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Welches Licht führt Insekten in den Tod?

In Licht 7/2018  wird von einem Experiment berichtet, das meine - und nicht nur meine - Meinung über die Insektenwirkung von Beleuchtung ändern könnte bzw. müsste. Allgemein glaubt man, die Anziehungswirkung auf Insekten sei eine Frage des Spektrums. Dieser Versuch sagt aber etwas anderes aus.

Als jemand, für den die Wirkung von künstlichem Licht auf die Natur schon von Kindesbeinen an interessant war, las ich den Artikel mit großem Interesse. Als Kind sah ich, wie - nicht wie Motten zum Licht fliegen - Fledermäuse an Gaslaternen jagten. Die waren umschwirrt von Insekten, und die Fledermäuse hatten schon längst ihre Jagdreviere draußen aufgegeben. Sie jagten bei uns in der Straße. Allerdings war der nächste Bach nicht weit und 100 Meter weiter begannen Felder. Auch Fische liebten das künstliche Licht. Ich fischte abends bis nachts an einer Laterne, die der weltberühmte Fotograph Ara Güler gerne fotografierte. Der trank seinen Tee nur einige Meter von der Laterne entfernt. Manchmal brodelte das Wasser voller Fische. Und auch die Fledermäuse kamen öfter vorbei, weil auch die Insekten auf die Laterne flogen.

Das Licht übte auch eine mittelbar fatale Wirkung auf den Blaufisch. Der ist so schlau, dass er weiß, dass eine senkrechte kleine Säule von Meeresleuchten, yakamoz genannt, eine Angelleine bedeutet. Daher fischt man den nachts mit einer Primus-Laterne, dessen Licht etwa einer 1 kW-Lampe gleicht. Lang ist es her. Heute ist die Laterne weg, weil es dort die ganze Nacht hell ist. die erste Brücke, die zwei Kontinente verbindet, brachte nicht nur der Laterne den Tod. Jetzt würden die Insekten auf die Brücke fliegen, die alles erleuchtet. Oder auf die bunte Moschee, erleuchtet wie ein Weihnachtsbaum. Wären noch welche da …

Damit man in Deutschland nicht die letzten Insekten auch der nächtlichen Beleuchtung opfert, fand der besagte Versuch statt. Die Testobjekte waren eine Na-Hochdrucklampe, eine Metallhalogenlampe, eine weiße LED und eine warme LED. Die Leuchten sollten so weit wie möglich gleich sein. Waren leider nicht, weil es damals (2011) nicht so starke LED gab.

Zunächst waren die Forscher überrascht, dass manche Insekten kaum Interesse an Licht zeigten. So wie Eintagsfliegen. Vielleicht lag es daran, dass sie abends auch ohne Licht tot sind. Aber auch Ohrwürmer hatten wenig Interesse gezeigt. Im Ohr ist es meisten auch dunkel, oder? Die beiden Entladungslampen haben sich als bessere Insektenkiller erwiesen, im Schnitt schnitt die Halogenmetalldampflampe stärker ab. Die weiße LED lockte fast doppelt so viele Insekten ins Jenseits als die warme, aber beide weniger als die Entladungslampen.

Die Forscher wollen aber der Lichtindustrie nicht den Gefallen tun und erklären, dass LED insektenfreundlicher wären. Das Ergebnis könnte dadurch zustande gekommen sein, dass deren Lichtstrom geringer war. Auf keinen Fall soll die Insektenwirkung nur dem Spektrum zugeordnet werden. Zudem ändert sich die Rangfolge der Leuchtmittel von Insekt zu Insekt. Außerdem macht das Material der Abdeckung viel aus.

Die Untersuchung klingt sehr anders als eine vom gleichen Forscher (Prof. Eisenbeis) durchgeführte Studie aus Düsseldorf (hier). Ob es was ausmacht, dass die neue Studie aus Frankfurt stammt? Damals (2014) hiess es:

Es werden also neue Forschungshorizonte eröffnet. Man sagt dann nicht mehr insektenfreundlich, sondern vielleicht ohrwurmfreundlich oder zikadenfeindlich? Allerdings scheint das Licht als Insektenkiller ohnehin weit abgeschlagen zu sein. Die Landwirtschaft soll in den letzten 30 Jahren bis zu 90% der Insektenpopulation leise vernichtet haben. Mal sehen, wie viele Insekten noch in Deutschland leben, wenn man endgültig geklärt hat, welche Lampen mehr Insekten anlocken. Wenn man lange genug forscht, könnte das Ergebnis heißen: Licht lockt keine Insekten (mehr) an.

Warum eine LED-Beleuchtung nicht energieeffizient ist …

Wenn es nach den Förderern der LED-Technik unter den Bürokraten geht, hat es noch nie ein Leuchtmittel gegeben, das mit Energie besser umgeht als die LED, vielleicht die Na-Niederdrucklampe ausgenommen. Mag sein. Es gibt aber einen Effekt, der besagt, dass ein Leuchtmittel, das zu mehr Nutzung drängt, den Einspareffekt vernichten kann, der Rebound-Effekt. So kann man z.B. bei der Weihnachtsdekoration davon ausgehen, dass die Leute weit mehr Lampen benutzen als einst, weil man mit LED wunderbar dekorieren kann. Oder die Beleuchtung in Bad-Kacheln. Früher hätte nie jemand seine Wände mit Lampen gekachelt. Jetzt gibt es die Kacheln einfach zum Anschließen. Und LEDs, die dem Topf eine Anmut verleihen wie einst Fackeln Mausoleen.

Während die oben angeführten Beispiele einen freiwilligen mehr Konsum an Energie betreffen, den man auch abstellen kann, gibt es erzwungenen Mehrverbrauch durch bestimmte Eigenschaften einer Technik. Dieser betrifft nicht nur das Leuchtmittel, sondern das gesamte DrumHerum. Denn Leuchtmittel leuchten nicht allein. Manche fast, denn sie benötigen nur zwei Anschlüsse, und man kann mit dem Objekt was anfangen. Ein solches Objekt hieß Linestra und war ein Lieblingsobjekt von Leuten, die den schlechten Umgang mit Energie bemängelten. Linestra konnte man einfach ins Bad hängen, sie brauchte keine Leuchte. Sie blendete nicht - und man sah schön aus, ihr Licht schmeichelte im Spiegel. Deswegen hat Osram die lange Zeit produziert.

Ersetzt man eine Linestra durch LEDs oder Leuchtstofflampen, muss man mehr Aufwand treiben, um dieselbe Wirkung zu erzielen, weil beide mehr oder weniger blenden. Zudem brauchen sie mehr Technik zum Leuchten. Das Problem ist bekannt, deswegen hat z.B. die Lichtlobby in Brüssel interveniert, damit man nicht das Leuchtmittel allein betrachtet, sondern als System.

Was weniger bekannt ist, dass die recht hohen Werte für Beleuchtungsstärken, die die Normen empfehlen, nicht wegen der Sehaufgabe erforderlich sind (hier), sondern wegen der Eigenschaften der Leuchtmittel. So wird die besagte Linestra bei 5 lx wie bei 50 lx noch angenehm aussehen. Nicht aber eine 1,5 m Stablampe bei 50 lx. Wer es dennoch nicht glaubt, kann es ausprobieren. Eine L-Lampe (z.B. Philips TL-D 58W 840 Super 80 mit 5200 lm) in einem Zimmer aufgehängt, in dem die mittlere Beleuchtungsstärke 50 lx beträgt, verleiht dem Raum eine Grabesstimmung. Und der Mittelwert sagt überhaupt nichts aus, weil man keine Gleichmäßigkeit erreicht. Ergo? 500 lx. Da sieht die Lampe, eher Lampen, schon brauchbar aus, wenn man überhaupt bei dem kalten Licht von brauchbar reden darf.

Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass jedes Leuchtmittel mit einer höheren Leuchtdichte eine höhere Umgebungshelligkeit benötigt, um akzeptabel zu wirken. Soweit die Theorie. Wie sieht es in der Praxis aus? Die Planer müssen noch die EnEV berücksichtigen. Oder? Schön wär´s! Seit 2011 haben wir keine (Neu)Installation mehr gesehen, die gerade Mal die erforderlichen 500 lx erreicht. 1.000 lx? Wird sogar meist lässig überschritten, bereits bei Installationen mit T5-Lampen haben wir öfter mehr als 1.500 lx (Neuwert) gemessen. Na, ja, die werden ja kaum in Neuplanungen berücksichtigt. LED ist in. Was ist damit? Das letzte gemessene Objekt lag bei 2.500 lx auf einem Doppelarbeitsplatz. Und wenn der glückliche Besitzer eines Steh-Sitz-Tisches sein Licht benutzen will, kann er mit etwa 3.800 lx rechnen. Eine bescheidenere Installation hatte im gesamten Raum 1.700 lx generiert. Toll, wenn man darunter Computerkurse abhält. Dafür war der Raum geplant worden.

Jetzt zur Energieeffizienz. Die Leuchte, die ihre 2.500 lx auf dem Tisch generiert, strahlt den größten Teil auf die Trennstelle zwischen den beiden Tischen. Wer das nicht für intelligent hält, möge sich eine neue LVK ausdenken. Ohne Blendung (Direkt- oder Reflexblendung) kann man die tollen LED mit hoher Lichtausbeute nicht betreiben. So haben ähnliche Leuchten wie die gemessene alle eine Tiefstrahlcharakteristik.

Ergo? Weder die Leuchtstofflampen mit den Durchmessern T5 oder T2 noch LED eignen sich kaum für Direktbeleuchtung. Hingegen kann man damit sehr gute Indirektbeleuchtung erstellen. Und das frisst mehr Energie pro Lux auf der Arbeitsebene.

Das ist in der Kurzfassung der erzwungene Rebound-Effekt.

Was bekommt man für eine Idee, die Menschen jahrelang quält, sich ungesund fühlen lässt, und am Ende, das Produkt, das dieser Idee entspringt, links liegen lässt? Als ungezogener Bengel bekam man früher die Hosen stramm gezogen. Seitdem man viel zivilisierter miteinander umgeht, sind solche erzieherischen Maßnahmen taboo, man wird aber was sagen dürfen. Bei Erwachsenen gibt es aber auch Ehrungen - und was für welche! Für die hier behandelten Ideen gab es 2018 ein Lifetime-Award.

Es ist die Rede von eigentlich zwei Ideen, von denen die eine Geburtshelfer bei der anderen war. Beide dienten der Lenkung von Licht, damit es dorthin findet, wo es hin soll. Die erste Idee sollte (Zitat aus einer wichtigen Zeitschrift) "der seinerzeit populär gewordenen Leuchtstofflampe die ihr immanente Blendung nehmen.  Nicht das Lichtobjekt, sondern der beleuchtete Gegenstand sollte hell sein. Vor 54 Jahren war das ... eine Sensation". Zu dumm, dass die Leute, die darunter saßen, als Sensation (lt. Duden aufsehenerregende, außergewöhnliche Leistung, ; aus lateinisch sensus ‚Gefühl‘, ‚Verstand‘ und sentire ‚empfinden‘, ‚fühlen‘, ‚mit den Sinnen wahrnehmen‘) nur einen Druck von oben empfanden, Lichtdruck. Keine Ahnung, wo das Licht her kommt. Nur Blendung, die kommt von oben. Dabei sollte gerade die ja weg kommen. Das tat sie auch - nur nach der Vorstellung der Lichttechniker, wonach nur das blendet, was man unterhalb von 45º über der Horizontalen sieht. Damit definierten die Lichttechniker die Blendung aus allen kleinen Räumen weg. Bei den ganz großen, damals Großraumbüro genannt, half die Idee, dass die Leuchte nicht leuchtete, bzw. nur nach unten. Und alle, alle, mussten  brav nach unten gucken, damit die große Erfindung eben eine große Erfindung sein konnte.

Die Idee ist die vom Spiegelraster. Die ersten Leuchten, die damit ausgestattet wurden, hießen "dark light". Dies hatte u.a. zur Folge, dass unser Professor das Wort verbat, weil nach seiner Meinung Licht nur hell sein konnte. Was er nicht verbieten konnte, war die Idee, dass nicht die Leuchte leuchten soll, sondern das von ihr beleuchtete Objekt. Unter Designern lautet der Spruch: "Licht gehört dorthin, wo gesehen werden soll." Nicht schlecht, außer bei Bildschirmen. Ich musste allerdings eine Warte ablehnen, in der über jedem Bildschirm ein Strahler hing. Aber wer wird denn so kleinlich sein!

Da der Begriff dark light tatsächlich als geschäftsschädigend wirkte, wartete unser Erfinder, bis sich eine bessere Gelegenheit bot, um aus der Idee verkäufliche Leuchten zu bauen. Und die ließ nicht lange auf sich warten. Als die ersten Computerbildschirme in die deutschen Büros kamen, beschwerten sich viele über Augenbeschwerden. Was wird wohl der Grund sein? Den hatte ich zwar schon längst ermittelt. Das Ergebnis war aber wieder geschäftsschädigend. Denn das größere Problem schien die Qualität der Papierbelege zu sein, von denen man Daten in den Computer tippte. Es musste was her, womit man Geld machen konnte. Blendung! Seit Edison igitt, und jetzt auch noch auf den teuren Bildschirmen. Direkblendung war wegdefiniert worden, die Spiegelungen auf Tastaturen und Papier wurden auf ebenso wundersame Weise wegdefiniert (man musste und muss seinen Arbeitsplatz zwischen zwei Leuchtenreihen platzieren). Übrig blieben Reflexe. Und die machte die neue Idee weg. Einfach weg. Man richtet das Licht eben dorthin, wo gesehen werden muss. Wirklich? Was macht man denn, wenn das Licht von vorn blendet, von oben Spiegelungen verursacht, von hinten Reflexe?

Man erfindet einfach Räume, die es nicht gibt, Arbeitsplätze, die nicht möglich sind und Bedingungen, die niemand einhalten kann. Dieser Raum sollte in der Norm erscheinen, die die neue Idee als alternativlos allen Betrieben vorschreiben wollte (und auch tat). Wer hier arbeiten will, verliert die Maus (fällt rechts runter) und die Kaffeetasse (fällt links runter). Dem Einspruch, dass es so etwas gar nicht geben dürfte, weil die Arbeitstische nicht zulässig waren (und auch heute noch sind), und zudem kein Betrieb den Luxus an Fläche bezahlen würde, begegnete man damit, das Bild aus dem Normentwurf zu entfernen.

Es kommt aber schöner: Das Licht, das die Leuchtenreihen erzeugen, fällt nicht dahin, wo gesehen werden soll, sondern auf den Teppich. Die Lichtverteilung, die ich in einem Betrieb gemessen hatte, kommentierte ein Leuchtenentwickler so: "Wenn Sie die dümmste Konstellation messen, ist alles möglich." Dumm nur, dass die Leuchten von seiner Firma waren. Außerdem geht es gar nicht anders.

Das sagt einfach die Physik. Wenn man Licht bündelt und in eine bestimmte Richtung lenkt, geht es genau in die Richtung, so man richtig gebündelt hat. Das kennt jeder, der mal einen Flakscheinwerfer gebaut hat, oder nur gesehen. Dass der selber nicht gesehen werden will, hat einen praktischen Grund: die Flieger greifen zuerst den Scheinwerfer an. Warum musste das Licht aber so gelenkt werden und alle Menschen gezwungen, ihre Arbeitsplätze nur an bestimmten Stellen des Büros aufzustellen? Die Reflexe auf Bildschirmen ließen schon damals für 5-10 DM beseitigen. Die Leuchte kostete aber bis zu 1.000 DM im Höhepunkt ihrer Karriere. Das eben war der Grund.

Man soll ja anderen nie ihr Geschäft beneiden, wenn der Kunde davon profitiert und dafür zahlt. Hat der? Zumindest seine Mitarbeiter nahmen das Licht anders wahr. Das ist nicht Wahrnehmungspsychologie, sondern empirisches Resultat: Von allen in deutschen Büros verbauten Leuchtenarten verursachten die hier gemeinten die höchsten Beschwerden, wurden abgeschaltet, wenn man ohne überhaupt arbeiten konnte, und führten zu den häufigsten Gesundheitsbeschwerden. Das haben wir 1996 nach einer umfangreichen Studie veröffentlicht, die wir zuvor von einem Juristen haben überprüfen lassen. (hier) Denn die Reaktion der Lichtindustrie war absehbar. Und auch die weggedachte Blendung war unter diesen Leuchten am höchsten. Gar nicht so lustig fänden die zahlenden Kunden, wenn sie gehört hätten, dass zwischen April und Oktober künstliches Licht in deutschen Büros nur notfalls eingeschaltet wird, und ansonsten fast 90% der Arbeitsstunden nur mit Tageslicht gearbeitet werden kann. Und Tageslicht verursacht viel schlimmere Reflexe als Kunstlicht. Na, ja! Mit Tageslicht beschäftigt sich eine andere Norm. Und die Arbeitsschützer haben zwischen 1975 und 2004 sich überhaupt nicht mit Tageslicht befasst. Allenfalls als Störung. Als Beleuchtung war es auch wegdefiniert worden (klick).

Was halten die Vertreter des Kunden, die Führungskräfte, vom Ganzen? Vor wenigen Jahren wurden deutsche Manager gefragt, wie sie sich den idealen Arbeitsplatz für sich vorstellen. Hier die Antwort:

Nachdem sich die erste Idee unseres Preisträgers so segensreich ausgewirkt hatte, sollte man sich die zweite nicht entgehen lassen. Es ging dabei um die Umlenkung des Tageslichts. Bekanntlich sind Fenster derart altmodisch, dass das Tageslicht mehr oder weniger dort kleben bleibt. Im Rauminnern gibt es weniger davon. Manche Räume haben nicht einmal Fenster, ergo? Man muss das Tageslicht so umlenken, dass es im Innern ankommt - da wo man es haben will. Zu dumm, dass man Tageslicht nicht mehren kann. Deswegen muss man das, was nach innen kommt, vorne wegnehmen. Die Idee finden die Mitarbeiter derart reizend, dass vor Jahren ein Vorstand bei uns vorstellig wurde, damit man das Projekt in seinem Hause verhindern konnte. Da ich als studierter Lichttechniker die Wahrnehmungspsychologie nicht so doll beherrsche, habe ich ihn an einen Professor der Disziplin verwiesen. Dessen Meinung nach den Diskussionen mit dem Herrn war, man müsse ihm das Handwerk legen. Die Idee wurde ja einst in einem kleinen Ort erprobt, als man beim Bau des Ratshauses die Fenster vergessen hatte. Und erfreut seitdem der Menschen Herzen.

Auf ein Büro angewendet, macht die leider noch weniger Sinn. Da hinten kommt ein Bruchteil des Lichts an, was man vorn wegnimmt. Es macht zwar nichts, weil dort niemand sitzen will. Aber immerhin, Tageslicht ist doch toll - liest man allenthalben. Dummerweise kommt das Tageslicht erst nicht in den Innenraum, es wird von der Verglasung gefiltert. Der Rest wird durch viele Reflexionen derart verändert, nicht nur geschwächt, dass die Photonen vermutlich nicht mehr wissen, wo sie her kommen. Aber der Techniker weiß es! Das Licht stammt vom Zenith, weil dort der Himmel am konstantesten strahlt. Es ist schlicht blaues Licht. Am Ende des Raums nur noch grau. Andere Lichttechniker erzählen hingegen die Mär, dass die Wirkung vom Tageslicht von ihrer Dynamik herrühre. Also von der Veränderung. Wer hat Recht?

Egal, es geht um die Wahrnehmungspsychologie. Fenster zur Hälfte dicht, anstelle von Tageslicht bläuliches dorthin, wo keiner sitzt? Sicher ist auf jeden Fall, dass keiner gesundheitliche Beschwerden geltend machen kann. Ebenso sicher ist, dass die vielen Spiegel dem Raum eine super Akustik garantieren. Die ist aber in einer anderen Norm der Gegenstand.

Was die beiden Ideen verbindet? Die Liebe des Preisträgers zu Spiegeln. Ganz bestimmt. Das mag er halten wie er will. Was aber in beiden Fälle fatal ist: Das Licht wird dorthin gelenkt, wo es nicht hin gehört. Im Falle der Spiegelrasterleuchte werden bei großen Tischen die seitlichen Bereiche beleuchtet, bei kleinen der Teppich rechts und links. Dabei weiß man spätestens seit 1971, dass die Ebene, in die man das Licht bringt, die Arbeitsebene, keine Bedeutung für die Wahrnehmung des Raums hat, und nur geringe für die Arbeit (klick). In deutschen Büros wollen die meisten in der Nähe des Fensters sitzen, weil sie sich dort am gesündesten fühlen (klick). Auch die Arbeitsstättenverordnung rät dazu. Danach werden aber keine Lifetime-Awards vergeben.

(hier ist noch eine lesenswerte Geschichte mit Spiegeln, die hätten eine ganze Alpengemeinde mit Tageslicht versorgen sollen. Klick! Die gibt es auch im Fernsehen und in der Presse. Klick und klick und nochmal klick). Der letzte Klick sagt, was aus dem Projekt geworden ist.

Was weiß ein Chinese von der deutschen Lichttechnik? Kennt er den Spruch "Gleiches Licht für alle Volksgenossen"? Den gab es wirklich - vom Initiator der militantesten Bewegung in Sachen Licht, von Albert Speer. Als Chinese kennt man bestenfalls die Mao-Uniformen, als man versuchte, mit einem Stück Kleidung für alle Männer auszukommen. Lang ist es her. Chinesen kaufen heute die Welt auf, auch die der Mode. Da Licht wieder in Mode gekommen ist, auch Licht. So ging die Lichtsparte von Osram auch nach Asien. Wohin? Wird sich noch zeigen. Denn die Besitzer sind zwei Mal Investoren und einmal ein chinesischer Lichtunternehmer. Der Chef, eigentlich ein Taiwanese, der in den USA studiert hat, war zuletzt für Samsung, Korea, tätig.

Nu hat der Chef den obigen Spruch abgelassen. Super Idee! Licht ohne Handgreiflichkeiten auf meine individuellen Vorlieben anpassen. Widerspricht zwar der Maxime, wonach der Lichttechniker ausgebildet wird, entspricht allerdings dem modernen Sprech der Marketingabteilungen. Bislang hieß smart bei Licht, dass eine Lampe während ihrer - jetzt langen - Lebensdauer mehr Strom zum Warten verbraucht als zum Leuchten. Jetzt ist die mein Sklave und benötigt nur noch kleine manuelle Eingriffe, so etwa einen Lichtschalter?

Nicht doch! Da seine Firma Osram aufgekauft hat, wird die auch das kumulierte Wissen von Osram gekauft haben, so es nicht schon längst über Bord gegangen ist. Und dies - bezüglich smart - fing so an: Man baute in München ein Domizil unweit des Grünwalder Stadions. Da manuelle Eingriffe bereits damals, Jahr 1960, verpönt waren, und zudem die Gebäudetechnik als intelligent galt - smart ist eine bescheidenere Art davon - investierte man in eine Automatik, nach dem damaligen Sprech. Sensoren überwachten mit Argusaugen die Sonne. Sobald diese sich erdreistete, zu scheinen - was soll die sonst tun? -, waltete die Automatik ihres Amtes und ratsch, ratsch, ratsch gingen die Jalousien runter. Da Osram das Tageslicht sehr heilig war, gingen die Dinger wieder hoch, sobald sich ein Wölkchen der Sonne ihren Weg stellte. Ratsch, ratsch, ratsch!

Da den Mitarbeitern die Sache bald auf den Keks ging, wurde das Amt bald dem Hausmeister übergeben. Bayrische Hausmeister gelten nicht selten als kauzig, aber man musste anerkennen, dass sie nicht doof sind. Die Sache wäre nicht so schnell über die Bühne gegangen, wenn Osram nicht noch eine smarte Idee verwirklicht hatte, das Großraumbüro. Da musste der Vorstand in einer Ebene mit dem Fußvolk sitzen und erlebte das Ritsche Ratsche live mit. Jetzt wartet die restliche Welt darauf, dass die Erfahrung von 1960 bei ihr ankommt. Denn man kann überall in Deutschland miterleben, wie smarte Haustechnik das Kommando übernimmt, ratsch, ratsch, ratsch. Nicht ganz, heutige Jalousien gehen leiser hoch, wenn der Windwächter in Posemuckel über Internet erfährt, dass der Westwind in Hamburg schon 4 Bft. erreicht hat. Aber ebenso gnadenlos wie 1960. Man sitzt in der prallen Sonne, damit die verdammten Jalousien nicht vom Winde verweht werden.   

Und nun will der Chef dieser Firma ein Licht verkaufen, das die Wünsche des Nutzers von den Augen abliest und sich brav an die Arbeit macht! Ob der sich nicht geschnitten hat? Vor wenigen Jahren wurden deutsche Manager gefragt, wie sie sich den idealen Arbeitsplatz für sich vorstellen. Hier die Antwort:

Nicht doch! Muss jetzt Ledvance die Tore schließen? Vielleicht macht der Chef ein kurzes Nickerchen und lässt sich danach die deutschen Lichtnormen vorlesen.

Von der Lichttechnologie namens Energiesparlampe

 


Durch die verantwortungslosen Praktiken Einzelner gerät eine Lichttechnologie in Verruf, die effizient und klimafreundlich ist.

DUH alias Deutsche Umwelthilfe

Gestern habe ich beschrieben, was eigentlich eine Technologie ist. Und was für eine Technologie der Superlative die Lichttechnik geschaffen hat. Next to none oder auf Deutsch "Niemand kann es besser". Zu einer Technologie gehören Technik, Mensch und Organisation, wenn global wirksam, dann auch global aufgestellt. Heute geht es dezidiert um den Spruch der DUH, dass die Energiesparlampe eine effiziente und umweltfreundliche Lichttechnologie sei. Als ich gestern Nacht den Spruch las, muss mein Gelächter so laut geschallt haben, dass überall in der Nachbarschaft die Lichter angingen. Von der besagten Lichttechnologie waren wohl wenige darunter, denn kein Licht hat geflackert.

Fangen wir einfach mit Technik an. Sie war kein großer Wurf, sondern eine Antwort auf die Energiekrise der Jahre 1973 und folgende. Erfunden hatte sie keiner der Öko-Freaks - die wollten noch geboren werden -, sondern ein Laboringenieur bei GE. Na, ja. Ganz "erfunden" wurde sie nicht, denn sie war eine Leuchtstofflampe. Energiesparen tat sie zwar, aber nur im Vergleich zur Glühlampe. Und das auch nur, wenn man die Lichtqualität großzügig übersieht. Die hat auch der begeisterte Einführer auf dem deutschen Markt, A. Wacker von Osram, nicht übersehen. So schrieb der Tagesspiegel aus Berlin zum 25. Jubiläum der Einführung in Deutschland "Bis heute brennen Energiesparlampen überall – außer bei ihm [Wacker] in der Küche und dem Esszimmer. Denn vor allem Speisen, besonders Fleisch, sehen fahl aus, findet er."

Das fanden andere auch so. Wenn man die Energiesparlampe einschaltete, kroch ihr Licht gemächlich Richtung hell hoch. So etwa eine Minute. Draußen vor der Tür im Winter - eher ewig. In der Garage und im Keller eher Fehlanzeige mit Energie Sparen, denn bis das Ding zur vollen Form auflief, war der Benutzer wieder weg. Wie lange eine Lampe brauchte, um zu einem stabilem Lichtstrom zu kommen, musste ich erleben, weil ich dies für Gutachten brauchte. Das Labor maß erst nach 24 Stunden. Da war die Anlaufzeit zu Ende. Etwa.

Nach den 24 Stunden konnte man immer noch nicht sein Geld darauf wetten, dass ein lichttechnisches Gütekriterium aus dem Jahre 1935, ruhiges Licht, erfüllt wurde. Das Flackern hat man der guten Lampe erst so etwa 1995 abgewöhnt. Wie es sich mit den restlichen Gütekriterien verhält, kann man anhand des Spektrums ganz gut vorstellen:

Laut Wikipedia (deutsch) ist dies aber so schlimm nicht: "Da Leuchtstofflampen im Gegensatz zu Glühlampen oder Tageslicht ein diskontinuierliches Spektrum emittieren, können Farben von Gegenständen unter dem Licht dieser Lampen etwas anders aussehen als im Sonnenlicht." Ich weiß nicht, ob Lobbyisten pro Wort bezahlt werden wie Dolmetscher oder pro Anschlag wie einst Schreibkräfte. Wenn der Verfasser von dem Satz bekannt würde, hätten nicht wenige ihm den Hosenboden stramm gezogen. Eine Verfasserin war das bestimmt nicht, denn  Frauen sehen Farben anders und leiden mehr als Männer unter miserabler Farbgebung. (hier)

Dinge, die der Mensch zum Leben braucht, z.B. gemütliches Herunterdimmen der Beleuchtung, wenn es gemütlich wird, beim Elektriker erhältlich so ab 1968, war Fehlanzeige. Auch 2018. Man müsste eine Spezialausführung haben, die aber keiner baut, weil die Energiesparlampe Energie sparen soll und nicht der Gemütlichkeit dienen. Bei ihrer Lichtfarbe wäre die Sache eh fraglich. Und ihre Formen erst! Ein Fachmann hat jüngst nett geschrieben: "Von den Allgebrauchslampen abweichende Abmessungen, die oft nicht optimal zu den vorhandenen Leuchten passten, waren ein weiterer Nachteil." (Bei den anderen Nachteilen geht er mit den oben beschriebenen etwa 100% konform.) Die Lampen guckten überall aus den Leuchten heraus, verhunzten manche nett gemeinte Architektur, blendeten nach Lust und Laune. Und haben sogar die Goldhändler vom Großen Bazar in Istanbul davon überzeugt, dass Gold nicht unbedingt golden glänzen muss. Etwas fahler geht auch, wenn dafür der Laden kühler bleibt. 

Man kann die "Vorteile" dieser "Lichttechnologie" noch weiter ausschmücken. Das allgemeine Urteil will ich aber aus einem denkwürdigen Ereignis ableiten: Als die EU das Glühlampenverbot einführen wollte, wurde von der Lichttechnischen Gesellschaft eine Diskussionsrunde für das Für und Wider die Energiesparlampe organisiert. Üblicherweise würden die Hersteller eines Produkts in solchen Fällen die Partei Für bestücken. Für diese Diskussion fand sich aber kein Hersteller bereit, eine Aussage zu machen.

Das wäre die eine Aussage. Eine andere wäre, dass etliche Hersteller nach Einführung des Glühlampenverbots von einer Weiterentwicklung des glücklichen Gewinners verabschiedet haben. Sehen so Sieger aus?

Wer hat Nu die Lampe so gepuscht? Da fällt mir nur ein Engel ein: Gabriel. Der war unser Umweltengel und machte Wahlkampf mit einer Ladung Energiesparlampen. Und wurde dabei geholfen von seinem Vorgänger Trittin. (mehr dazu hier und dort). Nicht gerade das Netzwerk, das zu einer Superlative an Technologie gehört. Die wollten ja nur CO2 sparen. Haben auch. Ich würde die Menge gerne schreiben, leider fehlen mir viele Nullen hinter dem Komma. Man soll nicht böse sein, denn mit der Denke hat man an anderer Stelle wirklich jede Menge CO2 gespart, mit dem Diesel. Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie diesen Blog weiter oder fragen Sie Ihren Abgeordneten. Oder die DUH. Die wissen bestimmt, was für ein Unterschied zwischen klimafreundlich und umweltfreundlich besteht.

 

Tech ' nik
[<grch. techne = Kunst, Gewerbe, Geschick, List, Betrug]