Licht und Gesundheit künftig getrennt? Wie soll man verstehen? Das fragt sich die Leserschaft von Heise Online auch. Die gehört nicht zu den Lichtjüngern, sondern eher zur Bevölkerung von Nerdistan. Das ist das Land, in dem die Bäume auf dem Computer wachsen. Dort liest man die c´t, das Flagschiff der deutschen Computerblätter. Und scheint sich Sorgen um Philips´ Zukunft zu machen.
"Wie geht das bei Geräten, die beide Sparten kombinieren..." fragt sich MaraMuse (1000 und mehr Beiträge im Forum), "...vertreibt zukünftig eine Firma das Gehäuse und die Elektronik eines Lumea, eine andere Firma die Lampeneinsätze dazu?" Die Sorge ist berechtigt, denn Lumea IPL verwandelt in nur 15 Minuten beide Oberschenkel einer mäßig behaarten Person - Tribut an political correctness - in eine Wohlfühloase mit sanften Lichtimpulsen. Sie entfernt das, was an Männern sonst das Wichtigste sein soll (so jedenfalls nach der Rasiermittelindustrie, und in nur bestimmten Körperzonen) und ersetzt durch Hautsympathie. Hautsympatisch nennt man in der Technik die Eigenschaft eines Objekts, die es sympathisch für die Person macht, die darüber streicht bzw. streichelt. Wieder mal political correctness. Bei weiteren Ausführungen muss ich leider darauf verzichten, denn es geht um die Bikinizone. Das ist nicht etwa ein Gebiet im Pazifik, sondern um ein Gebiet eines weiblichen Körpers etwas unterhalb des Bauchnabels. Bei Männern darf man nicht von der Bikinizone reden, selbst wenn das Höschen noch so knapp ist. Das wäre nicht politically correct.
Elfie_Oemmel findet das Ganze überhaupt nicht zum Beömmeln: "Irgendwann ist auch mal genug abgestoßen, das verkommt zum Ausverkauf wie bei Siemens. Bei der OSRAM Licht AG, not a divison of Siemens anymore, kämpfen die Menschen auch gerade wieder um ihren Job. Philips ist Weltmarktführer in Sachen Licht gefolgt von der OSRAM Licht AG." Ist tempus praesens in diesem Fall das richtige? Wie sieht es mit tempus futur aus? O tempora, o mores!
Dieser Tage durfte ich Büroräume beurteilen, an die der normale Mensch nicht denkt. Das sind Büroräume, die zum Vermieten gedacht sind. Früher wurden die von kleinen Unternehmen wie Anwaltbüros oder kleinen Krautern gemietet. Ihr besonderes Merkmal: Die eigentliche Bürofläche ist größer im Vergleich zu den "unvermietbaren" Flächen wie Flure oder Fahrstuhlerschließungsflächen als in üblichen Bürohäusern, die dediziert für ein Unternehmen geplant wurden. Das Dumme ist: Kaum ein Unternehmen plant heute ein Bürohaus für sich. Vielmehr werden die Bürohäuser von Investoren geplant, selbst wenn der künftige Nutzer feststeht und der Investor diesem gehört. Ausschlaggebend ist, dass der Auftraggeber bzw. Betreiber an seine Miete denkt und nicht an die Bestimmung des Gebäudes: Die Arbeit soll wirtschaftlich sein und einen Nutzen abwerfen. Was das Gebäude kostet ist egal, so man es bezahlen kann. Wirtschaftlich handeln heißt Gewinn erwirtschaften und nicht etwa sparen.
Was hat das mit der Beleuchtung zu tun? Leider sehr viel! Zum einen, weil Leute, die Beleuchtungsnormen schreiben, keine Notiz davon genommen haben, obwohl die Praxis mindestens 30 Jahre alt ist. Zum anderen, weil die hierfür erstellten Büroräume tiefer sind als die, die unter den Augen eines Organisators geplant worden sind (bzw. wären). Und dann …?
Wenn jemand auf seine Mieteinnahmen achtet und nicht unbedingt auf die Qualität der Arbeitsplätze, installiert - sagen wir mal freundlich - kostengünstig für ihn. Man kann auch von billig sprechen. Fällig sind zwei Reihen Rasterleuchten parallel zum Fenster. Einen Ergonomen, der das toll findet, findet man für etwas Kleingeld immer. So man es hat - seit man solche Leuchten aus Polen oder China importieren kann, klingeln die Kassen nicht mehr wie einst. Das dumme Zeug an der Decke kann der Mieter nicht einmal dann ganz loswerden, wenn er eine eigene Beleuchtung zusätzlich installiert. Die Leuchten reflektieren auch im abgeschalteten Zustand die neuen Leuchten des Mieters.
Während man damit noch gut leben kann, wenn man denn muss, merkt man, was man sich gemietet hat, so richtig, wenn man Arbeitsplätze einrichtet und dabei die ganze Fläche nutzen will. Es geht einfach nicht! Die Hälfte der Belegschaft sitzt unter einer Leuchte - und wenn die Pech hat, hat der Planer hocheffiziente T5-Lampen installiert. Die sind erst richtig effizient beim Blenden. Dass sie blenden, steht in keiner Norm. Nach Norm blenden sie nämlich nicht, wenn man drunter sitzt.
Wissen das Lichttechniker nicht? Ich denke, das Wissen ist älter als fast alle, die heute aktiv Bürohäuser planen und beleuchten. Dummerweise zeigt das Internet einem nur neue Sachen. Alte Bücher? Wer beschäftigt sich im Zeitalter des Fortschritts mit altem Kram? Sollte man auch nicht. Heute bietet die Lichttechnik Technik, mit der man auch die hier beschriebenen Räume problemlos beleuchten kann. Und das bereits recht lange. Warum nimmt man die nicht? Die Antwort steht am Anfang des Beitrags und müsste eigentlich jedem bekannt sein. Eigentlich … (So etwas nennt man beim Programmieren Endlosschleife. Aus der kommt man raus, wenn man die Entstehungsbedingungen prüft, versteht und elegant umgeht.)
LED away - ein neues Wort macht die Runde. Harte Zeiten bei OSRAM - Gewinne fallen, CEO geht von der Brücke - so ähnlich lauten die Kommentare in luxreview. Irgendwie erinnert mich das Ganze an die 1970er Jahre, als es bei OSRAM so düster aussah, dass die Arbeitsrichter den Klägern gegen die Kündigungen von OSRAM im Falle eines positiven Urteils sagten: "Ich kann die Firma verurteilen, Sie an ihrem alten Arbeitsplatz weiter zu beschäftigen. Wollen Sie das wirklich?" Kurz danach kam die Mutter Siemens und sanierte OSRAM. Die Produktpalette wurde bereinigt - und OSRAM war Spitze. Diesmal bereinigt nicht die Mutter die Produktpalette, sondern OSRAM selbst. Die Mutter hat das einst hochgepäppelte Kind schon längst verstoßen. Und die Bereinigung? Sie lautet, schmeiß weg, Alles was Dich groß gemacht hat, mach in LED! Oder so.
Noch in November trommelte OSRAM auf die Brust: Deutsche erleuchten Sixtinische Kapelle. Kurz danach zog der CEO die Reißleine und verließ OSRAM. Der Kommentar: Nach Frank Sinatras Schlager "Riding high in April, shot down in May". Ja, die Beleuchtung von Sixtina war von der EU-Kommission gefördert worden. Die fördert aber LED, und nicht OSRAM.
LED away - noch einer geht weg, Philips CEO sagt "We´re off target for 2016". Heißt so viel wie, wir sind von der Rolle. Die gemeinte Rolle war die oder eine Führungsrolle in der Lichttechnik. Wie früher dargestellt (hier), dachte ich einst immer an Philips, wenn ich an Licht dachte. Mein letzter Blog dazu heißt hingegen "Philips auf der Suche nach dem Licht". Letztes Jahr hat die LED-Sparte 20% mehr Umsatz gemacht, die "konventionelle" 14% weniger. Macht zusammen - 3%. Philips verkauft Licht, will heißen, Philips trennt sich von Licht?
Irgendwie hatte ich recht früh geahnt, was kommen würde, wenn Bauern nicht nur alle Eier in denselben Korb legen, sondern auch ihre Legehennen schlachten. Wie das? Eine Analyse des Tagungsbandes Licht 2012, veranstaltet zum 100. Geburtstag der LiTG, (veröffentlcht in Licht) hatte mir die Augen geöffnet:
Man stelle vor, eine Gesellschaft zieht Bilanz zum 100jährigen Bestehen. Und diese Gesellschaft steht nicht zufällig für künstliches Licht, dessen Beitrag zur gesellschaftlichen Entwicklung weltweit bestimmt mehr beigetragen hat als die viel besungenen Computer. Z.B. dadurch, dass die Arbeitszeit von wenigen Stunden am Tage auf 24 x 365 erweitert wurde. Wie häufig kommt in der Bilanz der 100 Jahre Nachtarbeit vor? Exakt 0 Mal. Man stelle sich vor, eine Technik soll die Arbeitsleistung des Menschen fördern, behauptet man. Wie häufig kommt dies in der Bilanz vor? Exakt 0 Mal. Man kann die Liste der nicht benutzten Wörter, die man aber insbesondere hätte erwähnen müssen, beliebig fortsetzen. Mir ist aber die Spucke weggeblieben, als ich sah, dass die Leuchtstofflampe, die OSRAM und Philips, und damit auch Licht, groß gemacht hatten, 93 Mal erwähnt wurde, während LED (zuzüglich OLED) 1501 Mal vorkam. Da bleibt kein Platz für Behaglichkeit übrig. Wäre auch bei dem Blaustich der meisten LEDs zynisch, wenn man mit Annehmlichkeit oder Behaglichkeit argumentieren würde.
Das kommt davon!
Man stelle sich vor, man wächst an einem Ort auf, an dem der Sage nach die Sintflut stattgefunden haben soll. Auch ohne Sage weiß man, dass sich dort viel ereignet hat (mehr hier). Der Ort hat sich mit Absicht von der nahe gelegenen Großstadt absentiert. Nachts, wenn alle Leute schlafen, schaut man sich die Lichter der Großstadt an. Es ist so dunkel, dass man nachts im Boot größere Dinge sichtbar machen kann, indem man einen Eimer Wasser vom Meer hinein schüttet. Meeresleuchten reichte dazu vollkommen aus.
Wir träumten von einer Zukunft, in der unser Dorf kein verschlafener Ort sein würde. Warum kann man bei uns auf der Hauptstraße Fußball spielen? Wo doch in New York oder London die Straßen voller schöner Autos sind? Auch in den Hauptstraßen der Großstadt sah man lange Reihen blitzender schicker Autos.
Dann kam einer und baute uns eine Brücke. Davon soll sogar Xerxes geträumt haben, als er Griechenland erobern wollte. Unsere Brücke sollte aber hoch hinaus, damit auch die größten Schiffe der Welt darunter durch können. Leuten, die Angst vor der Zerstörung der einmaligen Landschaft hatten, sagte man, die Brücke würde sich in die Landschaft einschmiegen. Tat auch. Man wählte sogar besondere Straßenleuchten, damit sie die Kapitäne der Schiffe nicht blendeten.Ja - und dann kam LED, und unser Ort sieht so aus. Dort, wo ich nachts die fast absolute Dunkelheit genießen konnte, veranstaltet eine österreichische Firma bizarre Lichtspiele. Die Lichtzacken an den Aufhängeseilen leuchten in allerlei Farben. Und die Stadt? Die sieht eh nachts so aus:
Das Böse ist so nah, man spürte es - seit dem großen Krieg saßen die Russen in Deutschland, und der Kreml war der Hort des Bösen. Bis ein Herr Gorbatschow kam und den Spuk des Sowjetimperialismus im Mäntelchen des Kommunismus beendete. Seitdem war das Böse verschwunden, und der neue Herr, der den Kreml hat in neuen Glanz erstrahlen lassen, war ein lupenreiner Demokrat geworden.
Gestern zeigte das Fernsehen das Unfassbare in Europa, Millionen von Menschen auf der Flucht, getrieben von Separatisten, denen man schwere Waffen allenfalls hätte im Museum vorzeigen dürfen. Wie die an das gefährliche Zeugs gekommen sind, weiß keiner. Zwei europäische Führer, Mme. Merkel und M. Hollande eilten nach Moskau, um zu retten, falls es noch was zu retten gibt.
Als Nicht-Politiker hat mich eher das Setting interessiert. Wie kriegt man das hin, dass der Hort des Bösen, der Kreml, wie Cinderella Castle erscheint? Richtig! Alles in Bonbon. Ob die EU-Kommission den Lichterschmuck von Moskau finanziert hat? Ich füge Moskau zu meiner Hauptstädtesammlung mit LED-Schäden hinzu. Vorher waren London, Ankara, Rom, Belfast und Berlin dran. Istanbul habe ich ausgespart, weil keine Hauptstadt mehr. Den Beitrag über Male (LED im Paradies bzw. Hölle) muss ich noch schreiben.