Ein Lampenhersteller wird zum Full Solution Provider

 
Irgendwie hatte ich mir den Werdegang des Osramischen Reichs anders vorgestellt. Das ist bekanntlich das Reich, über dem die Sonne nie aufgeht, damit wenigstens irgendwo auf der Welt ein kleines (künstlich) Lichtlein brennt. Davon lebte Osram - und wir mit. Nun ist der Tag gekommen, Abschied von der Vergangenheit zu nehmen. Im HighLicht vom 1. Februar ist die Story vom Neustart von Osram zu lesen. Erzählen tut die Geschichte Dr. Eladia Pulido, CEO BU Lighting Solutions.

Ich dachte zunächst, das Ganze würde durch den Spruch "Wenn Intelligenz ans Licht kommt" eingeleitet werden. Der gehört aber der Werbung einer anderen Firma, zufällig auf der gleichen Seite erschienen. Ja, wenn Intelligenz ans Licht kommt. Ich warte ja schon sehr lange darauf. Bevor sie denn kommt, muss man mit viel Denglish seine Kompetenz für den deutschen Markt unter Beweis stellen. Eigentlich erwartet dies niemand von Osram, die Kompetenz unter Beweis stellen. Die Firma gehört zum deutschen Wesen wie … Ach, weiß ich wer. Sie gehört einfach dazu! Punkt!

OSRAM-nu-wieder

Bisschen hatte sie sich ja von uns entfernt, als sie z.B. mit Sylvania anbandelte. Das ist zum Glück vorbei. Im gleichen Heft ist die Meldung zu lesen, dass Sylvania in neuen Händen sei. Ein Fachunternehmen scheint sie zu kaufen, Shanghai Feilo Acoustics Co. Ltd. Aus welchem Fach das Unternehmen stammt, sieht man an dem Namen. Mit Licht neue Töne anschlagen - ist doch was. 

Osram habe ich bei der Meldung vermisst. War ja nicht mehr dabei. Denn der Verkäufer heißt Havells und ist ein indischer Konzern. Der verkauft halt ein amerikanischen Unternehmen an ein chinesisches.  Und Osram guckt in die Sylvania-Röhre? Nicht doch - die Story ist viel älter. In der guten alten Zeit war Sylvania aus Unternehmen entstanden, die ausgebrannte Glühfäden in Lampen erneuerten. Sowas gibt es? Es gab so viel zu tun, dass man davon sogar reich werden konnte.

Später, in den 1930ern fusionierte Sylvania ein paar mal bis sie wirklich zum Full Solution Provider wurde, sie fertigte neben Lampen und Radioröhren auch Leuchten, Radarsichtgeräte und Unterhaltungselektronik wie Fernseher und Radios. Eine zündende Idee hatte sie auch, einen Näherungszünder nannte sie ihr eigenes Produkt. Der fliegt vor jeder Granate und Rakete an prominenter Stelle mit und zündet die Sprengladung halt bevor das Ganze zu Schrott wird.

 
Die Mama von Sylvania (GTE General Telephone) hatte Ende der 1980er Jahre die glorreiche Idee, die z.B. Mannesmann zum Verhängnis wurde, sich im Mobilfunkbereich auszubreiten. So wurde Sylvania, immerhin Besitzer des globalen Lichtkuchens zu 25%, verkauft. Das ist leichter gesagt denn getan, denn die heißesten Kandidaten besaßen jeweils 25% von dem Kuchen und hießen Philips, Osram und General Electric. So etwas nennt sich Oligopol und lässt sich nicht etwa deswegen aus der Ruhe bringen, weil da einer Funken will statt über Draht zu telefonieren. Die Kartellwächter wollten nicht, dass die verbliebenen Mitglieder des Oligopols eine neue Mutter präsentierten. So kam Osram an die Rechte in Europa, Nordamerika, Mexiko - und nicht zu vergessen - Puerto Rico. Das tropische Land ist zwar ein Zwerg in Lampenverbrauch, eben weil tropisch, und ein amerikanisches Protektorat dazu. Man gibt aber nie freiwillig was von seinem Machtbereich ab.

Was abgegeben werden musste, waren Europa, Asien und Lateinamerika. Wie das Ganze vonstatten gegangen sein soll, kann man auf diversen Sylvania Websites lesen, freilich ohne Gewähr. Denn nur Kinder glauben, dass hübsch aufgemachte Webseiten Information enthalten, die der Wahrheitsfindung dienen soll. Wär ja auch dumm, Kartellbehörden Munition frei Haus zu liefern. Diese Sylvania wird nun verkauft.

 
Jetzt kommt´s … Die neue Mutter von Sylvania will nicht irgend eine Glühlampenfabrik gekauft haben, sondern "Feilo is proud to partner with Sylvania to create a world leading lighting brand." Auf Deutsch: Wir wollen die führende Marke für Licht aufbauen. Das hat Zhuang Shenan, president of Shanghai Feilo Acoustic gesagt. Und die Großmutter von Sylvania, Yaming, will noch größer werden.

Full Solution Provider - anstelle einer Lampenfabrik, die früher nicht einmal Leuchten herstellen durfte - ist ein Wort. Ich denke, einige andere wollen auch ein Wörtchen mitreden. Yaming kommt übrigens auf Light&Building 2016. Mit LED Series IntEco - nicht zu verwechseln mit SiTeCo. Die ist eine Osram Tochter. Früher hieß sie anders und war so´ne Art Mutter.

5 Comments

  1. Antworten
    bulbhead 9. März 2016

    Will OSRAM nu weiter Lampen bauen oder nicht? Was macht Sylvania in Deutschland?

    • Antworten
      ahmetpro 21. März 2016

      Ich denke, heute habe ich gelernt. Ich war auf der Light + Building. Der OSRAM-Stand sah aus, als wüsste keiner, wohin mit OSRAM. Man hatte eher das Gefühl, in einer Mega-Imbissbude zu sein, wo alles mögliche in Displays abgebildet wird. Nur nicht die Zukunft von Licht.

  2. Antworten
    ahmetpro 9. März 2016

    Wenn ich das wüsste, was OSRAM machen will. Bei der letzten Hauptversammlung wollte Siemens, der Großaktionär, noch das Steuer umgeschmissen sehen. Dann stiegen die Aktien. Als sich der Osram-Chef durchsetzte, fielen sie wieder. Da wird es nocht einiges hin und her gehen.

    Was Sylvania in Deutschland macht? Am besten den Katalog fragen: http://www.sylvania-licht.com/attachments/article/62/V3%20Luminaires%20catalogue%20-%20web1.pdf

  3. Antworten

    […] Duopol oder gar Monopol nicht reicht. Einige interessante Aspekte hatte ich bereits kommentiert (hier oder da). Da man einen Teil davon ziemlich eigenständig betreiben wollte, hat man das Geschäft […]

  4. Antworten

    […] die Lichttechnik von der Mutter verstoßen (hier), nach einigen Abenteuern von OSRAM eingekauft (da). Am Ende verstieß die Mama auch OSRAM (dort). Jetzt verkauft OSRAM das Leuchtengeschäft (na […]

Schreibe einen Kommentar zu bulbhead Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert