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Gerichte  beschäftigen sich mit Lumens und Lügen

 

Diese Woche meldete das i-Magazin (Originalmeldung) von einem Urteil des Oberlandesgerichts Frankfurt, das die Firma XAL gegen Planlicht erwirkt hat. Es geht um was Neues: Platinenlumenwerte von LEDs. Oder doch nichts Neues? Eigentlich nicht. Das Gericht urteilte gegen Katalogangaben, die LED-Leuchten effizienter und weniger blendend erscheinen lassen. So gesehen kommt das Urteil einige Jahrzehnte zu spät. In diesem Blog wurde mehrfach auf "Betrug" hingewiesen, den es nicht erst seit der Einführung der LED gibt (hier oder da oder dort).

Das Gericht hat sich diesmal aber außergewöhnlich detailliert mit den Lügenmechanismen befasst:

  • "• Die Bewerbung von LED-Leuchten mit Lumenwerten, die sich auf die LED selbst und nicht auf die Leuchte beziehen, ist zu unterlassen - insbesondere, wenn für Kunden nicht klar erkennbar ist, worauf die Angabe sich tatsächlich bezieht.
    • Ein nicht deutlich zuordenbarer Hinweis „Lumenangaben=Platinenwert“ im allgemeinen Beschreibungstext ist dafür nicht ausreichend.
    • Bei der Bewerbung von LED-Leuchten darf keine Leistungsaufnahme angegeben werden, die geringer ist als die tatsächliche Leistungsaufnahme.
    • Nur eine Leuchte, deren UGR-Wert (Unified Glare Rating) tatsächlich kleiner 19 ist, darf auch so beworben werden. Erfüllen andere Leuchten derselben Familie dieses Kriterium nicht, dürfen sie auch nicht derart beworben werden."

Wozu solche Sitten führen können, ist anderswo lange bekannt: Die US Autoindustrie gab die Leistung ihrer Autos stets ohne Zusatzaggregate an, als wenn es nur ein Auto gäbe, dessen Motor ohne Kühlpumpe läuft. Ende 1960er Jahre stellten Franzosen fest, dass der obligatorische Propeller zum Kühlen eigentlich fast nie benötigt wird, aber gerade dann, wenn er absolut überflüssig ist - bei Vollgeschwindigkeit - fraß der ca. 5% der Motorleistung. Also Hunderte Millionen Autos, die 5% des Benzins wegwerfen. Auf diese Entdeckung wären die Amerikaner nie gekommen. Weil sie auch sonst  nicht so genau hingeguckt haben, ist heute ihre Autohauptstadt Detroit kein Hingucker. Sie ist pleite und besteht zum größten Teil aus Ruinen. Mir ist noch frisch in der Erinnerung, wie unsere Helden, die die IS mit ihren Tornados von oben bespitzeln sollten, nachts nicht fliegen konnten. Neue Beleuchtung

Besonders bemerkenswert finde ich das Urteil zu UGR. Was ich sonst vom Methodenragout halte, das zu UGR führte, habe ich anderswo geschrieben (hier). UGR 19 bedeutet, dass 47% der Insassen eines so beleuchteten Raums zufrieden sein werden. Offenbar gibt es Anbieter, die auch das überbieten (oder unterbieten?). Vor Jahrzehnten hatten wir nachgewiesen, dass die "absolut" Blendfreien - die BAP-Leuchten - von über 50% als eine Gefährdung ihrer Gesundheit erlebt wurden. Kann man Blendung weglügen? Offenbar geht es.

Wir brauchen jetzt Katalogjäger. Mir fallen da die Abmahnanwälte ein. Die müssten seit dem Abflauen der Musik-Downloads ziemlich unbeschäftigt die Blues singen. Aber von UGR werden sie auch nicht satt. Die Europäische Normung will die nämlich abschaffen. Nein. nicht die Blendung, die bleibt. Es gibt eine neue Bewertung, und die heißt jetzt RUGL. Zwar steht nirgendwo, was das sein soll, aber, wer Geduld hat, findet irgendwo im Dokument, das sei Unified Glare Rating limit. Mal was Neues. Und die RUGL gilt im Bereich der Tätigkeit. Was das ist? "Bereich, der eine oder mehrere Sehaufgaben enthält". Hingucker also. Früher hat man vom Bereich der Sehaufgabe gesprochen. Die gibt es naturgemäß immer noch. Man muss nur herausfinden, wie der Bereich der Sehaugabe mit dem Bereich der Tätigkeit zusammenhängt, der mehrere Sehaugaben enthält. Was eine Sehaufgabe ist, muss man woanders suchen. Ich melde mich, wenn ich das herausbekommen habe.

Unsere Richter können beruhigt in die berufliche Zukunft gucken. Auch wenn alle Einkommensquellen versiegen, können sie prima Geld bei Einigungsstellen verdienen, wenn Betriebe die Normen ernst nehmen und umsetzen wollen.

LED als Kunst

Light + Building, aber auch ohne Building
 

Heute war ich auf der Light + Building in Frankfurt. Auch Licht zum Installieren draußen, an Straßen und Autos, wurde präsentiert. Bemerkenswert war, dass die großen Stände eher verschlossen waren als auf nach allen Seiten Licht atmend. Irgend jemand muss den Firmen wohl gehustet haben, dass hier nicht Las Vegas ist. Immerhin ein Fortschritt!

Mich hatte es brennend interessiert, was Osram zeigen würde. Na, ja, ganz habe ich nicht mitbekommen, was sie zeigen wollten. Es waren jede Menge große Displays zu sehen, aus denen Licht kommt. Aber zum Beleuchten sind solche Lichte nicht.

Erfreulicherweise gab es - wohl wegen der Standgestaltung - halb so viel Blendung wie vor zwei Jahren. Das liegt nicht daran, dass die bösen Leuchtstofflampen, die bereits vor Jahrzehnten als Krebserreger verschrien waren, nicht mehr gezeigt werden. Nicht die Krebsgefahr, die längst vergessen ist, spielt dabei eine Rolle, sondern LED. Eigentlich könnte den Herstellern nichts Besseres passieren, als dass die Leute endlich glauben, dass die alten Lampen Krebs erregen tun. Dann könnte man alle durch frisches Licht ersetzen:

Grundschule

 
Irgendwie scheinen auch gestandene Mannsbilder - bitte gendermäßig korrekt ergänzen (etwa durch Frauenbilder?) - sich damit abgefunden haben, dass man selbst widerspenstige Biester mit 12000K auf Zack bringen kann und mit 4000K in Standardlaune versetzen. Mit 2700K wird beruhigt. Wer es noch besser haben will, muss das Intimat bemühen - das war der Markenname von Siemens für Lichtdimmer, zusammengesetzt aus intim und Automat (oder war es eher Atmosphäre?).

Die Lichter außerhalb von Building waren von gewohnter Qualität. Die Straßenlaternen scheinen es auf die Fahnen geschrieben haben, dass ihre Aufgabe eher in Anregen bzw. Aufregen besteht, sprich Blenden. Noch besser sind die Autolichter. Sie blenden selbst bei Sonnenschein so prächtig, dass die Besitzer von stolzen Karossen auf frühere Insignien getrost verzichten können, die da hießen "Bart" einfach zum Auffallen, "Pfeife" wenn Bart allein nicht hilft, und "Porsche", wenn alle Stricke reißen. Jetzt reichen LED an der Vorderfront für ein blendendes Erscheinungsbild.

 
Was war L + B 2016? Außer LED nix gewesen? Doch doch - sie hat viele Kräfte gebunden und so manche Weltkulturerbestätte vor Verbuntung gerettet. Leider kam für Teotihuacán alles zu spät.

Teotihuacán

Blendend schönes Licht über dem Islamischen Staat

Blendung-Tornado-Syrien

 
Noch vor Sonnenaufgang heute Morgen berichtete ZeitOnline: Deutsche Tornados dürfen nur tagsüber über Syrien fliegen. Nicht wg. IS, die sie dann besser abschießen kann. Wegen der Beleuchtung.

Tornado-Bledung-am-Boden

 
Die Maschinen hätten neue Soft- und Hardware bekommen. Nun würde die Cockpitbeleuchtung so blenden, dass man nur noch am Tage fliegt. Damit würde die Bundeswehr endlich ihrer Bestimmung zugeführt: Feierabendarmee, die nur an Arbeitstagen einen Krieg erlaubt (Montag bis Freitag, 09:00 bis 17:00, Freitag bitte nicht nach 14:00, nicht am Samstag, da wird gebadet und geschlafen). Ansonsten findet der Einsatz in den Bahnzügen statt, die die Soldaten von der Kaserne nach Hause bringen, u.U.

An sich eine friedliche Vorstellung. Wenn sich die islamischen Armeen an solche Regeln hielten, würde der Krieg nur noch an 3,5 Tagen  der Woche stattfinden, weil die Muslime ihr Wochenende Donnerstag/Freitag feiern. Dass moderne Hardware (was bedeutet die wohl bei Beleuchtung?) für ruhige Nächte für Freund und Feind im Kriegsgebiet sorgt, hätte wohl keiner gedacht. Denn Blendung ist nicht so friedlich.

Die Blogger werfen sich ins Zeug. Von welchem Ingenieur reden die aber da? Offensichtlich ist ist der Ruf der Branche doch nicht so gut. Vielleicht ließe sich dem abhelfen, indem man darauf verweist, dass die ach so modernen LED aus asiatischer Fertigung stammen? Vor Jahren hatte ich dargestellt, wie man Inseln mit Licht versenken kann (hier). Auf die Idee mit den Tornados wäre allerdings kein Satiriker gekommen.

Tornado-Blendung-Brille
Aber keine Sorge - für Abhilfe ist gesorgt. Warum dürfen unsere Piloten nicht so schnieke aussehen wie weiland TopGun alias Tom Cruise beim Anmachen seiner Ausbilderin Charlie (Kelly McGillis)? It´s Krieg, Stupid!

Narrenkappe oder Heiligenschein?

  
BB-King-lila
 
Beim Anblick dieses Bildes von dem jüngst verstorbenen B.B. King wurden meine Zweifel darüber größer, ob sich das Licht von LEDs mit dem der üblichen Lichtquellen vergleichen lässt. Vor etwa einem halben Jahr hatte ich einen Tauchkameraden in ähnlicher Aufmachung erlebt:

LED-Kopf

   
Das Licht legt sich nicht sanft auf die Haut und Haare, es nimmt den ganzen Kopf ein. Immer mehr habe ich das Gefühl, dass dem LED seine Lasernatur näher ist als sein alter ego als Lampe. Diese Rolle wurde von der Industrie mit vielerlei Geschick angedichtet, weil Laser nach Gefahr riecht. Natürlich wurden die meisten LED seinerzeit in die niedrigste Gefahrenklasse eingestuft.

Auch bei der Frage der Blendung verhält sich die LED nicht wie übliche Lampen. Neulich maß ich bei einer Paneele etwa 4.000 cd/m2, was bei einer üblichen Leuchte mit einer ähnlichen Fläche ordentlich blenden würde. Die Laserleuchte - Pardon LED-Leuchte - sah aber eher erfrischend aus und keineswegs störend. Vor einiger Zeit hatte ich eine S-Bahn beschrieben, die mit LED beleuchtet vollkommen anders aussah als der gleiche Zug mit herkömmlichen Leuchtmitteln. (s. Hier)

 
Ich denke, es ist Zeit, sich von herkömmlichen Vorstellungen über Licht und Beleuchtung zu verabschieden. LEDs sind keine Lampen, auch wenn man 100mal das Gegenteil behauptet. Wenn man z.B. die fast 100 Jahre alte Vorstellung von Blendung - der T. weiß, was das sein soll - die man ja mit der Forschung über Glühlampenlicht angefangen hatte, um später mit Wannenleuchten fortzuführen, zu deren Ergebnissen die Forschung mit Rasterleuchten zugeflickt wurde, um später zu UGR zusammenzurühren, auf LED anwendet, wird man m.E. nirgendwo ankommen, von "wissenschaftlichen" Berichten abgesehen, die die Anwendbarkeit der Blendungsformel auch für LED bewiesen haben wollen - wieder einmal.

Wie man mit Licht Dunkel schafft

 
Vor einigen Tagen war ich in einem eigentlich schönen Hotel mit einem Jugendstil Ambiente. Z.B. über dem Salon mit den Tageszeitungen und Sesseln zum Lesen ist ein Oberlicht, das die Leserei zum Vergnügen macht. Viel Licht, keine Störung. Wenn man aber das Hotel betritt oder verlässt, kommt man an einer Wand vorbei, die der Betreiber, eine schottische Hotelkette, zur Demonstration der nationalen Symbole benutzt. Bei Schotten denkt man ja oft, was sie wohl unter dem Rock tragen. Egal, bei dem Licht wird man dies auch dann nicht sehen, wenn der Rock geliftet wird.

image

 
Der Hauptschuldige bei diesem Bild ist nicht Licht sondern eher dessen Verwendung. Man schafft eher Dunkel denn Licht, eher Blendung denn Erhellung. Im Übrigen, dieses Bild habe ich benutzt, weil ein viel schlimmeres Exemplar aus einem anderen Hotel als Demonstration weniger geeignet ist. Das Bild zeigt die Bar eines Hotels in Dortmund, das aus dem ehemaligen Hauptquartier einer Brauerei entstanden ist. Die ganze sichtbare Front ist mit einem edlen Marmor in edler Farbe ausgestattet. Leider ist die edle Farbe schwarz und man kann schwarz beleuchten, wie man will. Effekte lassen sich hervorrufen, wie man aus Fotos von schwarzen Gesichtern kennt. Aber eine lichte Umgebung lässt sich damit nicht herstellen.