Der ewige Sommertag im Büro

 

Traum für die einen, Horror für die anderen: Im Büro herrscht immer der ewige Sommertag. Es ist weder warm noch kalt. Wenn es zieht, sind meistens die Insassen schuld. Denn die Temperatur bleibt immer gleich. Auch das Licht kennt keine [Zeit]grenzen, es herrscht immer 500 lx. Wenn nicht, sind die Fenster schuld, und man lässt einfach die Jalousien runter. Man denkt, im Büro ist die Zeit stehengeblieben. Nur die Chronobiologen behaupten, das wäre anders, weil die Menschen vielfältigen Einflüssen ausgesetzt wären. Nur die Tagesrhythmik bliebe stehen, wenn die Beleuchtung sich nicht ändert. Die Jahresrhythmik wäre was anderes.

Eine Untersuchung der BAuA zum Unfallgeschehen und Körperrhythmen "CIRCANNUALE RHYTHMIK BEI TÖDLICHEN ARBEITSUNFÄLLEN – ANPASSUNG DER INNEREN UHR AN SAISONALE VERÄNDERUNGEN DES TAGESLICHTS?" sagt aber was anderes. Da steht zu lesen, dass das Außenlicht die Rhythmik des Menschen nicht steuere, wenn die Beleuchtung modern ist.

Es wäre eine neue Qualität der Beeinflussung durch künstliches Licht, wenn sich die Jahresrhythmik, die seit Jahrmillionen nur von der Sonne und von den Jahreszeiten gesteuert wird, gar keine mehr ist. Tolle Möglichkeiten eröffnen sich einem. Warum muss es gerade ein lauer Sommertag sein? Man kann auf Frühling steuern, wenn die Hormone eher auf Liebe aus sind. Oder auf Herbst … Nö, das ist nicht gut. Da röhrt zwar der Hirsch, damit Bambi nicht im Winter geboren wird. Aber Menschen finden den Herbst nicht immer prickelnd. 

Oder eben Winter? Wampe pflegen, sich in den Schlaf wiegen? Auch nicht gut. Bleiben wir beim moderaten Sommertag. Und fragen die Protagonisten von HCL, was sie so anbieten. Human Centric Lighting - im Dienste von Auf- und Ab nicht nur der Tageszeiten, sondern auch der Jahreszeiten. Das können wir sogar den tropischen Ländern verkaufen. Die kennen nämlich keine Jahreszeiten. Wenn wir auch keine kennen - werden wir auch so fleißig wie die Leute in den Tropen? Ich nehme die Frage postwendend zurück. Sie könnte sich geschäftsschädigend auswirken. 

Stothard et al. [konnten] nachweisen, dass die innere Uhr darüber hinaus auf saisonale Veränderungen in der Photoperiode synchronisiert. Allerdings betonen Stothard et al., dass diese Ergebnisse lediglich für natürliche Expositionsbedingungen im Freien zutreffen. Unter modernen elektrischen Beleuchtungsbedingungen zeigten sich in den Untersuchungen von Stothard et al. keine saisonalen Unterschiede bei der Dauer und dem Zeitpunkt der Melatoninausschüttung.

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