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Bundesgerichtshof bestätigt Verbot des Vertriebs von Energiesparlampen mit zu hohem Quecksilbergehalt

quecksilber-verboten

Dat weer ook Tied! Die gesamte Republik mit einem Quecksilbernebel überziehen, um Strom zu sparen - und das mit dem Segen des Umweltministers (siehe hier oder dort) und auch des ehemaligen grünen Umweltministers (siehe dort)! Darauf musste man kommen. Für mich eine neue Erfahrung, den Applaus der Industrie heraufzubeschwören - sie wartet nur so auf Argumente, die dem Absatz der LED auf die Beine helfen sollen. Dieses Urteil ist ein Meilenstein.

Den Text des Urteils kann man hier bundesgerichtshof abrufen.

Mein AMpelmann

Kampf der Giganten - Bonsai siegt

Die Abschlussfeier der Olympischen Spiele in Rio erinnerte mich an München 1972. Nicht wegen der Ähnlichkeit -ähnlich waren sie wirklich nicht -, sondern wegen des Lichtzaubers, der über die Fernsehschirme lief. Der Unterschied könnte den Vergleich der Glotze von 1972 und dem Mega-Smartscreen von 2016 vertragen, der in vielen Wohnzimmern steht.

Ich guckte zunächst, wo wohl die vielen Projektoren wären, die die Arena beleuchteten. Fehlanzeige! LED kann nicht nur beleuchten, sondern auch leuchten. Wer den Unterschied nicht kennt - leider gibt es davon viele -, sollte sich die Geschichte des Münchner Olympiastadions ansehen und mit Maracana 2016 vergleichen. In München beleuchteten - ziemliche - Giganten unter den der Leuchtmitteln das Stadion, je 3,5 kW. Den echten Giganten der Sorte konnte man damals noch in Berlin auf dem Hardenbergplatz sehen. Ich denke, die Lampe hatte 75 kW und der Turm, auf dem die angebracht war, entsprach dem Traum von der Beleuchtung von Paris vom Eiffelturm aus, nur etwas kleiner. In Rio hingegen spielten Winzlinge die Hauptrolle, LED. Und die wollten gar nicht beleuchten, sondern selber leuchten, auch wenn nur mit einer Leistung im Milliwattbereich. Die Menge macht´s.

Was macht den Unterschied aus? Die Technik des Leuchtmittels! In München setzte man - state-of-the-art - Hochdrucklampen ein. Sie sollten das Stadion beleuchten. Dort wollte man zum Schluss einen einzigen Effekt generieren: Die Lampen sollten nacheinander so geschaltet werden, dass das Licht einmal um die Arena läuft. Dazu musste eine gewaltige Elektrik aufgebaut werden, damit die noch heißen Hochdrucklampen gezündet werden konnten. Und bei jedem Einschalten ging mindestens ein Dutzend der teuren Lampen kaputt. In Rio verwandelte sich die Arena in ein Riesendisplay und spielte stundenlang die jeweils benötigte Szenerie ab. Natürlich gab es auch Beleuchtung, aber eben als Beleuchtung. Der wichtigste Unterschied zu früher bestand allerdings in der Geschwindigkeit des Schaltens: LEDs sind schnelle Elemente im Gigahertzbereich, während eine Hochdrucklampe erst ma´ 15 Minuten abkühlen muss, ehe sie wieder gezündet werden darf. Bonsai gegen Gigant, ultra-schnell gegen gaaanz langsam.

Da ist aber ein ganz anderer Unterschied zwischen Leuchten und Beleuchten. Da Licht dummerweise immer geradeaus fliegt, es sei denn das Universum ist etwas gekrümmt wie bei Einstein, werfen beleuchtete Objekte immer einen Schatten. Sofern man diesen nicht in seine Planung einbezogen hat, können diese einem die Show gehörig vermasseln.

see-you-in-Tokio

Dieses Gewusel an Schatten war bei der Choreographie bestimmt nicht vorgesehen. Ganz schön anders sieht es aus, wenn Beleuchten eher in den Hintergrund tritt und Leuchten die erste Geige spielt.

Bereits in Sotchi bei der Eröffnungsfeier konnte man das Potential von LED bewundern lernen (hier). Was seitdem noch hinzugekommen ist, kann man anhand der Videos studieren.

Lichttechnisch gesehen stelle ich fest, dass Bonsai gegen Goliath gewonnen hat. Träumte einst ein gewisser Siemens davon, seinen Rivalen Edison durch Größe auszustechen, würde dieser in seinem Grab die Kastagnetten anziehen, wenn er wüsste, wie gut seine Idee war. Warum ich das alles schreibe? Wegen retrofit - man packt riesige Mengen an Winzlingen zusammen, damit sie eine Leuchte ergeben, die nie einer so beabsichtigt hat. Sie, die Langfeldleuchte für 1,2 m und 1,5 m Lampen ist nur deswegen entstanden, weil diese Lampen die höchste Lichtausbeute unter vergleichbaren Lampen hatten. Jetzt bauen wir mit Bauelementen, von denen man mehrere Millionen auf ein Display packen kann, Dinge nach, die man so eigentlich nur für Sonderfälle gebaut hätte. Für eine Walzstraße ist es wirklich egal, wie lang eine einzelne Leuchte ist. Die Kaninchenställe, in denen die Hälfte der Bevölkerung arbeitet, Büro genannt, kann man aber viel besser mit kleineren Einheiten beleuchten. Müssen wir moderne Technologie in Blechkisten verpacken, die schon immer eher schlecht als recht funktioniert haben?

Mein AMpelmann

LED-Beleuchtung für Mensch und Tier in einem Milchviehstall unter Berücksichtigung der biologischen Wirksamkeit

Es ist erreicht! Hier geht es nicht um den Bart des Kaisers sondern um die Gesundheit von Kuh und Melker. Bislang hatte die "LED-Forschung" nur Menschen erfasst, die nicht weglaufen konnten, auch wenn aus unterschiedlichen Gründen. So beackerten Forscher im Auftrag der Firma Ph. Schulen, ich meine Grundschulen. Schüler können nämlich nicht weglaufen bzw. - bleiben, wenn ihnen das Licht nicht behagt. Sie müssen sich so lange blau anstrahlen lassen, bis sie im Pisa-Test die Kinder von Burkina-Faso hinter sich lassen. Die von der Firma Z. beauftragten Forscher hingegen spezialisierten sich auf Altersheime. Die Senioren kommen da aus anderen Gründen nicht so schnell weg. Falls sie es dennoch schaffen, steht vor dem Heim neuerdings eine Bushaltestelle, an der nie ein Bus hält. So sammelt man die Senioren mühelos wieder ein und führt sie dem vitalisierenden LED-Licht wieder zu. Der dritte im Bunde, die Firma O. kam zu spät, um sich an einer der Extremen zu positionieren. Die macht es mit etwas älteren Kindern als die Firma Ph.

Wo kann man nun zu Gemüte ziehen, wie LED-Licht Milchvieh und Mensch biologisch aufmöbelt. Sehen die Kühe überhaupt Menschen in ihrer Arbeitsumgebung? Eigentlich steht der Milchbauer mit den LED-Erbauern im Konkurrenzkampf, weil der, der Milchbauer, seit Jahrzehnten behauptet, Milch mache müde Männer munter. Jetzt erzählt der LED-Bauer dieselbe Story, aber umso drastischer. Sein blaues Licht macht alle restlos munter. Warum soll man - frau - Milch trinken? Die Forscher, Daniel Werner, Michael Schneider, Maike Müller, Eva Schwenzfeier-Hellkamp, Klaus Reiter, werden bei ihrem Vortrag ergründen, wie die biologische Beleuchtung die biologische Milch beeinflusst. Der Vortrag findet am 28. September 2016 in Karlsruhe statt. Ob die Milch, entstanden mit biologischer Hilfe von LED, als Biomilch verkauft werden darf, werden sie vermutlich nicht erzählen. Biologisch wirksam ist sie ja - irgendwie …

Leider, leider gibt es zum Vortrag keinen Teaser. Deswegen kann ich nur spekulieren, was dargestellt wird. So etwa die Aktivierung des Melkers bereits vor Sonnenaufgang, der die Milchkuh richtig frisch angeht. Es könnte auch sein, dass die Milchquelle morgens früh aktiviert wird, so dass der Bauer Probleme mit der Dame bekommt, die aber bravourös löst, weil blaues Licht auch schlau macht. Letzte dumme Idee wäre, dass die Milchkuh durch das LED-Licht derart schlau wird, dass sie den Dienst quittiert und Kalb und Bauer sitzen lässt. Ob sie sich dann einen Lampenschirm aus dem Müll holt und auf den Kopf setzt, um in die Stadt zu tingeln wie weiland die Wildsau Veronica (aus Des deutschen Spießers Wunderhorn)?

Weiß ich wirklich nicht zu sagen. Was ich sagen kann, stammt aus einer Broschüre von wirsindheller. Dort steht geschrieben, dass deren Konzept ein Standard-Stallmaß von 60 x 30 Meter voraussetzt. Macht 1800 qm! LED eignet sich also nur für die Massenkuhhaltung? (Das gemeine Bild von der Kuh beim Morgenappell stammt nicht von der Fa. wirsindheller sondern von der Fa. wirmachenSIEheller. Die Kühe, wie die Haltung zeigt, stammen aus Preußen. Die Wandfarben bestimmt nicht. Die Farben und Formen sind nix für den Alten Fritz.)

Eignet sich die LED überhaupt für die Kuhhaltung? Das will ein gewisser Feuerlöscher wissen. Der scheint gut Bescheid zu wissen. Wie viele Strahler verbaut? Aufhängehöhe … Was ich nicht angeben könnte, ist die beleuchtete Fläche. Früher stand die Kuh im Heu wg., na, sie wissen warum. Heute scheint sie auf Beton zu stehen.

Feuerloscher Aber immerhin dürfen sich die Tiere angucken. Dummerweise funktioniert dann die Sache mit dem biologischen Licht nicht so gut. Dieses muss nämlich ins Auge gehen. Da das Licht dummerweise nur in eine Richtung fliegt, müssten man entweder die Damen komplett preußisch anordnen wie in Kampfformation, oder das biologische LED-Licht muss jeweils über dem Gang zwischen den Reihen angeordnet werden, so es den gibt. Meine Erfahrung mit Kuhställen sagt, das sei selten. (Seit wann wissen Städter, wie Kühe angeordnet werden?) Die nötige Lichtverteilung nannte man früher "batwing". Ich weiß nicht, wie man  bei Lichtverteilungen auf lichtscheues Viehzeug kommt. (Werde wohl auch nie erfahren, weil die Lichttechniker, die die Bezeichnung erfunden haben, nicht mehr unter uns weilen.)

Martin2503 findet die Idee gar nicht gut. Er ist sicher, dass die Kuh eher an Haltung verliert.

Martin2503  

Darki beherrscht die Sprache des Kuhbauern einschließlich ortsüblicher Orthographie):

Viecha-tamisch-machen

Freidenker bringt Tatsachen aus der Physik in die Debatte:

FirefoxScreenShot088

1Hansi gibt fachmännisch Rat:.

1Hansi

Lass ma´ behirnen:

behirnen

Lass ma´ behirnen:

Dank LED brauchen wir nicht mehr abwarten, dass der Herr Hirn regnen lässt. Das besorgen wir jetzt auf Knopfdruck. Demnächst in diesem Theater: Hühner legen eckige Eier unter LED. Tut aber nicht weh, weil blau macht nicht nur so schlau, sondern auch widerstandsfähig. (Übliches Volk glaubt an 50.000 h, der Bauer soll an 100.000 Stunden glauben. Ist das schlau?)
   LED-im-Kuhstall

Machen Sie mehr aus einem Kuhleben! (Auszug aus der Broschüre der Milchviehmanagementberatung Schmidt - weitere Produkte Kuh-Comfort, Eutergesundheit (leider ohne Blaulichtanteil), auch als App zu haben.)

EU will alle Leuchtmittel außer LED abschaffen

Das hier ist keine Horrormeldung, und auch keine Begründung für Brexit: Nach dem Willen der EU sollen bis 2022 alle Leuchtmittel verschwinden, die nicht LED sind. Aber keine Sorge, Kerzen lässt sie unangetastet, sie dienen ja nicht unbedingt als Beleuchtung.

Witzig ist festzustellen, was die EU unter Licht versteht. Hier ist eine Liste von Ausnahmen zu späteren Regelungen (bitte auf den Wortlaut achten):

  1. Anwendungen, bei denen der primäre Zweck des Lichts nicht die Beleuchtung ist, wie

    1. i)  das Aussenden von Licht als Agens in chemischen oder biologischen Prozessen (z. B. Polymerisation, ultraviolettes Licht, das zum Aushärten/Trocknen/Härten verwendet wird, fotodynamische Therapie, Gartenbau, Tierpflege, Insektenschutzmittel),

    2. ii)  die Bildaufnahme und die Bildprojektion (z. B. Foto-Blitzlichtgeräte, Fotokopierer, Video-Projektoren),

    3. iii)  die Wärmeerzeugung (Infrarotlampen),

    4. iv)  die Signalgebung (z. B. Lampen für die Verkehrsregelung oder für die Flugplatzbefeuerung);

Also: UV ist Licht, IR auch. Ist das so wichtig? Eigentlich nööö, ist eher überlebenswichtig, wird aber in der Lichttechnik seit 1924 stets verneint. Und unsere hochmoderne Normung zu biologisch wirksamem Licht lässt es auch außer Acht. Seltsam was? 

Blaulichtgefahhr

Setz´ ma´ Zahlen ein

20.05.2016

 
Wie viele Pleiten hätte man wohl vermeiden können, wenn man ein theoretisches Gebilde rechtzeitig nachrechnen würde, so mit echten Zahlen, soweit möglich. Es geht um Tageslicht und um den Spruch im Titel "Setz´ ma´ Zahlen ein". Der Spruch war in meinen Unizeiten ultima ratio, das letzte Argument, wenn wir beim Theoretisieren irgendwie ins Wolkige entfleucht waren. Dann sagte irgend ein Kollege eben diesen Spruch auf. Und alle kamen von der Wolke herunter.

Was das mit Tageslicht zu tun hat? Viel bis alles, was die Technik angeht. Dem Tageslicht selber tun solche Sprüche natürlich nicht weh. Es ist göttlich. Was der Ingenieur macht, ist hingegen bestenfalls profan, zuweilen unterirdisch. Es sei denn, der Ingenieur nimmt die antike Bezeichnung seines Metiers ernst: techne = Kunst, Gewerbe, Geschick, List, sogar Betrug. List und Betrug? Diese waren aber nicht böse gemeint, sondern in dem Sinne, dass der Techniker auch mal das Material oder die Natur listig verändert, so  wie man den Wind dazu benutzt, um gegen ihn zu segeln. Den obigen Spruch hörte ich das erste Mal aus dem Mund meines Doktorvaters, als ein russischer Forscher die Welt in Verzückung versetzt hatte mit der Vorstellung, Licht in Schläuchen in die Erde zu leiten. Die Architekten waren entzückt und träumten von unterirdischen Städten, die man mit Sonnenlicht versorgen würde.
 

Als der Russe auch die Anwesenden in einem Seminar beeindruckt hatte, fragte unser Professor, man möge doch mal rechnen. Das war Anfang der 1970er Jahre. Und der letzte Auftritt des russischen Wissenschaftlers in dieser Sache. Unser Chef sagte, die Solarkonstante bestimme das Maximum an Energie, das man bei günstigsten Bedingungen abernten könne. Und die betrüge 1367 W/m2 im Weltraum.  Tut es übrigens immer noch. Wenn man die Verluste einrechnet, kämen 1025 W/m2 bei Cirrusbewölkung und klarem Wetter heraus. Um eine Stadt zu beleuchten, müsste man einen riesigen Spiegel bauen, der die Energie einfangen täte. Den muss man aber ständig putzen. Als er die etwa erforderliche Größe des Spiegels vorrechnete, hatten viele Anwesende das Gefühl, die unterirdische Stadt wäre besser ohne Dach. Ob man die dann unterirdisch nennen darf? Ich denke, die Idee darf man auf jeden Fall so nennen.

Solarkonstante

Dieser Herr mit seiner Lichtschlauchidee war erst einmal erledigt. Aber die Idee nicht, denn sie ist viel älter als der russische Kollege und stammt aus einer kleinen Stadt aus der Schweiz, in der den Bürgern ein böser Streich gespielt worden sein soll. Solche Aktionen, böse Streiche zu Lasten von Bürgern,  sind zwar auch sonstwo üblich, aber diese Stadt hat es zu einer großen Berühmtheit gebracht. Die Idee hat ein Bürger eines benachbarten Kleinstaates auch mit vielen Alpengipfeln darauf weiterverfolgt. Dieser - der Kleinstaat - war nicht immer klein gewesen, und stand viele Jahre im Witzkrieg mit der Schweiz. Die Idee des Bürgers dieses Kleinstaates war ungewöhnlich groß: Man könne das Tageslicht ins Innere von Gebäuden leiten und so die wenig geliebten Arbeitsplätze im Rauminnern aufwerten. Dazu entwarf er monströse Spiegelkonstruktionen, die das Licht vom Fenster nähmen und ins Rauminnere brächten. (Bitte keinen Kommentar, ob dies als Kunst, Gewerbe, Geschick, List, sogar Betrug gemeint war.)
 

Die Idee passte gut zu der Zeit, weil die EU dabei war, die Energieeffizienz von Gebäuden durch Tageslichtnutzung fördern zu wollen. Damals hat keiner die Realisierungschancen gerechnet. Erst ma´ forschen … Doch einer, ein schnöder Kaufmann einer Versicherung, wollte etwas wissen, was anscheinend nur dumme Kaufleute interessiert: ROI, return on investment bzw. wie lange dauert es, bis ich mein investiertes Geld einspare, wenn ich sparen will? Der Mann war so dumm, dass er nicht merkte, was für ein Glücksfall ihm zu Füßen lag: Die Investition würde sich, kaufmännisch gesehen, in 42 Jahren lohnen. Die Gelächter vom Kaufmann und seiner Kollegen sollen bis Bad Godesberg zu hören gewesen sein, obwohl sich die Geschichte in der Nähe des Bonner Hauptbahnhofs abgespielt hat.

Unweit dieser Stadt, in Düsseldorf, kam der schlaue Bürger des kleinen Landes mit vielen Alpengipfeln darauf nicht bis zum Kaufmann durch. Er wurde durch die Mitarbeiter abgebremst, die gerochen hatten, wie der wundersame Lichttransport funktionieren soll: Man deckt etwa ein Drittel der Fenster zu, sammelt das Licht dort ein, und bringt es ins Rauminnere, wo freilich keiner sitzt. Dafür fehlt vorne ein Drittel des Lichts und der Ausblick ist wörtlich grottenschlecht. Die Mitarbeiter gingen zu ihrem Arbeitsdirektor und der rief bei mir an. Wir würfelten, ob wir einen doofen Kaufmann engagieren sollten oder besser einen Professor für Psychologie. Erledigt hat die Sache der Professor, denn Kaufleute sind so doof, dass sie sich nicht mit so einem Unsinn abgeben wollen. Seine Meinung nach dem Ganzen: Dem Mann, dem Bürger des Kleinstaates in den Alpen, muss das Handwerk gelegt werden. Leicht gesagt. Der Mann ist Ingenieur und techne heißt …Bitte nicht Betrug sagen, List kann ich mir gefallen lassen.
 

Danach soll der Bürger des Kleinstaates mit vielen hohen Alpengipfeln darauf einer Stadt - nicht der mit den Lichtsäcken - angeboten haben, eine echt unterirdische Einkaufspassage mit einem Heliostaten zu beleuchten. Das sind Dinger, die oben einen Spiegel darauf haben, den sie immer nach der Sonne drehen, so sie scheint. Deren natürliches Vorbild ist die Sonnenblume. Was dem Heliostaten fehlt, ist die Speicherwirkung. Die Sonnenblume speichert die Energie als Fett ab. Der Heliostat könnte seinen Strom in einem Akku speichern. Der müsste aber ziemlich groß sein, um ein Einkaufszentrum zu beleuchten. Außerdem müsste genügend Strom da sein. Man setze Zahlen ein: Wie groß muss ein Spiegel sein, der bei rund 1 kW je qm ein Einkaufszentrum mit Licht versorgt? Ich denke, die Rechnerei kann man sich sparen, wenn man sich die Prozessakten anschaut. Es war zappenduster im Einkaufszentrum, und der Ingenieur soll angeboten haben, mit einer Lampe nachzuhelfen. Die soll eine Leistung von 2 kW haben. Dann kann sich jeder vorstellen, wie so ein Einkaufszentrum ausschaut, das man mit 2 kW beleuchtet. Ich denke, es schaut überhaupt nicht aus.

Was bei solchen Spielerien herauskommen kann, lässt sich in Baunetz Wissen oder DEUTSCHES ARCHITEKTENBLATT lesen: "Lichtkamine fangen das Tageslicht ein und transportieren es weiter. Die Systeme werden dort eingesetzt, wo es sonst im Gebäude zu dunkel ist. … •    

  • Röhre bis 1 Meter: Es ist hell bis sehr hell. Das Licht ist ausreichend zum Arbeiten, Lesen und Wohnen.
  • Röhre 1 bis 2 Meter: Es ist hell, aber Lesen und Arbeiten ist nur direkt unter der Streulinse möglich.
  • Röhre 2 bis 4 Meter: Diese Länge macht Sinn bei Räumen völlig ohne Tageslicht, wo es ansonsten stockdunkel ist."

     

Da seinerzeit das Architektenblatt noch nicht im Internet war und Internet den meisten Leuten unbekannt, hat sich eine akademische Institution der Sache angenommen. Die kümmern sich immer um Dinge, für die es Forschungsmittel gibt. Während wir mit einer glorreichen Idee abblitzten, Lichtkuppeln optimieren zu wollen, bekam die akademische Institution Forschungsgelder, um einen Lichtschlauch zu untersuchen. Lichtkuppeln u.ä. gab es schon im Alten Rom, aber Lichtschläuche? Für Dinge, die man seit mehreren tausend Jahren baut, gibt es keine Forschungsgelder. Basta. Dummerweise war ich selbst von der Idee des Lichts im Schlauch begeistert, weil ich die Sache mit dem Russen schon lange vergessen hatte. Auch ein Kollege, der sagte "Setz´ ma´  Zahlen ein" vermochte nicht, mich aufzuwecken.

Erst Jahre später, als die Sache mit den 2 kW mir durch den Kopf ging, wurde ich wach. Also: Man fängt mit einem Spiegel die Sonne  (1 kW oder deren 2) ein und leitet die durch ein ganzes Haus. Wie viel Licht kommt in einem der 50 oder 100 Arbeitsräume an? Wieder duster! Also installieren wir viel mehr Spiegel auf dem Dach. Wie viele muss ich denn installieren? Und wie viele Schläuche muss ich durch das Haus ziehen? Der doofe Kaufmann würde wieder mit seinem ROI kommen. Was nützt mir ein Gebäude, wenn 10% davon mit Schläuchen gefüllt ist? Doch bevor der in die Sache einsteigt, kommt ein noch dooferer Lichtingenieur und rechnet vor, dass man vielleicht so vorgehen möge wie bei der Berechnung des Tageslichtquotienten. Will man 10% des Wertes außen haben, muss mindestens 10% des Tageslichts ungehindert in den Raum kommen. Oder 15% des Dachs muss offen sein. Ein Bisschen mehr, und man wohnt und arbeitet in einem Cabriolet. Und um die Sonne in einem ganzen Gebäude scheinen zu lassen, muss man so umme 50 m2 Spiegel auf dem Dach montieren und eine Menge Lichtschläuche verlegen. Ob da in dem Gebäude noch viel Platz für die Leute bleibt? 
 

Ob die Bevölkerung von Rattenberg immer noch unter Lichtmangel leidet, ist nicht bekannt (s. Statistik der Bevölkerungsentwicklung). Eigentlich war der dumme Schlossberg vermutlich noch vor den Menschen von Rattenberg da gewesen. Warum die ihre Stadt genau dorthin gebaut haben, müsste ein Historiker ergründen. Die Schweizer würden gerne mit einem Ösi-Witz antworten, gäbe es nicht die dumme Geschichte mit dem Licht in Säcken. Die stammt aus der Schweiz. Lassen wir lieber unseren Kaiser die Sache ergründen "Jo, mei …"

Rattenberg-Bevoelkerung

Anm.: Ein Satiriker, den ich gerne lese, hatte die Story von Rattenberg in den Orient verlegt, wo ein Sohn des Dorfes das Leben ohne Sonne nicht aushält und auswandert. Die Jungs des Dorfes beten morgens die Sonne hoch, die leider zu spät kommt. Als er Jahrzehnte später nach Hause kommt, weinen die kleinen Jungs immer noch der Sonne nach. Er, der Heimkehrer, packt die Spitzhacke und reisst das Vaterhaus nieder und baut es auf der anderen Seite des Berges auf. Die Nachbarn tun ihm nach, und das Dorf hat bereits morgens Sonne. Wenn man die Sache so löst, haben allerdings die Ingenieure aus dem kleinen Alpenland keine Butter auf dem Brot. Auch nicht mit List und …