Asphalt Cowboys und LED
Der kleine gemeine Ichling ist der Oberbegriff für eine Spezies, die auf dem Asphalt wächst und gedeiht. Eine Unterart davon, auch als Unart bezeichnet, ist der allgemein beliebte SUV-Fahrer. Dass der Asphalt eine lebensfeindliche schwarze Welt wäre, wurde oft behauptet. Das stimmt. Dass der Ichling dort prächtig gedeiht, widerlegt die Behauptung nicht. Ist eher eine Bestätigung.
Zu den diversen Gründen für die Beliebtheit des SUV-Fahrers gehört seine Gewohnheit, den knappen Parkraum großzügig für sein fahrbares Unterteil in Anspruch zu nehmen. Schuld daran sind die anderen, vor allem die Bauämter, die nur ungenügend breite Parkplätze markieren, die die Freiheit des SUV-Piloten arg einschränken. So muss sein Besitzer eben eineinhalb davon in Besitz nehmen. Während der SUV-Fahrer eher ein Ärgernis denn eine Gefahr darstellt, entwickelt sich der Ichling zu einer wahren Gefährdung, sobald er mehrere Tausender für sein Autolicht entbehren kann.
Die Scheinwerfer für 7.500 Emmchen extra werden nicht von dem kleinen gemeinen Ichling eingesetzt. Die sind ihm zu teuer. Zudem sollen sie durch eine teure Kamera nebst Software so geregelt werden, dass sie den Gegner, Pardon, den Gegenverkehr, nicht blenden. Dazu hat der Hersteller so viel Hirnschmalz verarbeitet, dass die Scheinwerfer nicht eine Lichtverteilung haben, wie vom Gesetzgeber gefordert, sondern ein paar mehr:Wozu man 966 Millionen Lichtverteilungen braucht, verrät der Bericht im Handelsblatt nicht (hier). Ich denke, die Ingenieure sollten bisschen von ihrer Lieblingsbeschäftigung abgelenkt werden, Software für Abgasmanipulation entwickeln. Das macht einen schlechten Ruf. Dann lieber die Kerle mit Zählen von Lichtverteilungen beschäftigen. Wozu braucht man aber so viele? Was soll ich dem kleinen Ichling erzählen, welche der 966 Millionen Lichtverteilungen er braucht? Jede Lichtverteilung kostet immerhin 7,76-6 Euro.
Die Humanität der Technologie trieb mir dicke Tränen in die Augen. Die Ingenieure haben wirklich an alles gedacht. Nicht ganz alles. Es fehlt noch eine Einrichtung zum Verbiegen der Lichtstrahlen, etwa hinter den Vordermann zu leuchten. Der kleine gemeine Ichling denkt nicht daran, schlappe 7.500 Euro für so ein Klimbim auszugeben, stammt doch sein Auto mit größter Wahrscheinlichkeit aus einem Bundesland mit einem Bergvolk als Stammpopulation, bei dem die ersten Gläser Weizen nicht gezählt werden. Erst ab drei, so ein einstiger Ministerpräsident. Und ein einstiger Minister hat mit seinem Dienstmercedes einen Rentner in seinem Töfftöff einfach aus der Autobahn weggefegt. Nicht nur das Auto mit den genialen Scheinwerfern, sondern auch der Verkehrsminister von Angela Merkel stammt aus dem Bundesland. Doch wieder zurück zu unserem "geladenen" Minister, der zunächst Generalsekretär seiner Partei war. Minister sollte er noch werden. Und was für einer! Der hatte laut Zeitung 1,99 Promille (hier), als er den Fiat 500 mit einem echten Daimler 380 SE wegbaggerte. Ein Toter, ein Schwerverletzter … was macht unser Staat mit so einem? Resozialisierung ist angesagt. Denn verminderte Schuldfähigkeit gilt erst ab 2,00 Promille. Zuerst plädierte sein Anwalt für eine Bewährungsstrafe: "Zuerst sprach nur Anwalt Stiefenhofer in seinem Plädoyer angesichts des schrottreifen, überladenen, 13 Jahre alten Fiat 500 von „ungeheurem Leichtsinn, einer Rücksichtslosigkeit“." Richtig so, was hat ein Rentner mit einem 13 Jahre alten Fiat 500 auf der Rennb… Pardon Autobahn verloren? Später gab sich auch das Gericht gnädig und sprach eine milde Bewährungsstrafe aus. Aber die Resozialisierung des Gefallenen erforderte weitere Schritte.
Unser - noch nicht - Minister wurde Geschäftsführer einer mit Steuern finanzierten Stiftung. Behielt hohe Parteiämter. Wurde Staatssekretär im Staatsministerium für Unterricht, Kultus, Wissenschaft und Kunst (sic!). Echt Kult, der Kerl. Da all dies zur Demonstration der Milde unseres Staates nicht ausreichte, wurde er schlappe 10 Jahre nach seiner tödlichen Alkoholfahrt … ja was? Staatsminister für Wirtschaft, Verkehr und Technologie! Hätte der noch zwei Weizen eingezogen, wäre er schuldunfähig. Und hätte damit auch Bundesinnenminister werden können wie einst sein Parteifreund Old Schwurhand. (Der hatte allerdings nur einen Meineid geschworen, war aber zum Zeitpunkt des Eides vermindert geistig leistungsfähig aufgrund einer Unterzuckerung. Unser Minister war eher überhopft.)
Was hat der Ichling aus dem Fall gelernt? Richtich, Autobahnen sind voller Idioten, die sich selbst gefährden. Aber nicht nur das. Der Dienst-Daimler war auch beschädigt. Ergo: Scheinwerfer kaufen, die so stark sind, dass sie den Vordermann wegbeamen können. Der Segen der Politik ist ihm sicher. Die Politik - bzw. unsere liebe Bundesregierung - scheint ziemlich unbeleckt von Problembewusstsein. Auf eine Anfrage von Abgeordneten (– Drucksache 17/2042 – ) antwortete die einst so:
Statement "Helle Scheinwerfer führen zwar zu einer verbesserten Sicht des Fahrers, andererseits kann für entgegenkommende Fahrzeughalter, Radfahrer, Motorradfahrer und Fußgänger durch Blendung die Sehfähigkeit vermindert werden. Dies kann zu gefährlichen Situationen und Unfällen führen." (mehr dazu hier). Und unsere Regierung?: "Wissenschaftliche Erkenntnisse oder Forschungsberichte zur Blendung durch Tagfahrleuchten mit Leuchtdioden sind der Bundesregierung nicht bekannt. "
Etwas muss ihr schon bekannt sein, denn die nächste Frage hat sie fachmännisch (bzw- frauisch) beantwortet:
"2. Wie bewertet es die Bundesregierung, dass sich zunehmend Verkehrsteilnehmer durch starke Lichteinwirkung von Leuchtdioden geblendet fühlen und dadurch im Straßenverkehr verunsichert werden?" Antwort: "In der Wissenschaft wird unterschieden zwischen physiologischer und psychologischer Blendung. Die physiologische Blendung setzt die Sehleistung des Auges herab. Bei der psychologischen Blendung wird eine Blendungserhöhung empfunden, die nicht messbar und individuell verschieden ist. Verkehrsteilnehmer können sich geblendet fühlen, ohne dass dies zu einer verringerten Sehleistung führt. Die Unannehmlichkeit der psychologischen Blendung für Einzelne führt jedoch zu einem früheren „Gesehen werden“ von Fahrzeugen mit Tagfahrleuchten und damit zur Erhöhung der Verkehrssicherheit. " Langsam zum Mitschreiben: Uns ist es sch..egal, wie sich andere fühlen. Der Autofahrer will früher gesehen werden. Und das erhöht die Verkehrssicherheit. Von wem eigentlich? Wie man sieht, wird der kleine gemeine Ichling bestens geschützt, damit er auf dem Asphalt gedeihen kann.
Wenn Ihnen also einer entgegen kommt, der Sie blendet, und in unseren Tagen vermehren die Blender schneller als Karnickel, will er nur gesehen werden. Die Technologie ist, wie alle Technologien, völlig unschuldig und steht im Dienste des Nutzers. Im Neusprech: Technologie ist human centric. Ob man den kleinen gemeinen Ichling als human bezeichnen darf?
Wie dem auch sei, human centric heißt auch, dass ein auf eigene Sicherheit achtender Bürger immer einen Putzlappen bei sich führt. Die saubere Windschutzscheibe erhöht die Sicht dramatisch. Je nach Tester mal mehr, mal weniger. Vielleicht hat man in den Tests unterschiedliche Putzlappen benutzt. Man merke: Nicht der Blender ist schuld, sondern der rücksichtslose Fahrer mit der verschmutzten Windschutzscheibe. Obwohl … beim Heckfenster ist Dreck gut, wenn der Blender von hinten kommt. Bleibende Androhung: Diese Blogbeiträge werden so lange fortgesetzt, bis die Bedrohung des öffentlichen Verkehrs durch unsinnige Autobeleuchtung abgeschafft wird. Ab und an mal werde ich auch über blendende Fahrräder berichten. Der kleine gemeine Ichling fährt nämlich nicht nur teure Autos.
Wer war denn der Minister mit 2 Promille?
Will ich nicht sagen. Er hatte zudem nur 1,99. Wenn man die Zahl in Google eintippt, bekommt man Antworten aus Zeitonline oder Spiegelonline. Der gute Mann war beim Unfall noch nicht Minister. Er wurde rund 10 Jahre danach zum Verkehrsminister. Aber keine Angst, er fährt wohl nur noch Bahn, weil er als ehemaliger Vorstand eine Netzkarte geschenkt bekommt.
ich finde die neuen lichter prima. man sieht endlich was. das bisschen blendung kann doch nicht schlimm sein.
Was soll man dazu antworten? Warten Sie ab, bis es einen Toten gibt, dessen Ende von den schönen Scheinwerfern verursacht wird. Wenn ein Richter so etwas feststellt, ist die Sache mit dem Feinstaub eher ein Kinderspiel. Blendung ist nur ein Problem, ein noch schlimmeres wird hier beschrieben: Flicker und Flimmer
Guten Morgen,
ich stimme den Ausführungen grundsätzlich zu und das nicht nur aus eigenen Erfahrungen (ca. 60t km p.a.).
Möchte aber auf den Verwendungszweck eines SUV hinweisen. Nach Wikipedia ist ein SUV
„…ein Wagen, mit dem ein Jäger oder Angler durch unwegsames Gelände zu seinem Revier gelangen kann…“ (c)Wikipedia – also ein Geländewagen.
Ok. Also gibt es in Deutschland über 1.800.000 (https://de.statista.com/infografik/4699/suv-pkw-deutschland/) Jäger und Angler. Schlußfolgernd müßten sich an jedem Weiher, Teich, See oder Fluß die SUV`s aneinander reihen, wenn die Käufer alle ihre Angel- und Jagdreviere nur mit einem geländegängigen Fahrzeug erreichen könnten.
Da ich selber Angler bin, kann ich dies nicht bestätigen.
Wieso fährt dann aber die ökologische 1a Mama(Nichtjägerin und Nichtanglerin), mit ihren Kids auf den Öko-Bauernhof am Rande von Berlin, damit sie Lebensmittel ohne Schadstoffe bekommt, mit einem Audi Q7 der mal eben ca. 300 gr. CO2 je km rausblässt, anstatt mit einem Golf mit ca. der Hälfte an CO2 -Ausstoß? Ist ihr eigentlich klar das sie ihre tollen Lebensmittel gleich wieder belastet? Aus Erfahrung weiß ich, dass einige Strassen in und um Berlin nicht im besten Zustand sind, aber braucht Mann/Frau hier wirklich einen Geländewagen?
Ich denke die Beweggründe für den Kauf eines SUV ist wohl eher ein mangelndes Selbstbewußtsein in seiner Ausdrucksform des Herumprotzens. Wenn die sehr gut aussehende Dame im luftigen knappen Sommerkleid, den Aldi Einkaufwagen vor sich herschiebend auf ihren Porsche SUV zu läuft und ihr Kopf die Uhudrehung vollführt, um sich zu vergewissern, dass auch Alle gesehen haben, was sie für ein tolles Auto hat. Früher hat Frau bei den älteren Porschefahrern mit Penisverlängerung oder ähnlichem gewitzelt.
Apropos, ist Porsche nicht ein Sportwagenhersteller !??
Oder hat hier die Industrie und ihre Marketingmaschenerie ganze Arbeit geleistet ?
Denn so einen uneffektiven Blödsinn, wie hier: ein Auto für zig tausend Euro zu kaufen, welches die meisten gar nicht brauchen, ist rational nicht erklärbar. Oder würde jemand mit einigermassen Intelligenz sich eine Skiausrüstung kaufen, wenn er sein Leben in der Sahara verbringt.
Ein Freund von mir hatte einst ein solches Auto gekauft. Auf die Frage, was er denn damit wolle in einem Land, in dem man Straßen so gut wie nie verlassen darf, sagte er „Die Kiste gibt auf der Autobahn ein Gefühl wie bei einer Geländefahrt.“ Er wollte sich selbst auf den Arm nehmen.
Wer in Deutschland so ein Vehikel kauft, braucht für einen Sonderrabat eine Mitgliedschaft in einem Jägerverein. Manche Händler haben gleich einen Aufnahmeantrag parat. Er rechnet drei Jahre Beitrag gegen die Höhe des Rabatts. Und nu ist man drei Jahre Jäger.
Dass weder Angler noch Jäger in Deutschland ihren Sport mit Blenden verbinden dürfen, haben die SUV-Freunde wohl nicht gehört.
Die EU HAT Glühlampen verboten und so etwa 0,0001% des CO2 Ausstoßes eingespart. Warum darf jeder zwei Tonnen Blech durch die Gend fahren, wo die Hälfte oder weniger reicht?
[…] Die Gründe habe ich hier dargestellt. Das sich der zuständige Minister einen Teufel darum schert, auch. Der kleine gemeine Ichling leuchtet gern weit, heißt es dort. Und genau unser jetziger […]
[…] der gemeine Ichling – will gesehen werden und blendet (dort) […]