Heute fiel mir ein Beitrag von mir in die Hände, den ich für einen Kongress verfasst hatte, der sich mit Licht und Lebensqualität befassen sollte. Bekanntlich beleuchtet man Arbeitsumgebungen fast immer mit "weißem" Licht, es sei denn, der Arbeitsprozess zwingt einen dazu, eine andere Beleuchtung zu wählen. Kann man sich vorstellen, dass auch Arbeitsräume "farbig" beleuchtet werden? Nicht als Demo, sondern um die Wahrnehmung zu unterstützen?
Mein Ergebnis war ernüchternd, weil unser Instrumentarium, mit dem wir Licht bewerten, nicht einmal zur Berücksichtigung der Farbe ausreicht. Und das, obwohl die Farbe mit Sicherheit die wichtigste Eigenschaft unserer visuellen Umgebung ist. Hinzu kommt, dass auch die circadiane Wirkung des Lichts bei dessen Bewertung unberücksichtigt bleibt. Man hat zwar die "melanopischen" Wirkungen definiert, um deren Berücksichtigung zu forcieren. Ich habe aber nicht das Gefühl, dass allzu viele Fachleute begeistert sind.
So wird wohl "Helligkeit" noch lange die Währung sein, mit der in der Lichttechnik bezahlt wird.
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Vor geraumer Zeit hat Wout van Bommel* in seinem Vortrag „Lighting tomorrow: What’s hot and what’s not hot“ gesagt: LED ist Lügenlicht, glauben Sie keiner Angabe von Zahlen. Das war 2009. Prof. Wout van Bommel war u.a. Leiter von Philips' International Lighting Design and Application Centre (LiDAC) und hatte bestimmt kein Interesse daran, die Technologie anzuschwärzen. Was hat er aber bloß sagen wollen?
Dies erleben Praktiker, Lieferanten, Planer wie Kunden täglich, leider nicht auf eine allzu angenehme Weise. Z.B. als Folge einer eigentlich sehr netten Eigenschaft der LED: Das abgestrahlte Licht enthält wenig Wärme. Sie geht nach hinten weg und stört den Beobachter nicht. Diese Eigenschaft musste man früher den Projektionslampen auf eine teuere Art beibringen, damit sie nicht die Dias ins Jenseits beförderten (Kaltlichtspiegel). Bei der LED ist die gute Eigenschaft sozusagen eingebaut. Baut man sie z.B. in einen Aufzug, in dem das Licht dauernd brennen muss, bleibt es darin angenehm kühl. Und selbst wenn man vom Strahl erfasst wird, ist es noch erträglich. Leider nicht so, wenn man LED nachträglich in Downlights einbaut. Nicht nur, weil der Elektriker durch den eventuell erforderlichen Umbau zum neuen Hersteller wird und für das "Produkt" haftet. Die LED bedankt sich für die Unannehmlichkeiten (Wärmestau) mit schnellem Ableben. Ob da Brandgefahr besteht, darüber streiten sich die Auguren.
Was fehlt eigentlich der LED? Das kann man in einem sehr kurzen Satz sagen: Standards! Wer sich nur als Kunde mit Licht beschäftigt, nimmt die Standards allenfalls am Rande wahr, viele überhaupt nicht mehr. So z.B. stammen die physikalischen Größen, mit denen wir hantieren, aus einer Norm, die bestimmt älter ist als die meisten noch lebenden Menschen. Es gibt noch andere Normen aus der ersteh Hälfte des letzten Jahrhunderts, die heute noch bestimmen, wie Leuchten aussehen oder benannt werden. Zur Messung von Eigenschaften von Lampen, Leuchten und sonstigen Produkten gibt es viele weitere Normen. Doch nicht nur Normen allein, sondern die Beziehungen zwischen dem Hersteller, dem Großhandel, dem Elektriker u.ä. bestimmen mit, wie wir mit Lichtprodukten umgehen. Man kann das Ganze Kultur oder Technologie nennen.
Das Ganze ist vielen "Kreativen" lästig, im Alltag aber unerlässlich. In Bezug auf die Leuchtstofflampe hat es sich über fast 8 Jahrzehnte entwickelt. Nun muss man das Ganze für LED wiederholen. Leider klappt es nicht so gut, weil LED kein übliches Leuchtmittel ist. Das Lügenlicht ist also kein lügendes Licht, sondern ein Licht, für dessen Verwendung uns "die Worte" fehlen, sprich Standards. An sich nichts Ungewöhnliches, wenn man an Computer denkt. Diese waren noch vor 20 Jahren für die meisten Menschen ein Buch mit sieben Siegeln, heute spielen Kleinkinder damit, allerdings virtuos und nicht als Kinderkram.
Jammern hilft da nicht. Man muss durch!