Wunder der Physik - Von Ingenieuren gebastelt  

Glauben Sie an Wunder - außer zu Weihnachten? Vielleicht? Würden Sie glauben, dass Ingenieure Wunder schaffen? Bestimmt nicht. Man kann aber allenthalben über Wunder stolpern, die Ingenieure schaffen, auch mal ohne es wirklich zu wollen. Dazu gehörte z.B. eine Raumdecke, in der eine Leuchte steckt, die eine Heligkeit in derselben erzeugt. So etwas ist möglich mit abgehänten Decken, aber nie ohne, zumal wenn auch noch der Fußboden dunkel ist. Sowas stand in einer beinah genialen Norm - DIN 5035-7 -, aber nicht nur das. So sollte eine Leuchte, die dazu getrimmt war, bei seitlichem Einblick gar keine Reflexionen auf Bildschirmen zu verursachen, breitstrahlend sein. Wie soll eine Leuchte seitwärts Licht abstrahlen, ohne dass die eine Leuchtdichte in dieser Richtung hat? Leute, die so etwas oder Ähnliches glaubten, sperrte man ansonsten ein, oder man stellte sie dem Papst vor, in der Hoffnung, Galileo Galilei endlich widerlegen zu können. In bestimmten Disziplinen dürfen sie aber auf Kongressen das große Wort führen. Etwa zwei Jahrzehnte, bis die Leute sich erinnern, dass Licht nur geradeaus fliegt. (Eine längere Geschichte hiervon gibt es hier.)

Ich hatte selbst ein ähnliches glorreiches Unterfangen gehabt, Arbeitsräume ohne Blitz zu fotografieren. Kein Problem in Werkhallen, aber nicht in Büros. Die Menschen, nicht ahnend, wie gefährlich die Sonne sein kann, sitzen fast immer so dicht am Fenster, wie sie können. Die meiste Zeit dominiert das Licht vom Fenster. Der dumme Fotograf steht in der Tür. Und merkt nicht, dass es eine Fachbezeichnung für seine Bilder gibt: Gegenlichtaufnahmen. Man kann zwar alles hinterher photoshoppen. Dann kann man aber gleich mit Blitz arbeiten. Mir ging es aber darum, das Erscheinnungsbild von Menschen im Büro einzufangen. Daneben.

Heute ist mir ein Bild über den Weg gelaufen, das eine Leuchte zeigen will. Die soll dem Raum eine tolle Atmosphäre verleihen. Soll doch! Die wirft aber keine Schatten. Kann man Licht erzeugen, ohne jeglichen Schatten?

Der abgebildete Raum kennt keine Schatten! Wie fliegt das Licht eigentlich? Und zu welchem Zweck? Die Vermutung, dass sie beleuchten soll, könnte stimmen. Heute verlangt man von einer Beleuchtung aber eine gesundheitliche Erleuchtung. So einfach Licht auf den Tische werfen, ist nix. Dazu las ich in einer kommenden Norm, dass man zu einer solchen Wirkung ein paar mehr dieser Leuchten über dem Tisch braucht. Vor allem, wenn man mit CAD Flugzeuge konstruiert. Und so ähnlich sieht die Rechnung aus: An Arbeitsplätzen mit Bildschirmen (CAD geht nicht ohne) durfte die Beleuchtungsstärke nie unter 500 lx fallen. Das war der Wartungswert. Bei 499 lx muss der Arbeitgeber die Reparaturkolonne losschicken, die die Leuchte wartet. Oder die Putzkolonne. Jetzt gibt es einen erhöhten Wartungswert, unter den die Beleuchtungsstärke nicht fallen darf, und die beträgt jetzt 1.000 lx. Allerdings beteuern die Protagonisten der Norm, das wäre wirklich nur ein Minilmalwert. Die Reparaturkolonne muss also noch früher ausrücken als früher.

Minimalwert hin, Wartungwert her. Um den oberen Minimalwert zu halten, müsste man etwa 5 dieser Leuchten über dem Tisch montieren. Um auch den Blendwert einzuhalten, der angegeben wird, muss man alle an derselben Stelle montieren. Dieses Wunder schlägt alle früheren Wunder der Lichttechnik um Längen. Sozusagen, es schlägt dem Fass den Boden aus. Man könnte die Leuchte hängen lassen und dafür die Leuchtdichte verfünffachen, was mit LED lässig gelingt. Dann sitzt keiner mehr hier. Oder konstruiert Flugzeuge, die man besser auf dem Boden lässt.

Was sagen aber die Bewohner dieses Raums, die gemäß HCL (Human Centric Lighting) im Mittelpunkt stehen? Das ist das Konzept, mit dem die zum gesunden Leben erleuchtet werden sollen. Was sagen sie dazu? Ich denke, sie sagen gar nichts und machen das Licht aus. Wenn man sie daran hindert, indem man die Lichtschalter abschafft - smart lighting -, nehmen sie einen Besenstiel und klopfen die Lampen kaputt.Smart user …

Home Office kann man nicht besser fördern. Hier eine Studie des Netzwerks Linkedin:

Was so alles zum Sonnenschutz gehört …

 

Beim Sinnieren über den Sinn eines permanenten Sonnenschutzes fand ich eine Website, die so Alles um den Bau herum kurz und bündig erklärt. Ich weiß nicht genau, warum sie das tut. Aber sie tut es seit langem, was man am Design der Seiten erkennt. Es gibt hier echt viel zu sehen.

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IGNIS gewinnt den Preis Beyondbauhaus

Nur wenige Jahre Bauhaus - ein kurzer Augenblick in der Geschichte der Architektur - reichten aus, um das Bauen weltweit zu verändern. Das traurige Ende war so traurig nicht, weil das Bauhaus in viele Länder umzog, auch in die USA. Bauhaus soll im 100. Jahr nach der Gründung die Zukunft gestalten. An dem Wettbewern Prototyping the Future nahmen 1500 Bewerber aus 50 Ländern teil (hier). Die Ausstellung läuft in CLB Berlin, Moritzplatz.

Einer der Gewinner ist Tobias Grübenbacher von der UdK Berlin (website hier). Die Idee ist, den Prozess der Stromerzeugung und des Transports bis zum Leuchtmittel abzukürzen. So wird heute eventuell eine Lampe in Posemuckel mit Strom aus Vilabajo oder Villariva, Spanien, zum Glühen gebracht. Vorher muss man aber Öl aus Transjordanien oder Transilvanien nach Villabajo bringen, um dort Wasser warm zu machen. Dessen Dämpfe pusten dann eine Turbine an, hergestellt in Buckley, USA, die einen Generator aus Niigata, Japan, antreibt. Der Strom findet seinen Weg über viele Industriepräirien von Villabajo nach Posemuckel. Dort legt Erikas Mustermann einen Schalter um und bringt eine LED aus Shanghai zum Glühen, Pardon, zum Leuchten. Die kann aber nur so lange leuchten, wie sie am Netz hängt. Wo kein Netz ist? Bleibt die Lampe so nützlich wie eine Schneeschippe im Sommer.

Nicht so mit IGNIS. Man kann sich paar Holzscheite im Stadtpark sammeln und ein Feuerchen machen. Neben Kartollfeln und Steckerlfisch macht das Feuer auch Licht. Zwar nicht so wie anno Tobak ganz direkt aus den Flammen, sondern über Peltier-Elemente. Wenn man sich die Energiebilanz beim Betrieb anschaut, wird in einem so beleuchteten Raum kein Milliwatt Energie vergeudet, weil sich das Licht der Lampe vollständig in Wärme umwandelt.

Natürlich ist die Anwendung nicht für Posemuckel gedacht. Woran Trübacher gedacht hat, verrät das Video.

Was ist gefährlicher als Blau?

 

Wem die Frage unbekannt vorkommt, ist in guter Nachbarschaft. Mir ist die auch neu, bzw. war neu bis gestern. Jemand hat eine LED kreiiert, die nicht mehr Blau daherkommt, sondern eher zum Violetten hin strahlt. Damit man das Richtige sieht, füge ich die gemeinten Spektren bei. Die Logik hinter der Frage: Wenn man einen Teil des Spektrums in Richtung kurzwelliger schiebt, hat jedes Photon mehr Energie. Daher wäre die neue LED gefährlicher als die altbekannte (d.h. die altbekannte mit einem Peak bei Blau).

Ich will die Diskussion nicht etwa anfeuern, sondern einen Hinweis darauf geben, dass eine neue Baustelle entstanden sein kann. Wenn Blau gefährlich ist, ist kürzerwellige Strahlung nur noch gefährlicher. Wer hat aber gesagt, dass das Blau von LEDs gefährlich ist? Vielleicht sollte man die Diskussion ohne LED fortsetzen, dann hört sie vielleicht auf. So wie bei der Leuchtstofflampe. Die Behauptung, dass sie Krebs auslöse, beschäftigte ganze Generationen. Es hatte zunächst mit behaupteten Sehstörungen angefangen Ich denke, das erste Gutachten dazu hatte der Sehphysiologe Schober im Auftrag der LiTG in 1950 geschrieben (hier*). Er verneinte die behauptete Wirkung. Offenbar reichte es nicht allen, so wurden im Laufe der Jahre weitere gutachterliche Stellungnahmen durch seinen ehemaligen Assistenten Hartmann, den Arbeitsmediziner Müller-Limmroth u.ä. veröffentlicht. (hier**). Meine Meinung dazu hatte ich zur ersten Tagung mit dem Titel "Licht und Gesundheit" veröffentlicht. Bereits der Titel sagt eigentlich das aus, was ich meine: "Licht als Stressor oder Stimulans". Man kann es so oder anders sehen. (hier)

Das war die einzige Lehre, die ich aus den genannten Gutachten gezogen hatte: Die Wirkung wird nicht durch die Lampe bestimmt, sondern durch ihre Anwendung. So löste sich das Rätsel nach Jahrzehnten auf: Licht kann vermutlich krebsauslösend wirken (WHO 1987= Weltgesundheitsorganisation). Wenn die Vermutung stimmt, entsteht die Wirkung über die Verhinderung der Melatoninausschüttung bei Licht in der Nacht. In der Frage wird übrigens seit den 1980er Jahren geforscht. (Anm.: Ich will niemanden verunsichern, aber die angehängte Studie fiel mir auch gestern in die Hände. Es handelt sich um Praktiken, die Wissenschaft zu instrumentalisieren. Ein echter Krimi - nicht mit einem Toten, sondern Millionen. Bitte)

Ob Violet nu gefährlicher ist als Blau? Man warte seriöse Forschung ab. Deren Mühlen mahlen zwar langsam, sie produziert aber weniger von spektakulären Ergebnissen, die man zurückrufen muss. (Artikel kurz arc-magazine) Man könnte natürlich ein UV-Filter vorschalten, und das ganze Problem vergessen. Wär aber zu einfach.

*Schober, H.: Die angeblichen Sehstörungen bei Beleuchtung durch Entladungslampen. Lichttechnik (1950) 2, 8.103 und Lichttechnik (1954) 6, S. 215-218.
Schober, H.: Asthenopische Beschwerden durch Leuchtstofflampen. Klin. Mbl. f. Augenheilk. (1953) 123.
Schober, H.: Gutachtliche Denkschrift über die gesundheitliche Verträglichkeit des Leuchtstofflampenlichtes. Herausgegeben vom Technisch Wissenschaftlichen Ausschuß der LiTG e. V., Karlsruhe, 2. Aufl, 1971
**Stellungnahme zur Frage der Verträglichkeit des Leuchtstofflampenlichtes, Technisch-Wissenschaftlicher Ausschuss der LiTG, bearbeitet von E. Hartmann und W. Müller-Limmroth, Juli 1981

Wie man Energie verballert und die Welt in neuem Licht erscheinen lässt …

 

Die Neuauflage der Idee tout Paris von einem einzigen Mast aus zu beleuchten, brachte mich dazu, andere intelligente Wege zu suchen, wie man Energie los wird, und dabei allen zeigt, wie intelligent man ist. Hier nur einige Beispiele. (Damit ist meine Sammlung an verschandelten Hauptstädten noch nicht zu Ende, z.B. London, Ankara, Rom, Belfast, Berlin. Istanbul steht nicht darauf, weil die Stadt keine Hauptstadt mehr ist nach 1600 Jahren. Aber an scheußlichen Lichtspielen hat sie so viel zu bieten, dass ich einen Extra-Blog geschrieben habe (Meine zerstörte Heimat).

Hier wird die Natur in neues Licht gehüllt.

Und das hier ist der Gipfel: Vor 45 Jahren wurde der Bevölkerung von Istanbul eine Brücke über den Bosporus versprochen, die sich an die Natur schmiegt und alles so läßt wie seit 1000 und mehr Jahren.

Wenn die Scheinwerfer die Kamera nicht geblendet hätten, würden man sehen, wie die Halteseile der Brücke in Rot schwelgen. Wenn Gott einem ein Leuchtmittel  gibt, muss man ihn fragen, wo bitte der Verstand bleibt.