassen. Doch die LED-Mania droht just dies, weil die EU ihr Projekt mit der Illumination von illustren Kulturobjekten vermarktet. Über die Sistina habe ich in den letzten Tagen genug geschrieben. Früher ärgerte mich das Schicksal der H.M.S. Belfast, die sich auf der Themse der Gaffern aus aller Welt präsentieren muss. Jetzt mal eine Bilanz mit Bildern, mit denen die EU selbst Werbung betreibt:
Darf ich mich darüber aufregen, dass man die europäischen Städte und deren Kulturdenkmäler in Bonbonfarben hüllt, wie die Amis die Niagara Fälle?
Museen, Rathäuser, Gotteshäuser, Kriegsschiffe, Aquarien… Allesamt beleuchtet in Bonbonfarben. Nicht einmal vor der deutschen Geschichte machen die Macher halt (hier). Technologie ist, wenn man Technik beherrscht und für seine wohlüberlegten Ziele sich untertan macht. Wer über die Scheußlichkeiten, die angeblich nur die Amis bewerkstelligen können, die Nase rümpft, sollte nicht versuchen, die zu übertrumpfen.
Mein Doktorvater hatte einem forschen Lichttechniker, der eine unpassende Lampe als Beleuchtung empfehlen wollte, damit gedroht, diese zuerst bei der Sekretärin des Herrn zu installieren, wenn der Mann nicht von seinem Vorhaben ablässt. Heute müsste man drohen, auch noch sein Schlafzimmer mit dem Licht zu dekorieren.
Hoffen wir auf die neue EU-Kommission.
"Exklusiv-Konzerte für den Porsche-Club, Product Placement für LED-Leuchten: Die Sixtinische Kapelle sorgt mit neuen Vermarktungsstrategien für Befremden. Dabei ließe sich das vatikanische Gotteshaus für noch viel tollere PR-Aktionen nutzen."
So lautet der Kommentar von Stefan Schultz vom 31.10.2014 zum Thema deutsches Licht in der Sistina. Und es geht so weiter: "Die Sixtinische Kapelle durchläuft dieser Tage einen bemerkenswerten Wandel. Eine betuchte Reisegruppe des Porsche Travel Clubs mietete das weltberühmte Gotteshaus unlängst als exklusiven Konzertsaal. Und die Münchner Firma Osram nutzt es neuerdings als Showroom für 7000 LED-Lampen, die UV-frei, energiesparend und PR-trächtig das Tonnengewölbe des Heiligtums erleuchten."
Hier kann man den ganzen Artikel lesen, der als Glosse klassifiziert wurde. Ich denke eher nicht. Er endet so: Und im Tonnengewölbe wäre neben all den Osram-Leuchten sicher noch Platz für eine Dunstabzugshaube von Whirlpool. Slogan: "Entfernt weißen Rauch - und schwarzen auch. Whirlpool, Ihr Partner für jede Konklave." (Rechtschreibung original).
Mir ist egal, wofür ein Heiligtum vermarktet wird, sofern es nicht zerstört wird. Was hatte Michelangelo Buonarroti im Sinn, als er die Kapelle bemalte? Was hatten die anderen Künstler im Hinterkopf, als sie sich hier verewigten? Sandro Botticelli, Pietro Perugino, Domenico Ghirlandaio, Cosimo Rosselli, Biagio d’Antonio und Luca Signorelli … Er soll jedenfalls keine künstlerischen Helfer akzeptieren wollen, sondern nur Handlanger. Ich denke, die waren auch Maler - gewerbliche. 520 Quadratmeter über Kopf gemalt! Hat er jemals daran gedacht, dass alles mit 7000 Lampen angeleuchtet würde? Oder eher an Kerzen und Fackeln? Botticelli und LED?