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Schuld ist die Energiesparlampe

Eines der größten Geheimnisse der Weltgeschichte wurde soeben gelüftet: Donald Trumps orangene Gesichstfarbe kommt nicht von der Sonnenbank. Er isst auch nicht zu viele Möhren. Die bösen Birnen sind es, meinte er, die wir benutzen müssen. Deswegen hat er gleich die Restriktionen für den Verkauf von Glühlampen gelockert. Die würden doch noch immer funktionieren und wären billiger gewesen. Vermutlich hatte er alle Trump-Towers der Welt mit LED bestücken müssen. So wusste er, wie teuer die Sache kommt.

Die Meldung kam über drei Dutzend Nachrichtenkanäle und wurde erst durch den Drohnenangriff auf die größte Rafinerie der Welt getoppt. Trump wollte exemplarisch zeigen, was der Klimawahn so alles bewirkt. Danach flog er ab nach Frankreich, um Präsident Macron die Leviten zu lesen. Der kritisierte einst Trumps Abschied vom Klimaabkommen.

 

Somit ist eindeutig der Nachweis erbracht, dass Energiesparlampen Teufelswerk sind. Das wusste schon der Marketingleiter Wacker von Osram, als er die Lampe 1985 einführte. Er würde sie nicht ins Wohnzimmer hängen. "Denn vor allem Speisen, besonders Fleisch, sehen fahl aus, findet er" In der Garage und im Keller schon. Aber: Da würden sie aber keine Energie sparen. Immerhin, ihr Quecksilber bliebe auch drin. Wacker ist nicht mehr bei Osram, und Osram nicht mehr zu Hause. Es wandert demnächst ins Ösiland, wo schon mehr als eine deutsche Lichttechnik Firma um Asyl gebeten hatte und erhört wurde.

Warten wir ab, ob die gesamte NATO oder nur die amerikanischen Streitkräfte ausschwärmen, um den Lampen das Licht auszupusten. Die Razzia gegen Bin Laden ist Dreck dagegen. Lampen, deren Wirkung schlimmer ausfällt als 12 Big Macs am Tag, müssen ausgemerzt werden.

*Anm.: Informationen über die Hautfarbe von First Lady Melania bzw. deren Ursachen sind leider nicht bekannt geworden. Die hütet der Staat wie einst das Geheimnis über das Manhattan Projekt.

LED macht Leuchte überflüssig, weil sie Lampe ist

In einem Bericht über die Überarbeitung von EN 12464-1, der auf der Licht 2018 in Davos, also edler Umgebung, präsentiert wurde, las ich Ungeheuerliches. Es gibt keine Leuchten mehr, weil die LEDs es vorziehen, selber zu leuchten. Zu dem Anlass sagt die Website der Konferenz "In der europäischen Normung bearbeitet die WG 2 die Beleuchtung von Arbeitsplätzen. Derzeit wird die EN 12464-1 überarbeitet. Seit der letzten Fassung von 2011 haben sich einige neue Entwicklungen ergeben. Einerseits ist die LED zur maßgeblichen Lichtquelle aufgestiegen, andererseits wird den nicht-visuellen Wirkungen des Lichts mehr Beachtung geschenkt. Lichtanlagen können gesteuert werden, wodurch der Inbetriebnahme und dem Betrieb der Beleuchtung mehr Beachtung geschenkt werden soll."

Ich nehme an, dass jeder, der sich in Licht auskennt, die WG 2 kennen muss. Das ist keine Wohngruppe wie weiland die Kommune II, sondern ein Arbeitskreis, der Beleuchtungsnormen immer wieder auf den neuesten Stand bringen will bzw. muss. Da habe ich das Ungeheuerliche gefunden. Man unterscheidet nicht mehr zwischen Lampe und Leuchte wie anno Tobak. LED macht's möglich!

Nicht Eingeweihte können gar nicht verstehen, woran sich die Aufregung entzündet. Ca. 99,9999 % der Wutbürger und sonstiger Bürger kennt weder Lampe noch Leuchte, sondern Birne. Lampe kennt man schon, die aber ist eine Leuchte. Verstanden? Bestimmt nicht. Also langsam zum Mitschreiben: Wenn man Licht machen will, braucht man etwas, was sich so aufregt, dass Quanten aus dem rausplatzen. So etwa wie beim Holzscheit. Dieser schickt aber sein Licht fröhlich durch die Gegend. Darf aber nur am Lagerfeuer. Ergo macht man etwas drumherum, damit das Licht in die Richtung geht, in die es soll. Bereits alte Petroleumlampen, Pardon -leuchten, hatten so eine Einrichtung.

Später als das Licht elektrisch wurde, wurde fein säuberlich getrennt, wer die Lampe - bzw. das Leuchtmittel - bauen durfte, und wer das Blech drumherum biegen. So baute OSRAM nur Lampen. Die gingen an Siemens Lichttechnik, die die Leuchten baute und die Lampen da hinein. Am Ende leuchtete die Lampe in der Leuchte. Später wurde die Lichttechnik von der Mutter verstoßen (hier), nach einigen Abenteuern von OSRAM eingekauft (da). Am Ende verstieß die Mama auch OSRAM (dort). Jetzt verkauft OSRAM das Leuchtengeschäft (na bitte hier).

Man konnte in einem Augenblick erkennen, wer eine Leuchte in Sachen Licht war und wer nicht. Hat einer Birne zur Lampe gesagt, war der raus. Schlimmer erging es einem, der die Leuchtstofflampe für eine Röhre hielt. Die ist zwar eine Röhre, das kommt aber nicht in die Tüte. Selbst der große Guru der biologischen Lichtwirkungen, Prof. Hollwich, fiel deswegen in Ungnade, und das für ewig. Es gab zwar Lichttechniker, die Lampe zur Leuchte sagten. Die waren aber bestimmt von der Wohnraumleuchtenindustrie, also nicht satisfaktionsfähig. Die konnten aber ihre Produkte kaum verkaufen, hätten sie Leuchten angeboten, wo die Kundschaft Lampen suchte.

Nu ist es aus! Man kann sich nicht mehr als große lichttechnische Leuchte outen, indem man die fein ziselierte Wortwahl perfekt beherrscht. Sch... egal. Als nächstes kommt wohl, dass man die Leuchtstofflampen Röhre nennen darf, weil die LED Kreationen, die sie ersetzen sollen, keine Rohre mehr um sich haben (müssen).

Leider muss ich mit dem Spaßen hier aufhören. Die Sache hat nämlich einen bösen Hintergrund. Erstens verstehen viele Leuchtendesigner nicht, dass LED-Module doch keine Lampen sind. Man kann deren Licht nicht formen, weil die das selber tun - nach eigenem Gusto. Zweitens sind viele Elemente wahre Leistungsbomben, so dass man sie weit auseinandersetzen muss, sollen darunter nicht gleich paar Tausend Lux herrschen. Dann entstehen "Leuchten" mit vielen diskreten Punkten, die leider Gottes die ganze Dekoration in Shops u.ä. zunichte machen (so gesehen in einem frisch renovierten Laden einer großen Kette). Während große Paneele mit den gleichen Elementen, dicht zusammengepackt, eher schön aussehen, blenden die Ketten bei gleicher Leuchtdichte der Elemente.

Langsam lernen wir den Umgang mit LED. Bislang sind 20 Jahre ins Land geflossen. Die nächsten 20 sollen's bringen. Bis dahin viel Spaß mit den Irrungen und Wirrungen der von oben verordneten Technik der Lampen - Pardon Lichtquellen.

Wo die Sonne im Osramiden Reich hängt …

 

Das Reich, über dem die Sonne nicht scheinen muss … Der Traum aller, die sich nicht dem Diktat der Natur beugen wollen und ihren Lebensrhythmus selbst bestimmen. Nix mit morgens aufstehen, frühstücken, arbeiten und mit der Sonne schlafen gehen! Freie Bürger brauchen freies Licht - oder so… Das Geschäft schien so sicher, dass die großen der Welt es nicht anderen überlassen wollten. Edison verkaufte Strom nur an Hotels, die bei ihm die Lampen kauften. Siemens beleuchtete dem Kini sein Theater. Und Philips hiess schlicht und einfach Gloeilampenfabrieken.

Lang ist es her. Jetzt löst sich das Oligopol langsam aber sicher auf. Jedes Mitglied geht seine Wege auf seine Weise. Mir ist es egal, ob GE ins Gras beißt oder die Firma AEG im Grabe dreht. Bei OSRAM ist das anders. Mein erster Professor kam von da. Dessen Nachfolger ebenso. Dessen Nachfolger … Außerdem haben die die Werbewirtschaft mit Super-Ideen belebt, dass sich die Balken biegen. Es ging immer um Geld und Licht oder Licht und Geld. Immerhin, bei der Behauptung, dass man den Preis von 1 lm über Jahrzehnte (oder ein Jahrhundert?) gleich gehalten haben will, lacht keiner. Licht haben sie billig gemacht. So billig, dass heute Fahrräder bei Sonnenschein blenden.

Nicht so blendend geht es wohl dem Geschäft. Bevor man die Sache mit den Leuchten in trockene Tücher wickeln konnte, geht ein Raunen über die Börsen. Ein Finanzinvestor, in Deutschland liebevoll Heuschrecke genannt, will OSRAM wohl kaufen. Der hatte zuletzt einen Generika-Hersteller gekauft. Das sind Leute, die abwarten, bis ein Medikament patentfrei ist, oder nachgeahmt werden kann, ohne Patentrechte zu verletzen. Heisst auch Nachahmerpräparat. Wem z.B. Aspirin zu teuer vorkommt, kauft ASS von Ratiopharm. (Bitte nicht im Lexikon nachschlagen, was das Wort auf English bedeutet.) Nun soll auch OSRAM dahin. Was für Generika wird es denn herstellen, wo es bis heute immer Originale geliefert hat?

Gott weiß! Oder auch nicht. Für mich heißt es schlicht, dass lange Entwicklungsprozesse wie z.B. eine Blendungsbewertung nicht mehr zu erwarten sind. Ich hatte einst erlebt, wie lange Philips z.B. die psychologische Blendung untersucht hatte. AEG sogar etwas länger. Und wie lange es danach dauerte, bis der Begriff so halbwegs verstanden wurde. Deutsche Straßen ein Schlachtfeld für SUVs, die mit ihren Laserschwertern versuchen, den Gegenverkehr zu eliminieren …Gegen die nimmt sogar das einstige Fernlicht mildestens aus.

Mal sehen, was die Zukunft bringt. Blendend wird es jedenfalls allen gehen. Mit Ausnahme der OSRAM-Mitarbeiter?

Dass wir glücklich gewesen sind,
merken wir, wenn wir es nicht mehr sind.
ein wichtiger Mensch 

Sag' mir wo die Leuchten sind, wo sind sie gebleiben?

 

In Licht 7/2018 fand ich eine kleine Meldung, die - hätte man sie in den 1980ern gelesen, einem Erdbeben gleich gekommen wäre. Jedenfalls in der Lichttechnik. Die kleine Meldung ist betitelt: "Verkauf des Leuchtengeschäfts". Na und? Es werden so viele Leuchtengeschäfte verkauft, dass eine Meldung in Licht schon übertrieben klingt. Der Chef des verkaufenden Unternehmens erklärt in dürren Worten eine (beinah) Pleite, aber richtig geschönt, wie Wirtschaftsleute so von sich geben, wenn was nicht rund läuft. Es heißt "Dank zahlreicher Maßnahmen hat sich die Ertragslage der Geschäftseinheit XX deutlich stabilisiert, sodass wir nun einen geordneten Verkaufsprozess anstoßen." Will sagen, wir sind an der Pleite vorbei geschrammt. Nun wollen wir den Laden endlich verkloppen. So drückt sich natürlich kein Industriekapitän aus, jedenfalls ohne viel viel Bier. Das Bier will er sich noch verdienen durch neue lukrativere Arbeit: "Wir werden künftig einen noch stärkeren Fokus auf wachstumsstarke Zukunftsgeschäfte haben." So kann man sich auch ausdrücken, wenn man nicht sagen will, man habe seine Zeit bislang leider mit Pillepalle vergeudet. Was diese neuen wachstumsstarken Zukunftsgeschäfte sein sollen, hat er nicht verraten. Hoffentlich macht er nicht das, was Nixdorf & Co., also das gesamte deutsche Computergeschäft einschließlich der einstigen Muttergesellschaft, betrieben haben, bis ihnen die Luft ausging: Zukunft verkaufen, wenn Leute funktionierende Computer brauchen. Heute.

Die Rede ist von einem Leuchtengeschäft, das in Traunreut getrieben wird. Als die Welt noch in Ordnung war, saß dort das Siemens Leuchtenwerk. Und ist wohl sitzengeblieben. Nur der Name hatte sich zwischendurch im Jahr 1997 modernisiert: SiTeCo hieß die Firma, seit Siemens glaubte, das Leuchtengeschäft gehöre nicht mehr zum Kerngeschäft. - Was das ist, will gerade der Konzernchef Jo Kaeser feststellen. - Sie fühlt sich der Tradition des Lichts verpflichtet. Und gibt ihren Daseinszweck so an: "Als richtungweisendes Unternehmen mit einer rund 150-jährigen Erfahrung hat Siteco die Beleuchtungstechnik entscheidend geprägt. Heute verbindet die Marke Siteco technologische Ideen mit Dienstleistermentalität und dem Gespür für das Machbare." Ich weiß leider nicht, ob bei den Scheidungspapieren stand, dass die die 150-jährige Tradition miterben durften. Könnte sein, denn die Mutter hat die nicht mehr.

Die neuen Herren im Hause waren nicht in der Tradition des Lichts. Nach Müntefering eher dem Profit zugetan. Er nannte solche Unternehmungen Heuschrecken, die weltweit Schrecken verbreiten, weil sie nur nach Heu aus sind. Dass der alten Mutter die Dienstleistermentalität in die Wiege gelegt wurde, womit sie das neue Kind sozusagen mit der Muttermilch aufgezogen hat, wird man leider auch nicht behaupten können. Sie war Teil eines Oligopols in Licht, das ist eine Form der Markbeherrschung, wenn es zu einem Duopol oder gar Monopol nicht reicht. Einige interessante Aspekte hatte ich bereits kommentiert (hier oder da). Da man einen Teil davon ziemlich eigenständig betreiben wollte, hat man das Geschäft säuberlich aufgeteilt: Das Leuchtmittel stellt Osram her, was darüber kommt, bestimmt die Lichttechnik. Und Siemens Lichttechnik wollte natürlich so ziemlich alles bestimmen, was und wie in Deutschland leuchtete. Das tat sie derart gründlich, dass die Jahrestagungen der Lichttechnischen Gesellschaft zu einer Art Katalog-Lesung mutierten. Für viele Jahre war für mich Tagung = Tiefschlaf, und sofort bei Beginn der ersten Diashow fielen mir die Augen zu. Übrigens: Einst benutzte man statt Diaprojektoren Epidiaskope. Man konnte den Katalog gleich darunter stellen, das Licht im Saal nicht nur Dimmen, sondern ganz schlafen legen. Das Auditorium tat dies von selbst.

Doch eines schönen Tages war das Geschäft mit Leuchten nicht mehr Kerngeschäft. So wurde SiTeCo geboren. Die Firma wurde noch einmal verkauft und kam 2011 … zu Osram. Seitdem baut Osram alles, d.h. Leuchte wie Leuchtmittel. Sagen wir mal, nahezu alles. Denn die LED wurden an Chinesen verkauft (Ledvance). Osram nannte sich zwischendurch Full Solution Provider (hier). Solutions (intern Lighting Solutions LS) leistete wohl Siteco, die auf den vielen neuen Websites von Osram immer weiter nach hinten gerückt ist. Jetzt hat wohl der Chef die Schnauze full. Lighting Solutions sollen nicht mehr mit Digital Lighting Solutions & Systems zusammen berichtet werden. Macht wohl schlechten Eindruck.

Langsam zum Mitschreiben: Osram baut keine Leuchten mehr. Ist wohl dann nicht mehr Full Solution Provider. In November soll der Vorstand am Kapitalmarkttag dem Verkauf die Ab-Solution erteilen. Schade. Einst war das jetzige Verkaufsobjekt so mächtig, dass lichttechnische Kongresse, wie gesagt, eher Lesungen aus ihrem Leuchtenkatalog ähnelten. Und das Wort des großen Vorsitzenden klang so kräftig, das auch die taubsten in der Branche hinhörten. So z.B. gab es in Deutschland nur ein Lichtkonzept: Allgemeinbeleuchtung. Das hieß in seiner Lesart, dass in einer großen Halle überall die selbe Beleuchtung herrschen möge, wenn auch nur ein einziger Arbeitsplatz die benötige. Sonst würden die unterschiedlichen Leuchtdichteverhältnisse zu einer Ermüdung der Mitarbeiter führen. Mitarbeiter*Innen waren mitgemeint. Gott verhüt's! Ermüdung muss immer vorgebeugt werden! Geniale Absatzstrategie. Die natürlich nicht so liefe ohne kräftigen Schub vom Gesetzgeber. Dafür mussten diverse Dokumente so formuliert werden, dass der Eindruck entstand, lichttechnische Normen seien so etwas wie Gesetze.

Das Genialste sollte aber noch kommen, Leuchten, die nicht leuchten. Dark Light hieß die Technik, die man schwupps in Bildschirmarbeitsplatzleuchte umtaufte. Die Branche moserte zunächst, weil sie eloxiertes Aluminium nicht so schnell biegen konnte. Als sie es gelernt hatte, war der Widerstand weg. Und es wurde Licht, Pardon, Norm. Und sie würden so glücklich mit ihrer Technik weiter so leben, wäre da nicht eine Diskrepanz zwischen Postulat und Physik: Mit den Leuchten kann man keine  Allgemeinbeleuchtung produzieren. Ach was, so wichtig ist die Sache nun auch nicht. Dann heißt der Krempel halt arbeitplatzorientierte Allgemeinbeleuchtung. Und sie ist derart gründlich arbeitsplatzbezogen, dass in der Mitte des Arbeitsplatzes weniger Licht ankommt als am Ende.

Zu seiner Ehre muss ich aber hinzufügen, dass er die Pros und Cons der Technik veröffentlichte, bevor sie allgemein verfügbar war. Die Quelle liest nicht Erika Mustermann und auch nicht ihr Gatte Anton Mosermann, mosern taten die fachkundigen Leser aber auch nicht. Ganz dumm, dass ich einer davon war. Offensichtlich nicht ganz so fachkundig.

Man kann alle Leute einige Zeit
zum Narren halten und einige Leute allezeit;
aber alle Leute allezeit zum Narren halten kann man nicht.
Abraham Lincoln 

Welches Licht führt Insekten in den Tod?

In Licht 7/2018  wird von einem Experiment berichtet, das meine - und nicht nur meine - Meinung über die Insektenwirkung von Beleuchtung ändern könnte bzw. müsste. Allgemein glaubt man, die Anziehungswirkung auf Insekten sei eine Frage des Spektrums. Dieser Versuch sagt aber etwas anderes aus.

Als jemand, für den die Wirkung von künstlichem Licht auf die Natur schon von Kindesbeinen an interessant war, las ich den Artikel mit großem Interesse. Als Kind sah ich, wie - nicht wie Motten zum Licht fliegen - Fledermäuse an Gaslaternen jagten. Die waren umschwirrt von Insekten, und die Fledermäuse hatten schon längst ihre Jagdreviere draußen aufgegeben. Sie jagten bei uns in der Straße. Allerdings war der nächste Bach nicht weit und 100 Meter weiter begannen Felder. Auch Fische liebten das künstliche Licht. Ich fischte abends bis nachts an einer Laterne, die der weltberühmte Fotograph Ara Güler gerne fotografierte. Der trank seinen Tee nur einige Meter von der Laterne entfernt. Manchmal brodelte das Wasser voller Fische. Und auch die Fledermäuse kamen öfter vorbei, weil auch die Insekten auf die Laterne flogen.

Das Licht übte auch eine mittelbar fatale Wirkung auf den Blaufisch. Der ist so schlau, dass er weiß, dass eine senkrechte kleine Säule von Meeresleuchten, yakamoz genannt, eine Angelleine bedeutet. Daher fischt man den nachts mit einer Primus-Laterne, dessen Licht etwa einer 1 kW-Lampe gleicht. Lang ist es her. Heute ist die Laterne weg, weil es dort die ganze Nacht hell ist. die erste Brücke, die zwei Kontinente verbindet, brachte nicht nur der Laterne den Tod. Jetzt würden die Insekten auf die Brücke fliegen, die alles erleuchtet. Oder auf die bunte Moschee, erleuchtet wie ein Weihnachtsbaum. Wären noch welche da …

Damit man in Deutschland nicht die letzten Insekten auch der nächtlichen Beleuchtung opfert, fand der besagte Versuch statt. Die Testobjekte waren eine Na-Hochdrucklampe, eine Metallhalogenlampe, eine weiße LED und eine warme LED. Die Leuchten sollten so weit wie möglich gleich sein. Waren leider nicht, weil es damals (2011) nicht so starke LED gab.

Zunächst waren die Forscher überrascht, dass manche Insekten kaum Interesse an Licht zeigten. So wie Eintagsfliegen. Vielleicht lag es daran, dass sie abends auch ohne Licht tot sind. Aber auch Ohrwürmer hatten wenig Interesse gezeigt. Im Ohr ist es meisten auch dunkel, oder? Die beiden Entladungslampen haben sich als bessere Insektenkiller erwiesen, im Schnitt schnitt die Halogenmetalldampflampe stärker ab. Die weiße LED lockte fast doppelt so viele Insekten ins Jenseits als die warme, aber beide weniger als die Entladungslampen.

Die Forscher wollen aber der Lichtindustrie nicht den Gefallen tun und erklären, dass LED insektenfreundlicher wären. Das Ergebnis könnte dadurch zustande gekommen sein, dass deren Lichtstrom geringer war. Auf keinen Fall soll die Insektenwirkung nur dem Spektrum zugeordnet werden. Zudem ändert sich die Rangfolge der Leuchtmittel von Insekt zu Insekt. Außerdem macht das Material der Abdeckung viel aus.

Die Untersuchung klingt sehr anders als eine vom gleichen Forscher (Prof. Eisenbeis) durchgeführte Studie aus Düsseldorf (hier). Ob es was ausmacht, dass die neue Studie aus Frankfurt stammt? Damals (2014) hiess es:

Es werden also neue Forschungshorizonte eröffnet. Man sagt dann nicht mehr insektenfreundlich, sondern vielleicht ohrwurmfreundlich oder zikadenfeindlich? Allerdings scheint das Licht als Insektenkiller ohnehin weit abgeschlagen zu sein. Die Landwirtschaft soll in den letzten 30 Jahren bis zu 90% der Insektenpopulation leise vernichtet haben. Mal sehen, wie viele Insekten noch in Deutschland leben, wenn man endgültig geklärt hat, welche Lampen mehr Insekten anlocken. Wenn man lange genug forscht, könnte das Ergebnis heißen: Licht lockt keine Insekten (mehr) an.