Heute kommentierte ich einen Zeitschriftenartikel über HCL. So wie Autoren nunmal sind, wird in dem Beitrag neben vielen Argumenten, die die Protagonisten der Geschichte vorbringen, auch die Frage des Dopings behandelt. Und ganz schön prominent:
Ich kenne die Quelle nicht, aber wer eine sucht, wird hier fündig. Außerdem habe ich ein Video, in dem der Leiter der Forschergruppe, die Schulkinder unter Blaulicht gesetzt hatte, genau das erzählt, Licht wie Espresso.
Da haben wir den Salat. Eine solche Diskussion endet nie. Deswegen Anregung für Alle: Wie kann man eine absichtliche Beeinflussung eines Menschen nennen, ohne etwa von Manipulation zu reden. Ein ähnlicher Vorwurf machte z.B. der Musik bei der Arbeit den Garaus, der Firma Muzak, die diese vertrieb auch. Die Behauptung lautete: Die Musik taktet das Herz des Mitarbeiters mit. Und das sei eine gewollte Manipulation. Kein Arbeitgeber mochte den Schuh anziehen, er würde auf nette Art und Weise seine Mitarbeiter manipulieren. Die gesamte Literatur zu HR - heißt human resources - von und über Personaler geschrieben, ist voller Methoden, wie man mehr Leistung aus den Menschen heraus kitzelt. Es gab tatsächlich unmenschliche ("wissenschaftliche") Methoden, die sogar in den USA verboten werden mussten. Das ist aber lange her, und die Autoren, die über Motivation und Ähnliches schreiben, gehören garantiert nicht in die Rubrik Unmensch. Häufig auf die Gegenseite.
Bei Licht hatten wir früher eine glücklichere Hand zu gewollten Wirkungen von Licht außer Sehen selbst. Da hieß es, gutes Licht beeinflusse Menschen positiv, indem die Leistungsfähigkeit des Auges erhöht werde. Damit könne der Mitarbeiter bei gleichem Arbeitspensum entlastet werden. Und so etwas ist zweifellos gesund. Es handelte sich dabei zweifelsohne um eine Beeinflussung mit der Folge - bzw. Absicht - einer Leistungssteigerung. Kann man einen ähnlichen Reim für die heute diskutierten Lichtwirkungen erfinden?
In diesem Blog war häufig von HCL die Rede, human centric lighting. Wozu man die braucht, wissen die Auguren und vielleicht die Götter. In einer Zeitschrift habe ich eine Begründung gefunden, die mir äußerst sympathisch klingt. Es heißt: " … im Büro hingegen erhalten wir tendenziell zu wenig Licht - oder sogar das falsche …" Wie wahr! So etwa 30 Jahre ist es her, dass wir nachgewiesen haben, dass dies sich auch in der Gesundheit der Menschen im Büro nieder schlägt. Jetzt naht Erlösung:

Wer will das wissen? Wer denn sonst? HCL ist ein Konzept von Lichtherstellern, die auch die entsprechenden Studien - sagen wir höflich - angestoßen haben. Fangen wir an: Was lernt uns die zuerst genannte Studie? Viel! Nämlich …

Also Schluss mit der Lagerfeuerromantik in Büros. Die Arbeit ruft, und man muss wach sein. Übrigens, schon 3800 K bedeutet, dass ist die graue Lampe "neutralweiß". Die fanden die Büromenschen schon 1973 unterirdisch, als ein Kollege seine Diss über Lichtfarben machte. Jetzt wissen wir warum. Die stört den gesunden Büroschlaf. Scherz beiseite: Die Studie besagt, dass das übliche Licht im Büro den Schlaf stört, wenn es nachts benutzt wird.
Erst richtig hat eine weitere Studie den Vorteil von HCL unterstrichen. Da war die Beleuchtung nicht nur 4000 K und magere 500 lx, sondern echt bioadaptiv und 800 lx. Das Ergebnis überraschte jeden Psychologen …

Spannungsreduktion von 3,2% zu messen - davon träumt der kleine Psychologe seit Freud. Wer es glaubte, bekam einst von seinem Mentor den Rat, sich bei einem der Nachfahren von Freud auf die Couch zu legen. Stressbewältigung um 5,9% höher! Dann erträgt man die quasselnden Kollegen besser. Insgesamt bekommen die Menschen durch das bioadaptive System einen ausgeglicheneren emotionalen Zustand. Und man kann sogar Studien wie diese lesen, ohne die Wand hoch zu gehen.
Solche Highlights erzeugen bei mir sogar einen echt erheiterten Zustand. Den habe ich auch nötig, seitdem der Verband der hier blau angestrichenen Herstellern meine früheren Vorstellungen über besseres Licht im Büro mit einer Publikation beantwortet hatte, in der sinngemäß was von einer Couch im Büro stand. Wollte heißen: wir machen Licht zum Arbeiten, nicht zum …
So wollte sich eine weitere Studie nicht mit Lappalien wie emotionaler Zustand oder Wohlbefinden befassen, sondern mit echten Zahlen, z.B. mit der Frage "bessere Antwortgenauigkeit durch Licht". Ich bitte um Nachsicht, dass sich die Frage gar nicht wie eine anhört. Ist auch so. Denn es geht immer um den Nachweis einer Verbesserung (in dem Artikel steht allerdings öfter drin, dass eine Verbesserung nicht festgestellt wurde).

Wenn man unter biodynamischem Licht arbeitet, glauben Leute, dass ihre Leistung um 18% höher ausfällt. Könnte auch heißen, dass 18% der Befragten glauben, leistungsfähiger geworden zu sein. Wie schön. Was kann man dafür kaufen? Nicht viel, aber 71% fühlen sich immerhin energievoller, 76% glücklicher! Die Genauigkeit ist bei dieser Studie um 12% gestiegen. Wovon auch immer. Das steht nicht in dem Artikel. Was ein Immobilienberater mit glücklicheren Menschen wollte, ebenso nicht.
Wie dem auch sei. Bei Licht ist einiges in Bewegung geraten, wenn nicht, ins Rutschen. Eherne, ach was, heilige Grundsätze der Beleuchtungstechnik sind plötzlich nicht mehr als Schrott wert. (Ehrlich gesagt, sie waren es auch.) Nichts macht dies deutlicher als die Vortragsfolien für HCL, die der Verband der Hersteller zur Verfügung stellt. Dort lese ich u.a.
Vorbild Tageslicht - Umsetzung Beleuchtung
und vor allem das:

Man vergleiche das mit den Ergebnissen unserer Studie Licht und Gesundheit von 1990 (hier). Welch frappierende Ähnlichkeit! Den letzten Punkt, abends Schreibtischleuchten, hatte mir einst ein Assistent an der Uni erklärt. Da war ich 23 und er geplagt von Kopfschmerzen durch Licht. Ganzen Generationen von Büromenschen wurde von Lichttechnikern erklärt, Tischlampen wären Unsinn. Wenn ich in meinen alten Unterlagen im Keller krame, finde ich garantiert mehrere Artikel mit der Aussage, Schreibtischlampen wären verboten, oder ähnlich.
Jetzt weiß ich endlich wozu HCL gut ist: Kreide leichter verdaulich machen. Mancher Autor beißt sich irgendwohin, wenn er an seine früheren Schriften denkt. Die weniger gelenkigen fahren nach Rügen und fressen die Felsen auf.
mehr über HCL hier (Video kurz und lang)
Artikel online lesen hier
Gestern fiel mir beim Sinnieren über die Farbe der Ehre unter dem Licht von Energiesparlampen ein bekanntes Bild auf. Es versinnbildlicht die Grundgrößen der Lichttechnik aus schweinischer Sicht. Somit wird das Schwein dem Menschen gleichgestellt. (Wer das Gegenteil herauslesen will, soll sich bei anderen Blogs herum tummeln. Hier geht es nur um Fakten.) Da der Mensch und das Schwein auch mal nebeneinander gestellt werden, im Stall, gelten für Schweineställe Regeln, die für Menschen aufgestellt sind. So lese ich in der Broschüre, aus der das Bild stammt: "Da der Stall ebenfalls als Arbeitsplatz für den Menschen dient, gelten die Technischen Regeln für Arbeitsstätten ASR 3.4 aus der Arbeitsstättenverordnung."
Die Broschüre gibt eine DLG aus. Ich vermute, D steht für DE, L für Landwirtschaft. G könnte viele Bedeutungen haben. Die kümmern sich um jedes Tier extra. Das Bild ist aus der Broschüre für den Schweinestall. Nun, so etwas gibt es zu Hauf, so z.B. für Kuhställe, aber den Gedanken, dass eine Szenerie aus mehrerer Sicht zu betrachten ist, hingegen weniger häufig. Die Broschüre nimmt den Schweinestall sorgfältig auseinander: Da arbeiten neben dem Bauern auch der Tierarzt und der Eber - nicht dauernd, aber häufig. Die Sau residiert samt Ferkelschar. So muss die Beleuchtung neben den Bedürfnissen der Sau und den Ferkeln eben die von diesen Akteuren erfüllen:
• Behandlungsbereich ➝ > 200 lx; Abferkelung, hinter der Sau zur Geburtskontrolle. Deckzentrum, hinter der Sau zur Erkennung der Vulvarötung etc.
• Kontrollbereich ➝ > 50 lx; Wartungsgänge zur Tierkontrolle
Wenn die sprichwörtlich doofen Bauern derart intelligent handeln können, muss man sich Gedanken über die Intelligenz anderer machen. Oder eher Sorgen? Es geht um die Intelligentmachung von Schulkindern mit Hilfe blauen Lichts. Die Story hat klein angefangen (hier aus dem Jahr 2009, da aus 2010, dort und dort aus 2012) und hat es in die wissenschaftliche Literatur geschafft. Wer da wie nachgeholfen hat, weiß ich nicht. Aber den Eingang der tollen Erkenntnis in das Normenwerk habe ich präzise studiert. Auch den gesamten Werdegang rückwärts, nachdem man beschlossen hatte, die Errungenschaft in 1.000 Hamburger Schulklassen einzuführen. Was da passieren soll, kann man hier sehen (bitte sich die Uhrzeiten genau ansehen):
Was hat das mit dem Schweinestall zu tun? Eigentlich wenig, außer dass in einem Klassenraum neben den Schülern, denen die Behandlung gilt, auch Lehrer - nicht herumstehen - arbeiten. Die Chronobiologie sagt, die hätten einen anderen Rhythmus als Kinder. Und wenn sie den gleichen hätten? Will der Lehrer nach dem Tief in der Mittagspause aktiviert werden? Wenn nicht, kommt er in die Strahlenschutzkabine wie Röntgenassistentinnen? Darf man den Lehrer um des Lernerfolgs der Kinder Willen einer physikalischen Behandlung zuführen, die seine Hormone beeinflussen kann? Erst recht die Lehrerin. Die ist auch mal schwanger. Und die Chronobiologie hat noch keine Weisheiten über die Wirkung von Licht auf die Entwicklung von Ungeborenen produziert.
Warum das wohl die Forscher nicht bedacht haben? Da fällt mir ein, dass der Projektleiter öffentlich erklärt hatte, er hätte nichts von hormonellen Wirkungen des Lichts gewusst. Er würde sie ohnehin für unmöglich halten. Das war bei einer Anhörung mit einigen hundert Teilnehmern, darunter alle Schulen, die an der Untersuchung teilgenommen hatten. Später hat er sogar noch öffentlicher, in einer Fernsehsendung mit Millionen Zuschauern, stolz das Gegenteil erzählt. Vermutlich hatte er zu viel Blau abgekriegt.
Millionen empörter Bürger wie bei Affenversuchen, die eine reichlich bekloppte Industrie veranstaltet hatte, ist nicht zu erwarten. Kinder und Lehrer sind ja keine Autos. Nachdem die Empörung der Allgemeinheit wg. der Ruhigstellung von Kindern mit Licht überschaubar blieb, wird sich wohl die Masse des Volkes der Stimme enthalten, zumal der Lehrer - vormittags hat er Recht, nachmittags frei - nicht mehr den Respekt genießt wie weiland Professor Unrat - vor dem Fall mit bzw. vor dem blauen Engel. Nur die Erleuchteten werden ablehnend nicken. Davon gibt es laut Blog der spirituell Erleuchteten weltweit nur 20 - 30.000. (Bitte dort nicht weiter lesen, denn da werden auch "Die Macken und Irrtümer der Erleuchteten" behandelt. Vorerst genügt es mir, wenn deutsche Schweineställe ordnungsgemäß beleuchtet sind, so dass der Tierarzt die Vulvarötung gut erkennen kann, > 200 lx, hinter der Sau. Vor der Sau geht es auch mit 50 lx.) Der Rest interessiert keine S.
Hat jeder Mensch ein Recht darauf, zu wissen, wo Balgheim liegt? Recht haben schon, aber Interesse? So ganz urplötzlich ist Balgheim aus dem Nebel aufgetaucht und erlangte globalen, ach was, intergalaktischen Ruhm. Es steht nämlich im LED-Licht. Ansonsten wäre nie einer auf die Idee gekommen, diese Bonsai-Metropole in schönsten Farben zu schildern. (Anm.: Balgheim ist schön - hier)
Welchen Bälgern auch der Ort den Namen verdanken mag, wichtig ist: Balgheim schaltet auf LED Beleuchtung um, sagt die Meldung in einer renommierten Zeitschrift. Sie stammt aus einer Feder, die vermutlich von München aus geführt wurde. Denn die Berliner Kollegen des Herstellers der LEDs haben derzeit andere Sorgen. Ihre Jobs könnten auf Reisen gehen, um nicht wieder zu kommen. Balgheim hat sich unter die Gemeinden in BaWü gemischt, die um Nachhaltigkeit bemüht sind. Das geht natürlich nicht ohne LED. Wir lernen minutiös, wie viele Leuchten welchen Typs der Lieferant der Nachhaltigkeit installiert hat. Und dass auch der Kirchturm jetzt LED-erleuchtet ist, mit Fl20-Flutlichtstrahlern der Firma O.
Sämtliche Leuchten verfügen über eine integrierte Technik zur Verringerung des Beleuchtungsniveaus in verkehrsarmen Zeiten, heißt es in dem Artikel. Also dauerhaft, denn in Balgheim ist rush-hour, wenn ein Rollator zu schnell fährt. So jedenfalls nach den Fotos, die den Artikel ergänzen. Die ganz smarte Lösung, bei der die Leuchte nicht nur nachts auf einen Passanten wartet, sondern 24 Stunden rund um die Uhr ganz intelligent sich den Mast in den Bauch steht, um mal leuchten zu dürfen, ist wohl nicht installiert. (Die gibt es u.a. in Chur, Schweiz). Bei solchen smarten Systemen besteht die Nachhaltigkeit darin, dass die Laterne den Strom nicht zum Leuchten benutzt, sondern um sich die Wartezeit amüsanter zu gestalten. So zum Beispiel, wenn sie die Unterseite von hochgeklappten Bürgersteigen beleuchten muss.
Was soll das Ganze? Balgheim wollte eine deutlich bessere Lichtqualität erreichen. Wie dumm! Denn Lichtqualität ist ein Prozess, erzählt im gleichen Heft eine Doktorandin der Lichttechnik. Wenn der Bürgermeister von Balgheim wüsste, dass er sich für viel Geld einen deutlich besseren Prozess hat installieren lassen! Und so ein Prozess ist nachhaltig. Echt!
Um die Qualität des Artikels bei genauem Lichte zu betrachten, habe ich den Text gescannt und dem BlaBlameter übergeben. Das ist eine Software, die Texte systematisch nach heißer Luft, Gehalt und Aussagekraft untersucht. Sie wurde einst getestet mit der Bibel, dem FDP-Parteibuch (bevor die aus dem Bundestag flog) und McKinsey-Studien. Man kriegt dann ein Urteil wie "Sie müssen PR-Profi, Politiker, Unternehmensberater oder Universitätsprofessor sein! Sollten Sie eine echte Botschaft transportieren wollen, so erscheint es fraglich, ob diese Ihre Leser auch erreicht.“ Das Urteil fällt anhand der Häufigkeit von 60 bösen Wörtern, die man immer nutzt, wenn man jemand anderen beeindrucken will. Den obersten Rang nimmt dabei das Wort "effizient". Üblicherweise wird ein Index berechnet, der Bullshit-Index. Der reicht von 0 bis 1. Wer die 1 erreicht, steht wie eine Eins da, größeren B. kann keiner verzapfen. Und hier das Ergebnis für diesen Bericht:
"Gaslaternen - Berlins funkelnde Schätze der Nacht."
Der Tagesspiegel
"Gaslicht ist teuer, aber die Lichtpolitik des Senats ist billig."
Ilja Richter
Noch vor einigen Wochen hatte ich die Auflösung des Gaslaternenmuseums in Tiergarten kommentiert (http://healthylight.de/catwalk-fuer-lampen/), so mein Fazit: Falls man jetzt nicht aufpasst, verschwinden die wunderbaren Gaslaternen im Technikmuseum und steigen durch dessen Hintertür als LED-Laternen raus in die Landschaft. Ich hätte mich zum Propheten melden sollen. Vor einigen Tagen flatterte uns ein netter Gruß vom Berliner Senat:

Eine AG swarco/rakw freut sich, uns eine Dienst zu erweisen. Da lernte ich, dass ich in einem LED-Umrüstgebiet wohne. Dabei steht die Siedlung sogar unter Ensembleschutz, weil sie vor etwa 100 Jahren erbaut wurde und auch den größten Krieg aller Zeiten fast unbeschadet überstanden hat. In ein paar Tagen ist die Siedlung immer noch echt, aber die nächtliche Beleuchtung Fakelight.

Wir wollen aber nichts neu gebaut haben. Die sollen uns nur in Ruhe lassen.
Leider wird sich die Sache nicht mehr verhindern lassen. Die AG rückte auch mit schwerem Gerät und starken Männern an, die nicht viel Deutsch verstehen. Die machen ja nur ihre Arbeit. Hier geht fast 100 Jahre Lichtkultur in unserer Straße. Für Berlin bestand sie seit 1826. Man wollte sie zum Weltkulturerbe erheben. Aus.
