Wer sich vor einigen Jahren gewundert hat, wie vehement die Politik sich in das Glühlampenverbot gehängt hat, bekommt dieser Tage die Erklärung. Doch zunächst zum Vorgang: Die EU betrieb das Ende von Leuchtmitteln mit geringer "Energieeffizienz" mit brachialer Gewalt und war auf dem Ohr blind, auf dem sie wahrnehmen sollte, dass man die Effizienz von Lampen nur mit ähnlichen Eigenschaften, sprich Lichtqualität, vergleichen kann. Ansonsten gleicht der Vergleich einer Betrachtung von Äpfel gegen Nüsse bezüglich der Härte der Schale. Wenn sie denn Äpfel mit den sprichwörtlichen Birnen vergleichen täte! Zum einen war und ist die Lichtqualität immer noch undefiniert. Zum anderen war und ist das (damals) in den Himmel gehobene Objekt, die "Energiesparlampe", ein Meisterstück der Schlamperei. Die betreffenden Aspekte wurden in diesem Blog ausführlich diskutiert (z.B. hier und da oder dort). Vor allem, dass die Lampen geeignet sind, das deutsche Land und seine Nachbarn mit einem Umweltgift zu beglücken, Quecksilber. Und dass ein erheblicher Teil der "eingesparten" Energie auf den Leitungen als Blindstrom die Landschaft heizen würde.
Gemach! Offenbar wollte die EU das doch gar nicht. Sie fördert nämlich die LED-Technologie. Dagegen lässt sich wenig sagen, im Prinzip. In diesem Blog wurde mehrfach dargestellt, dass man mit diesem Leuchtmittel Dinge tun kann, für die herkömmliche Lampen nicht mal etwas ungeeignet sind. Nicht nur so witzige Anwendungen wie die Integration des Bildschirms eines Computers und einer Tischleuchte in ein Objekt mit OLED. Ein Teil präsentiert die Daten, der andere beleuchtet den Tisch. Wenn man das eine oder das andere nicht braucht, hat man zwei Lampen oder zwei Bildschirme, bis man sich das anders überlegt. Soweit, so gut.
Was mich gewaltig stört, ist aber die Einäugigkeit, mit der man die Vorteile der neuen Technik sieht, und die Nachteile übersieht. Das Ganze erinnert mich an die Marktschreier, die früher vor Kaufhäuser Wundermittel verkauften. Möhre reiben? Zack, zack, fertig! Zitrone ausdrücken? Schwuppdiwupp, entsaftet! Die Herrschaften haben sich in andere Gegenden verzogen, weil es kaum noch Kaufhäuser gibt. Großen Schaden an unseren Kulturgegenständen haben sie nicht hinterlassen. Doch die LED-Mania droht just dies, weil die EU ihr Projekt mit der Illumination von illustren Kulturobjekten vermarktet. Über die Sistina habe ich in den letzten Tagen genug geschrieben. Früher ärgerte mich das Schicksal der H.M.S. Belfast, die sich auf der Themse der Gaffern aus aller Welt präsentieren muss. Jetzt mal eine Bilanz mit Bildern, mit denen die EU selbst Werbung betreibt:
Darf ich mich darüber aufregen, dass man die europäischen Städte und deren Kulturdenkmäler in Bonbonfarben hüllt, wie die Amis die Niagara Fälle?
Museen, Rathäuser, Gotteshäuser, Kriegsschiffe, Aquarien… Allesamt beleuchtet in Bonbonfarben. Nicht einmal vor der deutschen Geschichte machen die Macher halt (hier). Technologie ist, wenn man Technik beherrscht und für seine wohlüberlegten Ziele sich untertan macht. Wer über die Scheußlichkeiten, die angeblich nur die Amis bewerkstelligen können, die Nase rümpft, sollte nicht versuchen, die zu übertrumpfen.
Mein Doktorvater hatte einem forschen Lichttechniker, der eine unpassende Lampe als Beleuchtung empfehlen wollte, damit gedroht, diese zuerst bei der Sekretärin des Herrn zu installieren, wenn der Mann nicht von seinem Vorhaben ablässt. Heute müsste man drohen, auch noch sein Schlafzimmer mit dem Licht zu dekorieren.
Hoffen wir auf die neue EU-Kommission.
"Exklusiv-Konzerte für den Porsche-Club, Product Placement für LED-Leuchten: Die Sixtinische Kapelle sorgt mit neuen Vermarktungsstrategien für Befremden. Dabei ließe sich das vatikanische Gotteshaus für noch viel tollere PR-Aktionen nutzen."
So lautet der Kommentar von Stefan Schultz vom 31.10.2014 zum Thema deutsches Licht in der Sistina. Und es geht so weiter: "Die Sixtinische Kapelle durchläuft dieser Tage einen bemerkenswerten Wandel. Eine betuchte Reisegruppe des Porsche Travel Clubs mietete das weltberühmte Gotteshaus unlängst als exklusiven Konzertsaal. Und die Münchner Firma Osram nutzt es neuerdings als Showroom für 7000 LED-Lampen, die UV-frei, energiesparend und PR-trächtig das Tonnengewölbe des Heiligtums erleuchten."
Hier kann man den ganzen Artikel lesen, der als Glosse klassifiziert wurde. Ich denke eher nicht. Er endet so: Und im Tonnengewölbe wäre neben all den Osram-Leuchten sicher noch Platz für eine Dunstabzugshaube von Whirlpool. Slogan: "Entfernt weißen Rauch - und schwarzen auch. Whirlpool, Ihr Partner für jede Konklave." (Rechtschreibung original).
Mir ist egal, wofür ein Heiligtum vermarktet wird, sofern es nicht zerstört wird. Was hatte Michelangelo Buonarroti im Sinn, als er die Kapelle bemalte? Was hatten die anderen Künstler im Hinterkopf, als sie sich hier verewigten? Sandro Botticelli, Pietro Perugino, Domenico Ghirlandaio, Cosimo Rosselli, Biagio d’Antonio und Luca Signorelli … Er soll jedenfalls keine künstlerischen Helfer akzeptieren wollen, sondern nur Handlanger. Ich denke, die waren auch Maler - gewerbliche. 520 Quadratmeter über Kopf gemalt! Hat er jemals daran gedacht, dass alles mit 7000 Lampen angeleuchtet würde? Oder eher an Kerzen und Fackeln? Botticelli und LED?
Wer kennt das Bild nicht: Viele alte Männer ziehen in einen Kirchenraum (Sixtinische Kapelle) ein, um einen noch älteren Mann zu krönen, Pardon, zum Papst zu wählen. Niemand darf aus dem Konklave berichten. Alle Handys werden von Zerberussen am Eingang abgenommen. Nicht einmal das iNet (die intergalaktische Version von Internet) kann die Störsender im doppelten Boden durchdringen. Von besonderer Bedeutung sind die zwei kleinen gusseisernen Öfen in einer Ecke der Kapelle. In einem werden nach jedem Wahlgang die Stimmzettel verbrannt, in dem anderen mit Hilfe von Chemikalien der weiße oder schwarze Rauch erzeugt. Der Rauch zeigt der Außenwelt das Ergebnis des Wahlgangs an. Durch ein Ofenrohr und den eigens montierten Schornstein auf dem Dach der Kapelle wird dieser nach draußen geleitet (hier). Zwar haben alle Teilnehmer (Kardinäle) einen direkten Draht nach oben. Aber der Herr, der über uns weilt, denkt nicht daran, die Presse zu informieren. (Auch wenn manche Vertreter der Presse anderer Meinung sind.) Nur solchen bizarren Persönlichkeiten wie George W. Bush soll er Nachrichten direkt zukommen lassen.
Kein Wunder, dass niemand weiß, wie es im Innern zugeht. Ich kann es mir vorstellen. In Rom ist es häufig sehr heiß. Die Sixtinische Kapelle hatte früher nicht einmal eine Klimaanlage. Die letzte, die 1994 eingebaut worden war, hat öfter mal die Waffen gestreckt. oder sie wurde abgeschaltet, weil einige der alten Herren sich über Zugluft beklagten. Das alles wäre nicht so schlimm, aber das Schummerlicht. Der alte Leonardo, Kollege von Michelangelo, hatte zwar alles Mögliche erfunden, elektrisch Licht hatte er aber ausgelassen. So schummerte die Kapelle vor sich hin, und mit ihr die Kardinäle. Manchmal 1005 Tage lang (längstes Konklave). Man kann sich vorstellen, wie sich die Riege der alten Männer langsam seitwärts in die Trance bewegt haben muss.
Vorbei! Wie Bild vorgestern berichtet hat, erleuchtet jetzt deutsches Licht die sixtinische Kapelle (hier oder dort). Und wo es was auch immer erleuchtet, werden alte wie junge Geister hellwach. So hat sich eine Lichtfirma auf Altenheime spezialisiert, wo sie mit viel Licht den Alltagsmief vertreibt, während eine andere sich Schüler vorgeknöpft hat, die durch blaues Licht intelligenter und agiler werden. Es finden sich "Wissenschaftler", die das Ganze auch noch in wissenschaftliche Journale schmuggeln.
Künftig werden die Kardinäle nicht mehr rammdösig ihre Stimmzettel ausfüllen, die anschließend verbrannt werden. Die Kapelle ist mit deutschem Licht erleuchtet, und das macht bekanntlich intelligent. (siehe. z.B. hier und dort). Wer Papst werden will, muss entweder einen Kursus im Präsentieren absolvieren (einschließlich Powerpoint) und vor dem Auftritt stundenlang in die Maske gehen, und/oder eine starke Brille ins Gesicht setzen (s. Alexander Dobrindt vor und nach seiner neuen Brille).
Es steht zu befürchten, dass die Kardinäle nur noch jung-dynamische Figuren auf den Papstthron erheben. Es könnte sogar noch schlimmer kommen, dass sie eine Frau wählen. (soll zwar vorgekommen sein, aber die Päpstin Johanna hat ihr Geschlecht genauso versteckt wie die Pharaonin Hatshepsut oder die Piratin Anne Bonny). Während die Kirche gelernt hat - sie führte die Papstprobe auf einem Stuhl mit einem Loch in der Sitzfläche ein -, arbeiten die Piraten immer noch nach ihrem alten Muster. Alle Menschen sind klug. Die einen vorher, die anderen nachher.
Was noch alles anders wird, wenn die Kardinäle durch bläuliches Licht aufgeweckt werden, kann man kaum ausmalen. Wenn man John Ott glaubt, das ist der Erfinder von true light, hatte das Flimmern der Fernsehbilder Ende der 1960er Jahre den Aufstand der Jugend in den USA gegen den Vietnam Krieg verursacht (kein Scherz, steht in seinem Buch geschrieben). Als man dann andere Röhren einsetzte, war es aus mit dem Aufstand. Was der amerikanischen Jugend recht ist könnte der katholischen Altersgarde billig sein. Übrigens, die Firma, die Personal Light anbietet, hat ein Panel zum Steuern des Verhaltens mitgeliefert. Darauf steht …Aktivieren … Konzentrieren … Beruhigen!
Wie man an unserem geliebten Verkehrsminister erkennen kann, kann man auch ohne blaues Licht intelligenter werden. Ob er die Einsicht in die schwierigste Materie, die je ein deutscher Minister zu lösen hatte, Ausländer zur Kasse, Pardon zur Maut, bitten, ohne Ausländer zu diskriminieren, mit oder ohne blaues Licht hatte, verrät nicht einmal die Bild-Zeitung. Vielleicht reicht die Einhornbrille. Das Panel mit …Aktivieren … Konzentrieren … Beruhigen! nimmt er immer mit nach München, wenn er zum Chef muss.
Wie groß ist ein Riese? Eigentlich egal, wenn er nicht David gegenüber steht. In der Industrie sieht es allerdings anders aus. Ein Riese ist einer, der alles kann. Und alles in großen Stückzahlen. So einer ist Samsung: Einer der größten Firmengruppen der Welt, von Schiffbau bis Smart Phone, immer vorne dran, wenn nicht Erster. Bei LED bestimmt nicht ein kleines Licht (hier Achtung: Link möglichst schnell benutzen. Grund steht unten zu lesen)
Heute wurde bekannt, SAMSUNG gibt LED als Lichtquelle auf. Quelle: ARD Teteletext
Es grüßt Sie herzlich unser Wappenvogel.
Was ist ein "Lichttag"? Wer gewährt einem den? Und wer hat einen Anspruch darauf?
Die Ösis schaffen es immer wieder, andere Menschen zum Wundern zu bringen. Vor einigen Jahren hatte ich mich gewundert, wie schnell und bündig sie eine Regelung geschaffen haben, die unserer ASR A3.4 zur Beleuchtung von Arbeitsstätten entspricht. Während nördlich der Alpen ganze Heerscharen von Experten viele Jahre gebraucht haben, eine Regel aufzustellen, die nicht einmal funktionieren kann, aber dafür umso länger ist, haben die Ösis eine ganz kurze Regel geschaffen. Und sie funktioniert … (hier) Die Sache mit den Lichttagen haut aber den Stärksten um!
So steht es in dem Schreiben der Medizinischen Universität Wien geschrieben:
"Liebe Kolleginnen und Kollegen,
bis zum in Kraft treten des EDM wurde die Lichttagsregelung an den einzelnen Organisationseinheiten oft verschieden gehandhabt. Der Betriebsrat möchte Sie daher auf die nunmehr gültige Handhabung aufmerksam machen:
Einen Anspruch auf Lichttage haben jene MitarbeiterInnen, die überwiegend (mehr als die Hälfte der täglichen Arbeitszeit) in den Arbeitsräumen des Allgemeinen Krankenhauses (AKH), die nicht natürlich belichtet sind, beschäftigt werden. Die Lichttage ergeben sich aus einer zusätzlichen täglichen Ruhepause in der Dauer von 20 Minuten. Für jeden Monat, der überwiegend in solchen Räumen verbracht wird, fällt ein Lichttag an, jedoch maximal 11 Tage pro Jahr.
Für jeden Monat, in dem MitarbeiterInnen nicht überwiegend, das heißt nicht mehr als die Hälfte der Arbeitszeit in nicht natürlich belichteten Arbeitsräumen tätig sind, besteht kein Anspruch auf einen Lichttag.