Unguckbar - Licht ohne Nutzen
Dieser Tage durfte ich Büroräume beurteilen, an die der normale Mensch nicht denkt. Das sind Büroräume, die zum Vermieten gedacht sind. Früher wurden die von kleinen Unternehmen wie Anwaltbüros oder kleinen Krautern gemietet. Ihr besonderes Merkmal: Die eigentliche Bürofläche ist größer im Vergleich zu den "unvermietbaren" Flächen wie Flure oder Fahrstuhlerschließungsflächen als in üblichen Bürohäusern, die dediziert für ein Unternehmen geplant wurden. Das Dumme ist: Kaum ein Unternehmen plant heute ein Bürohaus für sich. Vielmehr werden die Bürohäuser von Investoren geplant, selbst wenn der künftige Nutzer feststeht und der Investor diesem gehört. Ausschlaggebend ist, dass der Auftraggeber bzw. Betreiber an seine Miete denkt und nicht an die Bestimmung des Gebäudes: Die Arbeit soll wirtschaftlich sein und einen Nutzen abwerfen. Was das Gebäude kostet ist egal, so man es bezahlen kann. Wirtschaftlich handeln heißt Gewinn erwirtschaften und nicht etwa sparen.
Was hat das mit der Beleuchtung zu tun? Leider sehr viel! Zum einen, weil Leute, die Beleuchtungsnormen schreiben, keine Notiz davon genommen haben, obwohl die Praxis mindestens 30 Jahre alt ist. Zum anderen, weil die hierfür erstellten Büroräume tiefer sind als die, die unter den Augen eines Organisators geplant worden sind (bzw. wären). Und dann …?
Wenn jemand auf seine Mieteinnahmen achtet und nicht unbedingt auf die Qualität der Arbeitsplätze, installiert - sagen wir mal freundlich - kostengünstig für ihn. Man kann auch von billig sprechen. Fällig sind zwei Reihen Rasterleuchten parallel zum Fenster. Einen Ergonomen, der das toll findet, findet man für etwas Kleingeld immer. So man es hat - seit man solche Leuchten aus Polen oder China importieren kann, klingeln die Kassen nicht mehr wie einst. Das dumme Zeug an der Decke kann der Mieter nicht einmal dann ganz loswerden, wenn er eine eigene Beleuchtung zusätzlich installiert. Die Leuchten reflektieren auch im abgeschalteten Zustand die neuen Leuchten des Mieters.
Während man damit noch gut leben kann, wenn man denn muss, merkt man, was man sich gemietet hat, so richtig, wenn man Arbeitsplätze einrichtet und dabei die ganze Fläche nutzen will. Es geht einfach nicht! Die Hälfte der Belegschaft sitzt unter einer Leuchte - und wenn die Pech hat, hat der Planer hocheffiziente T5-Lampen installiert. Die sind erst richtig effizient beim Blenden. Dass sie blenden, steht in keiner Norm. Nach Norm blenden sie nämlich nicht, wenn man drunter sitzt.
Wissen das Lichttechniker nicht? Ich denke, das Wissen ist älter als fast alle, die heute aktiv Bürohäuser planen und beleuchten. Dummerweise zeigt das Internet einem nur neue Sachen. Alte Bücher? Wer beschäftigt sich im Zeitalter des Fortschritts mit altem Kram? Sollte man auch nicht. Heute bietet die Lichttechnik Technik, mit der man auch die hier beschriebenen Räume problemlos beleuchten kann. Und das bereits recht lange. Warum nimmt man die nicht? Die Antwort steht am Anfang des Beitrags und müsste eigentlich jedem bekannt sein. Eigentlich … (So etwas nennt man beim Programmieren Endlosschleife. Aus der kommt man raus, wenn man die Entstehungsbedingungen prüft, versteht und elegant umgeht.)