LEDs in LED-Leuchten - Wo denn sonst?

Hurra! Die Energiesparer haben die vertikale Beleuchtungsstärke entdeckt! Die Rede ist von der Renovierung der (ewigen) Vornorm DIN V 18599 Energetische Bewertung von Gebäuden. Die gesamte Vornorm wurde 2016 stark überarbeitet. Dabei hat man entdeckt, dass es auch eine vertikale Beleuchtungsstärke gibt, gemeint ist die Vertikalbeleuchtungsstärke. In der Normung des FNL gab es die schon lange, in DIN EN 12464-1 musste sie mühsam eingearbeitet werden (jetzt gibt es sogar eine Beleuchtungsstärke an der Decke - kein Spaß, die musste ich auch mal messen. Allerdings wüsste ich gerne, wie ich die Ebene nennen würde, in der gemessen wird. Horizontal geht nicht, weil schon besetzt. Unhorizontal? Anti-Horizontal?). Jetzt wird berücksichtigt, dass man z.B. in einem Lagerraum mit Regalen nicht den Fußboden beleuchten sollte, sondern die Regale. Im Buchladen gilt die Sache auch. Na, so was! Falls ich mich nicht irre, hatte uns unser Professor die Sache so etwa 1967 erklärt. Jetzt ist sie in der realen Welt angekommen. Herzlichsten Glückwunsch. (Ich weiß allerdings nicht, an wen.)

Obwohl die Sache nicht an die ganz große Glocke gehängt wurde, hat sich etwas gewaltig geändert, was die Bewertung von LED angeht. Nicht nur die Änderung, sondern auch die Modalitäten der Änderung sind sehenswert. Erst zum Thema: Die Referenz für Lampen ist die Stablampe (Leuchtstoffl.), die als am effizientesten unter den üblichen Objekten galt, weil sie am häufigsten anzutreffen ist (bzw. war.). Weniger effiziente Lampen wurden (und werden) mit Faktoren angerechnet:

korrekturtabelle-leuchtmittel

Die Logik der Tabelle: Wir gehen von einer Beleuchtung aus, die mit einer stabförmigen Leuchtstofflampe bestückt ist und mit einem EVG betrieben wird. Eine Glühlampe geht mit dem Faktor 6 ein, wer sich traut, seine Sekretärin mit eine Natriumdampf-Hochdrucklampe zu beleuchten, darf 0,8 ansetzen. Spart Strom, bringt eine Menge Ärger.

Die Energiesparlampe, die ein paar Jahre die Szene - auch in der Politik - beherrscht hat, geht dummerweise mit dem Faktor 1,6 ein. Um ein Lumen abzustrahlen, muss sie also 60 % mehr Energie schlucken. Das nennt sich einen ökologischen Fortschritt, für den sich die Minister Gabriel + Trittin (A.D.) vehement eingesetzt hatten. Das nebenbei. Die LEDs in LED-Leuchten, waren damals noch recht ineffizient (Faktor 1,1). Die LED-Klone, die man hier und da einschraubt, haben mit 1,5 50% mehr Energie verbraucht als die brave alte Stablampe. (Fragen Sie lieber nicht, was die mit der Energie macht. Die Versicherer warnen die Kundschaft vor Brandgefahren durch Retrofit-Lampen). Das ist keine Satire, sondern Realsatire. LED in bestimmten Leuchten können mehr Energien freisetzen als man in sie hinein steckt. So empfiehlt ein LED-Berater: "Wir empfehlen Ihnen mit Ihrer Brandversicherung abzuklären, welche Normen Ihre Brandversicherung fordert, wie z.B. CE, VDE, KEMA, TÜV... Lassen Sie sich die Aussage Ihrer Brandversicherung schriftlich bestätigen!" Ist doch beruhigend oder?

tabelle-din-v-18599-neu

Jetzt sind die Retrofit-Lampen in zwei Kategorien angeführt: Die mit der Fassung E27 (Ersatz für Glühlampen) gelten als besser als die Stablampe, die man als Ersatz für LL-Lampen produziert, liegen bei 0,65. Sind die LED in echten LED-Leuchten untergebracht, die für sie konzipiert sind, liegt der Faktor unter 0,50. Will sagen: Pro Watt kommen doppelt so viele Lumen heraus wie einst bei der LL-Lampe. 

Anders gesagt: Retrofit-Birnen verbrauchen fast doppelt so viel Strom. Ganz schön birnig. Wenn einer nicht in die Birne kriegt, dass LED wirklich andere Leuchtmittel sind als gewohnt, muss eben zahlen. Ganz so schlüssig ist die Sache nicht, denn ein Häuslebesitzer muss seinen Dachstuhl isolieren, koste es was es wolle, während man nach derselben Verordnung wählen kann, ob man den alten Schrott behalten und neue Röhren einbauen will oder gleich die ganze Beleuchtung erneuern. 

(Mehr in DIN Mitteilungen, Oktober 2016, alle Teile auf 14 Seiten ausführlich und sachlich erklärt und kommentiert.)

4 Comments

  1. Antworten
    Thomas 3. Januar 2017

    Mittlerweile stellen doch immer mehr Menschen auf LEDs um, da man dadurch auf Dauer Energie und die damit verbundenen Kosten einsparen kann. Natürlich kostet die Investition erstmal, aber auf Dauer zahlt es sich doch immer wieder aus.

    • Antworten
      ahmetpro 3. Januar 2017

      Das ist die Meinung der Industrie. Ob sie wahr ist, wird man nie erfahren. weil die Verbraucher bald keine Wahl haben werden.

  2. Antworten
    heinerle 6. Januar 2017

    Die Feststellung von Thomas ist gewaltig zu wage. Kauf mal was Teures, spare Energie, und es lohnt sich auf Dauer. So rechnet kein Kaufmann, der über Investitionen urteilt. Der Preisunterschied zwischen einer LED mit Leuchte und einer Glühlampe, die nur eine Fassung benötigt, ist gewaltig.

    In dem Artikel wurde dargestellt, dass Retrofit-LED doppelt so viel Strom verbrauchen wie LEDs, die für LED-Leuchten gebaut sind. Sinngemäß wird auch empfohlen, gleich richtig zu investieren und nicht alte Leuchten (bzw. überholte Konzepte) mit angepassten LEDs zu bestücken.

    Bei der Energieeffizienz kommt es übrigens nicht auf die Kosten an. Lediglich die Frage der Zumutbarkeit spielt eine Rolle. Man kann eine vorgeschriebene Maßnahme daher nicht mit Hinweis auf Kosten ablehnen.

  3. Antworten
    ahmetpro 6. Januar 2017

    ich denke, heinerle hat recht. Bei dieser Kolumne geht es lediglich darum, dass retrofit-LED doppelt so viel Strom verbraucht und u.U. eine Brandgefahr hervorrufen kann. Was hier nicht steht, ist dass die Lebensdauer von retrofit-Produkten auch mal 50 h betragen kann, anstelle von 50.000.

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