Posts in Category: LED

Erzwungene Blauäugigkeit statt nüchterne Analyse

 
Gestern tickerten Meldungen über die neueste Strategie von Coca Cola, das ist ein Unternehmen, das klare Gewinne aus einer trüben Brühe zieht, die Wissenschaft vor den eigenen Karren zu spannen. Diverse Wissenschaftler sollen sich dafür stark machen, zuckerhaltige Limonaden aus dem Verdacht zu befreien, für die barocken Formen amerikanischer Mittel- und Unterschicht verantwortlich zu sein. Wobei barock etwas oder gar hoch untertrieben sein dürfte. Die Menschen verließen die Proportionen a la Leonardo da Vinci und gingen zu einer Birnenform über. Zwar thront oben immer noch der Kopf. Dieser verlor massiv an relativer Größe je stärker wabernde Fettmassen die Region oberhalb der Beine eroberten. Lösung: Nicht die Kalorien in den Limonaden sind schuld, sondern die Bewegungsarmut. Warum sind wir seit 60 Jahren bloß nicht darauf gekommen?

Allerdings entlastet diese geniale Idee nicht die amerikanische Industrie insgesamt, sondern nur die Limonadenwirtschaft. Denn an der Bewegungsarmut ist eine andere Industrie schuld, wie wissenschaftliche Studien über das Verhalten von mobilen Menschen nachweisen. Das sind Leute, die mit einem Mobilgerät unterwegs sind, in Amerika meistens mit einem iPhone oder iPad einer Firma, die einst mit einem bunten angebissenen Apfel firmierte. Jetzt ist der Apfel edelgrau, aber immer noch abgebissen. Eine mir vorliegende Studie besagt, dass Studenten im Schnitt 9 Stunden mit einem Smartphone unterwegs wären - am Tag. Unterwegs ist schön gesagt - sie verbringen laut Studie 3 Stunden am Tag im Bett mit einem Smartphone in der Hand. Von dem verbleibenden Rest des Tages hacken sie 4,5 Stunden auf einem Laptop oder Tablett herum. Muss dafür Coca Cola herhalten, dass solche Figuren keine Figur mehr haben? Man merke: Mobil ist man, wenn man sich kaum noch bewegt.

Was lernt man daraus? Man muss bei Wissenschaft immer auf die Quellen achten, auf die Geldquellen. So auch bei den Studien, aus denen eine eindeutige Message sprudelt: Blau macht schlau oder so ähnlich. Ich hatte spaßeshalber die Vergleichsobjekte von Studien zusammengezeichnet, mit deren Hilfe man die märchenhafte Wirkung von blauem Licht nachgewiesen haben will. Links das Original, rechts - nein, nicht die Fälschung, das ist doch keine Quizfrage - die blau-optimierte Beleuchtung. 

Links: Eine Warte, wie man sie kennt, so man Warten nicht mit Warten verwechselt. Hier wird gearbeitet. Rechts die für den Versuch hergerichtete Warte. Ungelogen hat das Licht mehr Blauanteile. Was denn sonst anders ist? Man suche und finde den Unterschied!

  
Was sehen wir da? Man hat die gesamte visuelle Umwelt verändert. Die ehemals dunkle Decke ist jetzt hell, die Leuchten großflächig und die Lampen mit geringer Leuchtdichte (= weniger Blendung bei gleichem Lux auf dem Tisch) und die grüne Frontseite mit den Monitoren ist jetzt blau angestrichen worden und wird blau angeleuchtet. Ich denke mal das Blaue aus dem Farbtopf wäre, so blaues Licht die fantastischen Wirkungen ausübt, die man ihm andichtet, viel nachhaltiger, weil man es nur einmal bezahlt. Kleiner Tipp: Wenn man die Monitore richtig einstellt, bringen sie mehr Blau ins Auge. Das aber ist eine andere Story, die Verkäufer von Bildschirmen mit circadianer Wirkung erzählen. 

  
Guter Rat: Fragen Sie bei jedem Vortrag, bei dem blaues Licht über den grünen Klee gelobt wird, wer die Studie bezahlt hat, wo der Redner angestellt war und warum er ausgerechnet dieses Thema für so interessant hält, dass er damit über die Weltgeschichte tourt. Ich hatte mich einmal in die Nesseln gesetzt und in einem Seminar die Lichtquellen für die Farben verantwortlich gemacht. Ein Teilnehmer wetterte laut dagegen und redete von Farben - von denen, die aus dem Topf kommen. Er war Schüler des seligen Dr. Frieling aus Marquartstein, Gründer des Instituts für Farbenpsychologie. Dieses hatte es mit denen, die Farbeimer füllen und verkaufen. Die modernen Blaulichtverkäufer sind eher mit Vermarktern von LED verbandelt. Die haben aus technischen Gründen mehr Blau im Spektrum als nötig. Es müsste mit dem Deibel zugehen, wenn man nicht die wissenschaftlichen Erkenntnisse nutzen würde, um das Blaue schön zu reden. Ich denke mal, die Sache ebbt mächtig ab, wenn die Mehrzahl der LEDs ein vernünftiges Spektrum aufweisen. 

Non-visual effects of light - CIE Statement

 
Was würde ein Verband, dessen Betätigungsfeld plötzlich einen Riesenschub an Bedeutung bekommt - ich rede nicht von der FIFA -, für eine Erklärung dazu abgeben? Eine Jubelschrift? Die CIE, der Weltverband der Lichttechnischen Gesellschaften der Welt, sieht es eher nüchtern, wie es aus einem Dokument hervorgeht, das ich heute auf meinem Tisch fand.

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Sie sagt als Kommentar zu den bekannt gewordenen Mechanismen über die nicht-visuellen Wirkungen von Licht: Proper Light at the Proper Time

The main principles for these observations have been to increase the light levels and/or change spectral composition during daytime in order to increase the input into the ipRGCs and to do the opposite in the recovery phases of evening and night, by reducing light input to these cells.

Ich weiß nicht, ob die Fachwelt - ich meine die, deren Dachverband die CIE ist, verstehen will, was die CIE sagt:

  1. Die spektrale Zusammensetzung des Lichts, das man als Beleuchtung benutzt, entfaltet eine biologische Wirkung. Für Jahrzehnte wurde dies geleugnet und behauptet, die Empfänger im Auge könnten das Licht nicht spektral auflösen.
  2. Der Mensch benötigt in den frühen Stunden mehr Licht (als jetzt in der Arbeitswelt üblich) und in den späten Stunden des Tages weniger. Sprich: Unsere jetzigen Beleuchtungsnormen, die "zeitlos" hohe Beleuchtungsstärken vorschreiben, schaden eher.
  3. Licht ist nur in der Physik zeitlos. Ansonsten muss dessen erforderliche Qualität nach dem Zeitpunkt der Lichtnutzung bestimmt werden.

Es ist lustig, solche Dinge von einer Organisation zu hören zu bekommen, die ansonsten Normen veröffentlicht, wonach die Beleuchtung weltweit gleich behandelt wird. Die Zeiten - die haben sich geändert,

Da der Beitrag von höchster Stelle kommt, macht es Sinn, ihn komplett in Original zu lesen. Hier ist der Link:

RECOMMENDING PROPER LIGHT AT THE PROPER TIME 

zu CIE Statement on Non-Visual Effects of Light

 

Welches Lichtambiente wünscht sich ein Globetrotter?

 
Es wäre gelogen, wenn ich behaupten würde, ich wüsste es nicht. Ich kenne nämlich ein paar Globetrotter, die sich naturgemäß nicht so nennen. Was die sich für ein Lichtambiente wünschen, weiß ich aus gemeinsamer Erfahrung. Wie komme ich aber auf die Idee, diese Frage zu stellen? Einfach: In Licht 5/2015 gibt es einen Artikel zu lesen mit dem Titel: FÜR REISENDE UND ABENTEURER - GLOBETROTTER IN STUTTGART MIT NEUEM LICHTKONZEPT. Dort steht unter der Schlagzeile "EMOTION UND ERSPARNIS" das geschrieben: "Mit halbem Energieeinsatz, gemessen an der bisher verwendeten HIT-Technologie wurde bei Globetrotter Stuttgart mit LED ein authentisches Lichtambiente geschaffen."

Da legst di nieda! Lichtambiente für Globetrotter! Und authentisch.

authentisch

Reiten im Gebirge

Eigentlich denke ich beim Wort authentisches Ambiente für Globetrotter eher an so etwas. Es gibt schon Lichter, die wie kleine LED leuchten. Die hören aber auf den Namen Stern oder Planet. Und die sieht man garantiert nicht, wenn zu viele LEDs ein Ambiente bereiten. Das schönste Ambiente mit denen, den Planeten, erlebte ich, nachdem ich etwa drei Stunden im Dunkeln in einer Goldmine verbracht hatte. Beim Aufstieg sah man vier Planeten auf ihrer Ekliptik, schon aufgereiht.

Von den sechs Planeten, die man mit dem bloßen Auge sehen kann, waren vier in voller Pracht an den Himmel drapiert. Und der Rest? Nach meiner Schätzung etwa 10 Mal so viele Sterne am Himmel, und jeder etwa 10 Mal so groß wie bei uns. Das ist mein Traum vom Ambiente. Was ist ein 5-Sterne-Hotel gegen 1000 Sterne und ein Zelt darunter? Darf man in einem Land, in dem der sehnlichste Wunsch von Führungskräften ein Arbeitsplatz ohne künstliche Lichtquellen ist, den Bürgern, die sich in "Globetrotter" verwandeln wollen, LED als authentisches Ambiente verkaufen? Mit den Sachen, die sie in dem Laden kaufen sollen, gehen sie doch nicht in Las Vegas auf die Pirsch?

Oder nennt man neuerdings Leute, die mit Costa Concordia bzw. mit dessen Nachfahren die Karibik durchpflügen und sich im Bordkino die Piraten der Karibik angucken, Globetrotter?

Warum sagt man eigentlich nicht einfach, dass man mit LEDs die Leute besser zum Kaufen animieren kann, auch wenn sie in einem Laden Objekte kaufen, die nur unter freiem Himmel zu genießen sind? LED-Mania nimmt langsam lächerliche Formen an. Muss das sein?

Pferd und Reiter in Edelweiss

(Noch eine) Geschichte in Bonbonfarben

  
Zu meiner Sammlung an Hauptstädten, die man durch LED-Anwendung verschandelt hat, hat sich neulich Ottawa hinzugesellt. Ich weiß nicht, was andere Leute davon halten. Mir wurde dieses Objekt von einem kanadischen Professor "empfohlen", dem ich das Wissen über die Southern College in Florida verdanke. Dort hatte Frank Lloyd Wright den gesamten Campus ein einmaliges Ensemble geplant und gebaut. Das, was das Bild zeigt, ist auch ein Ensemble. Ob mir jemand dankbar sein wird, dass ich dieses Objekt zeige, ist hingegen mehr als fraglich. (Oder soll es heißen, weniger als fraglich?)
  

LED-Lebensdauer - das unbekannte Wesen

Man stelle sich vor, zum vierten Mal in Folge gehen Fachleute in eine Konferenz, in der sie von einem Fakt reden, der fest steht wie ein Fels in der Brandung: 50.000 Stunden brennt eine LED - oder? Wer 1.190 € + MWSt + Reisegeld (Düsseldorf Hilton) übrig hat, besucht die VDI-Konferenz "Lebensdauer und Zuverlässigkeit in der LED-Beleuchtung" am 10. - 11- Juni 2015. Vorher sollte man sich das White Paper von Dr. Rafael Jordan herunterladen (kostenlos), aus dem man ableiten kann, warum die 50.000 h manchmal auch 500 sein können. Noch weiter vorher, am 8. Juni 2015, kann man die Veranstaltung besuchen "Lebensdauerbetrachtung an LED-Systemen" für schlappe 890,- € und MWSt. An diesem Spezialtag kann man Folgendes lernen (VDI-Wissensforum):

  • LED-Lampen und -Leuchten zu bewerten
  • Komponenten einer LED-Beleuchtungsanlage in Bezug auf Zuverlässigkeit zu betrachten
  • Grundlegendes Verständnis zur Lebensdauerbetrachtung zu entwickeln
  • Beurteilung der Qualität von Produkten durch LM-80 und TM-21
  • Fehlermechanismen von Leuchten, deren Komponenten und Materialien zu bewerten
  • Zeitliche Veränderung lichttechnischer Parameter kennen
  • Normative Rahmenbedingungen in Bezug auf Alterung zu verstehen

 
Warum tun sich die Leute das an? Warum zahlen sie den Gegenwert eines bescheidenen Gebrauchtwagens für etwas, was sie schon längst kennen? Grundlegendes Verständnis zur Lebensdauerbetrachtung zu entwickeln? Ich denke, 50.000 Stunden sind genau 50.000 Stunden bzw. 5,71 Jahre. So lange leuchtet eine LED pausenlos! So erzählt man doch in der Presse. Was den LED während dieser 50.000 Stunden passiert? Eigentlich nichts, sonst wären die 50.000 keine 5... Warum dann "Zeitliche Veränderung lichttechnischer Parameter kennen"? Warum man "Normative Rahmenbedingungen in Bezug auf Alterung zu verstehen" muss? Was alt ist, sieht doch alt aus! Oder?

 
Ich denke, dass es an der Zeit ist, sich mit der Realität zu beschäftigen als den Werbetrommeln Glauben zu schenken. Ich hatte 2008 in den USA viele ausgefallene LED-Ampeln gesehen. So lange gab es aber keine LEDs für Verkehrsampeln. Meine Erlebnisse mit der LED-Beleuchtung in einer Yacht, wurden auch in diesem Blog veröffentlicht (LED - Bitte woanders!). Warum das so wichtig ist,  sich dem Thema Lebensdauer zu widmen, wurde mehr als einmal behandelt (Lügenlicht). Und hier in bezug auf die angebliche Energiesparlampe, von der niemand mehr spricht. Uns haben die Lampenhersteller, ob man die als Monopol, Oligopol oder Gott weiß was nennt, fast ein Jahrhundert belogen, insbesondere mit den Angaben über die Lebensdauer, die niemand nachprüfen konnte. Und über die Leistung, die sie erbringen, den Lichtstrom einer Lampe. Aus unerfindlichen Gründen war der immer 10% zu hoch angegeben. Deswegen sahen Planungsprogramme immer einen Zuschlag vor. Jetzt geben sie auf, und es ein Polipol könnte entstehen. Sich informieren ist die erste Bürgerpflicht, damit der untergehende Oligopol nicht einfach in den Orient auswandert.