Es werde Licht - sagt normalerweise Gott, jedenfalls für Gläubige, die das Testament lesen. (Ich will nicht behaupten, ob es im AT oder NT so heißt). Heute hieß es im Berliner Tagesspiegel so: "In der Stadt gibt es von allem zu viel. Lärm, Schmutz, Bewegung. Auch öffentliche Beleuchtung ist dabei ein Ärgernis. Plätze und Straßen gehen in einer „Soße“ unter, und Energie wird an den Himmel verschwendet. Ein Spaziergang durch einen Berliner Notstand …"
Zum Abkürzen ist der schöne Beitrag zu schade. Deswegen möge jeder selber lesen, was die beiden Autoren, Dagmar Dehmer und Stefan Jacobs uns sagen wollen (hier). (Politically correct wäre "die Autorin Dagmar Dehmer und der Autor Stefan Jacobs" zu schreiben. Der Artikel stammt aber nicht aus der TAZ.). Ich will nur einige Highlights (keine missglückte Anspielung) zitieren, die ich lustig finde:
„das Licht fällt auch auf vieles, was gar nicht
beleuchtet werden müsste“. Etwa den Himmel."
Bis dato dachte ich, der Himmel schwebe über Erden, und den würde der Herr selbst beleuchten. Und fallen tun Dinge bestenfalls vom Himmel, aber nicht darauf.
Viel viel lustiger finde ich die Bemerkung über die Speer-Leuchten, so genannt nach dem Rüstungsminister Hitlers, der ein großer Fan von Licht war:
"Zwar erfüllen die Speer-Leuchten ihren Job, sie
machen hell – den neunspurigen Boulevard mit
Mittelinsel, und die Fußgänger darauf, die
schon von Weitem Gesichter derjenigen erkennen
können, die ihnen entgegenkommen. Sogar
Farben unterscheiden sich voneinander. Doch
Völker bemängelt, dass diese Leuchten die
Straße „mit einer einzigen Lichtsoße übergießen“.
Eine einzige Erleuchtung für mich. Ich wohne seit einigen Jahrzehnten dort, finde die Leuchten toll. Mir ist aber äußerst selten auf dem Kaiserdamm einer entgegen gekommen. Die Lichtsoße ist mir hingegen gut bekannt. Die habe ich mit meinem Professor an der Uni, Vor- Vorgänger von Völker, messen müssen, wenn etwa ein Autofahrer einen Fußgänger angefahren hatte. Auf richterlichen Beschluss wurde gutachterlich festgestellt, ob der Missetäter, Pardon Autofahrer, den Angefahrenen etwa hätte erkennen können. Wenn man anstelle der Lichtsoße womöglich kuschelige Lichtinseln geschaffen hätte, damit sich z.B. Liebespärchen wohlfühlen und einen wichtigen Akt der Erhaltung des Biodeutschen begehen, kämen womöglich motorisierte Totschläger ohne Strafe davon. So müssen die Liebespärchen in den angrenzenden Park am Lietzensee, der ohne Soße kuschelig-heimelig beleuchtet ist.
Für das Kuschelig-Heimelige ist Sabine Röck zuständig, deren Vorstellungen von Vorgestern ist, so jedenfalls nach Meinung von Effizienzexperten:
"Trotzdem schwärmt Sabine Röck für das „zauberhafte
Licht, das funkelt“, wie sie sagt. Röck
hat die Firmenchronik für den Lampenhersteller
Selux geschrieben und 2002 über die öffentliche
Beleuchtung in Berlin promoviert. Sie, die auch
das Gaslaternenmuseum im Berliner Tiergarten
wissenschaftlich betreut, setzt sich seit Jahren
dafür ein, die Gaslaternen zu erhalten. Das Effizienzargument
sei bloß vorgeschoben. Röck sieht „die E-Lobby“ am Werk.
„Das Brandenburger Tor wird ja auch nicht abgerissen, weil es
nicht praktisch ist“, sagt sie.“.
Das Effizienzargument ist leider nicht vorgeschoben, sondern einfach falsch. Denn Effizienz ist, wenn man dasselbe Ergebnis mit geringerem Einsatz von Ressourcen erreicht. Im Falle von Licht wäre das Ergebnis die Lichtqualität. Wer die zauberhaften Abende in Berliner Kiezen kennt, die mit Gaslaternen geschmückt sind, wird sich mit Händen und Füßen dagegen wehren, LED Funzeln dorthin zu pflanzen. Vor dem Brandenburger Tor stehen hinreichend viele, die einem einen Abriss schmackhaft machen wollen. Oder ist die lila Beleuchtung etwa eine neue Qualität, die mir verborgen geblieben wäre?
Niemand in der Lichttechnik weiß, was Lichtqualität ist. Solche die es versucht haben, Lichtqualität zu Papier zu bringen, haben sich daran die Zähne ausgebissen. Solange die Effizienz der Beleuchtung in Lux gemessen wird, und sie wird heute so gemessen, werden Techniker wie ökonomisch Denkende nie verstehen, warum angeblich ineffiziente Beleuchtung die Herzen der Menschen mit Freude erfüllt. Gaslaternen sind keine Beleuchtung, sondern Stadtgestaltung. Na, ja, beleuchten tun sie auch - etwas …
Am Ende des schönen Beitrags kommt der Effizienzexperte zu Wort, in der Person von Sven Lemiss, Geschäftsführer von BIM, das ist der Verwalter der Immobilien des Landes Berlin. Der sagt:
"Etwa sechs Prozent des gesamten
Energiebedarfs in Deutschland gehen auf die
Straßenbeleuchtung zurück.“. Ergo?
"Bei LEDs sprechen wir von einer Lebensdauer von etwa
50000 Betriebsstunden. ... Zum Vergleich:
Herkömmliche Glühlampen haben etwa 1000 Betriebsstunden,
Energiesparlampen etwa 10000 Betriebsstunden."
Der Herr über die öffentliche Beleuchtung (man siehe sich die vom Brandenburger Tor zum Anlass des Terroranschlags von Paris (hier), und vom Olympiastadion, Anlass s. hier) noch einmal an.) weiß über die Lebensdauer von Leuchtmitteln so weit Bescheid, soweit ihm das Marketing von Lichtfirmen das vorgaukeln. Wie mehrfach in diesem Blog dargestellt, gibt es auch LEDs, die ihren Dienst nach 500 Stunden einstellen, weil ihnen die Umgebung nicht behagt. Und die 10.000 h von Energiesparlampen gehören zu den modernen Märchen, denen sogar Politiker des Kalibers Trittin oder Gabriel geglaubt haben (wollen?).
Es kommt aber noch schöner. Wie begründet man seine Vorliebe für LED? Z.B. durch Sachargumente: Während die altmodischen Gaslaternen von Berlin, die einst vom Laternenanzünder angezündet werden mussten, auch in heutiger Fassung leider nur ein- und ausschaltbar sind, kann man die LED steuern, und das millionenfach in der Sekunde, wenn man weiß warum. Sven Lemiss weiß, warum:
"Die LEDs bringen eben nicht nur eine
effiziente und gesetzeskonforme Beleuchtung
auf die Straße, sondern machen auch eine ganz
andere Aufenthaltsqualität möglich. So lässt
sich beispielsweise das Licht so steuern, dass
es heller ist, wenn mehr Licht gebraucht wird,
und es gedimmt wird, wenn kaum noch jemand
unterwegs ist."
Da komme ich zurück auf unser Liebespärchen. Wenn es dem nach Kuscheln ist, dimmt sich die Straßenbeleuchtung? Natürlich nicht, erst wenn kaum noch jemand unterwegs ist …! Mir wird es richtig warm ums Herz. Die Straße wird hell wie der Rummelplatz, wenn sie voller Leute ist. Wenn alle weg sind, wird gedimmt. Tolle Vorstellung z.B. für Frauen, die nachts aus der Bahn steigen und die ansonsten sehr helle Straße zappenduster vorfinden:
Denn die einen sind im Dunkeln
Und die andern sind im Licht.
Und man siehet die im Lichte
Die im Dunkeln sieht man nicht.
Wer sich ein Bild von den tollen Vorstellungen der "Effizienzexperten" und Gleichgesinnten machen will, bekommt hier einige Anregungen. Was von den Vorstellungen über die moderne Straßenbeleuchtung zu halten ist, kann man hier lesen. Sie handelt vom modernen Nachfolger des römischen Laternarius. Und er sieht so urgemütlich aus wie das Exemplar rechts (so hat es sein Hersteller auf der Light & Building 2014 präsentiert). Es ist garantiert, Pardon, zertifiziert gesetzeskonform. Kann mir einer erklären, welche Aufenhaltsqualität mich erwartet, wenn ich an einem Sommerabend am Marheinekeplatz ein Bierchen trinke, nachdem diese Laternen die Gasleuchten ersetzt haben?
Was hat Licht mit Luft und Lärm zu tun? Eigentlich nicht viel … Oder doch? Wo es keine Luft gibt, fliegt das Licht schneller um das Universum als in luftigen Gegenden. Das könnte uns noch egal sein. Denn Menschen leben nicht da, wo keine Luft ist. Sagt man. Man versucht aber herauszufinden, wie wenig Luft ein Mensch zum Leben benötigt. Nicht wie bei Houdini im Aquarium oder im Sarg, sondern im Büro. Die Rede ist von Flächenwirtschaftlichkeit. Bekanntlich nehmen die Büromieten an den Kosten eines Büroarbeitsplatzes den zweiten Rang nach Personalkosten ein. Was liegt da näher als sparen zu wollen? Stimmt! So hat ein großer Konzern z.B. von einem "Ergonomen" ein Konzept machen lassen, das den Platzbedarf eines Mitarbeiters im Durchschnitt auf 7 m2 reduziert. Eigentlich kein Problem, ich hatte beim Militär im Schlafsaal ca. 2 m2. Wir schliefen in Etagenbetten.
Womit wir beim Schlaf wären. Bekanntlich schlafen die Büromenschen gewöhnlich bei der Arbeit. Manche erklären das damit, dass das Licht schlecht sei. (Was übrigens stimmt, wie Chronobiologen nachgewiesen haben.). Auf die schlechte Luft kommen sie nicht. Wie denn auch? Licht messen mit einem Luxmeter ist unendlich leichter als Luftqualität zu bestimmen. Man weiß nur, dass die mit zunehmender Verdichtung von Menschen abnimmt. Allerdings weiß keiner, dass auch die "Lichtqualität" genauso abnimmt, weil der Luxmeter nur zeigt, dass Licht am Arbeitsplatz ist. Welche Beschaffenheit es hat, zeigt das dumme Gerät nicht.
Nicht alles nimmt mit der Verdichtung von Menschen ab, es gibt auch Dinge, die zunehmen. Allerdings wäre es übertrieben, diese erfreulich zu nennen. Drei menschliche Wesen, die man, bei gehörigem Abstand von mir und voneinander, wohlriechend nennen würde, füllen bei 7 m2 pro Kopf einen Büroraum derart mit ihrem Duftwasser und sonstigen Odors, dass es keine Klimaanlage schafft, klare Luft herzustellen. Während die olfaktorische Seite sich mit kräftigem Durchlüften mildern lässt, erfreut sich ein weiterer Faktor trotz gewaltiger Attentate gegen seine Existenz eines langen Lebens: Das ist der Lärm. Hatte vor 50 Jahren jeder Fünfte im Büro ein Telefon, bedient heute Jeder eine kleine Telefonanlage, von Handys ganz zu schweigen. Davon nennt jeder eines sein eigen, könnte aber noch ein Diensthandy bei sich führen. Demnächst steht so etwas wie skypen für Jedermann an.
Bei 40 m2 pro Kopf, die nach meiner Meinung ideal wären, aber keineswegs zu viel, hätte man den nächsten Störenfried in etwa 12 m von sich entfernt. Besser noch, man könnte sich sogar mit Mauern abschirmen. Da solche Arbeitsplätze für Erika Mustermann im Büro genauso üblich sind wie Wohnsuiten für den Gefreiten Dosenkohl, von Hein Janmaat im U-Boot ganz zu schweigen, muss man sich der Realität beugen. Bei 7 m2 pro Kopf bzw. Mann und Frau, (wovon man den Bedarf an Besprechungsflächen und sonstiges abziehen muss), befindet sich der Nächste etwa 2 m bis 3 m von einem entfernt. Da weiß man, was Nächstenliebe ist.
Seit dem Projekt CCall, mit dem das Bundesarbeitsministerium die Arbeit in Call Centern mit Hilfe der Verwaltungsberufsgenossenschaft erträglich zu machen versucht hatte, sprudelt aus der einschlägigen Industrie eine akustische Lösung nach der anderen heraus. Wie kann ich es schaffen, dass Menschen den halben Tag telefonieren, und das mit ebenfalls telefonierenden Figuren ringsherum, ohne die anderen zu stören. Lassen wir die akustische Seite außen vor, die eh nicht funktionieren kann, obwohl ständig das Gegenteil beschworen wird. Alle akustischen Lösungen stören das Licht, sie machen sogar aus schönen Tageslichträumen eine graue bis grau-schwarze Suppe. Das lässt sich sogar fotografieren und auch mit dem dummen Luxmeter messen, so man das Ergebnis interpretieren kann.
Was nicht gemessen wird, ist die Luftqualität. Und die ist in manchen Büroräumen zum Schneiden. Müssen wir die Menschen so lange verdichten, bis sie zur Schnappatmung übergehen? Ernst beiseite: Die Kosten für den Büroraum (und dessen Betrieb) sind die zweithöchsten. Die höchsten sind, wie Jedermann weiß, Personalkosten und um den Faktor 10 größer. Und die wendet man auf, damit das Personal einem Gewinn erwirtschaftet. Hat jemand mal ermittelt, wie sich die Formel:
Fläche sparen = Licht schlechter + Luft schlimmer + Lärm grenzwertig
mit der Produktivität verträgt?
Eigentlich müsste das jedes Unternehmen mehrfach durchdekliniert haben. In der Lichttechnik war das bekannt, bevor die meisten heutigen Bürobewohner geboren wurden. Dieses Bild wurde im Jahr 1976 gedruckt, entstanden ist es viel früher. (Quelle FGL, jetzt licht.de)
Licht und Gesundheit künftig getrennt? Wie soll man verstehen? Das fragt sich die Leserschaft von Heise Online auch. Die gehört nicht zu den Lichtjüngern, sondern eher zur Bevölkerung von Nerdistan. Das ist das Land, in dem die Bäume auf dem Computer wachsen. Dort liest man die c´t, das Flagschiff der deutschen Computerblätter. Und scheint sich Sorgen um Philips´ Zukunft zu machen.
"Wie geht das bei Geräten, die beide Sparten kombinieren..." fragt sich MaraMuse (1000 und mehr Beiträge im Forum), "...vertreibt zukünftig eine Firma das Gehäuse und die Elektronik eines Lumea, eine andere Firma die Lampeneinsätze dazu?" Die Sorge ist berechtigt, denn Lumea IPL verwandelt in nur 15 Minuten beide Oberschenkel einer mäßig behaarten Person - Tribut an political correctness - in eine Wohlfühloase mit sanften Lichtimpulsen. Sie entfernt das, was an Männern sonst das Wichtigste sein soll (so jedenfalls nach der Rasiermittelindustrie, und in nur bestimmten Körperzonen) und ersetzt durch Hautsympathie. Hautsympatisch nennt man in der Technik die Eigenschaft eines Objekts, die es sympathisch für die Person macht, die darüber streicht bzw. streichelt. Wieder mal political correctness. Bei weiteren Ausführungen muss ich leider darauf verzichten, denn es geht um die Bikinizone. Das ist nicht etwa ein Gebiet im Pazifik, sondern um ein Gebiet eines weiblichen Körpers etwas unterhalb des Bauchnabels. Bei Männern darf man nicht von der Bikinizone reden, selbst wenn das Höschen noch so knapp ist. Das wäre nicht politically correct.
Elfie_Oemmel findet das Ganze überhaupt nicht zum Beömmeln: "Irgendwann ist auch mal genug abgestoßen, das verkommt zum Ausverkauf wie bei Siemens. Bei der OSRAM Licht AG, not a divison of Siemens anymore, kämpfen die Menschen auch gerade wieder um ihren Job. Philips ist Weltmarktführer in Sachen Licht gefolgt von der OSRAM Licht AG." Ist tempus praesens in diesem Fall das richtige? Wie sieht es mit tempus futur aus? O tempora, o mores!
Dieser Tage durfte ich Büroräume beurteilen, an die der normale Mensch nicht denkt. Das sind Büroräume, die zum Vermieten gedacht sind. Früher wurden die von kleinen Unternehmen wie Anwaltbüros oder kleinen Krautern gemietet. Ihr besonderes Merkmal: Die eigentliche Bürofläche ist größer im Vergleich zu den "unvermietbaren" Flächen wie Flure oder Fahrstuhlerschließungsflächen als in üblichen Bürohäusern, die dediziert für ein Unternehmen geplant wurden. Das Dumme ist: Kaum ein Unternehmen plant heute ein Bürohaus für sich. Vielmehr werden die Bürohäuser von Investoren geplant, selbst wenn der künftige Nutzer feststeht und der Investor diesem gehört. Ausschlaggebend ist, dass der Auftraggeber bzw. Betreiber an seine Miete denkt und nicht an die Bestimmung des Gebäudes: Die Arbeit soll wirtschaftlich sein und einen Nutzen abwerfen. Was das Gebäude kostet ist egal, so man es bezahlen kann. Wirtschaftlich handeln heißt Gewinn erwirtschaften und nicht etwa sparen.
Was hat das mit der Beleuchtung zu tun? Leider sehr viel! Zum einen, weil Leute, die Beleuchtungsnormen schreiben, keine Notiz davon genommen haben, obwohl die Praxis mindestens 30 Jahre alt ist. Zum anderen, weil die hierfür erstellten Büroräume tiefer sind als die, die unter den Augen eines Organisators geplant worden sind (bzw. wären). Und dann …?
Wenn jemand auf seine Mieteinnahmen achtet und nicht unbedingt auf die Qualität der Arbeitsplätze, installiert - sagen wir mal freundlich - kostengünstig für ihn. Man kann auch von billig sprechen. Fällig sind zwei Reihen Rasterleuchten parallel zum Fenster. Einen Ergonomen, der das toll findet, findet man für etwas Kleingeld immer. So man es hat - seit man solche Leuchten aus Polen oder China importieren kann, klingeln die Kassen nicht mehr wie einst. Das dumme Zeug an der Decke kann der Mieter nicht einmal dann ganz loswerden, wenn er eine eigene Beleuchtung zusätzlich installiert. Die Leuchten reflektieren auch im abgeschalteten Zustand die neuen Leuchten des Mieters.
Während man damit noch gut leben kann, wenn man denn muss, merkt man, was man sich gemietet hat, so richtig, wenn man Arbeitsplätze einrichtet und dabei die ganze Fläche nutzen will. Es geht einfach nicht! Die Hälfte der Belegschaft sitzt unter einer Leuchte - und wenn die Pech hat, hat der Planer hocheffiziente T5-Lampen installiert. Die sind erst richtig effizient beim Blenden. Dass sie blenden, steht in keiner Norm. Nach Norm blenden sie nämlich nicht, wenn man drunter sitzt.
Wissen das Lichttechniker nicht? Ich denke, das Wissen ist älter als fast alle, die heute aktiv Bürohäuser planen und beleuchten. Dummerweise zeigt das Internet einem nur neue Sachen. Alte Bücher? Wer beschäftigt sich im Zeitalter des Fortschritts mit altem Kram? Sollte man auch nicht. Heute bietet die Lichttechnik Technik, mit der man auch die hier beschriebenen Räume problemlos beleuchten kann. Und das bereits recht lange. Warum nimmt man die nicht? Die Antwort steht am Anfang des Beitrags und müsste eigentlich jedem bekannt sein. Eigentlich … (So etwas nennt man beim Programmieren Endlosschleife. Aus der kommt man raus, wenn man die Entstehungsbedingungen prüft, versteht und elegant umgeht.)
LED away - ein neues Wort macht die Runde. Harte Zeiten bei OSRAM - Gewinne fallen, CEO geht von der Brücke - so ähnlich lauten die Kommentare in luxreview. Irgendwie erinnert mich das Ganze an die 1970er Jahre, als es bei OSRAM so düster aussah, dass die Arbeitsrichter den Klägern gegen die Kündigungen von OSRAM im Falle eines positiven Urteils sagten: "Ich kann die Firma verurteilen, Sie an ihrem alten Arbeitsplatz weiter zu beschäftigen. Wollen Sie das wirklich?" Kurz danach kam die Mutter Siemens und sanierte OSRAM. Die Produktpalette wurde bereinigt - und OSRAM war Spitze. Diesmal bereinigt nicht die Mutter die Produktpalette, sondern OSRAM selbst. Die Mutter hat das einst hochgepäppelte Kind schon längst verstoßen. Und die Bereinigung? Sie lautet, schmeiß weg, Alles was Dich groß gemacht hat, mach in LED! Oder so.
Noch in November trommelte OSRAM auf die Brust: Deutsche erleuchten Sixtinische Kapelle. Kurz danach zog der CEO die Reißleine und verließ OSRAM. Der Kommentar: Nach Frank Sinatras Schlager "Riding high in April, shot down in May". Ja, die Beleuchtung von Sixtina war von der EU-Kommission gefördert worden. Die fördert aber LED, und nicht OSRAM.
LED away - noch einer geht weg, Philips CEO sagt "We´re off target for 2016". Heißt so viel wie, wir sind von der Rolle. Die gemeinte Rolle war die oder eine Führungsrolle in der Lichttechnik. Wie früher dargestellt (hier), dachte ich einst immer an Philips, wenn ich an Licht dachte. Mein letzter Blog dazu heißt hingegen "Philips auf der Suche nach dem Licht". Letztes Jahr hat die LED-Sparte 20% mehr Umsatz gemacht, die "konventionelle" 14% weniger. Macht zusammen - 3%. Philips verkauft Licht, will heißen, Philips trennt sich von Licht?
Irgendwie hatte ich recht früh geahnt, was kommen würde, wenn Bauern nicht nur alle Eier in denselben Korb legen, sondern auch ihre Legehennen schlachten. Wie das? Eine Analyse des Tagungsbandes Licht 2012, veranstaltet zum 100. Geburtstag der LiTG, (veröffentlcht in Licht) hatte mir die Augen geöffnet:
Man stelle vor, eine Gesellschaft zieht Bilanz zum 100jährigen Bestehen. Und diese Gesellschaft steht nicht zufällig für künstliches Licht, dessen Beitrag zur gesellschaftlichen Entwicklung weltweit bestimmt mehr beigetragen hat als die viel besungenen Computer. Z.B. dadurch, dass die Arbeitszeit von wenigen Stunden am Tage auf 24 x 365 erweitert wurde. Wie häufig kommt in der Bilanz der 100 Jahre Nachtarbeit vor? Exakt 0 Mal. Man stelle sich vor, eine Technik soll die Arbeitsleistung des Menschen fördern, behauptet man. Wie häufig kommt dies in der Bilanz vor? Exakt 0 Mal. Man kann die Liste der nicht benutzten Wörter, die man aber insbesondere hätte erwähnen müssen, beliebig fortsetzen. Mir ist aber die Spucke weggeblieben, als ich sah, dass die Leuchtstofflampe, die OSRAM und Philips, und damit auch Licht, groß gemacht hatten, 93 Mal erwähnt wurde, während LED (zuzüglich OLED) 1501 Mal vorkam. Da bleibt kein Platz für Behaglichkeit übrig. Wäre auch bei dem Blaustich der meisten LEDs zynisch, wenn man mit Annehmlichkeit oder Behaglichkeit argumentieren würde.
Das kommt davon!