Als ich gestern den Beitrag verfasste, der hinterfragt, wann es gesunde Beleuchtung gibt, wollte ich ihn mit der Bemerkung enden lassen, dass die Autoren eines Artikels nicht von Beleuchtung sprechen, sondern von Bestrahlung. Wortklauberei?
Von wegen. In dem Unterschied liegt der Schlüssel. Den meisten Menschen fällt kaum auf, dass das Licht vor oder hinter einem Fenster sehr unterschiedlich ist. Fast alle - auch Experten - nennen das, was man sieht, Tageslicht. Was das für ein Irrtum ist, lernt man, wenn man in einem Sanatorium in einem Tageslichtraum weilt. Der ist einfach ein Loch an der Fassade. Nicht zum Golfen, sondern zum Bestrahlen. Und der Unterschied?
Tageslicht ist nicht was Gott so geschaffen hat und uns vom Himmel schickt. Es ist laut CIE, das ist die oberste Organisation aller Lichttechniker, "Teil der Sonnenstrahlung, der eine Sehempfindung hervorruft" Wer es nicht glaubt, wird hier fündig. Leider in Englisch. Und Sehempfindungen können nur Strahlen hervorrufen, die das Auge wahrnimmt. Also Infrarot und Ultraviolett gehören nicht dazu. Es gibt garantiert nicht einen einzigen Menschen, der dieses Tageslicht jemals erlebt hat. Außer: er sitzt hinter Glas. Moderne Gläser lassen nur dieses Tageslicht durch. Es ist aber kein Tageslicht. Nur Teil davon.
Was aber seit der Erfindung des Solariums - nicht der mit UV-Lampen bestückten Särge - in der Antike sich heilend auf den Menschen einwirkt, hört auf den Namen UV oder IR oder beides. Was allerdings neu gelernt wurde, ist dass auch das zum Sehen benutzte Licht - alias Beleuchtung . der Gesundheit beiträgt. Deswegen hat man unbemerkt von der Öffentlichkeit auch die Definition der Beleuchtung schnell geändert.
Also: Will man beleuchten, um Dinge sichtbar zu machen, spricht man von Beleuchtung. Wenn es um die gesamte Wirkung auf die Gesundheit handeln soll, ist Bestrahlung das richtige Wort. Amerikanische Experten haben dies sogar schon 2008 in einem Gutachten gefordert. Bis alle die Sache verstehen, wird viel Wasser den Rhein oder die Ruhr runter fließen. Den Fischen im Hudson River, New York, wo die Weisheit produziert wurde, ist es egal. Sie schwimmen in einer braunen Brühe, in die eh kein Licht hineintaucht.
Wie wahr, wie wahr. Jeder hat einen Anspruch auf die Wahrheit. Und wenn es auch um das Erkennen der wahren Farbe geht. Man liest nicht selten, die Farben in einer Umgebung - meist künstlich beleuchtet - wären natürlich. Was auch die Best-informierten nicht begreifen können, ist dass natürliche Farben auch in der Natur nicht möglich sind. Wie dass? Eine Farbe, die man sieht - vielmehr zu sehen glaubt - gibt es physikalisch gesehen nicht. Selbst das physikalisch Existente sehen wir nicht. Was man sieht, existiert nur im Gehirn des Menschen. Wenn derselbe Mensch sich dasselbe Objekt anschaut, sieht er eine andere Farbe je nach Beleuchtung. Aber auch bei gleicher Beleuchtung sieht das gleiche Objekt anders aus, je nach Umgebung. Das lernt jeder Fotograf oder Innenarchitekt begreifen. Sonst wird er/sie weder Fotograf noch Innenarchitekt.
Wie kommt es aber, dass man z.B. immer die gleiche Farbe sieht, wenn man ein bekanntes Objekt an verschiedenen Orten betrachtet? Das Geheimnis ist die Lüge. Unser Gehirn lügt uns was vor. Etwas vornehmer geht die Wissenschaft vor und nennt die Geschichte Konstanzphänomen. Besser sogar ist die Bezeichnung Kontextphänomen: die Wahrnehmung von wesentlichen Ding-Eigenschaften (Reflexionskoeffizient, Form, Farbe, Größe) zurückzuführen, die auch unter wechselnden Bedingungen als solche wahrgenommen werden. Der wahre Hintergrund ist die Faulheit unseres Gehirns. Es klammert alles aus, was für das Erkennen eines bekannten Objekts unerheblich ist. Konstanzleistungen des Gehirns sind erfahrungsabhängig; sie bilden sich im Laufe der ersten Lebensjahre fast völlig aus. Auch wenn Konstanzleistungen häufig optische Täuschungen genannt werden, sie sind es nicht.
Konstanz hin und her, wie kommt es, dass man einen Topf Farbe kaufen kann, dessen Inhalt immer dasselbe ist? Also, den Topf nehmen, Hauswand streichen. Und immer das gleiche sehen? Leider nicht. Wenn Sie vier Seiten eines Hauses mit dem gleichen Topf Farbe beglücken, haben Sie mindestens vier unterschiedlich aussehende Wände. Gleich ist nur das Material im Topf. Was muss man tun, um die "wahre" Farbe zu sehen?
Man fragt einen, der es wissen muss. Am besten jemanden, der andere Leute berät, die sehr, sehr "farbempfindlich " sind, also mit Farbe professionell umgehen müssen. Das ist zweifellos der Handel (und auch die Lieferanten des Handels, z.B. Wohnmöbelhersteller). Für den gibt es eine wunderbare Broschüre, in der die Wahrheit steckt.Was sagt die Nu zum Problem der Erkennung der wahren Farbe:
"Der Farbwiedergabeindex Ra bewertet, inwieweit die Farben eines Objekts bei künstlicher Beleuchtung richtig wiedergegeben werden. Ein Wert von Ra = 100 bedeutet eine identische Wahrnehmung." Das lernt den Shop-Besitzer oder deren Berater unter "Licht-Spezial: Lichttechnische Grundbegriffe". Aber nicht nur das. Z.B. Reflexionsgrad heißt dort "Der Reflexionsgrad ρ, der von Farbe und Oberflächenbeschaffenheit abhängt, gibt Auskunft darüber, welcher Anteil des auf eine Fläche treffenden Lichtstroms reflektiert wird." Falsch ist das nicht. Aber der Händler kann damit nichts anfangen. Er will wissen, ob sein Fleisch wie Fleisch ausschaut uns nicht wie Käse. Ergo: Man nehme das Beste. And the winner is … "Halogenlampen sind mit Ra = 100 absolute Spitzenreiter.
Nix wie hin? Der absolute Spitzenreiter wird doch alle Farben so frisch darstellen, dass der Kunde in die Vitrine beißt - aus Versehen natürlich … Der wird es nicht tun. Ra = 100 ist erstens nicht eindeutig. Die (verbotene) Glühlampe und das "Tageslicht" weisen den gleichen Index auf, Ra = 100. Und diese Zahl bedeutet, dass das Licht der Lampe 14 Proben mit Pastellfarben gut wiedergibt. Darunter ist keine einzige "frische", also gesättigte Farben. Aber altrosa ist auch nicht schlecht? Oder?
"Die „passenden“ Lichtfarben sorgen ebenso wie ein hoher Farbwiedergabeindex der eingesetzten Leuchtmittel dafür, dass die Farben nicht verfälscht, sondern naturgetreu wiedergegeben werden." heißt es in der schönen Broschüre. Schade um die viele Farbe, die für den Druck der Broschüre ausgegeben wurde. Warum Fachleute (die Autoren waren alle Fachleute für den Handel bzw. Shopgestaltung) so einfach in die Falle tappen? Hoffentlich ist der Rest der Info besser der Wahrheit angepasst.
(Anm.: Das Datum der Ausgabe konnte ich leider nicht ermitteln. Im Impressum steht 01/11/20/06II. Heruntergeladen wurde die Broschüre heute am 6. Februar 2020.)
Anno tobak, genauer gesagt seit 2012 wurde eine Energiekennzeichnung für Leuchten eingeführt. Damit setzte die EU die unglückliche Umsetzung eines sonst erfolgreichen Konzepts in der Beleuchtung fort. Die EU-Verordnung Nr. 874/2012 sah seit dem 01.03.2014 eine neue Energieverbrauchskennzeichnung für Leuchten vor. Die wurde also schon zwei Jahre nach der ersten Fassung geändert. Jetzt ist die ganz aus der Fassung geraten. Seit dem 25. Dezember 2019 muss eine Leuchte nicht mehr "energiegekennzeichnet" werden. Jetzt diskutieren Juristen, ob den vorhandenen Leuchten das Energielabel abgekratzt werden muss. Manche sagen nein, andere warnen hingegen vor Abmahnungen. Die, die Abmahnungen, gab es nämlich schon einmal wegen des Wegfalls einer entsprechenden Kennzeichnung von Staubsaugern. Die zuständige Verordnung war auf Staubsauger ohne Staubbeutel nicht anwendbar. Vielleicht war die gar nicht zuständig. 🙂
Das Produkt, um das es ging, arbeitet anders als andere vergleichbare Geräte und war gerade deswegen nicht vergleichbar. Womit wir beim Problem wären. Wann sind Produkte bezüglich einer Energiekennzeichnung vergleichbar? Diese Frage wurde anhand des simpelsten Objekts, des Kühlschranks betrachtet und das Ergebnis auf viel Produktgruppen, so auch auf Leuchten angewendet.
Das Problem? Effizienz ist, wenn man dasselbe Ergebnis mit einem geringeren Aufwand an Ressourcen (Material, Arbeit, Raum, und nicht zuletzt, Energie) erreicht. Bei einem Kühlschrank ist das Ergebnis ganz einfach: einen Rauminhalt auf eine Temperatur abkühlen und dabei halten. (Schon bei einem Tiefkühlschrank ist die Sache nicht mehr so einfach.) Wenn ein Kühlschrank 200 l Volumen mit einem Aufwand von 10 W in der Stunde bei 8 ºC hält, ist er zehn Mal so effizient wie einer, der dafür 100 W verbraucht.
Während dies bei Kühlschränken mit üblichen Abmessungen funktioniert (es gibt aber welche, die im Jahr weniger als 100 W verbrauchen, die heißen aber Eiskeller), gibt es bereits bei Waschmaschinen und Geschirrspülern Probleme. Wenn diese auf "Öko" laufen, gehen manche Teile schneller kaputt oder verkalken schneller. Zudem werden die Kanalisationsrohre schlechter gespült als bei höherem Wasserverbrauch. Es wäre naturgemäß unsinnig, schlechte Geräte zu bauen, damit sie die Kanalisation besser spülen. Die durch den Öko-Waschgang verursachten Schäden muss man allerdings in der Energiebilanz schon berücksichtigen.
Während das alles noch in berechenbarem Rahmen bleibt, liegt bei Licht Vieles richtig im Argen. Was soll eigentlich als "Ergebnis" für eine Leuchte gelten? Die effizienteste Leuchte ist eine, die das Licht überhaupt nicht beeinflusst. Alles Licht, das darin erzeugt wird, darf ungehindert raus. Hingegen wurden schon vor Jahrzehnten Leuchten als Lichttöter bezeichnet, weil der größte Teil des darin erzeugten Lichts darin vernichtet wird. Was den Kritikern verschlossen bleibt, ist dass gerade Lichttöter beliebte Leuchten sind. Deren Ziel besteht nämlich nicht darin, eine bestimmte Fläche auszuleuchten, die für die Bewertung den Maßstab liefert. Manche Leuchten sind leuchtende Möbel. Davon werden wir künftig sogar mehr bekommen als jetzt.
Wenn man z.B. von dieser Leuchte den Leuchtenwirkungsgrad misst, wundert man sich, dass überhaupt etwas Licht herauskommt. Eine Leuchte, die ich für Regieräume im Fernsehen begutachtet hatte, hatte sage und schreibe 1% Wirkungsgrad. Diese würde, nach der Effizienz a lá EU bewertet, allenfalls Schrottwert haben. Die Benutzer liebten sie aber. Die effizienten Leuchten in den Räumen blieben hingegen dauerhaft ausgeschaltet. Ist was?
Das Problem ist wohl auch bei den Verordnungsgebern angekommen. Man kann ohne weiteres zwei Industrieleuchten, die eine Halle beleuchten sollen, hinsichtlich der Beleuchtungsstärke, die sie dort erzeugen, vergleichen und die aus dieser Sicht effizientere in Betracht ziehen. Es macht aber keinen Sinn, alle Leuchten über denselben Kamm zu scheren. Manche Leuchten leuchten aus anderen Gründen als andere.
Nun bleibt es bei der Effizienzbetrachtung der "Lampen", allerdings wird der Unterschied von Lampe und Leuchte aufgehoben. (Was den meisten Menschen richtig egal ist.) Das macht zwar etwas mehr Sinn als bisher. Allerdings wird die höchste Effizienzklasse für Lampen A+++ nicht mehr vergeben. Nur die Natriumdampfniederdrucklampe erfüllt die Anforderungen. Findige Leute hatten ihre Schwachstelle 2012 bei dem Jahrhundertjubiläum der LiTG schön vorgeführt (hier). Sie gibt Licht ohne Farbe. Ein Alleinstellungsmerkmal. Aber kein gutes. Ich bin gespannt, wann die Fachleute darauf kommen, dass es nicht umsonst Tausende Lampentypen gibt.
Schade eigentlich. Uns bleiben solche Puzzle jetzt erspart. Auch Überlegungen über die Energieeffizienz von fest eingebauten LED-Modulen. Wenn so ein Modul sein Leben aushaucht, kommt die ganze Leuchte auf die Halde. Wann? Nach Marketingaussagen nach 50.000 h. Manchmal schon nach 50, wenn Leuchtmittel und Leuchte nicht recht zusammen passen. Damit beschäftigt sich eine andere Abteilung der EU. Die schreibt gerade an der Elektroschrottverordnung.
Die Technikgeschichte kennt viele grauenhafte Erfindungen. Eine davon hatte ich neulich kommentiert (elektrischer Stuhl für Elefanten). Diese hier ist eigentlich recht harmlos. Sie vereinigt zwei Wunsch-Gadgets eines modernen Menschen, Licht und Musik aus einer Hand. Disco für Arme.
Was uns noch so für Wunder erwarten, kann man heute nicht abschätzen. Dort wo ich dieses Gerät fand, war auch Apple's Newton dargestellt, der Urahn von PDAs. Kaum zu glauben, dass dessen Entwicklung Meschenleben gekostet hat.
Eine schöne Bescherung ist ein neues Modellauto, das ich gerade einfahre. Es kann sich strecken, zur Schildkröte zusammen ziehen, vorwärts und rückwärts fahren wie anständige Autos, aber es kann auch seitwärts fahren. Alles nicht so schlimm. Macht aber gehörig Krach und blickt in 7 Farben. Dieses nette Objekt macht es in 20 Farben für Fernseher bis 60". Wenn man dieses Ding installiert, gibt es garantiert keine Beschwerden über das Programm.
Dieser Tage besuchte ich zwei Ereignisse, die mich an Loriot erinnerten, eine Diamantenausstellung und eine Zirkusvorstellung. Eigentlich ist beides das Gleiche, eine Scheinwelt mit viel Glitzer. Wie Lametta. Insbesondere zu Weihnachten glitzert die auf den Weihnachtsbäumen. Allerdings nie so doll wie im LED-Licht. Genau dieses Glitzern erinnerte mich an Lametta.
Was haben eine Zirkusdarstellung eine Ausstellung von Diamantenschmuck gemeinsam? Ohne passendes Licht sehen beide tot aus. Zwar entwickeln Diamanten ihr Feuer auch bei Kerzenlicht, es lodert aber nicht so wie unter'm Kronleuchter. In der Diamantenausstellung erlebte ich das Feuer in einer nie dagewesenen Pracht. Der Ausstellungsraum, angrenzend an eine Diamantschleiferei, war mit Leuchten bestückt, die etwa 5 cm im Durchmesser hatten. Die wiederum waren in Gehäuse angeordnet, die ihre Form von den einstigen Bewohnern, den Leuchtstofflampen, bekommen hatten. Langfeldleuchten. Da in jeder LED-Leuchte, auch Modul genannt, viele kleine Lämpchen mit hoher Leuchtdichte stecken, erzeugt das Licht bereits durch den Nystagmus der Augen ein bewegtes Bild wie Berlin in der Silvesternacht mit Tausenden Raketen. Wenn man auch noch den Kopf und die Augen etwas bewegt, sieht man, was man früher nie gesehen hat. Bei meinem letzten Besuch in einer Diamantwerkstatt vor etwa 40 Jahren in Antwerpen wurde das Feuer von Diamanten und dessen Entstehung zwar ausgiebig demonstriert. Dass ein ganzer Saal voller Diamanten funkelte, ist mir neu. Man muss es gesehen haben. Sonst kann man sich das nicht vorstellen.
Der Zirkus, der im Berliner Tempodrom gastierte, hatte z.T. sogar echte Lametta. Was aber herrlich glitzerte, waren die Kleider der Artistinnen und ihr Feenstaub. So herrlich habe ich die Szenerie nicht einmal als Kind gesehen. Die Scheinwerfer, angeordnet in allen Himmelsrichtungen plus nach oben oder unten, leuchten nicht mehr nur, sie werfen auch Bilder. Leuchtendes und Beleuchtetes verschmelzen zu einem Gesamtbild. Perfekt ist die Scheinwelt.
Was sich in der Diamantenausstellung und in der Zirkuswelt so toll auswirkt, ist der Pferdefuß der LED für übliche Beleuchtungsaufgaben. Die hohe Leuchtdichte. Nicht alles, was glitzert, ist Gold wert. Man muss halt lernen, wie man die Wunderlampen zähmt.