Narrenkappe oder Heiligenschein?

  
BB-King-lila
 
Beim Anblick dieses Bildes von dem jüngst verstorbenen B.B. King wurden meine Zweifel darüber größer, ob sich das Licht von LEDs mit dem der üblichen Lichtquellen vergleichen lässt. Vor etwa einem halben Jahr hatte ich einen Tauchkameraden in ähnlicher Aufmachung erlebt:

LED-Kopf

   
Das Licht legt sich nicht sanft auf die Haut und Haare, es nimmt den ganzen Kopf ein. Immer mehr habe ich das Gefühl, dass dem LED seine Lasernatur näher ist als sein alter ego als Lampe. Diese Rolle wurde von der Industrie mit vielerlei Geschick angedichtet, weil Laser nach Gefahr riecht. Natürlich wurden die meisten LED seinerzeit in die niedrigste Gefahrenklasse eingestuft.

Auch bei der Frage der Blendung verhält sich die LED nicht wie übliche Lampen. Neulich maß ich bei einer Paneele etwa 4.000 cd/m2, was bei einer üblichen Leuchte mit einer ähnlichen Fläche ordentlich blenden würde. Die Laserleuchte - Pardon LED-Leuchte - sah aber eher erfrischend aus und keineswegs störend. Vor einiger Zeit hatte ich eine S-Bahn beschrieben, die mit LED beleuchtet vollkommen anders aussah als der gleiche Zug mit herkömmlichen Leuchtmitteln. (s. Hier)

 
Ich denke, es ist Zeit, sich von herkömmlichen Vorstellungen über Licht und Beleuchtung zu verabschieden. LEDs sind keine Lampen, auch wenn man 100mal das Gegenteil behauptet. Wenn man z.B. die fast 100 Jahre alte Vorstellung von Blendung - der T. weiß, was das sein soll - die man ja mit der Forschung über Glühlampenlicht angefangen hatte, um später mit Wannenleuchten fortzuführen, zu deren Ergebnissen die Forschung mit Rasterleuchten zugeflickt wurde, um später zu UGR zusammenzurühren, auf LED anwendet, wird man m.E. nirgendwo ankommen, von "wissenschaftlichen" Berichten abgesehen, die die Anwendbarkeit der Blendungsformel auch für LED bewiesen haben wollen - wieder einmal.

Let it be!

In Berlin sollen das "Festival of Lights" und die Aktion "Berlin leuchtet" helfen, Großstädter und Städtereisenden vor dem Oktoberblues zu bewahren. Wie schön! Wir sind schließlich nicht so mäuschengrau wie Hannover, nicht so weltdörflich wie München, und auch nicht so steif-grau wie Hamburg … Berlin ist (oder vielmehr war?) die "City of Lights". Dummerweise führt Wikipedia uns nicht darunter, dafür z.B. Curepipe als "La Ville-Lumière". Kennt einer Curepipe? Dafür kennt bestimmt jeder zumindest den Namen: "Bright Lights of Hollywood" bzw. Los Angeles. Auch Ohrid (wo ist das zum Teufel nochmal?) hieß schon in der Antike Lychnidos, was so viel wie "City of Light" bedeutet. Auch die Stadt, die Mohammed Asyl geboten hatte und so den Islam überhaupt ermöglicht, heißt "City of Lights", aber auf Arabisch: al-Madīnah l-Munawwarah, was allerdings nicht nur auf Licht hindeutet, sondern auch auf das Ergebnis: Erleuchtung.

Wieviel Erleuchtung hat uns unser "Festival of Lights" gebracht? Bitte ehrlich antworten:

Durcheinander von Lichtern

Ich kenne Zeiten, da gab es weniger Gewusel, dafür mehr Atmosphäre. Ich muss allerdings gestehen, dass mein Urteil damals auch nicht so nett war:
http://healthylight.de/deutsche-geschichte-in-bonbonfarben/

Olympiastadion-klein
Es soll Sprachen geben, bei denen Festival Durcheinander bedeutet …

Oh, Berlin, wie haste Dir verändert!

Wie man durch Licht Pharmaka sparen kann

 
Den Vorgang kennt jeder, der zur Unzeit Alkohol getrunken hat. Selbst Leute, die mehrere Schnäpse abends einsacken können, ohne dass ihr aufrechter und gerader Gang allzu sehr leidet, kippen morgens bereits nach einem Bier aus den Latschen. Geschuldet ist dies - oder wir verdanken es - der circadianen Rhythmik. Allerdings nicht der allgemeinen, sondern der speziellen.

Mittlerweile weiß so jedes Kind, dass der Mensch einen Tagesrhythmus hat, den das Licht bestimmt. Das ist die allgemeine Rhythmik, die den ganzen Körper betrifft. Das Licht beeinflusst dessen innere Zeit. Weitaus kniffliger ist indes, dass dieser Rhythmus nicht von jedem Organ getragen wird. Vielmehr hat jede Zelle eine eigene innere Uhr. So arbeiten z.B. die Leberzellen ("Die Leber wächst mit ihren Aufgaben") zwar in dem vorgegebenen Rhythmus, haben aber eine andere Zeit. Auch andere Organe achten sehr selbstbewusst auf ihre eigene Zeitvorstellung.

 
Was lernt uns das? Eigentlich nicht sehr viel. Es sei denn, man guckt sich an, was die Leute daraus machen, die sich mit der Wirkung von Pharmaka auf den Menschen beschäftigen, und zwar in Bezug auf die circadiane Rhythmik. Ihre Kunst nennt sich Chronopharmakologie.  Ihre wichtigste Aufgabe: Bestimmen, wann ein Wirkstoff die günstigste Wirkung entfaltet.

Na, ja. So revolutionär scheint die Sache doch nicht zu sein. Letztlich hat der Onkel Doktor schon immer gesagt, diese Pille bitte morgens nehmen … Wo ist die Neuigkeit? Die liegt auf einem anderen Gebiet. Es sind drei Aspekte, die zwar nicht so revolutionär sind wie die Theorie von Einstein, die vorgestern 100 wurde, ohne alt zu werden. Verstecken müssen sie sich aber nicht:

  • Jeder Körper hat seine eigene Zeit, die nicht unbedingt der äußeren Zeit entspricht.
  • Die Empfänglichkeit für bestimmte Wirkstoffe ist nicht nur zeitabhängig, sondern von Stoff zu Stoff möglicherweise unterschiedlich
  • Man kann die Körperzeit auch verschieben. Und das auch mit Licht, oder erst richtig mit Licht!

  
Das wiederum sind wirklich revolutionäre Erkenntnisse, die wir noch verdauen müssen. Wenn man fragt, wie spät es ist, gucken die meisten auf die Uhr. Die Zeit, die man sieht, ist die politische und von Mazedonien bis Galizien gleich. Die Sonne braucht aber etwa 2,5 Stunden, um von Mazedonien bis Spanien zu gelangen. Deswegen wird es in Spanien später spät und in Mazedonien früher morgen. Dass man dazu auch noch lernen muss, dass in seinem Körper eine andere Zeit herrscht als beim Nachbarn am selben Tisch, ist reichlich ungewöhnlich. Einstein hatte was von der Krümmung des Universums erzählt und fand Zugang zu den Gehirnen auch relativ einfacher Leute, die sich um Physik keinen Kopf machen, erst recht nicht um das gekrümmte Universum. Vielleicht schaffen es Chronopharmakologen auch mal. Dann fressen wir tonnenweise weniger Chemie. Licht lohnt sich !

Kann die Stadtreinigung den neuen Müll beseitigen?

  
Dummerweise nicht. Wir sind zwar vor Immissionen geschützt, aber nicht, wenn Licht einer "guten" Sache dient, nämlich dem Kommerz. Und wenn ein Normalbürger die Fassade seines Hauses mit LED verschönert, greift der Immissionsschutz vermutlich nicht, wenn er nicht übertreibt. Unsere Städte sehen langsam eh aus, als wären wir im Himmel und der Tag ewig.

Ottawa-Church

Licht-aus-Spott-an

Ende-der-NachtLicht-in-der-Nacht-behindert-Brustkrebsbehandlung 
Vielleicht sind wir bald da oben, aber bestimmt nicht im Himmel. Wer so mit natürlichen Ressourcen und Menschen umgeht, fällt bei der Aufnahmeprüfung durch und kommt an einen wärmeren Ort, geheizt mit der Restwärme der unnütz betriebenen Kraftwerke.

Wie man mit Licht Dunkel schafft

 
Vor einigen Tagen war ich in einem eigentlich schönen Hotel mit einem Jugendstil Ambiente. Z.B. über dem Salon mit den Tageszeitungen und Sesseln zum Lesen ist ein Oberlicht, das die Leserei zum Vergnügen macht. Viel Licht, keine Störung. Wenn man aber das Hotel betritt oder verlässt, kommt man an einer Wand vorbei, die der Betreiber, eine schottische Hotelkette, zur Demonstration der nationalen Symbole benutzt. Bei Schotten denkt man ja oft, was sie wohl unter dem Rock tragen. Egal, bei dem Licht wird man dies auch dann nicht sehen, wenn der Rock geliftet wird.

image

 
Der Hauptschuldige bei diesem Bild ist nicht Licht sondern eher dessen Verwendung. Man schafft eher Dunkel denn Licht, eher Blendung denn Erhellung. Im Übrigen, dieses Bild habe ich benutzt, weil ein viel schlimmeres Exemplar aus einem anderen Hotel als Demonstration weniger geeignet ist. Das Bild zeigt die Bar eines Hotels in Dortmund, das aus dem ehemaligen Hauptquartier einer Brauerei entstanden ist. Die ganze sichtbare Front ist mit einem edlen Marmor in edler Farbe ausgestattet. Leider ist die edle Farbe schwarz und man kann schwarz beleuchten, wie man will. Effekte lassen sich hervorrufen, wie man aus Fotos von schwarzen Gesichtern kennt. Aber eine lichte Umgebung lässt sich damit nicht herstellen.