Light on Demand - Der Moderne Laternarius ist da!

Zunächst für Alle, die des Denglischen nicht mächtig sind: Light ist was Gott seit dem Big Bang unaufgefordert uns schickt: Licht. Nach der Bibel sagte er, es werde Licht. Es ward Licht, sagt die Bibel (1. Mose - Kapitel 1 Die Schöpfung: Sechstagewerk). Und der Herr sah, so laut Genesis, dass das Licht gut war, und machte noch mehr davon. Später übernahmen die Lichttechniker das Zepter in die Hand und machten so lange Licht, bis es nicht mehr gut war. Das so nebenbei.

Die Straßenbeleuchtung haben nicht die Lichttechniker erfunden, sondern die alten Römer. Wollte ein hoher Herr in der Dunkelheit seine ..., ähem, Gesprächspartner*in aufsuchen, bestellte er den Laternarius, der ihm voran ging und dabei eine Laterne trug. Daher der Name des antiken Dienstleisters. Ich denke, wenn der Herr vor dem Morgengrauen zurück wollte, damit seine Aemilia, Caecilia oder Tullia seine Abwesenheit nicht merkt, hat er den Laternarius wieder bestellt oder vor der Tür warten lassen. Womit dieser buchstäblich im Bilde war. Erpressen konnte der mit seinem Wissen den Herrn aber nicht, weil im alten Rom Ehebruch in der Zeit der Republik als ein Verbrechen nur der Frau galt. Der Laternarius war durch seine tragende Rolle ein Vorläufer eines weiteren städtischen Dienstes, der Abtrittsanbieterin. Sie trug anstelle der Laterne zwei Eimer bei sich, die untrennbaren Bestandteile einer Toilette. Und einen Umhang, damit das Ganze ziemlich diskret vor sich ging. Den Duft der großen weiten Welt konnte der Umhang zwar nicht zurückhalten, das fiel aber damals nicht weiter auf, weil die Menschen sich relativ selten wuschen. Wie die Waschung unter dem Umhang vor sich ging, weiß man nicht. Als das perforierte Klopapier erfunden wurde, war die Abtrittsanbieterin längst abgetreten.

Da das Ganze mit dem Laternarius zugegebenermaßen zu umständlich war und etwas indiskret, erfand man später die stationäre Straßenbeleuchtung. Nun steht sie seit Jahrhunderten da und wartet, bis ein Verkehrsteilnehmer vorbei kommt. Früher kam das wohl öfter vor, weil sogar der Kaiser manche Wege zu Fuß zurücklegte. Oder er bestellte die Abtrittsanbieterin. Seit der Ölkrise der 1970er Jahre immer seltener. So warten in Deutschland 9 Millionen Laternen darauf, dass sich einer ihrer erbarmt. In Chur soll das jetzt anders werden.

Chur? Im lokalen Dialekt [ˈkʰuːr] und sonst in der Schweiz [ˈxuːr]. Ach ja, ich hatte vergessen, die Stadt einzuführen. Sie gilt als die älteste Stadt des Landes, in dem Jogger ständig in der Angst leben, von einem Gletscher überholt zu werden. Um ihrem neuen Ehrentitel Reformationsstadt Europas zu genügen, reformiert sie jetzt die Straßenbeleuchtung. Das sind, umgerechnet auf deutsche Verhältnisse (11,25 Laternen auf 100 Einwohner) etwa 4.174,42 Laternen (tatsächlich sollen es nur 4.100 sein. Schweizer sind eben sparsam). Chur will light on demand, in Lautschrift  [laɪt on dɪˈmɑːnd], natürlich für Deutsche. Wie die Schweizer so etwas aussprechen, spottet jeder Beschreibung. Daher wäre "Licht bei Bedarf" hinreichend gut, aber nicht cool genug für das Lichtmarketing. (Die Sache mit dem himmlischen Licht, sich den Strom von oben holen anstelle aus dem Kabel, haben die noch nicht entdeckt. Technisch gesehen ein Klacks, denn die Antenne ist schon vormontiert.)

So ganz taufrisch ist die Idee nicht. Hat aber Zukunft. Die 9 Mio Laternen haben zwar nicht ausgedient, können sich aber zwischendurch immer erholen, wenn keiner kommt. Die Sache läuft so (so steht es in dem Zeitungsbericht): "Passiert ein Verkehrsteilnehmer die Straße, wird dieser erkannt, und die gedimmten Leuchten …" So ganz habe ich die Sache nicht verstanden. Ist damit ein Verkehrsteilnehmer mit üblicher Gangart (Vorsicht Gletscher überholt) gemeint, oder auch ein Auto? Man gibt Gas und intelligente Laternen stehen in Habachtstellung, bis ich … Ja, was? Vielleicht heißt das Erkennen des Verkehrsteilnehmers auch das Schalten eines unterschiedlichen Lichtprogramms? Vielleicht. Auf jeden Fall weiß die Laterne, wann ich komme und macht Licht. Hoffentlich vergisst die wieder, dass ich da vorbei gekommen bin. Durch den Verfall an Sitten ist mittlerweile Ehebruch auch ein Verbrechen von Männern. Wie die Laterne Hunde von Kindern unterscheidet, steht nicht in dem Artikel. Schweizer Kinder gehen eben nach der Dämmerung nicht auf die Straße. 

Was die Laterne mit Pferden macht, ist nicht überliefert. In der Schweiz haben die eine vorgeschriebene Beleuchtung, die neuerdings auf LED umgestellt wurde. Es ist wunderbar, wie die LED unsere alte Welt verändert. Fehlt nur noch das Tagfahrlicht, Pardon, Tagreitlicht. Nur abwarten, kommt noch!

Die Anlage soll 2,9 Mio Fränkli kosten und jährlich 210.000 in derselben Währung an Energiekosten einsparen. Damit soll sie sich in rund 10 Jahren amortisieren. Uff! Selbst wenn sie 10 Jahre ohne jeglichen Aufwand sich selbst betreibt, kommt bei meiner Berechnung was anderes raus. Da die Schweizer in Sachen Geld flinker sind als der Rest der Welt, vermute ich ausländische Einmischung. Vielleicht war es das Milchmädchen aus den benachbarten bayerischen Bergen? Das arme Kind wird nicht nur vom Marketing brutal arbeitslos gemacht, sondern auch noch von einem gewählten Präsidenten. Wie dem auch sei, die neuen Laternen sind intelligent und können mir bestimmt vorrechnen, wie die 10 Jahre Amortisationszeit zustande kommen, wenn sie nicht gerade dabei sind, den Bürger*innen von Chur zur Erleuchtung zu verhelfen. Aber nur on demand!

Warum internationale Normen zur Beleuchtung Mist sind

In unserer globalisierten Welt sind internationale Normen in. Warum auch nicht? Müssen wir in jedem Land das Rad neu erfinden? Neee! Müssen wir nicht. Apropos Rad! Wussten Sie warum die Inka das Rad nicht erfunden haben? Weil sie es nicht brauchen konnten. Sie lebten im Gebirge, wo ein Schlitten besser war. oder ein Esel. Dort, wo die Inka früher lebten, rollen heute auch Räder. Dafür musste aber ein erheblicher Teil des Planeten geteert werden. Denn das Funktionieren des Rades erfordert eine ebene Unterlage. Das Rad ist umweltabhängig, auch wenn schön rund.

Was hat das mit der Beleuchtung zu tun? Lux ist Lux, Lumen ist Lumen, und das überall auf der Welt. Stimmt. Allerdings ist die Beleuchtung nur im Keller überall dasselbe. In Büros, Fabriken und Läden hingegen gibt es - hoffentlich - Tageslicht. Es liefert nicht nur einen Teil des Lichts, das man zum Sehen benötigt, sondern steuert auch den menschlichen Körper. Nicht-visuelle Wirkungen sind in aller Munde. Sind die auch überall dasselbe? Allein bei der Lichtfarbe gibt es in nur der Hälfte der Nord-Süd-Ausdehnung der EU (Griechenland - Deutschland) anerkanntermaßen unterschiedlichen Bedarf. Die EU endet aber kurz nördlich von Südafrika in Reunion. Und ihre Beleuchtungsnormen gelten am Nordkap und auf Island. Nicht zu vergessen, auch in der Karibik (Martinique und Guadeloupe) und sogar in Südamerika (Franz. Guayana). 

Licht ist Licht? Garantiert nicht. Das wissen Leute, die ihre Häuser bauen - so etwa seit 8.000 Jahren. Die einen bauen offen, um jeden Lichtstrahl einzufangen, den die Sonne liefert, während andere eher das Gegenteil tun. Warum setzt man dann weltweit geltende Lichtnormen? Einfach: weil sie von Ingenieursgesellschaften gemacht werden. Für die ist das Rad überall rund, und wenn es nicht rollen kann, plättet man halt den Planeten.

Sofern die Normen technische Produkte betreffen, mag es Sinn machen, internationale Normen zu fabrizieren. Sie dienen dem Welthandel mit Lichtprodukten. Wenn es sich um die Beleuchtung von Gebäuden geht, in denen Menschen leben oder arbeiten, würde es Sinn machen, in Bayern andere Normen anzuwenden als in Flensburg. Im Süden von Deutschland fällt im Winter mehr Licht ein und aus einer anderen Richtung, selbst wenn der Osten im Osten steht. Im Norden ist es umgekehrt, da fällt mehr Licht ein, wenn man es nicht unbedingt braucht. Sogar der Merkspruch
Im Osten geht die Sonne auf, im Süden ist ihr Mittagslauf, im Westen wird sie untergeh’n, im Norden ist sie nie zu seh’n.
gilt  präzise gesagt nur zwei Tage im Jahr, was den Sonnenauf- und Untergang angeht. Wahr ist nur, dass die Sonne mittags im Süden steht, so man sich an dem Ort befindet, an dem Sonnenzeit = Ortszeit ist. In Kanada kann man in 13 km Höhe die Sonne auch mal im Norden sehen - so gegen Mitternacht, wenn die in der Stadt unten tatsächlich Mitternacht haben. Am Nordkap geht es auch in Meereshöhe. Und die Sonne fällt tief in jedes Haus ein, mittags aus dem Süden, mitternachts aus dem Norden.

Nur wegen des Handels mit Lichtprodukten darf man nicht die Bedürfnisse des Menschen aushebeln. Internationale Normen für Lichtprodukte sind OK. Für Beleuchtung hingegen …

 

 

Warum muss ein Stadion 25 km weit sichtbar sein?

Bislang dachte ich, dass Licht den Raum macht. Dass es dem Kölner Dom den Luftraum streitig macht, den er etwa seit 1265 beherrscht? UNESCO wird es bestimmt nicht gefallen, dass ihr Weltkulturerbe unter einen Licht-Scheffel gestellt wird.

In Licht 2/2017 fand ich die obige Feststellung. Ein Glück für das Unternehmen, dass Gotteslästerung nicht mehr strafbar ist. Jedenfalls nicht in Deutschland. Den Kölner Dom des Apostels Petrus mit LED Scheinwerfern übertrumpfen? Früher, als das Ding noch Müngersdorfer Stadion hieß, hätte der Kardinal Meisner den Kölnern den Geißbock persönlich geschlachtet. O tempora, o mores! Armer, Hennes …

Was ist denn passiert? Eine Reihe von Firmen haben eine Reihe von Produkten der Lichtbranche mit tollen Namen wie Publisca, Faciella, Inperla oder Arimo in den Kasten installiert, dazu einen Buzzer, der die Lichtszene "Tooor" aufruft, so der 1. FC Köln ein Tor schießt. Sonst werden andere Szenen aufgerufen, die übliche Kakophonie halt. Bei der Umrüstung wurden die Pylonen, das sind die Türme, die das Dach halten, etwas "verstärkt" beleuchtet. Sie waren einst mit Leuchtstofflampen beleuchtet, die nie daran dachten, ihr Licht weit wegzustrahlen. Jetzt sind es LED, die man noch in 25 km Entfernung sehen soll.

Kunst oder Umweltverschmutzung? Oder gar Gotteslästerung? Müssen wir nicht mehr selbst urteilen, die LED-Pylonen leuchten selbst dem Herrn heim, der über uns wohnt. Das Müngersheimer Stadion als intergalaktisches Objekt? Sichtbar noch von Alpha Centauri? Seit dem Münzwurf von Rotterdam gab es wohl kaum ein Ereignis, das so zum Himmel schreit.

Mer losse d'r Dom en Kölle, denn do jehööt hä hin.
Und ohne Klimbim

Lichtcampus 2017 an der HAWK Hildesheim

Warum findet man etwas im Internet nicht, obwohl man weiß, dass es existiert? Im Falle von Lichtcampus hatte ich nach Lightirgendwas gesucht. Die Veranstalter wollten aber wohl kein DEenglish auch geschrieben als Dänglish. Gefunden hatte ich die Meldung über das Event in Licht 2/2017. (Foto: Pressestelle HAWK Hildesheim Lichtcampus)

Da eine Kurzfassung mir etwas gewagt erscheint, hier die Adresse: Lichtcampus 2017. Der Gastgeber war Paul W. Schmits. Man wollte "ein interdisziplinäres und hochschulübergreifendes Netzwerk zu etablieren", und zwar für alle, die sich mit Licht und Gestaltung befassen. Unter der angegebenen Adresse sind auch drei Videos, die jeden Tag erklären. Keine Sorge, die Videos sind jeweils 3 Minuten lang. Hier geht es zu Infos über alle Aspekte.

Warum mir solche Veranstaltungen am Herzen liegen? Unsere Lichttechnik hatte die Beleuchtung für etwa 25 Jahre auf Schlitze in der Decke reduziert. Das war bildschirmgerechte Beleuchtung. Menschengerecht heißt anders. Da Schlitze und Löcher kein Design brauchen, hatten die Designer im Allgemeinen, und die Lichtdesigner im Speziellen das Nachsehen. Da hat die HAW Hamburg, Fakultät Design, Medien und Information, im Jahre 2015 den Lichtcampus.1 veranstaltet (mehr hier). Man wollte "Künstler*innen, Designer*innen, Techniker*innen, Informatiker*innen, Ingenieur*inn*e*n, Architekt*inn*en und andere lichtverwandte Disziplinen" zusammen bringen. Das ist damals wie jetzt gelungen. Ob die vielen Sternchen tatsächlich Ingenieur*inn*e*n haben anlocken können, darüber schweigt sich die Chronik aus. In Germanien sehen die Ingenieur*inn*e*n immer noch ziemlich maskulin aus, Informatiker*innen ebenso. Vielleicht setzen wir nächstes mal eine(n) Sprachdesign*erin ein, die die Zahl der Sternchen reduziert.

Warum solche Veranstaltungen besser sind als Tausend schlaue Bücher? Sie leben von der Interaktion von Menschen. Zum einen. Licht kann man nur im Raum erleben. Zum zweiten. Bücher können nur geronnenes Licht konservieren. Nur wenigen ist je gelungen, ein leuchtendes (Gegen)Beispiel zu setzen. Bilder sind zwei-dimensional und schließen Raum und Zeit aus. Um nicht zu sagen, Bilder sind platt.




und die Highlights sind hier dargestellt

Warum kann man nicht nachweisen, dass besseres Licht gleich bessere Leistung bedeutet?

In wenigen Jahren wird ein berühmter Effekt 100, freilich ohne etwas von seinem Schrecken eingebüßt zu haben: Der Hawthorne Effekt. Gemeint ist das Ergebnis von einer Reihe wissenschaftlicher Studien, die nachweisen sollten, dass Menschen unter besserem Licht leistungsfähiger sind. Der Versuch misslang gründlich, und zwar derart krachend gründlich, dass sich die Sozialwissenschaften davon heute noch nicht erholt haben.

Der Misserfolg hielt die Macher des Dritten Reichs nicht davon ab, mit besserem Licht den deutschen Arbeiter leistungsfähiger machen zu wollen. Sie gründeten zu diesem Zweck nicht nur eine Behörde (Amt für Schönheit der Arbeit). Sie instrumentalisierten dazu auch die LiTG, bzw. deren Vorgängerin Deutsche Beleuchtungstechnische Gesellschaft. Den letzten großen Akt dazu bildete die Gründung des Fachnormenausschusses Lichttechnik mitten im Russlandfeldzug. Und der Führer aller war der große Architekt des Führers, Albert Speer. Dem traute man immerhin zu, Germania, die Welthauptstadt, zu bauen.

Nach dem Krieg versuchte man es weniger militant und gründete die Studiengemeinschaft Licht e.V. für fortschrittliche Lichtanwendung. Das ist die, die mit hübschen Kurven begründete, dass mehr Beleuchtungsstärke mehr Leistung bedeutet. Die Kurven sind derart professionell gemacht, dass sogar Professoren für Lichttechnik sie für wahr halten. Sie haben ihren Weg selbst in die Standardliteratur der Arbeitspsychologie gefunden. Kein Wunder, allein im Jahr 1952 haben sie 130 Vorträge in 50 deutschen Städten bei den IHKs abgehalten (hier). Fragt sich, was die da 130 Mal abgespult haben.

Als ein großer Hersteller von Leuchten in den 1970er und 1980er Jahren damit Werbung machen wollte, beauftragte dieser einen Kollegen, der den Effekt dokumentieren sollte. Der hat zwar seine Funde dokumentiert, der Auftraggeber war aber entsetzt. Was seine Leute aus vollem Herzen glaubten, konnte nicht belegt werden. Ergo sollten wir einen Auftrag bekommen, um den Nachweis zu führen. Der Zeitpunkt schien so günstig wie nie: (West)Deutsche Firmen bauten Tochterunternehmen bzw. Werke in der verblichenen DDR auf, naturgemäß mit "besserer" Beleuchtung als im Mutterhaus. Da müsste man doch ... z.B. nachweisen können, dass sich Produkte durch bessere Qualität auszeichnen. Oder gar höhere Arbeitsleistung durch besseres Licht nachweisen? 

Warum nicht? Den Auftrag haben wir abgelehnt, weil auch wir zu den Hawthorne-Geschädigten zählten. Unsere ähnlich gelagerten Projekte hatten keine Gnade bei Psychologen gefunden. Dennoch schien die Sache verlockend, denn es gibt doch einen Hinweis, dass das Licht die Leistung beeinflusst. So gingen wir zu einem Unternehmen, bei deren Arbeit man den Hawthorne-Effekt umgehen kann. Dort wird die Arbeit aus Sicherheitsgründen minutiös dokumentiert. Die im Werk entdeckten Mängel werden untersucht und beseitigt. Und wenn sie doch welche durchgehen lassen, kann sich das Ergebnis weltweit im Fernsehen sehen lassen: Abgestürzte Flugzeuge. Ergo: Man analysiert frühere Ereignisse und deren Folgen. Da das Unternehmen mehrere Werke hat, die unterschiedlich sind, und zudem Tag und Nacht tätig bleibt, sind dies ideale Bedingungen. Oder?

Leider nicht. Das kann man verstehen, wenn man sich erinnert, was da in Hawthorne schief gelaufen war. Zunächst das Unbestrittene: Eine Gruppe von Probanden bekommt eine - wie immer auch - verbesserte Beleuchtung. Die Vergleichsgruppe aber nicht. Es wird allerdings beiden Gruppen erzählt, sie hätten eine neue Beleuchtung. Die Versuchsgruppe zeigt eine deutliche Steigerung der Leistung. Dummerweise die Vergleichsgruppe auch. Damit ist erst einmal gesichert, der Versuch funktioniert nicht.

Hier die Interpretation der Sozialwissenschaften: Menschen in Versuchssituationen in Betrieben verändern infolge des Versuchs ihr soziales Verhalten. Und für die Leistungsabgabe ist das soziale Verhalten maßgeblich.

Hier die Interpretation von einigen Gewerkschaftern: Der Versuch hat doch funktioniert. Die Leistungssteigerung in der Versuchsgruppe kann der Beleuchtung zugeschrieben werden. Hingegen hat die Vergleichsgruppe aufgrund eines Aufmerksamkeitseffekts mehr geleistet, war aber auch mehr beansprucht. Einige Monate später kam es dort zu Streiks, weil die Arbeiter die Arbeit nicht mehr ertragen konnten.

Hier die Interpretation von Ethnographen: Der Hawthorne Versuch hat gezeigt, dass Forscher durch ihre Intervention im erforschten Bereich viel erreichen können.

Wenn sie noch nicht gestorben sind, diskutieren sie heute noch - sagt der Märchenerzähler.

So weit die Historie mit Wissenschaft und Märchen, die auf dem Gebiet des Lichts nicht so weit auseinander liegen.

Was aber jenseits des Denkbaren - auch für Märchenerfinder - liegt: Die künstliche Beleuchtung hat das ganze Leben auf dem Planeten verändert. Selbst kleine Jungs, die die sich nachts unter der Bettdecke verkriechen, damit sie nicht auffallen, benutzen künstliches Licht, das in ihren Smartphones und Tabletts. Kaum eine Technik, ob Computer oder Auto, Fernseher oder Backofen, funktioniert ohne künstliches Licht. Und ohne den elektrischen Strom, der sich über das künstliche Licht etabliert hat, können viele Leute nicht mal die Zähne putzen. Ergo?

Da verstehe einer, dass man nicht nachweisen kann, dass Licht Leistung steigern hilft.