Darf ein Arbeitnehmer sein Licht beeinflussen?

2014

O tempora o mores!

Ich musste dieser Tage bei einer Diskussion Argumente wahrnehmen, auf die ich seit mindestens 30 Jahren warte: "… dass Arbeitnehmer bereits jetzt einer Beleuchtung ausgesetzt werden, die sie weder beeinflussen können, noch wissen, welche Auswirkungen diese Beleuchtung auf sie hat …" Hätte von mir sein können.. Ist aber nicht! Wer sagt denn sowas?

Bekanntlich haben Arbeitnehmer nie das Recht gehabt, eine bestimmte Beleuchtung ihres Arbeitsplatzes abzulehnen. Auch wenn sie es gehabt hätten, hätte der Arbeitgeber spätestens dann, wenn ein Nachbar Licht haben will, halt diese bestimmte Beleuchtung realisieren müssen. Der Chef einer Firma, die lange Zeit in der Beleuchtungsbranche führend war, war sogar der Meinung, dass wenn ein Arbeitsplatz in einer großen Halle besondere Anforderungen an die Beleuchtung stellte, alle Arbeitsplätze gleich beleuchtet werden müssten. Nennt sich Allgemeinbeleuchtung, und ist seit etwa 1933 Liebling der deutschen Lichttechniker. Damals soll eine Studie nachgewiesen haben, dass die Produktivität des Menschen steigt, wenn er unter Allgemeinbeleuchtung arbeitet. Seit 1972 war dies in Deutschland Norm. Zwar gab es auch andere Konzepte, aber diese wurden von den Arbeitsschützern abgelehnt. Wenn einer gar mit einer eigenen Tischlampe arbeiten wollte, rieb man ihm eine Art Verbot unter die Nase. Wer es nicht glaubt, kann viele Nachweise finden.

Die Sache ging so weit, dass man Leuten, die an Arbeitsplätzen Arbeitsplatzleuchten installieren wollten, vorschrieb, diese dürften nur in Verbindung mit einer Allgemeinbeleuchtung eingeschaltet werden. Und das auch bei Tage. Sonst würde die Arbeitsplatzleuchte die (schönen?) Leuchtdichteverhältnisse am Arbeitsplatz ungünstig beeinflussen. Und die armen Arbeitnehmer vorzeitig ermüden. Gott verhüt´s! Wie diese geniale Idee geboren wurde, wird niemand verstehen, der nicht die Geschichte der Arbeitsstättenverordnung von 1975 liest. Dort steht geschrieben, dass sich der Bund und die Länder haben nicht einigen können, wie man Tageslicht am Arbeitsplatz behandeln sollte. So hat der Bund die Sichtverbindung nach außen geregelt, und die Länder die Größe der Fenster in ihren Bauordnungen. Tageslicht war somit keine Beleuchtung! So würde eine einsame Leuchte auch tagsüber blenden.

Auch heute gibt es Leute, die darauf bestehen, dass am Arbeitsplatz immer mindestens 500 lx vorzuherrschen hätten. Eventuell vorhandene Regelungen dürfen die Leuchten nicht weiter herab regeln. Genau ein Arbeitskreis mit solchen Experten soll das oben angegebene Argument gebracht haben. Erleben wir eine Wende? Oder eine Wende rückwärts?

Egal! Recht haben sie. Arbeitnehmer dürfen nicht einer Beleuchtung ausgesetzt werden, die sie weder beeinflussen können, noch wissen, welche Auswirkungen diese Beleuchtung auf sie hat.

Es gibt keine Sonne, nur den Tag

2014


"Ich habe es mit meinen eigenen Augen gesehen", der Spruch dient häufig dazu, die Authentizität von Ereignissen zu untermauern. Was man gesehen hat, kann nicht falsch sein. Oder? Mir wurde eine wissenschaftliche Studie einer ausländischen Universität bekannt, die den Nachweis geführt haben soll, dass es keine Sonne gibt, sondern nur etwas, was "Tag" heißt. Nur der Tag beleuchtet die Welt, die naturgemäß eine Scheibe ist.

Gemach! Die Uni soll eine Expedition nach Tromsø geschickt haben, um zu sehen, ob dort nachts hell ist. Siehe da - es ist! Nu haben die Forscher darauf geschlossen, dass die Welt nicht von der Sonne beleuchtet wird, sondern von dem Objekt "Tag". Denn es gibt Licht ohne Sonne. Stimmt! So etwa wie die Existenz von Indern auf Amerika anno 1492.

Der Protagonist dieser Story ist ein Professor, dem es wohl daran gelegen ist, nachzuweisen, dass alle Weisheiten der Wessies keine sind. Viel reisen hätte er nicht müssen, um zu seiner neuen Weisheit zu gelangen. Denn auch in seinem Land gibt es Tageslicht ohne Sonne. Nennt sich Dämmerung. Und die dauert in Tromsø etwa zwei Monate. Zwei Monate Sonnenlicht ohne Sonne? Das kann nur der Tag sein!

Der Mann ist nur dem Umstand zum Opfer gefallen, der da heißt, Nacht ist, wenn die Sonne unter´m Horizont steht. Das gilt in der Seeschifffahrt. In Berlin war das nach dem Krieg anders. Nacht war eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang. Trotzdem hatte man da noch Tageslicht in Berlin. Denn astronomisch wird unter Nacht maximale Dunkelheit verstanden, also die Spanne zwischen dem Ende der astronomischen Dämmerung am Abend (bei uns etwa 1½ bis 2½ Stunden nach Sonnenuntergang) und deren Beginn am Morgen. Denn der Grenzbereich zwischen Tag und Nacht, Tag-Nacht-Grenze bzw. Terminator genannt, ist auf der Erde wie ebenso auf Himmelskörpern, die eine merkliche Atmosphäre besitzen, zu einer Dämmerungszone verbreitert. Wer nach Tromsø fährt, erlebt sein blaues Wunder. Die "Dämmerungszone" ist so breit wie Hägar der Schreckliche, wenn er nach Hause kommt. Nicht  der welsche Prof., der eine Expedition losschickt, um der Physik ein Schnippchen zu schlagen. Er ist als Muslim stocknüchtern.

Mit der Physik ist nicht zu spaßen! Das haben die Experten, diesmal Wessies, erleben müssen, die eine Beleuchtungsnorm erstellen wollten für draußen. Sie sollte nachts gelten. Ach nee! Welche Nacht denn?

 

Nachtlichter der Erde

Schön oder bedrohlich?

2014

Seit einigen Jahren fühle ich mich nachts auf der Autobahn unwohl. Bis heute wusste ich nicht so genau warum. Jetzt weiß ich es. Vor Jahren hat eine Firma (Hella?) die Standlichtringe erfunden. Ich konnte bislang keinen Reim darauf machen, was mich daran störte. Jetzt weiß ich es: Autos, deren Augen nach doppelten Hufeisen aussehen, huschen nachts mit einer Geschwindigkeit von hinten heran, dass man sich bei 150 Sachen wie eine lahme Ente vorkommt. Nach der StVO bin ich bereits mit einem Bein im Gefängnis. Und der Drängler? Bevor man sich´s überlegt, hängt er beim Nächsten dran und lässt diesmal seine Rückschweinwerfer aufleuchten. Die strahlen mit so viel Energie, dass man gar nicht auffahren kann. Man wird weggebeamt.

Noch schlimmer sind die Drängler, die eine andere Nobelmarke fahren. Die haben vorne keine Standlichtringe, sondern etwas, was nach bösen Grimassen ausschaut. Auch sie fürchten weder Gott noch Teufel und brettern mit Bleifuß über Germanien, das immer kleiner wird, je schneller seine Autos. Deren Scheinwerfer besitzen eine Leuchtkraft, die ausreicht, um die Vordermänner, Pardon -frauen, auf die Standspur zu schieben. Die Saat geht auf, freie Fahrt für frei Bürger (mit dickem Portemonnaie)! (Zitat von einem (gefallenen) gelben Engel).

Gibt es Tageslicht in Gebäuden?

2014

Was bleibt vom „Stoff des Lebens“, wenn es durch das Fenster geht?

Was erzählt man Leuten, die mit Stoffen umgehen, mit Stoffen, aus denen man Möbel macht, oder Kleider, mit Stoffen, mit denen man seine Räume wohnlich macht? Als ich ein Kind war, ging meine Mutter mit mir einkaufen. Häufig kaufte sie Stoffe, Knöpfe oder Nähseide ein, aus denen später Anzüge, Röcke oder Blusen wurden. Sie kaufte zunächst den Stoff ein, danach erst die "Zutaten". Diese legte sie im Laden auf den Stoff und beobachtete alle zusammen. Dann ging sie damit vor die Tür. Sie stellte sich mal in die Sonne mal in den Schatten. Warum sie so handelte, lernte ich nach vielen Jahren Studium. Es handelt sich um eine Geschichte der Lichtqualität.

Seit dem Ende der 1960er Jahre, einer Ära, in der man sich auf einen endgültigen Abschied vom Tageslicht in der Architektur geeinigt zu haben schien, vollzieht sich eine phänomenale Kehrtwende. Experten des Lichts erkennen, was der Laie schon immer wusste: Das Sonnenlicht ist der Stoff, aus dem Leben gemacht wird. So weit, so gut!

Die Techniker des künstlichen Lichts haben sich viele Jahrzehnte bemüht, das Tageslicht zu simulieren. Tageslichtersatz wurde aber nie mehr als nur Ersatz. Kein Wunder, man wusste ja nicht, was man da simulieren wollte. Genau genommen wissen wir auch heute nicht, welche Eigenschaften des Tageslichts es zum „Stoff des Lebens“ machen. Was macht die Qualität des Tageslichts aus?

Während man auf eine allgemeine Antwort auf diese Frage vermutlich noch lange warten wird, gibt es Antworten bezüglich spezifischer Qualitätsmerkmale des Lichts, die jeden interessieren, der mit Textilien umgeht, sei es als Macher, sei es als Verbraucher. Sie hängen eng zusammen mit Farbe, Farbwiedergabe, Farbkonstanz u.ä.; kurz gesagt mit dem Spektrum des Lichts.

Anders die Sichtweise der Lichttechnik, die sich vornehmlich mit Helligkeiten beschäftigt. Ihre Grundgrößen (z.B. Beleuchtungsstärke und Lichtstrom) sind vom Spektrum des Lichts „befreit“. In der Beleuchtungstechnik wird sogar häufig die Einfallsrichtung des Lichts ignoriert. „Lux“, die Einheit der Beleuchtungsstärke, enthält keine Auskunft über die Einfallsrichtung des Lichts. Sogar etwas weiter geht die Energieeffizienz, bei der nur die Menge der Energie eine Rolle spielt, die in dem Licht enthalten ist. Wo sie her kommt und wie sie beschaffen ist, spielt kaum eine Rolle.

Bereits bei der Definition des Begriffs „Licht“ sind zwei lebenswichtige Teile des Tageslichts außer Acht gelassen worden: Ultraviolett und Infrarot. Durch das Bemühen um Energieeffizienz der Gebäude wird auch der sichtbare Teil des Spektrums durch die modernen Fenstergläser beschnitten und zuweilen zusätzlich insgesamt um die Hälfte oder mehr herabgesetzt. Während ein einscheibiges Fensterglas ca. 90 % des einfallenden Lichts farbneutral durchlässt, weisen manche modernen Fassaden nur noch 30% Transmissionsgrad auf und verfälschen zudem das sichtbare Spektrum.

Das Tageslicht im Innenraum ist nicht nur in seiner Intensität um ca. 2 Zehnerpotenzen gegenüber dem im Freien geschwächt, sondern wichtigen Bestandteilen beraubt und häufig spektral verfälscht. Während der Intensitätsverlust nach unserer Lebenserfahrung noch erträglich scheint, weil wir uns auch mal draußen aufhalten, fallen die Veränderungen des Spektrums durch Verfälschen von Farben stärker ins Gewicht. Keine gut klingenden Erkenntnisse für eine Branche, die wie kaum eine andere von Farbe lebt.

Ergonomie und farbiges-dynamisches Licht

2014

Heute fiel mir ein Beitrag von mir in die Hände, den ich für einen Kongress verfasst hatte, der sich mit Licht und Lebensqualität befassen sollte. Bekanntlich beleuchtet man Arbeitsumgebungen fast immer mit "weißem" Licht, es sei denn, der Arbeitsprozess zwingt einen dazu, eine andere Beleuchtung zu wählen. Kann man sich vorstellen, dass auch Arbeitsräume "farbig" beleuchtet werden? Nicht als Demo, sondern um die Wahrnehmung zu unterstützen?

Mein Ergebnis war ernüchternd, weil unser Instrumentarium, mit dem wir Licht bewerten, nicht einmal zur Berücksichtigung der Farbe ausreicht. Und das, obwohl die Farbe mit Sicherheit die wichtigste Eigenschaft unserer visuellen Umgebung ist. Hinzu kommt, dass auch die circadiane Wirkung des Lichts bei dessen Bewertung unberücksichtigt bleibt. Man hat zwar die "melanopischen" Wirkungen definiert, um deren Berücksichtigung zu forcieren. Ich habe aber nicht das Gefühl, dass allzu viele Fachleute begeistert sind.

So wird wohl "Helligkeit" noch lange die Währung sein, mit der in der Lichttechnik bezahlt wird.

Beitrag abrufen: Farbig-dynamisch

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